Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2016; 26(05): 215-224
DOI: 10.1055/s-0042-114440
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Der MSFC bei der Erwerbsprognose von Rehabilitanden mit Multipler Sklerose

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Publication Date:
09 November 2016 (online)

Aus: Akt Neurol 2016; 43(05): 293–297

Hintergrund und Ziel: Die hohe Anzahl an Frühberentungen aufgrund einer Multiplen Sklerose (MS) kann allein mit körperlichen Funktionseinschränkungen nicht erklärt werden. Der Multiple Sclerosis Functional Composite (MSFC) berücksichtigt als validiertes Assessmentinstrument sowohl die physischen als auch kognitiven Auswirkungen der MS. Ziele dieser Untersuchung waren die Einsatzmöglichkeit des MSFC als Verlaufstest in der medizinischen Rehabilitation und seine Tauglichkeit als Prädiktor für die Erwerbsprognose zu bewerten.

Methoden: Mittels einer retrospektiven, unizentrischen Längsschnittsstudie wurde der routinemäßig zu Beginn (t0) als auch zum Ende (t1) des Rehabilitationsaufenthalts erhobene MSFC bei 77 Rehabilitanden mit MS korreliert: der MSFC (t0) mit dem Erwerbsstatus bei Aufnahme, als Verlaufstest (t0, t1) während der stationären Rehabilitation in Abhängigkeit zum Erwerbsstatus, und der MSFC (t1) mit der Erwerbsprognose bei Entlassung.

Ergebnisse: Ein positive/negativer Erwerbsstatus bei Aufnahme wies keine Abhängigkeit von demografischen Daten bzw. Krankheitsfaktoren (Verlaufsform, Dauer der Erkrankung) auf, jedoch zeigten Rehabilitanden mit Erwerbstätigkeit bei Aufnahme einen signifikant höheren MSFC (z-Score −0,26±0,73 SD) als die ohne Erwerbstätigkeit (−0,68±0,96 SD; p=0,05). Im Verlauf verbesserten sich nicht signifikant im MSFC (z-Score) sowohl die Rehabilitanden ohne Erwerbstätigkeit (−0,68±0,96 SD (t0) auf −0,57±0,95 SD (t1)) als auch die mit Erwerbstätigkeit (−0,26±0,73 SD (t0) auf −0,06±0,89 SD (t1); p=0,278), der signifikante Gruppenunterschied blieb bestehen (p=0,002). Der MSFC (t1) war bei Rehabilitanden mit positiver Erwerbsprognose (+ 0,08±0,91 SD) signifikant höher als bei denen mit ­negativer Erwerbsprognose (−0,66±0,86 SD; p<0,001). Unabhängig von einem positiven bzw. negativen Erwerbsstatus bei Aufnahme wiesen alle Rehabilitanden mit positiver Erwerbsprognose im MSFC (t1) einen positiven z-Score auf (0,03±0,95 SD bzw. 0,35±0,69 SD).

Schlussfolgerung: In der medizinischen Rehabilitation der Multiplen Sklerose erweist sich der MSFC als hilfreiches Assessmentinstrument mit signifikanter Korrelation zum Erwerbsstatus bei Aufnahme und Erwerbsprognose bei Entlassung. Ein positiver MSFC scheint mit einer positiven Erwerbsprognose assoziiert zu sein. Sowohl Rehabilitanden mit als auch ohne Erwerbstätigkeit wiesen im Rehabilita­tionsverlauf Verbesserungen im MSFC auf.

Leniger T et al. Der MSFC bei der Erwerbsprognose von Rehabilitanden mit Multipler Sklerose. Akt Neurol 2016; 43(05): 293–297