Zusammenfassung
Die Laien-Werbung für nicht verschreibungspflichtige
Arzneimittel ist in Deutschland umstritten. Während im Sinne des Verbraucherschutzes auf der
einen Seite entweder für ein Verbot der Werbung oder für eine ausführliche Angabe
von Risiken in den Anzeigen plädiert wird, verlangen die werbenden Arzneimittelanbieter eine
Liberalisierung des geltenden Heilmittelwerbegesetzes. Mittels einer repräsentativen
telefonischen Befragung der nordrhein-westfälischen Bevölkerung im April/Mai 1999
wurde untersucht, in welchem Ausmaß Werbung Interesse in der Bevölkerung findet, welchen
Stellenwert Risikoangaben in der Werbung für die Bürger haben, welche Institutionen die
höchste Glaubwürdigkeit bei Arzneimittelinformationen in der Bevölkerung
genießen, inwieweit der Standardsatz „Zu Risiken und Nebenwirkungen ...” seinen
Zweck erfüllt und inwieweit ein Angebot für eine telefonische Beratung durch
unabhängige Experten zu Arzneimitteln angenommen würde. Dabei zeigte sich, dass vor allem
Frauen zu knapp 30 % Anzeigen gelegentlich interessiert lesen, jüngere Befragte
aufgeschlossener gegenüber Werbeanzeigen sind, Ärzte und Apotheken die höchsten
Glaubwürdigkeitswerte erzielen, aber auch zu weiterem Engagement in der Arzneimittelberatung
aufgefordert sind, und die Angaben zu Nebenwirkungen und Gegenanzeigen von über
80 % der Bevölkerung in der Arzneimittelwerbung verlangt werden. Der
Standardsatz hat nach den Ergebnissen der Befragung bei gut einem Drittel der Befragten zu einer
größeren Inanspruchnahme der Heilberufe oder der Packungsbeilage geführt. Dennoch
besteht weiterer Informationsbedarf, den knapp die Hälfte der Befragten u. a. bei einem
telefonischen Beratungsangebot von unabhängigen Experten decken würde, sofern ein solches
Angebot existierte.
Drug Advertising Users Demand Information
In Germany, drug advertising of
non-prescription drugs is a controversial subject. On the one hand, consumer organisations plead
for placing a ban on advertising or at least to offer a detailed description of medical risks in
respect of protection. On the other hand, the pharmaceutical industry is keen on liberalising the
specific advertising law for drugs. A representative telephone survey among the population of North
Rhine-Westphalia was conducted in April and May 1999. It showed consumer interest in advertising,
the value of information on risks, the institution with maximum credibility in drug information for
consumers, the importance of the now obligatory sentence after every advertisement: Regarding risks
and side effects read the leaflet in the package and ask your physician or pharmacist, and to what
extend the consumer would take advice from independent experts over the telephone about drugs. It
was found that, in particular women, about 30 % are occasionally interested in
advertising, younger people are more open-minded about advertising than older people; and that
doctors and pharmacists have the most credibility and are consulted for further information. It was
also found that more than 80 % of the population demanded precise information on the
side effects of drugs. One-third of the consumers declared that the obligatory sentence (see above)
led to greater demand for information from doctors or to read attentively the instruction leaflet.
Nevertheless, there is a need for more information from more than half of the consumers, who would
take advantage of an independent advice centre if this should exist.
Key
words
Drug-Advertising-Law - Self-Medication - Drugs - Telephone
Survey - Risk Information - Credibility
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Landesinstitut für den Öffentlichen Gesundheitsdienst des Landes
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