Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-2001-11911
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York
Individuelles Risikoprofil bei chronischem Alkoholkonsum
Publication History
Publication Date:
31 December 2001 (online)


Zusammenfassung
Es ist weitgehend bekannt, dass chronischer Alkoholkonsum zu einer Reihe von Folgekrankheiten führt, die zum einen von der zugeführten Menge an Alkohol, zum anderen von verschiedensten individuellen Risikofaktoren abhängig sind. Diese alkoholassoziierten Organschäden beinhalten in erster Linie Leber- und Pankreaserkrankungen, Schädigungen des Herzmuskels, des Gehirns, des peripheren Nervensystems, des Knochens und der Muskulatur. Hinzu kommt die Verstärkung bestimmter Stoffwechselerkrankungen, das Auftreten von Übergewicht, Hypertonus und Krebserkrankungen. Auch Interaktionen mit Medikamenten können zu schweren Nebenwirkungen führen. Des Weiteren ist die Alkoholembryopathie gefürchtet. In den letzten Jahren wurden zunehmend Daten publiziert, die eine protektive Wirkung von chronischer Alkoholzufuhr aufzeigen konnten. Dies gilt für die koronare Herzerkrankung und den ischämischen Schlaganfall. Bereits kleine Mengen von Alkohol scheinen einen solchen protektiven Effekt zu verursachen. Auch dieser protektive Effekt ist von individuellen Faktoren abhängig. So ist er besonders ausgeprägt bei älteren Menschen und bei Menschen, die zusätzliche Risikofaktoren für eine koronare Herzerkrankung haben. Chronische Alkoholzufuhr zeigt also eine gewisse Janusköpfigkeit und es stellt sich die Frage, ab welcher Menge täglich zugeführten Alkohols von risikofreiem Konsum gesprochen werden kann. Eine unlängst vom Bundesministerium für Gesundheit in Auftrag gegebene Untersuchung konnte zeigen, dass beim gesunden Erwachsenen die risikofreie täglich zugeführte Alkoholmenge beim Mann weniger als 20 g und bei der Frau weniger als 10 g Alkohol liegt. Die vorliegende Übersicht soll dazu beitragen, das individuelle Risikoprofil für alkoholassoziierte Folgeerkrankungen herauszuarbeiten, organbezogene Alkoholgrenzwerte zu diskutieren und Situationen zu beschreiben, bei denen absolute Alkoholkarenz angezeigt ist. Aufgrund der Datenlage würde jede öffentliche Empfehlung Alkohol als Koronartherapeutikum einzunehmen, mehr Schaden als Nutzen haben. Eine Empfehlung von Alkohol als Schutz gegen Herzinfarkt und Schlaganfall ist aufgrund der damit verknüpften potenziellen schädigenden Effekte strikt abzulehnen. Auch sollte eine regelmäßige tägliche Zufuhr nicht empfohlen werden.
Individual Risk Profiles in Chronic Alcohol Consumption
It is well known that chronic alcohol consumption leads to various organ injuries depending on the amount of alcohol consumed, but also on various individual risk factors. Alcohol-associated organ damage includes injuries of the liver, pancreas, heart, brain, the peripheral nervous system, bones and muscles. In addition certain metabolic diseases are enhanced. The occurrence of overweight and hypertension as well as cancer is also pronounced following chronic alcohol intake. Furthermore, interactions between alcohol and drugs may lead to side effects. Finally, fetal alcohol syndrome is a great hazard. In recent years a great number of publications reported on a protective effect of chronic alcohol intake and overall mortality due to protection against coronary heart disease and stroke. Even small amounts of alcohol seem to have such a protective effect. This protective effect, however, is also dependent on individual risk factors. lt is especially pronounced in the elderly and in the presence of additional risk factors for coronary heart disease. A most recent meta-analysis initiated by the Federal German Ministry of health emphasises that the risk-free daily amount of alcohol in healthy adult men is less than 20 g and in healthy adult women less than 10 g. This overview discusses the individual risk profile for alcohol-associated organ damage. It also discusses organ-specific thresholds of alcohol intake recommendations are given with regard to alcohol consumption and situations are discribed where alcohol abstinence is mandatory. According to the literature available, public recommendation for alcohol as a therapeutic agent in coronary heart disease would create more harm than good. Hence, a general recommendation of alcohol as a therapeutic agent is not acceptable. In addition, regular daily alcohol intake should be avoided.