kleintier konkret 2017; 20(03): 27-33
DOI: 10.1055/s-0042-120601
hund
orthopädie
Enke Verlag in Georg Thieme Verlag KG Stuttgart

Vorkommen und Diagnostik der OCD beim Hund

Susann Piesnack
Universität Leipzig, Klinik für Kleintiere
,
Claudia Köhler
Universität Leipzig, Klinik für Kleintiere
,
Vivian Fromme
Universität Leipzig, Klinik für Kleintiere
,
Michaele Alef
Universität Leipzig, Klinik für Kleintiere
,
Ingmar Kiefer
Universität Leipzig, Klinik für Kleintiere
› Author Affiliations
Further Information
Dr. Susann Piesnack
Dr. Claudia Köhler
TÄ Vivian Fromme
Prof. Dr. Michaele Alef, Dipl ECVAA, FTÄ für Chirurgie und Anästhesiologie
Dr. Ingmar Kiefer
Universität Leipzig
Klinik für Kleintiere
An den Tierkliniken 23
04103 Leipzig

Publication History

Publication Date:
28 June 2017 (online)

 

Die Osteochondrosis dissecans (OCD) ist bei Hunden eine häufig diagnostizierte Lahmheitsursache. Sie tritt in der Regel bei jungen, schnell wachsenden mittelgroßen und großen Hunden auf. Die Verdachtsdiagnose ergibt sich durch die Anamnese mit einer Krankheitshäufung im jugendlichen Alter ab dem 5. Monat, andererseits durch die Lahmheitsuntersuchung. Die Diagnosesicherung erfolgt dann durch die Bildgebung, meist durch die Röntgendiagnostik des entsprechenden Gelenks.


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Definition

Die OCD ist eine erblich bedingte Störung der enchondralen Ossifikation. Sie manifestiert sich im Schulter-, Ellbogen-, Knie- und Sprunggelenk sowie am Kreuzbein unreifer mittelgroßer und großer Rassen. Das durch Retention degenerierte Knorpel- und subchondrale Knochengewebe bildet unter Verlust von Chrondrozyten einen Spalt an der Verbindungsstelle zwischen dem kalzifizierten und nicht kalzifizierten Gewebe. Schon durch eine normale Belastung können nun Risse entstehen, die die Loslösung einer Knorpelschuppe bewirken können [[3], [9], [16], [25]].


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Ätiologie

Bei der OCD handelt es sich um eine multifaktorielle Erkrankung. Da in der Regel schnell wachsende mittelgroße und große Hunde betroffen sind und eine Häufung bei bestimmten Rassen beobachtet wird (beispielsweise Rhodesian Ridgeback, Boxer, Deutsche Dogge, Deutscher Schäferhund, Golden Retriever, Labrador Retriever), gehen verschiedene Autoren von einer genetischen Prädisposition aus [[16], [18], [20], [25], [26]]. Ein hoher Energiegehalt des Futters, unausgewogene Gehalte an Kalzium, Phosphat und Vitamin D sowie hormonelle Imbalancen (Somatotropin, Schilddrüsenhormone, Andro- und Östrogene) sollen ebenso wie Traumata und Durchblutungsstörungen in den Epiphysenarterien einen Einfluss auf die Entstehung einer OCD haben [[5], [10], [24], [27]].

Rüden sind hierbei weitaus häufiger betroffen als Hündinnen. Obwohl die Hunde meist einseitige Lahmheiten zeigen, tritt die OCD häufig bilateral auf [[9], [18]].


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Pathogenese

Bei der OCD handelt es sich im Wesentlichen um eine Störung der enchondralen Ossifikation des Gelenkknorpels. Aufgrund unterschiedlicher metabolischer Faktoren hypertrophieren die Knorpelzellen anstatt im Sinne der Chrondrogenese und Osteogenese zu degenerieren und kalzifizieren. Den Chondroklasten fehlt infolgedessen das Signal zur Mineralisation und sie bleiben inaktiv. Das resultiert in einer kontinuierlichen Verdickung des Gelenkknorpels. Dieses Stadium der Osteochondrose kann spontan abheilen oder sich zur OCD weiterentwickeln [[22], [24]]. Ab einer kritischen Schichtdicke wird der Gelenkknorpel nur noch ungenügend mit synovialen Nährstoffen versorgt und stirbt ab. Mechanische Belastungen der betroffenen Bereiche führen zur Auflockerungen der Knochen-Knorpelgrenze, die sich zu Fissuren und schließlich zur Ablösung einer Knorpelschuppe weiterentwickeln kann [[10], [22]]. Erst jetzt spricht man von einer OCD. Häufig bleibt diese Knorpelschuppe (Dissekat) über einen dünnen medial gelegenen Steg mit dem umliegenden Gelenkknorpel verbunden. Dies wird dann als Knorpelflap bezeichnet. Löst sie sich aber vollständig von der Knorpelschicht, bildet sie einen freien Gelenkkörper (Corpus liberum oder Gelenkmaus). Heften sich Corpora libera an die Gelenkkapsel an, werden sie durch die Synovia ernährt, können weiter wachsen und schließlich auch verknöchern [[26]]. Sowohl Knorpelschuppe als auch Corpus liberum können zusätzlich eine Sehnenscheidenentzündung verursachen, die nach verschieden langer Zeit in der Regel eine Arthropathia deformans (sekundäre Arthrose) verursacht [[18], [22], [24]].


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Lokalisationen und Alter

Die häufigsten Lokalisationen der OCD beim Hund sind der zentrokaudale Anteil des Caput humeri, die Trochlea humeri, der Condylus lateralis ossis femoris sowie die Trochlea tali medialis ( Abb. [ 1 ]) [[7], [14], [16]]. Hierbei liegt das typische Alter für die klinisch apparente Erkrankung im Schultergelenk bei 5–7 Monaten. Im Ellbogengelenk erkranken die Hunde durchschnittlich mit 4–5 Monaten. Für das Kniegelenk liegt das Erkrankungsalter im Durchschnitt bei 6–8 Monaten, im Tarsalgelenk bei 4–6 Monaten [[24]].

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Abb. 1 Lokalisationen und Häufigkeit der OCD beim Hund [[14], [16], [20]]. (© Klinik für Kleintiere, Universität Leipzig)

Weiterhin können vereinzelt auch der zentrale Anteil der Cavitas glenoidalis scapulae, der Condylus medialis ossis femoris sowie die Trochlea tali lateralis betroffen sein [[8], [13], [18], [19], [21]]. Bei der vertebralen beziehungsweise sakralen OCD sind die kaudale Endplatte des L7 und/oder die kraniale Endplatte des Sakrums betroffen [[17], [19]].

Typischerweise wird die Erkrankung durchschnittlich 1–4 Monate nach dem vermutlichen Auftreten der OCD diagnostiziert. Aufgrund des akuten Auftretens und der guten Erkennbarkeit der Lahmheit wird die OCD im Ellbogengelenk besonders früh diagnostiziert. Im Schultergelenk erfolgt die röntgenologische Diagnosesicherung durch die verzögerte Ausbildung einer sekundären Arthrose zeitlich meist etwas später, gefolgt von der OCD im Tarsokruralgelenk und Kniegelenk [[16], [25]].


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Klinische Untersuchung

Obwohl die Hunde meist bilateral erkranken, werden sie zunächst mit einer einseitigen Lahmheit vorgestellt. Typischerweise wird die Erkrankung 1–4 Monate nach dem Auftreten diagnostiziert. Die Lahmheit kann unterschiedlichen Grades vorliegen, meist mit einer deutlichen Schrittverkürzung. Nach Ruhe, aber auch nach Belastung wird diese Lahmheit beobachtet. Aber besonders bei beidseitiger Erkrankung kann auch nur eine Steifheit nach dem Liegen erkennbar sein. Bei der klinischen Untersuchung liegt in der Regel eine vermehrte Gelenkfüllung vor. Die passive Beugung und Streckung des Gelenks ist meist schmerzhaft [[27], [28]].


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Diagnostik

Die Diagnosesicherung erfolgt durch konventionelle Röntgenaufnahmen des entsprechenden Gelenks.

Aufgrund der hohen Inzidenz bilateraler Läsionen wird empfohlen, immer beide Gliedmaßen zu röntgen.

Sollten hierbei unklare Befunde vorliegen, so ist meist durch die CT-Diagnostik eine endgültige Klärung möglich. Die magnetresonanztomografische Diagnostik der OCD erlaubt eine detaillierte Darstellung von Gelenkknorpel, Synovia und Knochenmark, ist aber nur in Ausnahmefällen wirklich erforderlich. Selbst noch nicht kalzifizierte Fragmente können mit hoher Sicherheit identifiziert werden. Weiterhin können Anzeichen akuter Entzündungen in Gelenken mit noch intaktem Gelenkknorpel dargestellt werden [[27], [28]].

Projektionsradiografie Schultergelenk

Auch wenn die Lahmheit an nur einer Gliedmaße offensichtlich ist, sollten stets beide Schultergelenke radiologisch untersucht werden [[3], [26]]. Der häufigste Röntgenbefund bei der OCD der Schulter besteht in einer Abflachung im kaudalen Anteil des Humeruskopfs. Weiterhin ist ein unregelmäßiger, strahlendurchlässiger, subchondraler Defekt an der Kaudalfläche des Caput humeri möglich ( Abb. [ 2 ]). Liegen kalzifizierte Corpora libera vor, so befinden sich diese für gewöhnlich über dem subchondralen Defekt ( Abb. [ 3 ]). Als zusätzlicher Röntgenbefund kann ein sklerotischer Randsaum im Bereich des Defekts erhoben werden. Im weiteren Verlauf kommt es sekundär zu einer Osteoarthrose. Zur Beurteilung des Zustands des Gelenkknorpels oder zur Darstellung nicht mineralisierter Knorpelschuppen eignen sich Nativaufnahmen jedoch nicht. Hier kann die Arthrografie mit Positivkontrastmittel manchmal hilfreich sein, wenngleich die MRT-Diagnostik bei der Beurteilung des Knorpels die Methode der Wahl darstellt.

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Abb. 2 OCD des Schultergelenks. Ein unregelmäßiger Defekt im kaudalen Bereich des Humeruskopfs ist erkennbar. Auf den Nativaufnahmen ist die nicht mineralisierte Knorpelschuppe zu erkennen. (© Klinik für Kleintiere, Universität Leipzig)
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Abb. 3 OCD des Schultergelenks. Es stellt sich ein unregelmäßiger Defekt im kaudalen Bereich des Humeruskopfs mit mineralisierter Knorpelschuppe dar. (© Klinik für Kleintiere, Universität Leipzig)

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Projektionsradiografie Ellbogengelenk

Zur röntgenologischen Darstellung von OCD-Läsionen im Bereich des Ellbogengelenks werden standardmäßig 4 Projektionen angefertigt [[10], [14], [15], [16], [24], [31]]:

  • mediolateral neutral

  • mediolateral gebeugt

  • kraniokaudal

  • kraniolateral-kaudomediale Schrägaufnahmen (15°-Projektion)

In der kraniokaudalen oder der schrägen Aufnahme fällt zunächst eine konkave beziehungsweise halbmondförmige Aufhellung des distalen medialen Humeruskondylus auf. Im späteren Stadium wird ein ausgedehnter Defekt mit subchondraler Sklerose sichtbar ( Abb. [ 4 ]). Des Weiteren kann eine Abflachung der kranioventralen Fläche der Trochlea humeri dargestellt werden. Eine isolierte Schuppe, entsprechend der OCD im Schultergelenk, ist fast nie zu erkennen [[15], [18], [22]]. Sollte die OCD in der Projektionsradiografie nicht eindeutig zu diagnostizieren sein, sind weitere Untersuchungsverfahren wie die Computertomografie ( Abb. [ 5 ]), die Magnetresonanztomografie oder die Arthroskopie zur Sicherung der Diagnose heranzuziehen [[18]].

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Abb. 4 OCD des Ellbogengelenks. Auf der kraniokaudalen Röntgenaufnahme ist ein subchondraler Defekt an der distalen Kontur der medialen Humeruskondyle erkennbar. (© Klinik für Kleintiere, Universität Leipzig)
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Abb. 5 CT-Bild eines Hundes mit OCD: Defekt (Abflachung) des subchondralen Knochens medial an der Humeruskondyle. (© Klinik für Kleintiere, Universität Leipzig)

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Projektionsradiografie Kniegelenk

Für die Darstellung der OCD am lateralen und medialen Condylus femoris wird eine mediolaterale und eine kraniokaudale oder kaudokraniale Röntgenaufnahme benötigt. Obwohl die mediolaterale Aufnahme häufig schon pathognomonische Anzeichen der OCD zeigt, ist eine kraniokaudale oder kaudokraniale Projektion erforderlich, um festzustellen, welcher Kondylus betroffen ist [[4]].

Die Röntgenbilder können Veränderungen wie eine Abflachung der Gelenkoberfläche an einem der beiden Femurkondylen (meist Medialfläche lateraler Kondylus), einen konkaven Defekt am subchondralen Knochen (mit oder ohne angrenzende Sklerose) oder selten mineralisierte Knorpelschuppen zeigen ( Abb. [ 6 ], Abb. [ 7 ]).

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Abb. 6 OCD des Kniegelenks. Auf der medio­lateralen Aufnahme ist ein strahlentransparenteres Areal im Femurkondylus im Sinne von knöchernem Substanzverlust zu erkennen. Eine Seitenzuordnung ist hier nicht möglich. Zusätzlich Illustration zur Unterscheidung der Fossa extensoria (F.e.) und der OCD-Läsion. (© Klinik für Kleintiere, Universität Leipzig)
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Abb. 7 OCD des Kniegelenks. In der kaudo­kranialen Aufnahme ist ein subchondraler Defekt distal am lateralen Femurkondylus mit angrenzendem sklerotischem Saum zu erkennen. Im Zentrum befindet sich ein mineralisiertes Fragment. (© Klinik für Kleintiere, Universität Leipzig)

Differenzialdiagnostisch kann es zu einer Verwechslung der normalen Fossa extensoria (Ursprung M. extensor digitorum longus) mit einer OCD-Läsion kommen. Die Fossa resultiert aber im Gegensatz zur OCD-Läsion nicht in einem Defekt der Gelenkfläche (kraniokaudale Projektion) und ist auf der mediolateralen Aufnahme deutlich weiter kranial und proximal lokalisiert ( Abb. [ 6 ]) [[4], [22]].

Zur besseren Diagnosesicherung, vor allem bei Verdacht auf kleinere Läsionen im Bereich des Kniegelenks, bietet sich die Computertomografie an ( Abb. [ 7 ], Abb. [ 8 ]) [[18]].

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Abb. 8 CT-Bild eines Hundes mit OCD. Substanzverlust im Bereich des lateralen Femurkondylus mit angrenzendem sklerotischem Saum. Weiterhin hochgradige osteophytäre Zubildungen. (© Klinik für Kleintiere, Universität Leipzig)

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Projektionsradiografie Tarsokruralgelenk

Standardmäßig werden zur Projektion des Tarsalgelenks eine mediolaterale und eine dorsoplantare/plantodorsale Aufnahme angefertigt. Besteht der klinische Verdacht einer OCD und lassen sich auf den genannten Projektionen aber keine Hinweise dafür feststellen, werden dorsoplantare Aufnahmen mit Flexion des Tarsus angeraten (Skyline) [[1], [22]].

Häufig ist eine Abflachung des medialen Talusrollkamms im Sinne eines subchondralen Knochendefekts zu erkennen; seltener auch des lateralen Rollkamms. Im Bereich des Defekts ist im Falle einer Mineralisation eine isolierte Knorpelschuppe zu erkennen. Die schnell einsetzende, meist hochgradige Arthrose führt zusätzlich zu einer unruhigen proximalen Kontur ( Abb. [ 9 ]). Ein weiterer Hinweis ist ein erweiterter medialer Gelenkspalt des Tarsokruralgelenks [[1], [18], [22]]. Mithilfe der Computertomografie können Ausmaß und Lokalisation der Defekte jedoch weitaus sicherer dargestellt werden [[11]].

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Abb. 9a und b Tarsus eines Hundes mit OCD. Die intrakapsuläre Weichteilschwellung weist auf einen Gelenkerguss hin. Weiterhin sind eine osteochondrale Fragmentation des medialen Talusrollkamms (Pfeil) und osteophytäre Zubildungen im Sinne einer Arthrose zu erkennen. (© Klinik für Kleintiere, Universität Leipzig)

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Projektionsradiografie OCD Kreuzbein

Verglichen mit der Diagnostik der OCD in Ellbogen oder Sprunggelenk ist die Diagnosestellung bei einer OCD des Kreuzbeins vergleichsweise einfach. In der Regel ist eine korrekt gelagerte laterolaterale Aufnahme ausreichend. Die vertebrale beziehungsweise sakrale OCD ist durch eine sklerotische Veränderung im dorsalen Bereich der knorpeligen Endplatten von L7 (kaudale Endplatte) beziehungsweise des Sakrums (kraniale Endplatte) gekennzeichnet. Es können ein oder mehrere Fragmente im Wirbelkanal zu liegen kommen. Diese bestehen aus hyalinem Knorpel und besitzen ein knöchernes Zentrum. Bedingt durch die OCD kann es zu degenerativen Veränderungen der Bandscheibe kommen. Das Cauda-Equina-Syndrom tritt dann klinisch zu einem früheren Zeitpunkt als gewöhnlich in Erscheinung. Schäferhunde zeigen für diese Art der OCD eine besondere Prädisposition [[12], [17], [19]].


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Therapie

Mit strikter Ruhighaltung und Futterumstellung kann bei Junghunden (< 6 Monate), vor allem, wenn röntgenologische Veränderungen fehlen, ein konservativer Therapieversuch erfolgen. Dieser Therapieansatz wird aber durchaus als kritisch angesehen. Ebenfalls ist eine solche Versorgung bei älteren Hunden mit länger bestehender OCD im Knie- oder Tarsalgelenk und minimaler Lahmheitssymptomatik möglich [[9]], aber auch nicht unumstritten.

Bei persistierender Lahmheit wird die operative Entfernung der Knorpelschuppe und eine vorsichtige Kürettage des darunterliegenden beeinträchtigten Knochens empfohlen. Auf diesem Wege heilt der Defekt ab und Faserknorpel kann gebildet werden. Dieser Eingriff kann durch eine Arthrotomie oder Arthroskopie erfolgen. Der Patient sollte nach der Operation für etwa 6 Wochen mit strengem Leinenzwang ruhig gehalten werden [[8]]. Danach kann eine leichte Steigerung der Bewegung erfolgen. Begleitend wird zum Aufbau der Muskulatur Physiotherapie empfohlen [[9], [18]].


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Prognose

An OCD leidende Hunde, die konservativ versorgt werden, zeigen in vielen Fällen weiterhin intermittierende Lahmheiten und fortschreitende degenerative Veränderungen des entsprechenden Gelenks [[9]]. Nach einem chirurgischen Eingriff ist die Prognose der OCD im Schultergelenk hinsichtlich einer normalen Schultergelenkfunktion günstig. Jedoch kann die Arthrose trotz der Behandlung fortschreiten. Diese geht dann aber nur selten mit einer erneuten Lahmheit einher [[18]].

Obwohl Hunde mit einer OCD im Ellbogen-, Knie- und Tarsalgelenk post OP eine verbesserte Gliedmaßenfunktion aufweisen, ist die Prognose in Bezug auf eine normale Gelenkfunktion vorsichtig zu beurteilen. Die fortschreitende Degeneration dieser Gelenke und der irreversible Knorpelverlust erfordern häufig eine medikamentöse Behandlung [[6], [9], [29]]. Auch wenn nach der Operation eine deutliche Besserung eintritt, so sollte der Einsatz als Gebrauchshund oder Sporthund sehr kritisch überdacht werden.


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Schlussfolgerung

Die OCD ist eine Erscheinungsform der Osteochondrosis, die häufig bilateral auftritt. Operativ behandelte Hunde zeigen für gewöhnlich eine Verbesserung der Gliedmaßenfunktion. Jedoch sollte der Besitzer darüber aufgeklärt werden, dass die meisten betroffenen Tiere trotz des Eingriffs fortschreitende degenerative Gelenkveränderungen zeigen, die unter Umständen eine medikamentöse Behandlung erfordern. Da die OCD eine erbliche Komponente hat, sollten die Besitzer zusätzlich davor gewarnt werden, mit den betroffenen Hunden zu züchten [[9]]. In den meisten Verbänden führt eine OCD ohnehin zum Zuchtausschluss.


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Dr. Susann Piesnack
Dr. Claudia Köhler
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Abb. 1 Lokalisationen und Häufigkeit der OCD beim Hund [[14], [16], [20]]. (© Klinik für Kleintiere, Universität Leipzig)
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Abb. 2 OCD des Schultergelenks. Ein unregelmäßiger Defekt im kaudalen Bereich des Humeruskopfs ist erkennbar. Auf den Nativaufnahmen ist die nicht mineralisierte Knorpelschuppe zu erkennen. (© Klinik für Kleintiere, Universität Leipzig)
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Abb. 3 OCD des Schultergelenks. Es stellt sich ein unregelmäßiger Defekt im kaudalen Bereich des Humeruskopfs mit mineralisierter Knorpelschuppe dar. (© Klinik für Kleintiere, Universität Leipzig)
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Abb. 4 OCD des Ellbogengelenks. Auf der kraniokaudalen Röntgenaufnahme ist ein subchondraler Defekt an der distalen Kontur der medialen Humeruskondyle erkennbar. (© Klinik für Kleintiere, Universität Leipzig)
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Abb. 5 CT-Bild eines Hundes mit OCD: Defekt (Abflachung) des subchondralen Knochens medial an der Humeruskondyle. (© Klinik für Kleintiere, Universität Leipzig)
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Abb. 6 OCD des Kniegelenks. Auf der medio­lateralen Aufnahme ist ein strahlentransparenteres Areal im Femurkondylus im Sinne von knöchernem Substanzverlust zu erkennen. Eine Seitenzuordnung ist hier nicht möglich. Zusätzlich Illustration zur Unterscheidung der Fossa extensoria (F.e.) und der OCD-Läsion. (© Klinik für Kleintiere, Universität Leipzig)
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Abb. 7 OCD des Kniegelenks. In der kaudo­kranialen Aufnahme ist ein subchondraler Defekt distal am lateralen Femurkondylus mit angrenzendem sklerotischem Saum zu erkennen. Im Zentrum befindet sich ein mineralisiertes Fragment. (© Klinik für Kleintiere, Universität Leipzig)
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Abb. 8 CT-Bild eines Hundes mit OCD. Substanzverlust im Bereich des lateralen Femurkondylus mit angrenzendem sklerotischem Saum. Weiterhin hochgradige osteophytäre Zubildungen. (© Klinik für Kleintiere, Universität Leipzig)
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Abb. 9a und b Tarsus eines Hundes mit OCD. Die intrakapsuläre Weichteilschwellung weist auf einen Gelenkerguss hin. Weiterhin sind eine osteochondrale Fragmentation des medialen Talusrollkamms (Pfeil) und osteophytäre Zubildungen im Sinne einer Arthrose zu erkennen. (© Klinik für Kleintiere, Universität Leipzig)