Gesundheitsökonomie & Qualitätsmanagement 2017; 22(03): 135-143
DOI: 10.1055/s-0042-117959
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Attribute Non-Attendance in Discrete-Choice-Experimenten

Implikationen für Studien im Gesundheitswesen
Laura Bölter
,
Andrew Sadler
,
Axel C. Mühlbacher
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
08. November 2016 (online)

Preview

Zusammenfassung

Ziel/Hintergrund Bei der Präferenzmessung mit Discrete-Choice-Experimenten (DCE) wird implizit angenommen, dass die Befragten alle gegebenen Informationen bei der Entscheidungsfindung berücksichtigen. Studien zeigten jedoch, dass in komplexen Befragungssituationen Verarbeitungsstrategien wie Attribute Non-Attendance (ANA) genutzt werden, um Wahlentscheidungen zu vereinfachen. Dies führt zu unvollständigen Trade-offs. Ziel der Studie war es, die Bedeutung von ANA in Präferenzmessmethoden, speziell DCEs, zu untersuchen und ANA-Strategien zu identifizieren.

Methodik Ausmaß und Folgen von ANA-Strategien in DCEs wurden aus der Literatur zusammengetragen. Der Schwerpunkt lag auf der Identifikation von ANA mit qualitativen und quantitativen Methoden, den Arten von ANA-Strategien, der Berücksichtigung von ANA bei der Auswertung und der Prävention von ANA in DCE-Studien.

Ergebnisse Durch die Berücksichtigung von ANA in der Ergebnisanalyse kann eine Verbesserung der Gütekriterien des statistischen Analysemodells erreicht werden. Den stärksten Einfluss hatte ANA auf die Berechnung der Zahlungsbereitschaft (WTP). In Studien wurden hohe Anteile von Befragten identifiziert, die das Kostenattribut ignorierten.

Fazit Die Nichtberücksichtigung von Verarbeitungsstrategien in DCEs kann zu verzerrten Ergebnissen und falschen gesundheitspolitischen Entscheidungen führen. Besondere Berücksichtigung von ANA in der Analyse erscheint dann erforderlich, wenn die WTP ermittelt werden soll.

Abstract

Aim/Background In Discrete Choice Experiments (DCE) it is implicitly assumed that respondents consider all given information to make their choices. However, studies have shown that in complex situations people often use attribute processing strategies such as attribute non-attendance (ANA) in order to simplify choice decisions. This leads to incomplete trade-offs. The aim of the study was to investigate the significance of ANA in preference measurement methods, especially DCEs, and identify ANA strategies.

Methods This paper investigates the impact of ANA on DCE studies. Focus was on identification of ANA with qualitative and quantitative methods used in the literature, identification of different types of ANA-strategies, consideration of ANA in the analysis and prevention of ANA in DCEs.

Results Accounting for ANA in analysis improved the fit criteria of a model. ANA had the most influential effect on the estimation of willingness to pay (WTP). Studies found a greater share of respondents who ignored the cost attribute.

Conclusion Not accounting for ANA in DCEs might lead to biased results and, in consequence, to false health policy decisions. Accounting for ANA is highly recommended when estimation of WTP is the main focus of a study.