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So gelingt der Jobstart – 7 Tipps für Berufs-Einsteiger*innen, Vorgesetzte und Kolleg*innen




Du hast das Examen gemeistert und startest nun voller Motivation und Neugier in den therapeutischen Arbeitsalltag? Glückwunsch! Damit die erste Zeit im neuen Job für alle ein Erfolg wird, gibt's hier ein paar Tipps, die sowohl Berufseinsteiger*innen als auch ihren Vorgesetzten und Kolleg*innen beim Einarbeiten und Kennenlernen helfen.
1 Mentor*in hilft beim Einstieg
Du steckst voller Tatendrang und freust dich auf neue Aufgaben. Klar, wer nach Berufsfachschule oder Studium in die Rolle des „fertigen“ Therapeuten bzw. der „fertigen“ Therapeutin wechselt, steht vor neuen Herausforderungen. Nun trägst du selbst die Verantwortung für deine Patient*innen und musst alleine überlegen, welche Assessments oder Therapieverfahren du anwendest. Mentor*innen sind eine gute Begleitung bei den ersten Schritten in den Beruf. Sie geben ihr fachliches Wissen und ihre Erfahrung an dich weiter und unterstützen dich in deiner beruflichen und persönlichen Entwicklung. Vorteil: Die Kolleg*innen sind berufserfahrener, ihr steht aber hierarchisch auf gleicher Ebene. Deshalb ist diese Art der kollegialen Einarbeitung eine gute Orientierungsmöglichkeit für dich.
2 Einarbeiten auch für Mentor*innen.
Mentor*innen sind feste Ansprechpartner*innen für alle Fragen der neuen Kollegin bzw. des neuen Kollegen. Darauf bereitet sich das Team am besten vor, ehe der oder die „Neue“ ihren ersten Arbeitstag hat: Wer übernimmt die Mentorenrolle? Welche Antworten auf häufig gestellte Fragen muss man dafür parat haben? Ein gut vorbereiteter Mentor hilft, den Übergang in die Praxis sanft und erfolgreich zu gestalten.
3 Einarbeitungsplan und zeitlichen Rahmen festlegen
Ein individueller Einarbeitungsplan für die Abteilung oder Praxis ist sinnvoll. Denn für erfahrene Kolleg*innen sind viele Aufgaben ganz selbstverständlich, bei denen du als Neuling mehr Informationen über die Abläufe und Inhalte benötigen wirst. Neben organisatorischen Aufgaben wird im Einarbeitungsplan vor allem das therapeutische Vorgehen klar benannt. Außerdem wird ein zeitlicher Einarbeitungsrahmen definiert (► Kasten).
4 Methoden der Einarbeitung
Die Art der Einarbeitung kann sehr variieren und in kombinierter Form erfolgen: Häufig erwartet Neulinge zunächst ein theoretischer Einstieg (z.B. über das muskuläre Zusammenspiel am Schultergelenk) oder Literaturtipps, z.B. ein Fachartikel über ein Therapiekonzept. Das sind gute Ausgangspunkte, bevor es an die konkrete Anwendung geht. Idealerweise hast du als Berufsanfänger*in die Möglichkeit, Patient*innen mit deiner Mentorin oder deinem Mentor zusammen zu behandeln oder im gleichen Therapieraum parallel zu arbeiten. Dadurch kannst du am Modell lernen und währenddessen Fragen stellen. Falls das nicht möglich ist und du direkt selbstständig arbeitest, ist Supervision mit klarem Feedback durch den Mentor bzw. die Mentorin eine mögliche Variante, die therapeutischen Fähigkeiten zu reflektieren und auszubauen.
5 Fachliches Know-how
Fachliche Inhalte nehmen in der Einarbeitung den größten Teil in Anspruch. Du lernst etwa, welche Assessments oder Befundsysteme in der Einrichtung oder Praxis verwendet und wie sie durchgeführt werden. Außerdem bekommst du eine Anleitung, welche Behandlungsansätze oder -konzepte du wann einsetzen kannst. Vielen Berufsanfängern hilft es, den Behandlungsprozess bei einer Neuaufnahme gemeinsam zu beginnen, Therapieziele und mögliche Methoden mit dem Mentor bzw. der Mentorin abzusprechen und erst nach und nach mehr Verantwortung zu übernehmen. Das ist aber nicht überall möglich. Hier bietet sich ebenfalls eine Supervision an.
6 Organisatorisches
Daneben sind organisatorische Strukturen ein wichtiger Punkt der Einarbeitung. Du brauchst z.B. auch Anleitung, wie und wann welche Dokumentation gemacht werden muss (► siehe hierzu auch Artikel unseres VPT-Justiziars auf Seite 19). Dazu gehören die kurzen Verlaufsdokumentationen pro Behandlung und das Erstellen eines Berichts nach Vorgaben der Einrichtung. Hinzu kommen die Urlaubsregelungen, das Vertretungssystem und der Umgang mit Überstunden. Je besser die Orga geregelt ist, desto reibungsloser läuft es in der Praxis..
7 Und jetzt: Viel Spaß!!!
Neben all dem vielen Neuen, was ihr lernen müsst, macht das Einarbeiten auch Spaß! Du bringst zwar wenig Berufserfahrung, aber eine Menge Wissen und frische Ideen mit ein. So kannst auch du Kolleg*innen Denkanstöße und Impulse für ihre Arbeit geben. Denn: „Geteiltes Wissen ist doppeltes Wissen.“ Und schließlich haben sich alle Therapeut*innen dem Prozess des lebenslangen Lernens verschrieben.
Nina Krapf
In Kliniken geht die Einarbeitung oft über Wochen oder Monate. Betrachtet man die Literatur dazu, dauert sie mitunter bis zu einem halben Jahr. In den ersten Wochen finden Besprechungen z.B. täglich für 30 Minuten statt, später nach Bedarf. In Praxen ist aufgrund anderer Rahmenbedingungen vielleicht nur ein Termin pro Woche möglich. Ein Einarbeitungsrahmen von bis zu sechs Monaten lässt sich in drei ineinander übergehende Phasen unterteilen:
1. Monat: Die Orientierungsphase erfordert Konzentration und Aufmerksamkeit, alles ist neu.
2. bis 4. Monat: Die Lern- und Integrationsphase zeichnet sich durch Eindenken und Verstehen aus. Die Eigenverantwortung steigt schrittweise.
5. bis 6. Monat: In der Stabilitäts- und Akzeptanzphase sind erste Routinen verankert. Der Berufseinsteiger bzw. die Berufseinsteigerin hat einen Platz im Team gefunden.
Wir unterstützen euch, wenn ihr Fragen rund um den Berufseinstieg habt. Falls ihr noch ein Studium dranhängt, profitiert ihr von unserem berufspolitischen Engagement: Der VPT bringt sich bei der Modernisierung der Ausbildungs- und Berufsgesetze ein. Oder wagt ihr den Schritt in die Selbstständigkeit? Wir unterstützen euch bei der Praxisgründung und bieten euch Fortbildungen zu praxisrelevanten Themen, die ihr als VPT-Mitglied zum vergünstigten Preis besucht. Den Fobi-Kalender findet ihr ab ► Seite 20.
Einarbeitungsinhalte sind vielfältig und die Verantwortung der Mentor*innen ist groß. Manchmal ist es ratsam, dass sich zwei Kolleg*innen die Einarbeitung teilen. Grundsätzlich gilt: Nur wer mit Freude sein Wissen weitergibt, kann dies mit Erfolg tun.
Insgesamt zeigt sich, dass pädagogisches Geschick und Einfühlungsvermögen wichtige Eigenschaften eines Mentors sind, um Über- oder Unterforderung zu vermeiden. Es muss ausreichend Erfahrung vorhanden sein und Mentor*innen müssen die Inhalte der Einarbeitung routiniert beherrschen. Zudem sollten sie die eigene und die Arbeit des Neulings adäquat reflektieren und konstruktives, kollegiales Feedback geben können.
Zum Weiterlesen: Krapf N. Erfolgreich durchstarten. ► www.thieme-connect.de/products/ejournals/html/10.1055/s-0042-116771
Publication History
Article published online:
15 March 2022
© 2022. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
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