Literatur
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1 Gamm G. Nicht nichts. Studien zur Semantik des
Unbestimmten Frankfurt/Main; Suhrkamp 2000
-
2
Lipp W.
Kulturtypen, kulturelle Symbole,
Handlungswelt.
Kölner Zeitschrift für Soziologie und
Sozialpsychologie.
1979;
31
450-484
-
3 Uzarewicz C, Uzarewicz M. Kollektive Identität und Tod. Zur Bedeutung
nationaler und ethnischer
Konstruktionen Frankfurt/Main; Peter
Lang 1998
-
4 Uzarewicz C. Transkulturalität. Kollak I, Kim
SH Pflegetheoretische Grundbegriffe Bern
u.a; Huber 1999 113-128
-
5 Reckwitz A. Die Transformation der Kulturtheorien. Zur
Entwicklung eines
Theorieprogramms Weilerswist; Velbrück
Wissenschaft 2000 165f: 298
-
6 Turner V. Vom Ritual zum Theater. Der Ernst des
menschlichen
Spiels Frankfurt/Main; Fischer 1995
-
7 Welsch W. Vernunft. Die zeitgenössische
Vernunftkritik und das Konzept der transversalen
Vernunft Frankfurt/Main; Suhrkamp 1996: 280,
283
-
8 Derrida J. Dissemination. Wien; Passagen 1998
-
9 Lux T. Krankheit als semantisches Netzwerk. Ein Modell
zur Analyse der Kulturabhängigkeit von
Krankheit Berlin; VWB 1999: 12,
13, 127
-
10 Bohnsack R, Marotzki W. Biographieforschung und
Kulturanalyse. Transdisziplinäre Zugänge qualitativer
Forschung Opladen; Leske +
Budrich 1998: 7,
8
-
11 Fadiman A. Der Geist packt dich und du stürzt zu
Boden. Ein Hmong-Kind, seine westlichen Ärzte und der
Zusammenprall zweier Kulturen Berlin; Berlin,
2000: 267-268
-
12 Schmitz H. Neue Grundlagen der
Erkenntnistheorie. Bonn; Bouvier 1994: 120,
21ff., 120
-
13 Schmitz H. System der Philosophie, Bd. II. Der Leib. Teilbd.
1 Bonn; Bouvier
Verlag 1998: 12, 13, 24, 25,
26
-
14
Uzarewicz C.
Das Objekt der Begierde in der Intensivpflege: der
menschliche
Körper?.
Intensiv.
1997;
4
144-148
-
15 Soentgen J. Die verdeckte Wirklichkeit. Einführung in
die Neue Phänomenologie von Hermann
Schmitz Bonn; Bouvier 1998: 37,
38, 16
-
16 Schmitz H. Leib und Gefühl. Materialien zu einer
philosophischen
Therapeutik Paderborn; Junfermann 1992: 12,
59, 53, 13, 55, 289-316
-
17 Canetti E. Masse und
Macht. Frankfurt/Main; Fischer 1988: 223-248
-
18 Schmitz H. System der Philosophie Bd. III Der Raum, Teilbd.
1. Der leibliche
Raum Bonn; Bouvier 1998 296
-
19 Knigge A Freiherr von. Über den Umgang mit
Menschen. Frankfurt/Main; Insel 1977 255: (erstmals
erschienen 1788; 1790 in einer redigierten Fassung
aufgelegt)
-
20 Schmitz H. System der Philosophie. Die
Person Bonn; Bouvier 1990 Bd.
IV: 417f
-
21 Schmitz H. System der Philosophie. Bd. III Der Raum, Teilbd.
5. Die
Wahrnehmung Bonn; Bouvier 1989
1 Die allgemeinen Ausführungen zum Kulturbegriff sind dem
Vortrag „Pflege und Kultur - Theoretische Überlegungen zu
einem praktischen Problem” entnommen, den Ch. Uzarewicz am 27.11.2001
auf dem Europäischen Kongress für Pflege in München gehalten
habe. Die Ausführungen zur Leiblichkeit knüpfen an den Artikel
„Das Objekt der Begierde in der Intensivpflege: der menschliche
Körper?” an, der in der Zeitschrift Intensiv 1997; 4: 144-148
erschienen ist [14].
2 Therapeutische und handlungstheoretische Aspekte hoffen wir in
einer späteren Publikation darlegen zu können.
3 Erinnert sei z.B. an - rechte und linke -
separatistische Bewegungen weltweit, die sich auf die Bewahrung ihrer
vermeintlich „authentischen” Kulturen kapriziert haben, an die
These vom „clash of cultures”, an die alte nationalistische
Polemik von „deutscher Kultur” und bloßer „welscher
Zivilisation” oder an die aktuelle Debatte um eine „deutsche
Leitkultur”, an die sich die „ ausländischen
Zuwanderer” anzupassen hätten. Man muss wohl nicht hinzufügen,
dass derartige Debatten längst keine „deutsche”
Spezialität mehr sind.
4 Ethnien, Rassen, Völker sind Konstrukte, die ihren eigenen
Anspruch als biologische Substrate oder kulturelle Lebensgemeinschaften nie
wirklich belegen konnten [3].
5 Während die Binnendifferenzen innerhalb sog.
„Rassen”, „Kulturen”, „Ethnien”,
„Klassen” und allen anderen Einteilungen der Menschen
regelmäßig größer sind als die zwischen diesen
Einteilungen, sind die Binnendifferenzen innerhalb der Gattung Mensch im
Vergleich zu anderen Gattungen regelmäßig kleiner als die
Differenzen zwischen den Gattungen. Das „Wesen des Menschen”, um
einen von der kulturrelativistischen Kritik seinerzeit mit guten Gründen
denunzierten Begriff der philosophischen Anthropologie aufzugreifen,
erschöpft sich nicht, auch nicht in Abgrenzung gegenüber anderen
Gattungen, in einem oder einigen wenigen Kriterien. Der Mensch ist eben nicht
nur das „zweibeinige, federnlose Wesen”, wie Platon uns so
griffig vorführen wollte und über das sich Diogenes, ihm ein
gerupftes Huhn vorhaltend, lustig machte: „Da hast du deinen
Menschen!”
6 Das ist für unser Alltagshandeln meistens kein Problem. Um
damit aber in einem professionellen Pflegekontext adäquat umgehen
zu können, ist ein Lernen jenseits des repetitiven Lernbegriffs notwendig.
Wir bezeichnen das als sensibilisierendes reflexives Lernen. Diese Art
von Lernen bezieht sich auf die Entwicklung einer Kompetenz, Strukturen von
Wissens- und Sinnordnungen in ihrer Pluralität und
Widersprüchlichkeit zu erkennen, sich darauf einlassen zu können, um
spezifische Synergieeffekte aus den verschiedenen Wissens- und Sinnordnungen zu
forcieren bzw. zu minimieren.
7 Die Medizin - und nicht nur die Medizin - hat nicht
annähernd so vielfältig differenzierende Begriff für Gesundheit
wie für Krankheit entwickelt. Sie kennt unendlich viele Krankheiten, aber
offensichtlich nur eine Gesundheit, die sie auch nur in Bezug auf Krankheit,
negativ als nicht krank, versteht. Im Vorgriff auf spätere
Ausführungen sei der Hinweis gestattet, dass hier vermutlich einer der
blinden Flecken klassischer Medizin im Hinblick auf Leiblichkeit zu verorten
ist.
8 Zum allgemeinen Verständnis: Diese Fragen werden von den
Mediziner(inne)n bzw. Pflegenden an die Erkrankten oder ihre Angehörigen
gestellt.
9 Tiefes Aus- und Einatmen dürfte diese Tendenzen am
eindringlichsten veranschaulichen.
10 Das signifikanteste Beispiel dürfte der Schmerz in seinen
Variationen sein.
11 Die praktischen Erfolge z.B. der basalen Stimulation bei
Komapatient(inn)en und Apalliker(inne)n zeigen deutlich, dass sie etwas
spüren, dementsprechend nicht „weg” sind und daher auch
nicht bewusstlos bzw. ohne Bewusstsein sind.
12 Leibliche Kommunikation ist keineswegs auf den Dialog von
Mensch(en) zu Mensch(en) oder Mensch(en) und Tier(en) beschränkt.
Leibliche Kommunikation „funktioniert” mit Pflanzen ebenso wie
mit Dingen oder Sachen. Gekonntes Autofahren oder gekonntes Klavierspiel sind
Beispiele dafür, dass hier leibliche Kommunikation in Gestalt der
Einleibung vorliegt, die sich gerade nicht der Kognition bedienen muss. Wer
beim Autofahren oder Klavierspielen über die Handgriffe nachdenken
muß, sollte am Straßenverkehr besser nicht teilnehmen oder wird
niemals ein Klavierspieler. Allerdings darf zumindest beim Autofahren der Faden
zwischen Enge und Weite der leiblichen Ökonomie niemals völlig
abreißen. Viele Autounfälle, die traditionell darauf
zurückgeführt werden, dass der Fahrer eingeschlafen sei - der
berühmte sog. Sekundenschlaf -, dürften eher damit zu tun
haben, dass der Fahrer sich z.B. in die Landschaft (vor allem beim Fahren auf
der Autobahn) so vollständig eingeleibt hat, dass er „weg”
war.
13 Die Wahrnehmung setzt sich nicht aus einzelnen Elementen
synthetisch zusammen. Auf Einzelheiten kommt es allzu oft gar nicht an, wie das
berühmte, immer wieder für Belustigung (oder Verärgerung)
sorgende Beispiel des Ehemannes zeigt, der auch nach vieljähriger Ehe die
Augenfarbe der Ehefrau nicht nennen kann. Vgl. [12, 21].
14 Eines von vielen Beispielen, die von Schmitz vorgebracht werden:
„... der Soldat empfindet die Wunde, die er seinem Gegner beibringt,
insofern mit, als er deutlich mit der Spitze des Säbels dies Einschneiden
in den Widerstand leistenden Körper fühlt” [18].
15 Den Hinweis auf Knigge haben wir bei Soentgen 1998:36 gefunden
[15].
16 Allein dieses Beispiel sollte darauf aufmerksam machen, wie
unzureichend medizinische und philosophische Modelle sind, die auf in sich
voneinander abgekapselten, sozusagen in einem Hautsack eingeschlossenen
Individuen beruhen.
17 Auch die Kommunikationsforschung kann sich dieses „Feld
der Phänomene” nicht anders begreifbar machen denn rein negativ als
„nonverbale Kommunikation”, nach dem Muster „Leben”
als bloße „Abwesenheit des Todes” zu verkennen.
18 Eine transkulturelle Pflegeforschung wäre erst noch zu
initiieren, die die leibliche Kommunikation zwischen Menschen, die z.B. nicht
die gleiche Sprache sprechen und doch kommunizieren, systematisch untersucht.
19 In gewisser Hinsicht ist es sogar transhuman, weil es uns auf
seiner elementaren Ebene einen Zugang zu anderen Lebewesen und sogar Sachen und
Dingen erlaubt, der sich zwar an der eigenen Leiblichkeit gebildet hat, diese
aber transzendiert.
Charlotte Uzarewicz
Riveratstraße 5
85570 Ottenhofen