Gesundheitswesen 2000; 62(7): 409-411
DOI: 10.1055/s-2000-12594
Aktuelles Forum
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Globalbudget: Thema der Gesundheitsstrukturreform - Thema für Public Health

N. Schmacke1 , K. Lauterbach2
  • AOK-Bundesverband, Bonn
  • Institut für Gesundheitsökonomie, Universität Köln
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Publication History

Publication Date:
31 December 2000 (online)

Vorbemerkungen

1. Interessengebundenheit von Positionen zur Strukturreform im Gesundheitswesen ist ein allgegenwärtiges Thema, das auch innerhalb des Fachdiskurses nur schwer in den Hintergrund gedrängt werden kann. Es kann keine rein wissenschaftlich hergeleitete Position zu Grundfragen der Gesundheitsversorgung geben, so beklagenswert auch Defizite an wissenschaftlicher Unterfütterung politischer Positionen sein mögen. Politische Entscheidungen sind notwendigerweise immer eine Kombination von wissenschaftlich begründbaren Elementen und Werte-Entscheidungen.

2. Auch Public Health als gesundheitswissenschaftliche Disziplin verliert die Unschuld, sobald es um Positionierungen im politischen Umfeld geht. Selbst kritische Forschung z. B. im Kontext von Evidence Based Medicine läuft immer Gefahr, nicht nur der Wahrheit, sondern auch konkreten Zwecken zu dienen - selbst wenn es sich im vornehmsten Fall der Fälle um Phänomene handelt, die sich hinter dem Rücken von Akteuren abspielen. Dennoch ist sowohl für die Versorgungsforschung als auch für die Public Forschung zu verlangen, dass sie so weit wie möglich zu evidenzbasierten gesundheitspolitischen Empfehlungen führen, also „evidence-based-policy-making” fördern.

3. Dies hat für alle Public-Health-Institutionen Auswirkungen, die den Beteiligten im Prinzip bewusst sind, die aber bezogen auf den Outcome der Bemühungen der Public-Health-Disziplinen möglicherweise auch ein Grund sind, warum „handfeste” Resultate so schwer zu produzieren sind. Anders ausgedrückt: Interessengebundenheit sollte kein Tabuthema sein, wenn sich die Gesundheitswissenschaften um eine langfristige Positionierung im System der gesundheitspolitischen Diskussion um die Versorgung der Bevölkerung bemühen. Davon können gesundheitspolitische Entscheidungen in ihrer Qualität profitieren und es kann eine verstärkte Ausrichtung der Versorgung auf den Erhalt der Gesundheit auch durch Interventionen jenseits der Domäne der klassischen Versorgungsstrukturen ermöglicht werden.

PD Dr. Norbert Schmacke

AOK-Bundesverband

Kortrijker Straße 1

53177 Bonn

Email: norbert.schmacke@bv.aok.de