Zeitschrift für Klassische Homöopathie 2017; 61(02): 108
DOI: 10.1055/s-0043-111030
Buchbesprechung
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Buchbesprechung

Baschin M.
Isopathie und Homöopathie. Eine Wechselbeziehung zwischen Ablehnung und Integration.
Quellen und Studien zur Homöopathiegeschichte, Band 23.
Essen: KVC Verlag; 2016. 361 S., 34,90 €
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
28. Juni 2017 (online)

 
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    Was ist Isopathie? Wie sind die – zum Teil völlig verschiedenartigen – Therapieansätze, die unter dieser Bezeichnung im Umlauf sind, zu deuten? Wer hat sie begründet und wie ist ihr Verhältnis zur Homöopathie? Diesen und vielen weiteren Fragen geht die Autorin und ausgewiesene Medizinhistorikerin in dieser Studie in gewohnt sorgfältiger Weise nach.

    Die Entwicklung der Isopathie sowie ihr Verhältnis zur Homöopathie und Schulmedizin wird in einem Zeitraum von mehr als 150 Jahren untersucht. Es wird gezeigt, welche Bedeutung dieser Heilweise in der Medizingeschichte zukommt und welche Debatten sowohl in der Homöopathie als auch in der Schulmedizin darüber geführt wurden. Deutlich wird, dass seit dem 19. Jahrhundert immer wieder auf diese Heilmethode Bezug genommen wurde; dabei wurden die Inhalte teilweise neu definiert, weshalb oft nicht klar ist, was unter „Isopathie“ zu verstehen ist.

    Der Leipziger Tierarzt Johann Lux veröffentlichte im Jahr 1833 die Schrift Die Isopathik der Kontagionen, in welcher er, ausgehend von den homöopathischen Prinzipien, die Idee der Behandlung von „Gleichem mit Gleichem“ formulierte. Die Wurzeln der Behandlung einer Krankheit durch gleiche oder krankmachende Einflüsse sind wesentlich älter, auch in der Homöopathie waren solche Substanzen in Gebrauch. Constantin Hering hatte wenige Jahre zuvor eine Verwendung solcher Stoffe thematisiert (er wurde deshalb fälschlicherweise für den Begründer der Isopathie gehalten, wogegen er sich zur Wehr setzte). Luxʼ Ideen entfachten eine lebhafte Diskussion innerhalb der homöopathischen Ärzteschaft darüber, ob es eine wirkliche Behandlung nach dem Gleichheitsprinzip geben könne.

    Die Debatte um diese Therapiemethode flammte wieder auf, als Johann Herrmann seine Überlegungen zu „einer Organtherapie 1848 in einer Monographie mit dem Titel Die wahre Isopathik veröffentlichte. Im Unterschied zu Lux, bei welchem sich die Gleichheit auf die Verwendung des Erregers zur Behandlung der durch ihn verursachten Krankheit bezog, wurden bei Herrmann Präparate aus gesunden Tierorganen zur Behandlung von erkrankten Organen verwendet. Herrmann verstand also unter „Isopathie“ etwas anderes als Lux; auch seine Ideen wurden von den homöopathischen Ärzten weitgehend abgelehnt.

    Gegen Ende des 19. Jahrhunderts gaben die Entdeckung des Tuberkulins durch Robert Koch und die Anwendung von Diphterieserum durch Emil Behring der Idee der Isopathie neuen Auftrieb. Der Begriff fand jetzt auch Eingang in die Schulmedizin. Die Frage der Abgrenzung zu Homöopathie und Schulmedizin blieb offen und die Isopathie als Behandlungskonzept umstritten.

    In den 1930er-Jahren wurde die Diskussion um die Isopathie durch eine Veröffentlichung von August Bier neu angeregt: Er setzte sich für die Verwendung bei allergischen Erkrankungen und für Eigenbluttherapien ein, auch gab er der Idee, Krankheiten durch die Verwendung von Präparaten aus Organen oder Organteilen zu behandeln, neuen Auftrieb.

    Günter Enderlein als Bakteriologe entwickelte aus von ihm im Blut gefundenen Mikroorganismen „immun-biologische“ Medikamente und begriff deren Verwendung als „moderne Isopathie“. Er berief sich auf die Ansichten von Hippokrates und Hahnemann.

    Die Isopathie hat sich aus der Homöopathie entwickelt und steht mit dieser in einem steten Wechselverhältnis. Immer wieder forderte die Idee, „Gleiches mit Gleichem“ zu heilen, Homöopathie und Schulmedizin heraus. Es zeigte sich aber, dass manche Überlegungen, die zunächst skeptisch und ablehnend betrachtet wurden, durch weitere Forschung durchaus ihre Berechtigung erfahren konnten.

    Fazit:

    Das vorliegende Buch trägt Wesentliches zur Klärung der unterschiedlichen Facetten des Begriffes „Isopathie“ bei, zeigt ihre Entwicklung im geschichtlichen Ablauf und ihr Wechselverhältnis zur Homöopathie und Schulmedizin.

    Peter Minder


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