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DOI: 10.1055/s-0043-109751
Weniger obere gastrointestinale Blutungen unter Celecoxib vs. Naproxen
Publication History
Publication Date:
11 October 2017 (online)
Vor dem Hintergrund der weit verbreiteten Anwendung von nichtsteroidalen Antiphlogistika (NSAID) haben die damit einhergehenden oberen gastrointestinalen Blutungen einen enormen Einfluss auf das globale Gesundheitswesen. F. K. L. Chan et al. überprüften nun die Hypothese, dass ein COX-2-Inhibitor plus Protonenpumpenhemmer (PPI) einem nicht selektiven NSAID plus PPI in Bezug auf die Verhinderung erneuter Ulkusblutungen überlegen ist.
Die industrieunabhängige, doppelblinde, randomisierte „Double-Dummy“-Studie fand zwischen Mai 2005 und November 2015 an einer Universitätsklinik in Hongkong statt. Eingeschlossen waren Patienten mit Arthritis und kardiothrombotischen Erkrankungen, die obere gastrointestinale Blutungen aufwiesen und NSAID einnahmen. Die Patienten benötigten zusätzlich Aspirin. Nach Abheilung der Ulzera und Randomisierung im Verhältnis 1:1 erhielten Helicobacter-pylori-negative Patienten über 18 Monate in oraler Form entweder Celecoxib (100 mg, 2-mal tgl.) plus Esomeprazol (20 mg, 1-mal tgl.) oder Naproxen (500 mg, 2-mal tgl.) plus Esomeprazol (20 mg, 1-mal tgl.). Einen Monat nach der Randomisierung wurden die Patienten kontaktiert und suchten bis zum Ende der Studie alle 3 Monate das Studienzentrum auf. Hier wurden unter anderem die Medikamentencompliance, die Wirksamkeit und Sicherheit der Behandlungen protokolliert. Als primären Endpunkt wählten die Autoren erneut auftretende obere gastrointestinale Blutungen innerhalb von 18 Monaten.
Die beiden Studiengruppen bestanden jeweils aus 257 Patienten. Die Nachbeobachtung erstreckte sich in Median über 18 Monate. Alle Patienten wurden aufgefordert, täglich zusätzlich 80 mg Aspirin einzunehmen. Innerhalb der Celecoxib- und Naproxen-Gruppe hielten sich über die Studienperiode hinweg jeweils 72 und 71 % daran. Jeweils 89 und 91 % der Patienten nahmen mindestens 70 % der Studienmedikamente ein. 14 Mitglieder der Celecoxib-Gruppe (9 Magenulzera, 5 duodenale Ulzera) und 31 Mitglieder der Naproxen-Gruppe (25 Magenulzera, 3 duodenale Ulzera, 1 Magenulkus und duodenaler Ulkus, 2 blutende Erosionen) wiesen erneute obere gastrointestinale Blutungen auf. Die kumulative Inzidenz von Blutungsrezidiven innerhalb von 18 Monaten betrug jeweils 5,6 und 12,3 % (p = 0,008). Unter Celecoxib brachen 8 % die Behandlung aufgrund von unerwünschten Ereignissen ab, unter Naproxen waren es 7 %. Die kumulative Inzidenz von schweren kardiovaskulären Ereignissen war innerhalb der Celecoxib- und Naproxen-Gruppe jeweils 4,4 und 5,5 % (p = 0,543). Behandlungsbezogene Todesfälle traten während des Studienzeitraums nicht auf.
Bei Patienten mit einem hohen kardiovaskulären und gastrointestinalen Risiko erwies sich eine Behandlung mit Celecoxib plus PPI als die zu bevorzugende Therapie, um wiederkehrende Blutungsereignisse im oberen Gastrointestinaltrakt zu verhindern. Im Widerspruch zu den aktuellen Leitlinien sollte nach Meinung der Autoren hingegen auf den Einsatz von Naproxen verzichtet werden.
Dr. Frank Lichert, Weilburg