Psychother Psychosom Med Psychol 2016; 66(09/10): 345
DOI: 10.1055/s-0042-115849
Psycho-Skop
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Reizdarm-Patienten – Darm und Psyche sind eng verbunden

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Publication Date:
07 October 2016 (online)

Rund 11% der Weltbevölkerung leiden unter dem Reizdarmsyndrom. Eine aktuelle Studie einer deutsch-amerikanischen Forschergruppe zeigt nun, dass Stress und Angstleiden die Entstehung eines Reizdarmsyndroms begünstigen. Die Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM) rät daher dazu, bei einem Reizdarmsyndrom immer auch eine psychosomatische Beratung in Betracht zu ziehen. Im Rahmen einer kürzlich veröffentlichten Kohortenstudie (Am J Gastroenterol 2016; 111: 1320–1329) befragten die Experten knapp 2000 Fernreisende. „Ziel der Studie war es, die individuelle Einwirkung psychologischer und demografischer Faktoren wie Alter und Geschlecht, körperlicher Symptome, sowie von Magen- und Darm-Infektionen auf die Entwicklung des Reizdarmsyndroms zu untersuchen“, erklärt Prof. Bernd Löwe, Hamburg. „Insbesondere wurde die Hypothese überprüft, inwieweit psychologische Faktoren wie Ängste oder Stress vorhersagen können, ob ein Reizdarmsyndrom neu entsteht und wie es sich entwickelt.“

Sowohl das Geschlecht, als auch die Anfälligkeit für Durchfallerkrankungen, aber ebenfalls Stress und seelische Belastungen wie übermäßige Ängste spielen eine Rolle für die Entstehung eines Reizdarmsyndroms. Eine akute Infektion des Magen- und Darmtrakts löst dann in vielen Fällen den Beginn des Reizdarmsyndroms aus. Erhöht wird das Risiko einer Erkrankung durch die Wechselwirkung dieser Faktoren. Zudem waren Frauen deutlich häufiger betroffen als Männer. Auch bei Menschen, die zu Durchfall unter Stress neigten sowie unter Angststörungen litten, trat das Reizdarmsyndrom eher auf. „Die Studie zeigt einmal mehr, dass Psyche und körperliche Beschwerden eng zusammenhängen“, sagt Prof. Harald Gündel, Ulm. „Für die Betroffenen geht das Reizdarmsyndrom mit einem hohen Leidensdruck einher. Um eine schnelle, ganzheitliche und nachhaltige Hilfe gewährleisten zu können, ist es wichtig, dass die Betroffenen neben körperlichen eben auch seelische Ursachen in Betracht ziehen und sich frühzeitig psychologische Beratung suchen“, so Gündel. Das gelte insbesondere dann, wenn das Reizdarmsyndrom bspw. während oder nach einer seelisch belastenden oder „stressigen“ Lebensphase, oder im Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen auftritt.

Nach einer Mitteilung der DGPM, Stuttgart