Grundproblematik und Fragestellung: Während
an vielen Kliniken für die Erstversorgung akut lebensbedrohlich
erkrankter Patienten in Behandlungsbereichen außerhalb
der Intensivstation ein so genanntes Reanimationsteam alarmiert
wird, erfolgt die ärztliche Versorgung von Notfallpatienten
außerhalb der Bettenbereiche und Ambulanzen weitgehend
ungeregelt oder durch den öffentlichen Rettungsdienst.
Um bei Notfällen in diesen Klinikumsbereichen ebenfalls
eine sofortige ärztliche Hilfe anbieten zu können,
erfolgte im Jahr 1999 die Einrichtung eines innerbetrieblichen Notarzt-
und Rettungsdienstsystems an unserem Klinikum. In der vorliegenden
Arbeit wird über die Struktur dieses Systems sowie die
Erfahrungen in den ersten 26 Monaten seit Indienststellung berichtet.
Patienten und Methode: Die Notarzteinsatzprotokolle aller 147
im Untersuchungszeitraum durchgeführten Einsätze
wurden ausgewertet. Eine Differenzierung erfolgte nach Art des Notfalls
sowie dem vom »National Advisory Committee for Aeronautics« eingeführten
NACA-Score zur Beurteilung des Schweregrades einer Erkrankung (Punkteskala
von 1 bis 7).
Ergebnisse: 45 Einsätze erfolgten
in einem der 17 Krankengebäude. 92 Alarmierungen erfolgten
zu Notfallorten innerhalb der Funktionsbereiche und -gebäude
des Klinikums sowie dessen Straßen- und Wegenetz, während
3 Einsätze außerhalb des Klinikumsgeländes
stattfanden. 7 Alarmierungen erfolgten in böswilliger Absicht.
Die Fehleinsatzquote betrug 31,3 %. Von den 125
behandelten Patienten wiesen 30 einen NACA-Score zwischen 4 und 6
auf und waren somit schwer oder lebensbedrohlich erkrankt bzw. verletzt.
Weitere 6 Patienten verstarben am Einsatzort bzw. wurden bereits
tot aufgefunden. Bei 101 Einsätzen war der Transport des
Notfallpatienten in die Notaufnahme erforderlich.
Folgerungen: Der betriebliche Rettungsdienst
an unserem Klinikum hat seit seiner Indienststellung einen stetig
zunehmenden Bekanntheitsgrad bei den Kliniksmitarbeitern erfahren,
der sich in der steigenden Einsatzfrequenz niederschlägt.
Der Anteil an Patienten mit einem NACA-Score zwischen 4 und 6 von
20,4 % zeigt aufgrund der bislang vorliegenden
Erfahrungen den Stellenwert eines derartigen Systems an einem topographisch
verzweigten Klinikum auf. Um die Effizienz und Qualität
des betrieblichen Rettungsdienstes weiter zu verbessern, sollten
die für den öffentlichen Rettungsdienst gesetzlich
verankerten personellen Mindestqualifikationen auch innerbetrieblich
umgesetzt werden, da gegenwärtig an der Einbindung des
klinikinternen Notarztsystems in den öffentlichen Rettungsdienst
als Rückhaltereserve gearbeitet wird.
Experience with an in-hospital emergency
service in a large hospital
Background and Objective: Many hospitals have a special
resuscitation service that is responsible for life-threatening emergencies
outside the hospitals intensive care unit, i. e. in the wards
and in patient-treatment areas. In contrast, there is generally
no emergency service caring for patients, visitors or personnel
outside of these areas. In order to provide emergency medical help
in the entire hospital area, in 1999 we instituted an additional
in-hospital emergency service to cover the larger hospital area.
This paper describes the structure of our in-hospital emergency
service and our experience in the first 26 months after its establishment.
Patients and Methods: We analysed the emergency protocols of
all 147 episodes, that had occurred within the first 26 months. We
classified them according to type of disease and/or injury
by using the NACA score (range 1 to 7) to assess the severity of
disease and/or injury.
Results: 45 episodes took place within
one of the 17 hospital buildings. 92 requests for help came from
the hospital service and treatment areas including walkways and
passages, while 3 came from the immediate vicinity outside of the
hospital. A total of 7 requests turned out to be pranks, and 31.3 % responses proved
to be unnecessary when the team arrived at the scene. Of the total
of 125 treated cases, 30 had a NACA score between 4 and 6, denoting
life-threatening injury and/or disease. 6 patients were
found dead at the scene or died shortly after arrival of the team.
101 of the patients had to be admitted to the hospital’s emergency
room.
Conclusion: Since its establishment,
knowledge of the existence of our in-hospital emergency service
has steadily increased within the hospital community. As a consequence,
number of events have likewise steadily increased. We believe that
a total of 20.4 % life-threatening events underscores
the importance of the service in our large and extended hospital
area. We also feel that our adherence to the training and personnel
requirements demanded of public emergency services is necessary
in order to insure the quality and efficacy of the service. This
is also important because of current intentions to use our in-hospital
service as a back-up and/or reserve for the community’s
public emergency services.
Literatur
1 Bein T. Scores. München,
Wien, Baltimore: Urban und Schwarzenberg In: Jauch
KW, Madler C, Werdan K (Hrsg.). Das NAW-Buch 1994: 108-116
2 Jahresbericht der Feuerwehr
Hamburg 1999. http://www.feuerwehr-hamburg.org Freie
und Hansestadt Hamburg
3 Landesärztekammer
Hessen .Anforderungen zum Erwerb des Fachkundenachweises »Rettungsdienst«. Beschluss
der Delegiertenversammlung der Landesärztekammer Hessen
vom 09.03.1996 und Beschluss des Präsidiums vom 29.05.1996
4 Land Hessen .Verordnung
zur Ausführung des § 10 des Gesetzes zur
Neuordnung des Rettungsdienstes in Hessen (Hessisches Rettungsdienstgesetz
HRDG 1998) vom 24. November 1998. GVBI. I S. 499. Gesetz-
und Verordnungsblatt für das Land Hessen, Teil 1, 29.05.2000
Korrespondenz
Dr. med. Christian Byhahn
Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin
undSchmerztherapie, Klinikum der Johann Wolfgang
Goethe-Universität
Theodor-Stern-Kai 7
60590 Frankfurt
Telefon: 069/63015858
Fax: 069/63017695
eMail: c.byhahn@em.uni-frankfurt.de