Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2018; 53(10): 682-695
DOI: 10.1055/s-0043-118971
Topthema
CME-Fortbildung
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Neuromonitoring und Therapieentscheidungen auf der Intensivstation

Multimodal Neuromonitoring and its Impact on Therapeutic and Diagnostic Decisions in Critical Ill Patients
Thomas Reithmeier
,
Rimmon Isaak
,
Renan Sanchez-Porres
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
13. November 2018 (online)

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Zusammenfassung

Bei Patienten mit einer akuten Hirnschädigung besteht das Risiko einer weiteren neurologischen Verschlechterung aufgrund der Entwicklung eines sekundären Hirnschadens. Ziel des Neuromonitorings ist es frühzeitig pathophysiologische Veränderung des Gehirns zu erkennen um adäquate diagnostische und therapeutische Maßnahmen einzuleiten, um die Entstehung eines sekundären Hirnschadens zu vermeiden. Neben der klassischen Methode des klinischen Neuromonitorings bei wachen Patienten werden invasive Methoden mit Implantation von Messsonden zur Bestimmung des Hirndruckes, des zerebralen Sauerstoffpartialdruckes sowie des Hirnmetabolismus bei komatösen Patienten angewendet. Ein elektrophysiologisches Monitoring mittels Elektrokortikografie oder evozierter Potenziale sowie die Messung des zerebralen Blutflusses liefert ergänzende Informationen. Die Indikationen und die klinische Relevanz der verschiedenen Monitoring-Techniken werden im Hinblick auf eine Optimierung der Behandlung von Patienten mit akuten zerebralen Schädigungen besprochen.

Abstract

Patients with acute cerebral injuries for various reasons (traumatic, ischemic, hemorrhagic) are at risc for developing secondary brain damage and further neurological deterioration. The aim of neuromonitoring is to recognize subtile changes in intracranial physiology as early as possible to initiate adequate diagnostic and therapeutic measures to prevent secondary brain damage. Beside the classic method of clinical neuromonitoring in awake patients, implantation of intracranial probes to monitor intracranial pressure, brain tissue oxygenation and brain metabolism are used in comatose patients. Electrophysiological monitoring by electrocorticography or evoked potentials and measurement of cerebral blood flow provide additional information.

The indications and clinical impact of these various monitoring techniques are discussed to ensure optimal medical care in patients with acute brain injury.

Kernaussagen
  • Indikationen für ein Neuromonitoring sind die zerebrale Ischämie, intrazerebrale und intraventrikuläre Blutungen, spontane Subarachnoidalblutungen sowie Schädel-Hirn-Traumata.

  • Das neue Auftreten einer Anisokorie beim analgosedierten Patienten stellt immer eine absolute Notfallsituation dar und erfordert die umgehende Durchführung einer CCT-Diagnostik (Schädel-CT).

  • Zur Beurteilung des Vigilanzzustandes hat sich die Glasgow Coma Scale (GCS) etabliert.

  • Die Indikation zur invasiven Hirndruckmessung besteht bei einem GCS-Wert ≤ 8.

  • Der zerebrale Perfusionsdruck wird aus der Differenz zwischen dem mittleren arteriellen Druck und dem Hirndruck berechnet und sollte bei Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma zwischen 60 – 70 mmHg betragen.

  • Hirndruckwerte > 22 mmHg sind therapiebedürftig.

  • Elektrophysiologische Untersuchungsmethoden (akustisch evozierte Potenziale/somatosensibel evozierter Potenziale) haben ihren Stellenwert überwiegend in der Prognoseabschätzung.