Übersicht
Der Beitrag untersucht den sexualwissenschaftlichen Diskurs um Pädophilie zwischen 1960 und 1995 beispielhaft anhand der Schriftenreihe
„Beiträge zur Sexualforschung“ sowie der Fachzeitschriften „Sexualmedizin“ und „Journal of Sex Research“. Die Disziplin der
Sexualwissenschaft erscheint dabei – so die zentrale These – als ein Feld, in dem Forderungen nach einer Legalisierung pädosexueller
Handlungen zwischen Beginn der 1970er- und Anfang der 1990er-Jahre relativ widerspruchsfrei geäußert werden konnten. Dabei wendet sich der
Beitrag gegen ein Narrativ der Liberalisierung und betont demgegenüber die Bedeutung der empirischen Wende in der Sexualwissenschaft. So
drehte sich die Debatte um pädosexuelle Kontakte weitgehend um den empirischen Nachweis ihrer (Un-)Schädlichkeit. Beim Blick auf
vergeschlechtlichte Vorstellungen von Normalität und Devianz, von der Persönlichkeit des Pädophilen, der Rolle von Kindern in pädosexuellen
Verhältnissen und der Frage danach, woran genau sich eine mögliche Schädlichkeit dieser Beziehungen bemessen lasse, werden vielfältige
Verschiebungen innerhalb des Sexualitätsdispositivs über den Gegenstand der Pädophilie hinaus deutlich.
Schlüsselworte
Gender - Geschichte der Sexualwissenschaft - Pädophilie - Sexualitätsgeschichte - sexueller Kindesmissbrauch