Aktuelle Ernährungsmedizin 2017; 42(02): 123-138
DOI: 10.1055/s-0043-101340
CME-Fortbildung
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Ernährungsmedizinische Aspekte in der Rheumatologie

Dietary Options for Rheumatic Diseases
O. Adam
Medizinische Klinik IV des Klinikums der Ludwig-Maximilians-Universität München
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Subject Editor: Christian Löser, Kassel
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Publication Date:
26 April 2017 (online)

Zusammenfassung

Für die Entzündungshemmung durch Omega-3-Fettsäuren haben Metaanalysen den Evidenzgrad IA ermittelt. Darüber hinaus belegen GCP-Studien (GCP: Good Clinical Practice) den zusätzlichen Effekt der antiinflammatorischen Ernährung auf die Gelenkentzündung, den Bedarf an nicht steroidalen Antirheumatika und Glukokortikoiden und sogar auf die Manifestation der Arteriosklerosefolgen.

Komponenten der antiinflammatorischen Ernährung sind die Senkung der Arachidonsäurezufuhr durch eine vegetarisch ausgerichtete Kost und die optimale Versorgung mit Antioxidanzien, Spurenelementen, sekundären Pflanzenstoffen und Mineralstoffen. Die Überprüfung der Zufuhr der Arachidonsäure und der Eicosapentaensäure mittels des fokussierten Food-Frequency-Questionnaire sollte durch die Bestimmung des Fettsäurespektrums in den Erythrozytenlipiden ergänzt werden. Zusätzlich sind die Begleit- und Folgeerkrankungen, körperlichen Einschränkungen sowie soziale und psychische Belastungen zu berücksichtigen, die in Kooperation mit Ergo-, Psycho- und Physiotherapeuten therapiert werden.

Die Ernährungstherapie kann die Pharmakotherapie nicht ersetzen, sondern soll diese unterstützen und hilft, als eine wichtige adjuvante Behandlung, den Therapieerfolg zu verbessern und die Compliance des Patienten zu fördern.

Prostaglandine sind an allen entzündlich-rheumatischen Prozessen beteiligt. Sie entstehen aus der Omega-6-Arachidonsäure, die im Körper gebildet werden kann, aber hauptsächlich mit der Nahrung zugeführt wird. Deshalb ist die richtige Ernährung bei Rheuma ein wichtiger Eckpfeiler der Therapie. Um die Patientenbetreuung zu optimieren, empfiehlt sich eine fächerübergreifende Zusammenarbeit von Spezialisten.

Abstract

Meta-analyses attest an IA degree of evidence for the anti-inflammatory effect of fish oil fatty acids. GCP-studies attest an effect of the anti-inflammatory diet on joint inflammation, on the need for NSAID and glucocorticoids, and even for the incidence of sequels of atherosclerosis.

Reduction of arachidonic acid intake with a vegetarian oriented diet and optimal supply of antioxidant vitamins, trace elements, plant polyphenols and minerals are components of the anti-inflammatory diet. The intake of arachidonic and eicosapentaenoic acid can be checked by using the nutritional calculator (www.ernaehrungsrechner.de). Additionally, the effect of the diet needs to be verified by determination of fatty acid composition in erythrocyte lipids. Sequels of the rheumatic disease, as osteoporosis, co-morbidities, the social and psychologic burden and physical handicaps have to be addressed, and necessitate cooperation with physical therapy, ergotherapy and psychotherapy.

Dietary therapy cannot replace pharmacotherapy, but can support it, as a valuable adjuvant therapy to improve patient’s outcome and compliance. It should be initiated as soon as the patient is properly diagnosed.

Kernaussagen
  1. Die Ernährungstherapie sollte Personen mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen angeboten werden, sobald die Diagnosen gesichert sind.

  2. Ernährungstherapeutische Maßnahmen delegiert der Arzt an den Ernährungstherapeuten. Dabei berücksichtigt er neben der entzündlich-rheumatischen Erkrankung ebenso die diätetischen Erfordernisse

    • der Begleiterkrankungen wie Osteoporose (-gefährdung), Sicca-Symptomatik, Maldigestion oder -assimilation, Schluckstörungen, Malnutrition, kardiovaskuläre Gefährdung,

    • der körperlichen Einschränkungen wie Einschränkung der Fähigkeit schwere Taschen zu tragen (Befall der Wirbelsäule, der Hüften, Knie und Füße), mit dem Messer zu schneiden (Instabilität im Daumensattelgelenk), zu kochen (Ulnardeviation von Finger- und Handgelenken), zu kauen (Befall des Kiefergelenks), zu essen (Befall des Ellbogen- und Schultergelenks) sowie

    • der krankheitsimmanenten Symptome wie Anämie, Leber- oder Nierenbeteiligung.
      Die relevanten Befunde und Laborergebnisse übermittelt er an den Ernährungstherapeuten.

  3. Der Arzt definiert die Therapieziele und die Zeitpunkte der erforderlichen Kontrollen.

  4. Die Kost wird vom Patienten entsprechend den Richtlinien der antiinflammatorischen Kost kontrolliert (www.ernaehrungsrechner.de) und nach 3 Monaten durch Bestimmung des AS/EPA-Quotienten in den Erythrozytenlipiden validiert.

  5. Arzt und Ernährungstherapeut informieren den Patienten über das weitere Prozedere.