Dtsch Med Wochenschr 2017; 142(08): 625-626
DOI: 10.1055/s-0043-104892
Facharztfragen
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Maligne Lymphome

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Publication Date:
21 April 2017 (online)

Bei einer 45-jährigen Patientin bestehen persistierende, langsam zunehmende Lymphknotenvergrößerungen beidseits zervikal und supraklavikulär. Sie haben eine Röntgenaufnahme des Thorax in 2 Ebenen durchführen lassen, hier wurden ausgedehnte mediastinale Lymphknoten beschrieben. Sie stellen die Verdachtsdiagnose eines malignen Lymphoms und streben eine Diagnosesicherung an. Die Patientin kann sich nur schwer zu einer diagnostischen Lymphknotenentfernung entscheiden. Halten Sie es in dieser Situation für sinnvoll, eine Feinnadelpunktion vorzunehmen?
Antwort

Nein, für die diagnostische Einordnung und die anschließende Therapieplanung ist eine histologische Untersuchung notwendig.

Kommentar

Die histologische Untersuchung ist aussagekräftiger, denn eine negative zytologische Untersuchung schließt ein malignes Lymphom nicht aus. Die diagnostische Lymphknotenexstirpation erlaubt die histologische, immunhistologische und molekularbiologische Aufarbeitung.

Bei der Patientin wurde ein Morbus Hodgkin diagnostiziert. Welche zusätzlichen Untersuchungen führen Sie bei ihr durch?
Antwort

Wenn die Diagnose histologisch gesichert ist, muss anschließend eine detaillierte Ausbreitungsdiagnostik erfolgen.

Kommentar

Ausbreitungsdiagnostik bei Morbus Hodgkin:

  • körperliche Untersuchung mit Feststellung, ob eine B-Symptomatik vorliegt

  • Bildgebende Diagnostik: Röntgenaufnahme des Thorax in 2 Ebenen, CT des Thorax, Sonografie des Abdomens, CT des Abdomens

  • Knochenmarkbiopsie mit histologischer Untersuchung

  • Laboruntersuchungen

Welche Parameter bestimmen die Prognose des Hodgkin-Lymphoms?
Antwort

Die Ausbreitung der Erkrankung und der histologische Typ.

Kommentar

Bestimmend für die Prognose ist in erster Linie die Ausbreitung der Erkrankung.

Wissen Sie, welche Klassifikation für die Stadieneinteilung des Morbus Hodgkin herangezogen wird?
Antwort

Die Ann-Arbor-Klassifikation. Sie berücksichtigt die Anzahl der befallenen Lymphknotenregionen, die Lage der befallenen Lymphknotenregionen im Hinblick auf das Zwerchfell sowie den Befall extralymphatischer Organe.

Kommentar

Ann-Arbor-Klassifikation des Morbus Hodgkin:

Stadium I:

  • Befall einer Lymphknotenregion oder

  • Vorliegen eines extranodalen Herdes

Stadium II:

  • Befall von 2 oder mehr Lymphknotenregionen auf einer Seite des Zwerchfells oder

  • Vorliegen lokalisierter extranodaler Herde mit Befall einer oder mehrerer Lymphknotenregionen auf einer Seite des Zwerchfells

Stadium III:

  • Befall von 2 oder mehr Lymphknotenregionen beidseits des Zwerchfells oder

  • Befall lokalisierter extranodaler Herde und Lymphknoten beidseits des Zwerchfells

Stadium IV:

  • disseminierter Befall eines oder mehrerer extralymphatischer Organe mit oder ohne Lymphknotenbefall

Außerdem Berücksichtigung von Allgemeinsymptomen:

  • A: keine Allgemeinsymptome

  • B: Fieber > 38 °C, Nachtschweiß, Gewichtsverlust von 10 % innerhalb der letzten 6 Monate ohne andere Erklärung

Wie wird der Morbus Hodgkin behandelt?
Antwort

Durch eine kombinierte Radiochemotherapie.

Kommentar

Das Therapieziel ist kurativ. Es werden lokalisierte, intermediäre und fortgeschrittene Stadien unterschieden.

Heilungschancen:

  • im limitierten Stadium ca. 90 %

  • im intermediären Stadium ca. 70 %

  • im fortgeschrittenen Stadium ca. 50 %

Was ist die Ursache des Morbus Hodgkin?
Antwort

Wenn ich das wüsste, säße ich nicht hier...

Kommentar

Die Ursache des Morbus Hodgkin ist unbekannt. Diskutiert wird eine Virusätiologie.

Gilt das Gleiche auch für Non-Hodgkin-Lymphome?
Antwort

Nein. Beim NHL sind ätiologische Faktoren bekannt: Infektionen, durchgemachte Bestrahlungen, immunologische Erkrankungen.

Kommentar

Ätiologie der NHL:

Infektionen:

  • HTLV1 bei manchen T-Zell-Lymphomen

  • EBV beim Burkitt-Lymphom

  • Helicobacter pylori (HP) beim MALT-Lymphom (MALT: Mucosa associated lymphoid Tissue) des Magens

Immunologische Erkrankungen und Therapien:

  • HIV-Infektion

  • Autoimmunerkrankungen

  • Behandlung mit Immunsuppressiva

Z. n. Bestrahlung und Exposition gegenüber radioaktiven Substanzen

Ein 53-jähriger Patient klagt über Magenbeschwerden, die als unangenehmes Druck- und Organgefühl im Oberbauch beschrieben werden. Bei der Magenspiegelung finden Sie eine generalisierte Rötung mit sehr kräftigem Faltenrelief, ein Befund, den Sie makroskopisch als Pangastritis einordnen. Histologisch wird ein MALT-Lymphom beschrieben. Können Sie uns dazu etwas sagen?
Antwort

MALT-Lymphom: ausgehend vom lymphatischen Gewebe des Gastrointestinaltrakts. Es ist meist im Magen lokalisiert, kommt jedoch auch im Dünndarm vor. Im Magen ist es fast immer mit einer HP-Infektion assoziiert und im frühen Stadium behandelbar durch Helicobacter-Eradikationstherapie. Im Darm ist das MALT-Lymphom mit Campylobacter jejuni assoziiert.

Kommentar

MALT-Lymphom – primär extranodales NHL:

Histologie:

  • niedrigmaligne (40 %)

  • hochmaligne (60 %)

Stadieneinteilung nach der Ann-Arbor-Klassifikation, Therapie stadienabhängig:

  • Frühe Stadien: u. U. alleiniger Einsatz von Antibiotika

  • Fortgeschrittene Stadien: operative Behandlung, Chemotherapie, Radiatio

Welche Organe sind eigentlich beim NHL betroffen?
Antwort

Lymphknoten, andere lymphatische Organe im engeren Sinne: Milz, Appendix, Payr-Plaques, Waldeyer-Rachenring.

Kommentar
  • Primär nodale NHL: 70 %

  • Primär extranodale NHL: 30 %; Gastrointestinaltrakt (MALT-Lymphom), Haut (Mycosis fungoides), Zentralnervensystem (ZNS)

Merke

NHL → primär nodal, Gastrointestinaltrakt, Haut, ZNS.

Können Sie uns etwas zur Stadieneinteilung beim NHL sagen?
Antwort

Die Stadieneinteilung entspricht der beim Morbus Hodgkin, allerdings wird zusätzlich unterschieden zwischen primär nodalem Befall und primär extranodalem Befall. Berücksichtigt wird die Anzahl der betroffenen Lymphknoten bzw. extranodalen Gewebe, ihre Lage im Hinblick auf das Zwerchfell sowie ein diffuser Befall. Zusätzlich wird nach A- oder B-Symptomatik unterschieden.

Kommentar

Primär nodale Manifestation – entsprechend der Ann-Arbor-Klassifikation:

  • I: Befall einer einzigen Lymphknotenregion (I/N) oder Vorliegen eines einzigen oder lokalisierten extranodalen Herdes (I/E)

  • II: Befall von 2 oder mehr Lymphknotenregionen auf einer Seite des Zwerchfells (II/N) oder Vorliegen lokalisierter extranodaler Herde (II/E) und Befall einer oder mehrerer Lymphknotenregionen auf einer Seite des Zwerchfells (II/N/E)

  • III: Befall von 2 oder mehr Lymphknotenregionen auf beiden Seiten des Zwerchfells (III/N) oder Befall von lokalisierten extranodalen Herden und Lymphknotenbefall, sodass ein Befall auf beiden Seiten des Zwerchfells vorliegt (III/E oder III/N/E)

    • subphrenische Lokalisation, beschränkt auf Milz, zöliakale und/oder portale Lymphknoten alleine oder gemeinsam

    • subphrenische Lokalisation mit Beteiligung paraaortaler, mesenterialer, iliacaler und/oder inguinaler Lymphknoten allein oder gemeinsam

  • IV: disseminierter Befall eines oder mehrerer extralymphatischer Organe mit oder ohne Befall von Lymphknoten

Zum lymphatischen Gewebe gehören: Lymphknoten, Milz, Thymus, Waldeyerscher Rachenring, Appendix. Zervikale, axilläre und inguinale Lymphknotenvergrößerungen sowie Leber- und Milzvergrößerungen gelten als je eine Region.

  • Außerdem Berücksichtigung von Allgemeinsymptomen:

    • keine Allgemeinsymptome

    • nicht erklärbares Fieber > 38 °C, nicht erklärbarer Nachtschweiß, nicht erklärbarer Gewichtsverlust (> 10 % des Körpergewichts innerhalb von 6 Monaten)

Welche Parameter sind für die Prognose des NHL wichtig?
Antwort

Histologischer Typ und Stadium.

Kommentar

Prognosefaktoren für NHL:

  • histologische Klassifikation der NHL (R.E.A.L.-Klassifikation)

  • Stadium (Ann-Arbor-Klassifikation)

  • Zusätzlich: Allgemeinzustand, B-Symptomatik, Lebensalter

Nach: Berthold Block,
Facharztprüfung Innere Medizin,
3000 kommentierte Prüfungsfragen.
5., vollständig überarbeitete Auflage 2017
ISBN 9783131359551