Diabetes aktuell 2016; 14(05): 246
DOI: 10.1055/s-0042-114354
Forum der Industrie
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Therapieziele

Die Stellschrauben der antidiabetischen Behandlung
Reimund Freye
1   Baden-Baden
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Publikationsdatum:
02. September 2016 (online)

 

Das Armamentarium zur Behandlung des Typ-2 Diabetes ist in den letzten Jahren beständig gewachsen. In Berlin diskutierten Experten verschiedene Therapiestrategien, um jeweils unterschiedliche Ziele zu erreichen. Hinsichtlich des HbA1c kann ärztlicherseits eine reaktive oder proaktive Haltung eingenommen werden. Dessen Einstellung hat differente Auswirkungen auf mikro- und makrovaskuläre Ereignisse. Bezüglich kardiovaskulärer Endpunkte jedoch tritt das Cholesterin in den Vordergrund.

Wird ein Typ-2-Diabetes (T2D) diagnostiziert, so Prof. Dirk Müller-Wieland, RWTH Aachen, „können wir – nach Lebenstilmaßnahmen – mit oralen Antidiabetika (OAD) intervenieren.“ Metformin kann zunächst allein verabreicht werden. Sodann ist eine Kombination mit einem DPP-4-Hemmer (z. B. Sitagliptin /Metformin, Janumet®) oder einem SGLT-2-Inhibitor möglich.

Reaktives oder proaktives Management

Der Arzt kann zunächst vorsichtig intervenieren, was ihn jedoch immer wieder zu Reaktionen zwingt, und den Patienten nur zeitweise im HbA1c-Zielbereich hält. Oder er betreibt ein „proaktives Management mit einer frühen Kombination zweier OAD.“ Dass letztere Option Vorteile für den Patienten zeitigt, so Müller-Wieland, haben die Daten einer großen retrospektiven Kohortenstudie[*] gezeigt, in welcher über 90 000 T2D-Patienten über bis zu mehr als 20 Jahre beobachtet wurden.

Die Patienten, welche zu Beginn der Behandlung über 12 Monate im therapeutischen Bereich eines HbA1c von kleiner 7 % gehalten wurden, hatten langfristig ein erheblich besseres Outcome als die Patienten, welche ein reaktives Therapieregime erhielten. Bei letzteren stieg die Rate an Myokardinfarkten um 80 % gegenüber den kontrollierten T2D-Patienten, die Herzinsuffizienz trat um 63 % häufiger auf und es wurden 50 % mehr Schlaganfälle dokumentiert [1].

Allerdings muss man auch wissen, so der Diabetologe weiter, welchen Einfluss der HbA1c auf mikro- oder makrovaskuläre Komplikationen hat. Steigt die Ereignisrate von Retino- und Nephropathie bereits bei einem Wert über 7 % exponentiell stark an, so beeinflusst eine Senkung des HbA1c, sofern er sich im Bereich unterhalb von 8,5 % bewegt, nur wenig makrovaskuläre Ereignisse.

Hier zeigte die IMPROVE-IT-Studie, wie Prof. Christian A. Schneider, Köln, darlegte, deutliche Effekte einer drastischen Senkung des LDL-Cholesterins bezüglich makrovaskulärer Endpunkte. Durch eine zusätzliche Gabe von Ezetimib zum Simvastatin wurde ein Zielwert von median 50 mg/dl gegenüber 70 mg/dl des LDL erreicht. Diese Differenz bewirkte eine Reduktion aller nichttödlichen Myokardinfarkte um 13 % sowie aller nicht-tödlicher Insulte um 23 %“, unterstrich Schneider; diese Ergebnisse beruhen auf der 6-Jahres Follow-up-Auswertung der Studie [2].

Quelle: Satellitensymposium: „Mikro- und makrovaskuläre Folgeschäden vermeiden – Evidenzbasierte Therapie für Ihre Patienten mit T-2 Diabetes“, im Rahmen der 51. Jahrestagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft, Berlin,
4. Mai 2016. Veranstalter: MSD


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