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DOI: 10.1055/s-0042-121411
Respiratorische Anpassungsstörungen – High-Flow-Nasenkanüle als primäre Atemunterstützung bei Frühgeborenen
Publication History
Publication Date:
21 December 2016 (online)
Hintergrund: Bei Frühgeborenen, die eine Atemunterstützung benötigen, wird meistens ein nasaler CPAP (continuous positive airway pressure) eingesetzt, aber in den letzten Jahren hat sich in dieser Indikation auch die sog High-Flow-Nasenkanüle etabliert. Als sekundäre Atemunterstützung nach Entwöhnung von einer maschinellen Beatmung hat sich das Verfahren als gleichwertig mit der CPAP-Atmung gezeigt. Wie es als primäre Technik abschneidet, haben jetzt Mediziner aus Australien und Norwegen untersucht.
Methoden: In die multizentrische, randomisierte Nichtunterlegenheitsstudie von Calum Roberts und seinen Kollegen, wurden zwischen Mai 2013 und Juni 2015 in 9 Zentren insgesamt 564 Frühgeborene eingeschlossen. Die Kinder waren mit einem Gestationsalter von mindestens 28 Wochen und höchsten 36+6 Wochen zur Welt gekommen, hatten keinen Surfactant erhalten und benötigten innerhalb von 24 Stunden nach der Geburt eine nicht invasive Atemhilfe. Sie wurden nach dem Zufallsprinzip einer von 2 Gruppen zugewiesen:
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traditionelle CPAP-Unterstützung mit einem Druck von 6–8 cm H2O (n = 286; Gruppe 1)
oder
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High-Flow-Nasenkanüle mit einem Gasfluss von 6–8 l / min (n = 278; Gruppe 2).
Als primären Endpunkt beurteilten die Wissenschaftler die Häufigkeit eines Therapieversagens innerhalb von 72 Stunden nach der Randomisierung, definiert als inspiratorischer Sauerstoffbedarf ≥ 40 %, arterieller oder kapillärer pH-Wert ≤ 7,2 oder CO2-Partialdruck > 60 mm Hg oder ausgedehnte Apnoephasen.
Ergebnisse: Das unabhängige Data and Safety Monitoring Committe empfahl nach einer Zwischenauswertung im Juni 2015 den vorzeitigen Abbruch der Studie, nachdem ein Therapieversagen bei
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38 Kindern in Gruppe 1 (13,3 %)
gegenüber
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71 Kindern (25,5 %) in Gruppe 2 (p < 0,001)
aufgetreten war. Dieser Unterschied blieb auch bestehen, wenn die Ergebnisse nach einem Gestationsalter < 32 Wochen bzw. ≥ 32 Wochen stratifiziert ausgewertet wurden.
Signifikante Unterschiede bei der Intubationsrate innerhalb von 72 Stunden fanden sich nicht, auch weil Kinder mit Therapieversagen unter High-Flow-Atmung zunächst eine CPAP-Unterstützung erhalten konnten. Ebenso waren Todesfälle vergleichbar häufig (jeweils 0,4 %). Nasenverletzungen (18,5 vs. 8,3 %) traten unter CPAP-Atmung häufiger auf, typische Frühgeborenenkomplikationen dagegen waren zwischen den beiden Gruppen gleich verteilt.
Diese Daten liefern keine Unterstützung für den primären Einsatz der High-Flow-Nasenkanülen als Atemhilfe bei Frühgeborenen, fassen die Autoren zusammen. Das steht im Gegensatz zu den Ergebnissen beim Vergleich der beiden Verfahren nach primärer endotrachealer Intubation und maschineller Beatmung. Eine Ursache für diesen Unterschied könnte sein, dass die beatmeten Kinder im Gegensatz zu den hier untersuchten im Allgemeinen Surfactant erhalten hatten – und bei fehlender Surfactant-Gabe CPAP die Entfaltung der Alveolen besser unterstützen könnte als die High-Flow-Atmung. Inwieweit diese Ergebnisse auch für termingeborene Säuglinge gelten, die eine Atemhilfe benötigen, müssen weitere Studien untersuchen.
Dr. Elke Ruchalla, Bad Dürrheim