Zusammenfassung
Wichtige Herausforderungen des deutschen Gesundheitssystems sind derzeit die Fragmentierung der Versorgung und ein zunehmender Mangel an hausärztlichem und pflegerischem Nachwuchs, die den komplexen und zeitaufwändigen Versorgungsbedürfnissen einer zunehmend älter und multimorbider werdenden Bevölkerung gegenüberstehen. Damit eine Primärversorgung auch zukünftig flächendeckend gewährleistet werden kann, sind neue Lösungsansätze, v. a in Form von innovativen Sektoren- und professionsübergreifenden Versorgungskonzepten, erforderlich. Solche Modelle können einerseits, u. a. durch ihren Teamansatz, die Berufsattraktivität für Nachwuchskräfte steigern und andererseits eine umfassende Versorgung anbieten, die auf den Bedarf komplex erkrankter Patienten zugeschnitten ist. Der Sachverständigenrat Gesundheit hat in seinem Gutachten 2014 das Modell einer regional vernetzten Versorgung vorgestellt, deren Kern lokale Gesundheitszentren zur Primär- und Langzeitversorgung bilden. Diese sollen zur Sicherstellung einer umfassenden patientenzentrierten Gesundheitsversorgung beitragen und insbesondere den Anforderungen des hausärztlichen Nachwuchses gerecht werden. Ein ähnliches Modell sind die sogenannten Family Health Teams (FHT) aus Ontario, Kanada. Dabei arbeitet ein Team aus Allgemeinmedizinern, examinierten Pflegekräften, Pharmazeuten, Sozialarbeitern und weiteren Gesundheitsprofessionen unter einem Dach strukturiert zusammen. Der vorliegende Beitrag stellt das Modell der kanadischen FHT vor und diskutiert, welche Ansätze daraus übertragbar und zur Sicherstellung der Primärversorgung in Deutschland hilfreich sein könnten.
Abstract
The German healthcare system is struggling with fragmentation of care in the face of an increasing shortage of general practitioners and allied health professionals, and the time-demanding healthcare needs of an aging, multimorbid patient population. Innovative interprofessional, intersectoral models of care are required to ensure adequate access to primary care across a variety of rural and urban settings into the foreseeable future. A team approach to care of the complex multimorbid patient population appears particularly suitable in attracting and retaining the next generation of healthcare professionals, including general practitioners. In 2014, the German Advisory Council on the Assessment of Developments in the Health Care System highlighted the importance of regional, integrated care with community-based primary care centres at its core, providing comprehensive, population-based, patient-centred primary care with adequate access to general practitioners for a given geographical area. Such centres exist already in Ontario, Canada; within Family Health Teams (FHT), family physicians work hand-in-hand with pharmacists, nurses, nurse practitioners, social workers, and other allied health professionals. In this article, the Canadian model of FHT will be introduced and we will discuss which components could be adapted to suit the German primary care system.
Schlüsselwörter
Primärversorgung - innovative Versorgungsmodelle - patientenzentrierte Versorgung - Gesundheitssystemforschung - Family Health Teams
Key words
primary health care [MeSH] - innovative organizational models [MeSH] - patient care management [MeSH] - health systems research - family health teams