Material und Methoden
Initiiert von der Abteilung für Diagnostische und Interventionelle Radiologie der Universität Ulm und der hier angegliederten interdisziplinären Einheit des Zentralen Ultraschalls sowie im Namen der AG Ultraschall in der Deutschen Röntgengesellschaft wurden anhand zweimaliger Anschreiben in Folge 05/2015 (in Briefform) und 06/2015 (per Fax) insgesamt 560 ärztliche Leiter radiologischer Abteilungen in ganz Deutschland kontaktiert. Dabei wurde ein 3-seitiger Fragebogen mit der Bitte um anonymisierte Bearbeitung vorgelegt. Die freiwillige Angabe der Postleitzahl der Abteilung war möglich.
Anhand von 37 Fragen zu 5 Themenkomplexen (Allgemeine Strukturen, CEUS und Interdisziplinarität, CEUS in der Kinderradiologie, Ausbildung/Fortbildung, Ausblick) wurde der Stellenwert von US und insbesondere von CEUS in der Radiologie erfragt. Der Fragebogen bestand aus 32 geschlossen formulierten Fragen, 4 offen formulierten Fragen, sowie einer Skalafrage. Unter den 32 geschlossenen Fragen waren 22 Fragen „Single-choice“-Fragen, 9 Fragen ließen eine „Muliple-choice“-Antwort zu.
Die kontaktierten Abteilungen wurden im Rahmen des zweiten Anschreibens über die Zwischenbilanz des bisherigen Rücklaufs informiert und erneut zu einer Bearbeitung angeregt, falls diese noch nicht bereits erfolgt war. Angeschrieben wurden anhand des nationalen Krankenhausverzeichnisses www.deutsches-krankenhausverzeichnis.de und der Datenbank www.kliniken.de bundesweit möglichst umfassend ermittelte Kliniken mit eigener radiologischer Abteilung sowie an Kliniken angeschlossene radiologische Praxiseinheiten. Die Rücksendung des Bogens war wahlweise möglich per Fax oder als Postsendung.
Es erfolgte eine statistische Auswertung der Antworten, einschließlich Subgruppenanalysen anhand des Statistikprograms SAS 9.2 (SAS Institute Inc., Cary NC, USA). Ein positives Votum der Ethikkommission der Landesärztekammer Baden-Württemberg für die Durchführung der Studie lag vor. Sie wurde nach den Richtlinien der Deklaration von Helsinki und den GCP-Empfehlungen durchgeführt.
Ergebnisse
Die Rücklaufquote betrug nach dem ersten Anschreiben mit 185 von 560 Einsendungen 33,4 % und nach dem zweiten Anschreiben mit 237 von 560 Sendungen abschließend 42,3 %.
Die Rücklaufquoten waren in den nördlichen (Schleswig-Holstein 90,0 %) und nordöstlichen (Mecklenburg-Vorpommern 60 %) Bundesländern am höchsten, gefolgt von den in der Mitte Ostdeutschlands gelegenen (Sachsen-Anhalt 47,8 %) und den südlichen Ländern (Bayern 42,6 %). Die niedrigsten Rücklaufquoten waren in den mittleren Bundesländern Westdeutschlands zu verzeichnen, wobei die niedrigste Quote auf Hessen mit 26,7 % entfiel.
Auswertung des Fragebogens nach Themenkomplexen
Allgemeine Strukturen
96,2 % der Antworten kamen von Kliniken mit eigener radiologischer Abteilung sowie 3,8 % von an Kliniken angeschlossenen radiologischen Praxiseinheiten. Im Folgenden werden beide Gruppen zusammenfassend als (radiologische) Abteilungen definiert. Insgesamt entfielen die meisten Rückmeldungen auf Häuser mittlerer Größe (< 800 Betten) mit radiologischen Abteilungen </ = 20 ärztlichen Mitarbeitern und einem radiologischen Gerätepark hinsichtlich der sonstigen Schnittbildgebung von meist 1 – 3 CT- und MRT-Geräten (zu ca. 2/3 ohne Hybridverfahren der Schnittbildgebung).
Zu insgesamt 81,4 % (n = 193) (Routine- und Notfalldiagnostik zusammengefasst) werden in radiologischen Abteilungen Ultraschalluntersuchungen durchgeführt. Insgesamt 78,5 % (n = 186) der radiologischen Abteilungen führen Ultraschall in der Routinediagnostik durch.
Meist werden Ultraschalluntersuchungen aber auch in anderen Disziplinen, vorrangig in der Inneren Medizin (96,2 %) und hierbei insgesamt führend in der Gastroenterologie (78,5 %) durchgeführt. Daher wurden statistisch neben der Inneren Medizin (insgesamt) sowohl der internistische Fachbereich der Gastroenterologie als auch zusammenfassend „sonstige“ internistische Fachgebiete, welche innerhalb der jeweiligen Klinik Ultraschall entweder anstelle oder zusätzlich zur Gastroenterologie durchführen, separat aufgeführt ([Abb. 1]). Lediglich in 4 (1,7 %) der antwortenden Kliniken liegt die Ultraschalldiagnostik ausschließlich bei der Radiologie.
Abb. 1 Abdominal- und/oder Gefäßultraschall durchführende Abteilungen außerhalb der Radiologie bezogen auf die 237 antwortenden Kliniken.
Die Mehrzahl der sich bei der Umfrage beteiligenden radiologischen Abteilungen (62 %) betreibt 1 – 2 Ultraschallgeräte. Dabei stellen mit 52,3 % über die Hälfte dieser Abteilungen Mittelklassegeräte und 36,3 % sogar High-end-Geräte zur Verfügung, gefolgt von einer Ausstattung von 25,3 % mit Basisgeräten. Weit überwiegend sind die eingesetzten Geräte weniger als 10 Jahre alt. Innerhalb des erfassten Zeitraums bezüglich der Baujahre („vor 2000“ bis 2015, untergliedert in 5 Zeiträume) ist der am häufigsten in radiologischen Abteilungen vertretene Hersteller von Ultraschallgeräten Siemens (Siemens Healthcare, Erlangen, Deutschland). Als weitere wichtige Hersteller für in Radiologien der BRD betriebene Ultraschallsysteme folgen in absteigender Reihenfolge in den letzten Jahren General Electric (GE Healthcare, Boston, USA), Philips (Philips Healthcare, Amsterdam, Niederlande) und Toshiba (Toshiba Medical, Tokio, Japan). Lediglich bei älteren Gerätejahrgängen vor 2005 zeigte sich die Reihenfolge hinsichtlich der Hersteller Philips und Toshiba noch umgekehrt.
In 69,6 % der Ultraschall praktizierenden radiologischen Abteilungen wird ein elektronisches Dokumentationssystem für die Ultraschallbefundung verwendet. Bei 82,3 % der Kliniken besteht für den Ultraschall eine PACS-Anbindung, unabhängig davon ob der Ultraschall von der Radiologie oder von einer anderen Abteilung durchgeführt wird. Meist können dabei neben Einzelbildern auch Videosequenzen (71,3 %) übernommen werden.
Kontrastgestützter Ultraschall (CEUS) und Interdisziplinarität
Insgesamt wird kontrastgestützter Ultraschall nur von 26,6 % (n = 63) aller sich an der Fragebogenaktion beteiligenden radiologischen Abteilungen durchgeführt. Betrachtet man hiervon lediglich die radiologischen Abteilungen, welche generell Ultraschall praktizieren, wenden auch in diesem Kollektiv mit 32,6 % ebenfalls nur eine Minderheit CEUS an. Auffallend ist, dass CEUS sehr viel häufiger in großen radiologischen Abteilungen als in mittelgroßen und insbesondere kleinen Abteilungen zur Anwendung kommt. Die Anzahl von CEUS Untersuchungen der radiologischen Anwender wird meist (65,1 %) mit < 5/Woche angegeben. 22,2 % der Anwender führen 5 – 10 und 11,1 % der Kollegen > 10 CEUS Untersuchungen pro Woche durch.
Die Aufklärung für eine CEUS-Untersuchung in radiologischen Abteilungen geschieht zu 73 % schriftlich anhand eines standardisierten Aufklärungsbogens. In 9,5 % wird die erfolgte primär mündliche Aufklärung im schriftlichen Befund dokumentiert und in 15,9 % erfolgt ausschließlich eine mündliche Aufklärung.
Die Anwendungsgebiete für CEUS in der Radiologie sind breit gestreut. In den radiologischen Abteilungen, die bereits CEUS anwenden, führen Leberläsionen mit 100 % die Indikationsliste an, gefolgt von der Beurteilung von Nierenläsionen mit 66,7 %, sonstiger Organläsionen mit 60,3 % und der Kontrolle von Gefäßprothesen ebenfalls mit 60,3 % ([Abb. 2]). Mit 31,7 % wird CEUS nur relativ selten in der Traumadiagnostik außerhalb des Schockraums und mit nur 4,8 % sehr selten bereits im Schockraum durchgeführt. Die radiologischen Kollegen, die CEUS in unterschiedlichen Bereichen bereits anwenden, sehen aber ein zusätzliches, deutliches Steigerungspotenzial der Anwendungsmöglichkeiten um 20,6 % bei Nierenläsionen, ebenfalls 20,6 % bei sonstigen Organläsionen, 14,3 % im Rahmen der Traumadiagnostik außerhalb des Schockraums, 22,2 % für die Schockraumdiagnostik, 7,9 % bei Transplantatbeurteilungen, 23,8 % bei der Kontrolle von Gefäßprothesen, 17,5 % für den intrakavitären CEUS und 20,6 % bei der Beurteilung von Lappenplastiken. Auch die bislang keinen CEUS praktizierenden radiologischen Abteilungen (73,4 %; n = 174) sehen für sich ein breites Spektrum an potenziellen Indikationen für diese Modalität. Dabei haben von den CEUS-Nichtanwendern insgesamt 59,2 % (n = 103) die Frage nach eigenen potenziellen Anwendungsgebieten beantwortet. Die Gewichtung dieser möglichen Anwendungsgebiete ist der von CEUS Anwendern ähnlich. So führen auch in dieser Gruppe Leberläsionen die Indikationsliste an mit hier 91,3 %, gefolgt von der Beurteilung von Nierenläsionen mit 64,1 %, sonstiger Organläsionen mit 56,3 % und der Kontrolle von Gefäßprothesen mit 50,5 %. Weitere potenzielle Indikationen liegen sämtlich unter 20 % (gesonderte Darstellung nicht aufgeführt). Die [Abb. 3] fasst hinsichtlich der Indikationen die bereits praktizierte Anwendung von CEUS in der Radiologie, die möglichen zusätzlichen neuen Einsatzbereiche bei CEUS-Anwendern sowie den möglichen Einsatzbereich der Methode bei bisherigen Nichtanwendern zusammen. Aus diesem Schaubild lässt sich zusammenfassend das ausgeprägte Steigerungspotenzial für die Anwendung dieser Methode in radiologischen Abteilungen in absoluten Zahlen ablesen. Fasst man die Gruppe der derzeitigen radiologischen CEUS-Anwender (n = 63) und die der Nichtanwender, welche aber für sich mögliche Anwendungsgebiete sehen (n = 103) zusammen (keine Angaben zu potenziellen CEUS-Anwendungsgebieten von 71 Nichtanwendern), so zeigt sich mit 70 % in Bezug auf die Gesamtheit aller Antwortenden (n = 237) insgesamt eine hohe potenzielle Verankerung von CEUS in der Radiologie.
Abb. 2 Anwendungsgebiete für CEUS in den radiologischen Abteilungen, die CEUS anwenden.
Abb. 3 Zusammenfassung der Anwendungsgebiete für CEUS in der Radiologie (absolute Zahlen): Bereits bestehende Anwendung von CEUS, mögliche zusätzliche neue Einsatzbereiche bei CEUS-Anwendern, sowie mögliche Einsatzbereiche bei bisherigen Nichtanwendern.
Derzeit werden CEUS-Untersuchungen meist in der Inneren Medizin und hier insbesondere in gastroenterologischen Abteilungen durchgeführt. Die Methode ist mit 88,2 % (gemessen an der Verankerung in der Inneren Medizin) in den Kliniken prinzipiell breit vertreten. Chirurgische Abteilungen praktizieren mit 10,1 % die Methode nur selten ([Abb. 4]).
Abb. 4 CEUS-praktizierende medizinische Fachdisziplinen (ohne Radiologie).
In insgesamt 46 % der Fälle werden CEUS-Befunde in interdisziplinären Besprechungen unter Teilnahme der Radiologie diskutiert – auch wenn die Methode nicht durch Radiologen ausgeführt worden war. Bei 87,8 % (n = 208) der antwortenden Abteilungen besteht kein interdisziplinäres Ultraschallzentrum unter Beteiligung der Radiologie. Besteht ein solches, was zu 12,2 % der Fall ist, wird dies meist zusammen mit der Inneren Medizin betrieben ([Abb. 5]). Von den insgesamt 29 radiologischen Abteilungen, die ein interdisziplinäres Ultraschallzentrum führen, praktizieren 55,2 % CEUS selbst. Wird CEUS in dieser Gruppe nicht von Radiologen durchgeführt, so wird sie bei zusätzlichen 34,5 % durch andere am Ultraschallzentrum beteiligten Disziplinen angewendet. Somit besteht innerhalb eines solchen Zentrums bzw. durch die Bildung eines solchen Zentrums für Radiologen mit 89,7 % insgesamt ein breiter, direkter Zugang zu dieser Methode. Das Interesse, ein interdisziplinäres Ultraschallzentrum unter Beteiligung der Radiologie zu betreiben, ist – diskrepant zur aktuell bestehend geringen Anzahl einer solchen Einrichtung – mit 64,4 % sehr hoch. Auch hierbei würde mit 81,1 % ein interdisziplinäres Arbeiten mit den Kollegen der Inneren Medizin favorisiert werden ([Abb. 6]).
Abb. 5 Bestehen eines interdisziplinären Ultraschallzentrums unter Beteiligung der Radiologie „Ja/Nein“. Falls „Ja“, mitbeteiligte Abteilungen blau aufgeführt.
Abb. 6 Kliniken ohne Bestehen eines interdisziplinären Ultraschallzentrums unter Beteiligung der Radiologie. Ein solches Zentrum wäre wünschenswert „Ja/Nein“. Falls „Ja“, Wunschpartner der Radiologie blau aufgeführt.
CEUS in der Kinderradiologie
Nur 11,8 % (n = 28) der antwortenden Abteilungen führen CEUS auch bei Kindern und Jugendlichen durch. Dies entspricht einem Anteil von 44,4 %, gemessen an der Gruppe der CEUS praktizierenden Radiologen. Dabei werden meist Patienten aller Altersgruppen (0 bis </ = 5 J.; > 5 bis </ = 10 J.; > 10 bis </ = 14 J.; > 14 J.) mit CEUS untersucht.
Auch bei Kindern wird CEUS vorrangig in der Diagnostik von Leberläsionen (78,6 %), aber auch bei sonstigen Organläsionen (67,9 %), eingesetzt. Die kontrastgestützte Miktionsurosonografie (MUS) erlangt in der Kinderradiologie mit 42,9 % noch einen mäßig hohen Stellenwert. In der Traumadiagnostik außerhalb des Schockraums (39,3 %) und in der Schockraumdiagnostik (10,7 %) nimmt CEUS in der Kinderradiologie allerdings nur einen niedrigeren und verglichen mit der Radiologie bei Erwachsenen nur gering höheren Stellenwert ein ([Abb. 7]). Die Mehrheit der Abteilungen welche CEUS in der Kinderradiologie praktizieren geben an, neben einer Aufklärung (nach einem beliebigen der bereits oben angeführten Muster), die Eltern zusätzlich über die hierzulande aktuell bestehende „Off-label“-Situation der Methode bei Kindern zu informieren (67,9 %).
Abb. 7 Anwendungsgebiete von CEUS in den 28 Abteilungen, welche CEUS-Diagnostik in der Kinderradiologie durchführen.
Ausbildung/Fortbildung
Die Ultraschallausbildung innerhalb der radiologischen Abteilungen gestaltet sich zu 21,9 % im Sinne „learning by doing“, zu 56,1 % anhand besuchter Kurse und zu 73 % im Supervisionssystem (Mehrfachangaben waren möglich).
CEUS in die Richtlinien zur Facharztweiterbildung Radiologie zu integrieren würden insgesamt 54,9 % und damit über die Hälfte aller Antwortenden begrüßen. Dabei unterscheidet sich das kleinere Subkollektiv der CEUS-Anwender mit 74,6 % Befürwortung vom deutlich größeren Subkollektiv der derzeitigen CEUS-Nichtanwender, von denen aber (bei 6 Enthaltungen) immerhin 47,7 % die Integration von CEUS in den Katalog zur FA-Weiterbildung ebenfalls befürworten würden ([Abb. 8]). Hinsichtlich einer möglichen Verankerung von CEUS in der FA-Weiterbildungsordnung favorisieren 19,4 % die Dokumentation der Beschäftigung mit der Methode anhand eines z. B. 3-tägigen Pflichtkurses (Kenntnis, Technik, Indikation, Möglichkeiten von CEUS, etc.). 11 % der Befragten könnten sich eine Dokumentation anhand von CEUS-Untersuchungszahlen vorstellen. Die überwiegende Mehrheit mit 61,2 % würde sich ein flexibles System wünschen: Wahlweise anhand einer der beiden angeführten Möglichkeiten, je nach lokaler Verfügbarkeit bzw. derzeitiger Ausbildungsmöglichkeit in dieser Technik.
Abb. 8 CEUS-Anwender sind für (ja) bzw. gegen (nein) eine Integration von CEUS in die Richtlinien zur Facharztweiterbildung Radiologie. Nichtanwender sind für (ja) bzw. gegen (nein) eine Integration von CEUS in die Richtlinien zur Facharztweiterbildung Radiologie (6 Enthaltungen in dieser Subgruppe).
Mit 62,4 % sind ca. 2/3 aller Befragten interessiert an einer Fortbildung zum Thema CEUS. Besonderes Interesse zeigen hierbei mit 82,9 % große radiologische Abteilungen mit mehr als 20 ärztlichen Mitarbeitern, gefolgt von Abteilungen mittlerer Größe (69 %) und von kleineren Abteilungen mit weniger als 10 Ärzten (55,1 %).
Ausblick
Mit der Möglichkeit der Bildfusion (Fusion-Imaging) US/CEUS mit (PET-) CT/MRT sind 48,9 % der antwortenden Abteilungen vertraut. Dass die technische Entwicklung der ultraschallgekoppelten Fusionsbildgebungen die Sonografie näher an die Radiologie heranführt, meinen 63,7 %.
Der Ansicht, dass durch eine bessere Vergütung die weitere Etablierung von CEUS in der Radiologie gefördert werden könnte, sind 78,5 %.
Die künftige Wertigkeit von CEUS wird auf einer Skala von 1 (gering) bis 7 (hoch) insgesamt im mittleren und hohen Bereich gesehen ([Abb. 9]). Dies gilt sowohl für die Subgruppe der CEUS-Anwender, wie auch für die der derzeitigen Nichtanwender. Dabei ist die Einschätzung der Wertigkeit in der Gruppe der CEUS-Anwender im Vergleich zu den Nichtanwendern noch weiter in den hohen Bereich verlagert ([Abb. 10]).
Abb. 9 Einschätzung der zukünftigen Bedeutung von CEUS durch Radiologen: 1 = niedrigste Bedeutung, 7 = höchste Bedeutung.
Abb. 10 Einschätzung der zukünftigen Bedeutung von CEUS durch Radiologen, differenziert nach CEUS-Anwendern und CEUS-Nichtanwendern: 1 = niedrigste Bedeutung, 7 = höchste Bedeutung.
Diskussion
Die bundesweite Fragebogenstudie zur Erhebung der Wertigkeit von CEUS in der Radiologie kann sich auf eine sehr hohe Rücklaufquote von 42,3 % stützen. Dies spiegelt die Wahrnehmung der Wichtigkeit des Themenkomplexes durch die radiologische Fachdisziplin wider.
Dagegen wenden nur wenige Radiologen CEUS regelmäßig an. Die hohe diagnostische Wertigkeit des CEUS bildet sich seit Jahren in unterschiedlichen medizinischen Bereichen ab [1]
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[9]. Insgesamt ist bezüglich sämtlicher in der Studie erhobener Ergebnisse anzunehmen, dass die 57,7 % nicht antwortenden Abteilungen mehrheitlich keinen CEUS und ggfs. gar keinen US praktizieren und ein eher geringeres Interesse an der Thematik zeigen als die antwortenden. Mutmaßlich ist somit also auch der tatsächliche Prozentsatz der CEUS praktizierenden Radiologen noch deutlich geringer als der in der Studie abgebildete Anteil von lediglich 26,6 %. Eine entsprechend niedrigere Prozentangabe wäre unter dieser Annahme auch für den radiologischen US allgemein zu vermuten, der in den Studienergebnissen mit 81,4 % insgesamt und mit immerhin 78,5 % in der Routinediagnostik noch relativ stark im radiologischen Fachgebiet vertreten erscheint.
Die Studie zeigt auf der anderen Seite, dass der US und insbesondere CEUS als wichtiges bildgebendes Verfahren entsprechend der bestehenden Wahrnehmung meist in der Inneren Medizin und hier schwerpunktmäßig in der Gastroenterologie angesiedelt ist [12]. Dabei ist der sonografische Gerätepark der radiologischen Abteilungen zwar bezüglich der Anzahl an Geräten meist eher klein, hinsichtlich der Modernität und auch der Geräteklassen halten die meisten radiologischen Standorte aber ein hohes technisches Potenzial vor, welches eine flächendeckendere Anwendung von CEUS ermöglichen würde. Zudem besteht in 82,3 % der Kliniken bereits eine PACS-Anbindung für den Ultraschall, meist mit der Möglichkeit auch Videosequenzen zu archivieren. Auch dadurch ist eine wichtige Voraussetzung für die bessere Integration der Methode im radiologischen Spektrum gegeben.
Sowohl die radiologischen CEUS-Anwender, welche sich derzeit eher in größeren Kliniken finden, aber insbesondere auch die Nichtanwender sehen in ihren Abteilungen umfassende zusätzliche bzw. neue Einsatzmöglichkeiten für die Methode. Dies zeigt ein sehr hohes Steigerungspotenzial von CEUS in der Radiologie an. Dass dieses Steigerungspotenzial auch von den CEUS-Anwendern gesehen wird, lässt sich an deren bislang meist niedrigen Untersuchungsfrequenzen gut nachvollziehen. Die Studie konnte abbilden, dass die CEUS-Technologie für die Gruppe der radiologischen Anwender in der Diagnostik von Organläsionen – führend der Leber – und auch bereits in der Kontrolle von Gefäßprothesen zur Endoleak-Diagnostik einen hohen Stellenwert einnimmt. Interessant ist allerdings, dass die Methode bislang nur relativ selten in der Traumadiagnostik außerhalb des Schockraums und nur sehr selten bereits im Schockraum zur Anwendung kommt. Dabei kommt CEUS in diesem Zusammenhang ein hoher Stellenwert zu [7].
CEUS-Befunde werden bislang eher unterdurchschnittlich in interdisziplinären Besprechungen unter Teilnahme der Radiologie diskutiert. Auch sind interdisziplinäre Ultraschallzentren unter Beteiligung der Radiologie mit 12,2 % noch sehr selten. Das Interesse, ein interdisziplinäres Ultraschallzentrum unter Beteiligung der Radiologie zu betreiben, ist mit 64,4 % dagegen sehr hoch. Bereits bestehende Zentren werden derzeit meist zusammen mit der Inneren Medizin geführt. Auch im Falle der Gründung eines entsprechenden Ultraschallzentrums würde eine Kooperation mit der Inneren Medizin favorisiert werden. Die Auswertung zeigt zudem, dass Radiologen in bestehenden interdisziplinären Ultraschallzentren zu einem sehr viel höheren Prozentsatz CEUS praktizieren, als wenn eine solche Einheit nicht besteht. Selbst wenn die Methode innerhalb des Zentrums nicht von den Radiologen selbst angewendet wird, wird sie meist durch eine andere, am Ultraschallzentrum beteiligte Disziplin durchgeführt, sodass auch hier der direkte Zugang zu dieser Methode für die radiologischen Kollegen besteht. Somit begünstigt die Bildung interdisziplinärer Ultraschallzentren die Anwendung von CEUS mit insgesamt 89,7 % und sie kann so die Ausbildungsmöglichkeiten für Radiologen in dieser Modalität fördern [13].
Obwohl es sich bei CEUS um eine äußerst schonende Methode handelt, ist sie selbst in der Kinderradiologie deutlich unterrepräsentiert, was möglicherweise auch der hierzulande aktuell bestehenden „Off-label“-Situation geschuldet ist. Allerdings werden über diesen Umstand die Eltern im Rahmen der Aufklärung mehrheitlich informiert. Unlängst erfolgte durch die FDA für die USA die Zulassung von CEUS zur Leberdiagnostik auch bei Kindern [10]. Es ist zu erwarten, dass die Zulassung von CEUS in der pädiatrischen Diagnostik auch in Europa bevorsteht. In diesem Zusammenhang würde im Falle einer fortbestehenden Unterrepräsentation von CEUS in der Radiologie durch Einsparung belastenderer bildgebender Modalitäten ein großer Verlust an kinderradiologischer Diagnostik eintreten.
Während aktuell die Beurteilung von Organläsionen und hierunter insbesondere die der Leberläsionen noch einen hohen Stellenwert in der Kinderradiologie einnimmt, kommt die Miktionsurosonografie als strahlenvermeidende Alternative zu konventionell radiologischen Verfahren im Bereich der Gonaden bei den kinderradiologischen CEUS-Anwendern deutlich seltener zum Einsatz. Am auffälligsten ist die geringe Repräsentanz von CEUS in der kinderradiologischen Traumadiagnostik außerhalb und besonders auch innerhalb des Schockraums. Die Prozentangaben der CEUS-Anwendung bei letzteren Indikationen liegen damit für diese strahlenvermeidende, systemische KM-Toxizität entbehrende Modalität, welche Organlazerationen mit hoher Sensitivität darstellen kann [7], erstaunlicher Weise nur unwesentlich höher als in der Erwachsenenradiologie.
Die Ultraschallausbildung erfolgt in den radiologischen Abteilungen überwiegend standardisiert anhand von Grundlagen vermittelnder Kurse und insbesondere auch durch Supervision im klinischen Alltag und ist damit meist gut strukturiert. Hinsichtlich CEUS besteht in der Radiologie insgesamt ein hohes bis sehr hohes Interesse an Fortbildungsveranstaltungen zu diesem Thema.
Als erfreulich ist auch die überwiegend befürwortende Einstellung hinsichtlich einer Integration von CEUS in den Anforderungskatalog zur radiologischen Facharztweiterbildung anzusehen. Nicht nur bereits praktizierende CEUS-Anwender, sondern auch derzeitige Nichtanwender stehen einer solchen Entwicklung aufgeschlossen gegenüber und befürworten hierfür die flexible Lösung einer wahlweisen Dokumentation anhand von CEUS-Untersuchungszahlen oder anhand eines CEUS-Pflichtkurses, je nach lokaler Verfügbarkeit bzw. derzeitiger Ausbildungsmöglichkeit in dieser Technik. Um die Methode des US und insbesondere des CEUS besser in der Radiologie zu verankern wäre die Abbildung von CEUS in der FA-Weiterbildungsordnung sicherlich ein entscheidender Schritt. Der dadurch gestärkte direkte ärztliche Bezug zur methodenbedingt sehr klinisch orientierten Diagnostik des Ultraschalls ist hierbei wichtig und würde dem radiologischen Fachgebiet gleichzeitig neue Optionen eröffnen. Wird der Ultraschall künftig auch von Radiologen als eine patientennahe Untersuchung mit der Möglichkeit der gleichzeitigen Anamneseerhebung, der körperlichen Untersuchung und der Bildgebung angesehen und wird das Potenzial, welches sich aus technischen Weiterentwicklungen des Ultraschalls wie der des CEUS erkannt, ist es denkbar, dass die Radiologie auch in diesem Bereich künftig ein engerer klinischer Partner für andere Disziplinen wird. Gerade der klinische Bezug, den das radiologische Fachgebiet in der zunehmenden Schnittmenge unterschiedlicher fachspezifischer Diagnostiken besetzen muss, ist immer wieder auszuweiten und darf hinsichtlich seines Stellenwerts nicht vernachlässigt werden. Andererseits ist das Spektrum an diagnostischem Mehrgewinn durch multimodale Wertung von Pathologien, wie sie sich dem Radiologen durch die Möglichkeit der Kombination von US/CEUS und CT-/MRT-Schnittbildgebungen präsentieren, für unser Fachgebiet äußerst wertvoll.
Diskussionen über die Einführung von nichtärztlichen Sonografern in den derzeit zunächst noch weiter zu entwickelnden und zunehmend komplexeren radiologischen Ultraschall sollten dagegen im Hinblick auf die anzustrebende qualitative Aufwertung der ärztlichen Ausbildung und im Blick auf das Gewicht, welches der Methode zu verleihen wünschenswert wäre, sehr kritisch geprüft werden. Auch die erwünschte Akzeptanz radiologischer Leistungen durch klinisch tätige Kollegen sowie die wichtige Definition der nicht zu ersetzenden eigenen ärztlichen Leistungen unseres Fachgebiets würde durch die Einführung nichtärztlicher Sonografer nachhaltig geschwächt werden.
Knapp die Hälfte der Radiologen ist mit den Möglichkeiten der Bildfusion US/CEUS mit CT-/MRT-Schnittbildgebung prinzipiell vertraut und annähernd 2/3 sind der Meinung, dass diese technische Entwicklung die Sonografie wieder näher an die Radiologie heranführen sollte [14]
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[16]. Dass wie in vielen Bereich der Medizin wirtschaftliche Erwägungen das medizinische Handeln beeinflussen, bekennen 78,5 % der Kollegen, indem die Meinung geteilt wird, dass durch eine bessere Vergütung der Methode die weitere Etablierung von CEUS in der Radiologie gefördert werden könnte.
Die Beantwortung der abschließenden Skalafrage zeigt, dass die künftige Wertigkeit von CEUS eher hoch eingeschätzt wird. Dass dies nicht nur führend für die Subgruppe der CEUS-Anwender, sondern mit gleicher und wiederum eindeutig im höheren Bereich angesiedelter Tendenz gerade auch für die der derzeitigen Nichtanwender gilt, zeigt die hohe eigentliche Wertschätzung, welche dieser Methode von vielen Radiologen entgegengebracht wird.