Forschung zur Arbeitsverwaltung
Es ist erstaunlich, dass es zu Erfahrungen mit der
Arbeitsverwaltung, zumal in den letzten Jahren, kaum psychologische Forschung
gibt, obwohl auf der Hand zu liegen scheint, dass in der Institution Arbeitsamt
nicht nur entsprechend ihrer Idee, Arbeit und der Zugang zu ihr vermittelt
wird, sondern auch ein erheblicher Teil der mit Arbeitslosigkeit verbundenen
Erfahrungen sich an dieser Schnittstelle zwischen Betroffenen, Arbeitsmarkt und
Gesellschaft vermitteln. Brauns und Rupp [3]
argumentieren, dass sich die zunehmende Fraktalisierung der Gesellschaft seit
Anfang der 80-er Jahre in der Arbeitslosenforschung insofern widerspiegelt,
dass vermehrt spezifische Untergruppen von Betroffenen in den Blick genommen
würden, was viele Vorteile hat, aber auch Nachteile: „Nicht nur,
dass die Relevanz theoretischer Analysen und Auseinandersetzungen über
unterschiedliche Sicht- und Erklärungsweisen der Folgen von
Arbeitslosigkeit in den Hintergrund gedrängt werden, auch der Blick
über die unmittelbar Betroffenen hinaus, etwa auf Institutionen
(z. B. Arbeitsamt oder Fortbildungseinrichtungen) und Menschen, die sich
in mehr oder weniger indirekter und oft unbemerkter Weise mit den
psychosozialen Folgen von Arbeitslosigkeit auseinandersetzen, wird
vernachlässigt” (ebd. S.183).
Kieselbach, Klink und Waldmann [4]
kritisieren mit ähnlicher Stoßrichtung den mangelhaften
Übertrag von psychologischen Ergebnissen der Arbeitslosenforschung in den
Alltag der Praxis der relevanten beratenden und verwaltenden Berufsgruppen. Sie
thematisieren in Fortbildungsveranstaltungen für Praktiker die Frage,
„inwieweit institutionelle Bedingungen und Handlungsroutinen sowie
Veränderungen des Berufsalltags infolge der ökonomischen Krise die
Probleme der betroffenen Ratsuchenden möglicherweise noch zusätzlich
verschärfen” (ebd. S.140) und richten dafür eine
eigene, an die Universität Bremen angebundene Fortbildungsstelle ein, die
Fortbildungsstelle Arbeitslosenforschung FAF. Zu deren Aufgaben gehört die
Vermittlung von Ergebnissen der Arbeitslosenforschung ebenso wie auch der
Aspekt der Reflexion der Beratungshintergründe und, im Rahmen von
Institutions- und Mitarbeiterberatung, die Konzipierung, Umsetzung und
Evaluation von Maßnahmen. Solche Modelle geben die Richtung dessen an,
was in Zukunft auch überregional zum Standard des institutionellen Umgangs
mit Arbeitslosigkeit werden sollte. Hierfür muss jedoch gerade die
Forschung den Problembereich Arbeitslosigkeit verstärkt in Hinblick auf
Probleme der alltäglichen, professionellen Praxis
berücksichtigen.
Wichtig ist es zu betonen, dass niemandem an einseitiger
Institutionenschelte der Arbeitsverwaltung gelegen sein kann, da es bei einer
Zuständigkeit jedes Mitarbeiters für mehrere Hundert Betroffene
[5], die in der Literatur ‚Klienten‘,
‚Ratsuchende‘ oder in neuerer Zeit ‚Kunden‘ genannt
werden, offenkundig ist, dass die Gesellschaft im Ganzen ungelöste innere
Widersprüche gerade auch auf dem Rücken dieser Einrichtung und ihrer
Mitarbeiter ruhen lässt. Diese werden letztlich mit unlösbaren
Aufgaben konfrontiert, was zu extremen Belastungen auch bei den Mitarbeitern
der entsprechenden Ämter führt. „Manchmal fühlt man sich
wie zwischen allen Stühlen, zwischen den Vorgaben der Politik, den
Erwartungen der Arbeitslosen, den Anforderungen der Arbeitslosen, den
Anforderungen der Arbeitgeber, den Notwendigkeiten der Verwaltung”
formuliert dies ein Hauptvermittler bereits Mitte der 80-er Jahre
(ebd. S. 107). Vor dem Hintergrund dieser oft unvermittelbaren
Ambiguität werden unterschiedliche Selbstverständnisse und
schwerpunktmäßige Lösungsversuche typisiert: der
Arbeitsvermittler als ‚Makler‘, als ‚Sozialarbeiter‘,
als ‚Bürokrat‘ und als ‚Berater‘ (s. o.),
wobei die Arbeitsmarktentwicklung seitdem besonders den wirklichen
‚Berater‘, wenn nicht auch den ‚Makler‘ und
‚Sozialarbeiter‘ womöglich noch seltener hat werden lassen.
Die Schwierigkeit, sich von den Nöten der Betroffenen freizumachen, wird
mit einer psychischen Überforderung der Mitarbeiter des Arbeitsamtes
zusammengebracht, die nachhaltig negativ auf Orientierungen und
Verhaltensweisen der Arbeitsvermittler zu wirken vermag, was sich in
„Teilnahmslosigkeit, Inaktivität, ja Unbeherrschtheit und sogar
Unmenschlichkeit gegenüber den Ratsuchenden” äußern
könne [5].
Schmid [6] stellt das Arbeitsamt als eine
„Institution mit schlechtem Image” heraus. „Die Erwartung
herrscht vor: Hier wird nur verwaltet. Arbeitslose kommen und werden
registriert. Akten werden angelegt und abgelegt. Wenn Zahlungen, Mahnungen oder
Abmeldungen anstehen, werden sie wieder hervorgeholt. Einmal im Monat wird
gezählt und gemeldet” (S.388). Das schlechte Image führt er
zurück auf die für den gesunden Menschenverstand nicht
nachvollziehbare Diskrepanz zwischen (damaliger) Hochkonjunktur und hoher
Arbeitslosigkeit, was dann über die Schlussfolgerung aufgelöst werde,
dass das Arbeitsamt und die Arbeitslosen nichts taugen würden und andere
Saiten aufgezogen werden müssten. Hierin sieht er „institutionellen
Rufmord” (s. o.), gegen den er anzugehen sucht durch eine
differenzierte Analyse des Wechselspiels der Arbeitsmarktgegebenheiten und
Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik. Er versucht aufzuzeigen, dass
die Arbeitsverwaltung trotz aller Schwierigkeiten wichtige Beiträge zur
Schadensbegrenzung auf dem Arbeitsmarkt leistet und für die von ihm
plausibilisierten und seitdem in weiten Teilen eingetretenen zukünftigen
Entwicklungen der Steigerung von Angebots- und Nachfrageflexibilisierung
unentbehrlich sei. „Das Arbeitsamt wird in einem solchen Modell der
integrierten - gegenüber einer segmentierten - sozialen
Marktwirtschaft viel zu tun haben, allerdings nicht als verwaltende, sondern
als kooperierende Institution, die eine Fülle von modernen personennahen
wie produktionsnahen Dienstleistungen anzubieten hat” (S.410).
Die Forschung zur Arbeit der Arbeitsverwaltung befasst sich
primär mit ihrer Einbettung in volkswirtschaftliche und
arbeitsmarktpolitische Kontexte, ihrer Effizienz und der Frage, wie sie am
zielführendsten die Wiederherstellung eines vollbeschäftigungsnahen
Zustandes unterstützen kann. Hier rücken Fragen in den Vordergrund
wie die Effizienz von EDV-Einsatz [6], die Umsetzung
einzelner neuer Bestimmungen oder überhaupt die Produktivität und
Bedeutung der Einrichtung, woraus zuweilen profunde Begründungen einer
Existenzberechtigung trotz offenkundiger bzw. scheinbarer Zielverfehlung werden
(Schmid 1990) [7]. Doch auch hier wird mehr mit
Statistiken über Vermittlungsquoten argumentiert, als dass in Betracht
gezogen würde, was Besucher entsprechender Einrichtungen erleben und wie
sie dieses Erleben verarbeiten: man vermisst die hinterfragende Meta-Ebene,
aber auch die empirisch geerdete individuelle psychologische Ebene.
Bahnmüller und Faust [6] kommen bei
der Untersuchung des Begriffes der Dienstleistungsqualität zu dem
Ergebnis, dass eine befriedigende Begriffsklärung fehlt, auch wenn es
plausible Ansätze gibt. Als ein solcher wird derjenige von Brinkmann
(zit. n. [6]) angeführt, nach dem
Verwaltungen bei der Gestaltung ihrer Verfahren und Leistungsangebote 6
Kriterien gerecht werden sollen: 1. Schnelligkeit, 2. Erreichbarkeit, 3.
Korrektheit, 4. Ganzheitlichkeit, 5. Flexibilität und 6.
Verständlichkeit. Es wird erkennbar, dass sich zwar um eine Thematisierung
bemüht wird, dass jedoch der psychologische Aspekt der Beziehung zum um
Dienstleistung Ersuchenden in der Betrachtung fehlt. Diese lassen sich vielmehr
in umgekehrter Richtung erschließen aus der Beschreibung von Funktionen
der Bundesanstalt für Arbeit:
-
Mehrere sich überlagernde und sich teilweise
widersprechende Funktionen müssen deshalb wahrgenommen werden: eine
Allokationsfunktion von Arbeitskraft, eine Schutzfunktion vor den materiellen
Risiken der Arbeitslosigkeit, eine Disziplinierungsfunktion zur
Aufrechterhaltung und Wiederherstellung von Arbeitsmoral und eine
sozialpolitische Funktion des besonderen Schutzes benachteiligter Gruppen am
Arbeitsmarkt. Die Arbeitsämter setzen zu diesem Zweck ein im Zeitverlauf
variables Bündel von Maßnahmen ein, das über ein entsprechend
ausgelegtes Anreiz- und Sanktionssystem umgesetzt wird (S.37).
Es soll in dieser Studie vornehmlich um die Perspektive der
Erwerbsarbeitslosen gehen, daher wird die Perspektive der Mitarbeiterseite
nicht weiter vertieft und analysiert. Wichtig ist jedoch, da beide Seiten nicht
ganz zu trennen sind, dass gerade das Selbstverständnis bzgl. der
„Disziplinierungsfunktion” und der Zuständigkeit für
eine gute „Arbeitsmoral” sowie die damit verbundenen
Unterstellungen [8] und die alltägliche Auslegung
dieses Selbstverständnisses naheliegenderweise in engem Zusammenhang mit
entsprechenden Erlebnisqualitäten auf der Seite der Interviewpartner der
vorliegenden Arbeit stehen und das Aufkommen einer psychohygienisch
ausbalancierten und zuträglichen Arbeitsbeziehung zwischen den Betroffenen
und den Mitarbeitern im Arbeitsamt unwahrscheinlich machen.
Ein wichtiger Punkt, der von Bahnmüller und Faust
(s. o.) herausgestellt wird, ist die zwischen den verschiedenen Klienten
des Arbeitsamtes, den Arbeitgebern auf der einen und den Arbeitslosen auf der
anderen Seite ungleich verteilte Möglichkeit, auf die Beziehungsgestaltung
Einfluss auszuüben, da die Arbeitgeber freiwillig in Kooperation mit dem
Arbeitsamt treten, die Arbeitslosen qua Lebenssituation hingegen zur
‚Zusammenarbeit‘ gezwungen sind, so dass bereits dieser Aspekt des
Settings passive und regressogene Qualitäten impliziert oder nahelegt.
In einer Betrachtung der Entwicklung der zunehmenden
Arbeitsbelastung der Mitarbeiter im Arbeitsamt kommt auch der hier
interessierende Aspekt der Beziehung zu den nun Kunden genannten Besuchern des
Arbeitsamtes zur Sprache: „Mit dem Übergang zum Bezug von
Arbeitslosengeld sind vielfach die Weichen zu ‚Armutskarrieren‘
gestellt, verbunden mit Überschuldungen, Pfändungen und die bekannten
Begleiterscheinungen sozialer Deklassierung. Das brachte für die
Verwaltung nicht nur erhöhten Arbeitsaufwand mit sich. In Mitleidenschaft
gezogen wurde auch der Umgangsstil und das Klima zwischen Kunden und
Beschäftigten, Faktoren, die die Arbeit zusätzlich
erschweren”(s. o., S.73). Die Autoren zeichnen nach, wie durch
die im Laufe der 80-er Jahre zugespitzten Bedingungen der
Massenarbeitslosigkeit und die negative Haltung von Medien und Arbeitgebern ein
Legitimationsdruck entsteht, der von unlösbaren Dilemmata geprägt ist
und zu lösen versucht wird, indem dem Markterfolg, dem marktgerechten
Vermittlungsverhalten eine absolute Priorität vor der Sozialfunktion der
staatlichen Arbeitsvermittlung eingeräumt wird z. B. im Sinne einer
„Bestenvermittlung”, was in Bezug auf das schlechte
„Klima” ebenfalls eine Rolle spielen dürfte.
Wichtiger Hintergrund der in der vorliegenden Arbeit von den
Probanden berichteten Erfahrungen ist der Verwandlungsdruck der
Arbeitsverwaltung. Von Seiten der Gewerkschaft wird in dieser bedrängten
Situation lange nach einem zu vertretenden Weg gesucht, der schließlich
unter dem Stichwort ‚Arbeitsamt 2000‚ Konturen gewinnt und aus
Sicht des Verfassers zum Zeitpunkt dieser Untersuchung noch in uneinheitlichen
Vorwirkungen begriffen ist. Der Idee nach sollen unter dem Primat der
Dienstleistungsqualität 4 Zielstränge verfolgt werden:
-
„die Integration bisher zwischen und innerhalb der
Fachabteilungen getrennt erbrachter Leistungen in gemischte Teams, in denen
Beschäftigte der verschiedenen Fachabteilungen gemeinsam eine Kundengruppe
möglichst komplett betreuen,
-
Die Enthierarchisierung und Dezentralisierung der
Entscheidungskompetenzen sowie die Ausweitung des Dienstleistungsangebotes in
der Fläche,
-
Die Qualifizierung der Beschäftigten mit dem Ziel der
Verbesserung der Dienstleistungsqualität der Arbeitsämter sowie zur
Bewältigung des Organisationsentwicklungskonzeptes selbst und
schließlich
-
die Demokratisierung der Entscheidungsstrukturen durch Ausbau
der Mitbestimmung und Beteiligungsmöglichkeiten der
Beschäftigten” (s. o., S. 114).
Deutlich wird jedoch, dass aus Sicht der im Arbeitsamt
Beschäftigten durch eine forcierte, eines Gesamtkonzeptes ermangelnde
Ausstattung mit vermeintlich vereinfachenden Arbeitsmitteln der EDV die
Beziehung zum Kunden beträchtlich verkompliziert wurde. Beispielhaft sei
nur der Effekt angeführt, dass vorher in qualitativer Form vorliegende
Information zu einzelnen zu vermittelnden Personen zunehmend codiert wurden,
wodurch bild- und zusammenhanghaftes Denken und Arbeiten in Vermittlungsfragen
in den Hintergrund gedrängt wurde. Solche Schwierigkeiten addieren sich
zusätzlich zu allen Nachteilen verrichtungsorientierter Arbeitsteilung, in
der ein Ratsuchender beispielsweise für einen aus 4 Schritten bestehenden
Vorgang 4 Mitarbeiter aufsuchen muss, eine Arbeitsorganisation, die erst in
Ansätzen überwunden wird hin zu einer personenorientierten
Arbeitsteilung.
Bei alledem ist jedoch auf der Leitungsebene das Bewusstsein eigener
Verantwortung für die psychologischen Aspekte der Beziehung mit den
„Ratsuchenden” nur begrenzt ausgeprägt [9]. „Der Kommunikationsprozess zwischen
Ratsuchendem und Arbeitsberater bzw. Berufsberater ist immer dann gestört
und im Erfolg gefährdet, wenn Persönlichkeit und innere Situation des
Ratsuchenden ein sachliches Aufnehmen von Informationen, eine aktive Teilnahme
am Beratungsgeschehen oder die Auseinandersetzung mit seiner eigenen Person
nicht zulässt oder erschwert” (ebd. S.17). Hier werden Probleme
sehr eindimensional auf der als solcher definierten Gegenseite verortet und es
wird Aufgabe der vorliegenden und evtl. folgender Arbeiten sein, aufzuzeigen,
ob und inwiefern ‚auf beiden Seiten‘, nämlich in der
Psychodynamik des Gesamtgeschehens, behandelnswerte Hindernisse vorliegen. Dies
war einige Jahre vor den oben zitierten Autoren an anderer Stelle bereits als
wichtiger Forschungsgegenstand herausgestellt worden, ist aber nie zu einem
Forschungsprogramm geworden. „Dass ... aber auch eine Vielzahl von
Menschen in unterschiedlicher Weise mit der Verwaltung und/oder Bekämpfung
der Arbeitslosigkeit beschäftigt sind, dass - um das Problem etwas
einzukreisen - Institutionen wie Arbeitsamt und Fortbildungseinrichtungen
sich auch, in mehr oder weniger indirekter und oft unbemerkter Weise, mit den
psychosozialen Folgen der Arbeitslosigkeit auseinandersetzen, selbst betroffen
sind bzw. die Betroffenheit bekämpfen, scheint bislang eher ein
praktisches denn ein forschungswürdiges Thema zu sein”
[10].
Beachtenswerte Ausnahme ist eine von Stiftung Warentest im August
1998 [11] unter dem Titel ‚Guter Rat ist
selten‘ veröffentlichte Untersuchung von 11 Arbeitsämtern
zuzüglich schriftlicher Leserbefragung und verdeckter teilnehmender
Beobachtung in Form von schriftlichen Anfragen. 2143 Arbeitsamtsbesucher
füllten Fragebögen zu ihrer Zufriedenheit mit einigen
Dienstleistungsaspekten aus. Statistisch gesehen bekamen die Mitarbeiter gute
Noten: 78 % der Befragten bescheinigten ihnen, dass sie
‚voll und ganz‘ oder zumindest ‚eher‘
‚freundlich‘ seien. Auf der anderen Seite hatten
41 % der Befragten das Gefühl, Nachfragen würden
stören. Einen ähnlich interessanten, in der Untersuchung nicht weiter
analysierten Widerspruch gibt es zwischen den Ergebnissen, dass einerseits
62 % zumindest tendenziell angeben, sich ‚im Arbeitsamt
gut informiert‘ zu fühlen; andererseits stimmen nur
25 % ‚eher‘ und 18 % ‚voll und
ganz‘ zu, hilfreiche Empfehlungen erhalten zu haben, was von den Autoren
als ein besonders schlechtes Teilergebnis gewertet wird. Auch die
organisatorische Ebene wird von den Befragten eher negativ bewertet: weniger
als die Hälfte empfindet die finanziellen Dinge als schnell und
unkompliziert geregelt, 60 % berichten vom Erleben
organisatorisch bedingter unnötiger Wartezeiten.
Qualitativ deutlicher noch, wenn auch nicht statistisch
aussagekräftig, sind schriftliche Stellungnahmen von Lesern: man werde
„arrogant” „von oben herab” behandelt „wie
lästige Bittsteller” (S.81) mit grundsätzlicher Unterstellung
von Leistungsmissbrauch. Als potentiell sehr günstige Einrichtung
erscheint das elektronische Stelleninformationssystem (SIS), dem
95 % der befragten Benutzer leichte Verständlichkeit und
Bedienbarkeit bescheinigen. Allerdings Beurteilen es nur zwischen einem Drittel
und der Hälfte als nützlich, mit der Begründung, dass ein
Großteil der Stellenangebote völlig veraltet oder inhaltlich
irrelevant sei.
Besonders der Widerspruch zwischen den eher positiven quantitativen
Daten, die auf den Fluren des Arbeitsamtes gewonnen wurden durch Befragung der
gerade das Gebäude verlassenden Besucher, und den eher negativen
qualitativen Daten, die von Leserbriefschreibern stammen, macht in dieser
Untersuchung stutzig. Offensichtlich haben beide Informationsquellen eine
einflussreiche Eigenlogik, die hier nur einer an Plausibilität
orientierten Spekulation zugänglich ist: man stellt sich im ersten Fall,
gemäß der Untersuchungsbeschreibung, einen Arbeitsamtsbesucher vor,
der kurz nach einer Interaktion mit einem Mitarbeiter, die zumeist recht
existentielle Fragen berührt und in eine entsprechende Verfassung
versetzt, noch keine Distanz zum Geschehen hat und sein noch diffuses und
gestaltloses Erleben in einem Kreuz auf einer Rating-Skala fixieren soll. Die
Tendenz, möglichst unverfänglich zu antworten, mag durch ein solches
Setting verstärkt werden. Auf der anderen Seite die Leserbriefschreiber,
die diesen Weg nutzen, einen lange gehegten, möglicherweise gepflegten und
zurechtgemachten, das heißt auf eine Dimension reduzierten, Groll
auszubreiten. Beide Informationsquellen verdienen Interesse, doch beide vereint
der Nachteil, dass der Forscher nicht nachfragen und vertiefen kann, wie eine
Stellungnahme gemeint ist, und dass sich das Erleben nicht im Erhebungsprozess
entfalten und ausgestalten, differenzieren kann. An dieser Stelle sucht die
vorliegende Studie die Vorteile einer beweglichen und vertiefenden Methodik
anzusetzen.
Durch die Untersuchung 11 verschiedener Arbeitsämter sind in
der Stiftung-Warentest-Untersuchung vorsichtige Rückschlüsse auf
Bedingungen von Zufriedenheit mit der Dienstleistung möglich. So spielt
überraschenderweise die lokale Arbeitslosenquote im Bezirk keine Rolle,
„trotz katastrophalem Arbeitsmarkt kann es also
verhältnismäßig zufriedene Kunden geben, wenn das Arbeitsamt
entsprechend organisiert ist” (S.82). Unter den 11 getesteten
Arbeitsämtern waren auch diejenigen in Heilbronn, Halberstadt,
Saarbrücken und Dortmund, welche unter dem Stichwort „Arbeitsamt
2000” (s. o.) als Modellämter ein neues Konzept
eingeführt hatten. Dieses Konzept soll durch Änderungen wie der
Zusammenlegung von Arbeitsvermittlung und Leistungsabteilung sowie anderen
Maßnahmen zur Erhöhung von Flexibilität und Kundenorientierung
„weniger Bürokratie, zufriedenere Kunden und Mitarbeiter sowie mehr
Wirtschaftlichkeit bringen” (S.81) und wird von den Autoren als der
eigentliche Testsieger bezeichnet, da 3 der 4 fraglichen Ämter (Dortmund
nicht) mit Abstand die besten Beurteilungen erhielten. Dieses wichtigste
Ergebnis der Teststudie kann als Ermutigung gesehen werden, die geplanten
Umstrukturierungen forciert weiterzuführen und weiterhin für
evaluative Begleitung dieser notwendigen Verwandlungsprozesse offen zu
sein.
Ergebnisse
Ergebnisse der Fragebögen
Der Fragebogen SCL-90-R zeigt moderate Mittelwerte, die nur
schwach unterschiedlich ausfallen für die Einschätzung der aktuellen
Situation vs. der Einschätzung der Vergangenheit vor dem
Arbeitslosigkeitsproblem. Dies zeigt in der retrospektiven Selbstbeschreibung
eine niedrige Intensivierung körperlicher Symptome, was sich mit der
durchgängigen Tendenz in der Literatur deckt, dass Symptome um so weniger
mit Arbeitslosigkeit korrelieren, je körperlicher sie sind.
Ein entgegengesetztes Bild zeigt sich, passend zur Hypothese
geringer Somatisierungstendenzen, in der Skala PTSS-10: hier gibt es deutlich
und signifikant erhöhte Werte für die wahrgenommene aktuelle
Situation gegenüber früher; die Situation wird demnach als stark
psychisch beeinträchtigend erlebt und die auf die Gegenwart bezogenen
Werte liegen im Mittel im Bereich ‚erhöhter
Stressreagibilität‘ mit einigen Ausprägungen im Bereich eines
Verdachts auf PTSD (post-traumatic stress disorder). In Einzelfällen sind
die Werte jedoch aktuell niedriger als für den früheren
eingeschätzten Zeitraum, was auf die Wichtigkeit der Berücksichtigung
der näheren Bedingungen des Einzelfalles hinweist.
In den quantitativen Ergebnissen des KTI wird eine insgesamt recht
hohe traumatische Belastung sichtbar, welche sich zudem in einem von anderen
Stichproben deutlich unterscheidbaren Traumaprofil abbildet. Im Vergleich mit
Rückenschmerzpatienten und Wiederhohlungstätern im
Straßenverkehr ist bei vergleichbaren Mittelwerten der Bereich
Ursprungsfamilie stark und vor allem der Bereich Beruf verstärkt
ausgeprägt, in den anderen Bereichen sind die Werte mit zumindest einer
der beiden anderen Stichproben vergleichbar. Eventuelle Verzerrungen durch
Tendenzen im Antwortverhalten, die auf den Phasenwechsel von Intrusion und
Verleugnung im traumatischen Prozess zurückzuführen sind, müssen
als schwer einzuschätzen festgehalten werden und stellen wahrscheinlich
ein Problem jeder Untersuchung traumatologischer Phänomene mit dieser
Methodik dar.
Die Tiefeninterviews wurden transkribiert und danach zunächst
einzeln psychologisch beschrieben, wobei es sowohl um eine Zusammenfassung der
Phänomene als auch um das aufbereitende Herstellen einer Transparenz
für die impliziten Strukturen ging. Auf der Grundlage dieser
Einzelbeschreibungen wurde in einer vereinheitlichenden Beschreibung die
Phänomenfülle in eine Gesamtschau gestellt.
Ergebnisse der Interviews
Diese Gesamtschau arbeitet analog zu den Interviews zunächst
die relevanten Hintergründe wie ‚Einstellung zur Arbeit‘,
‚Arbeitsplatzverlust‘ und ‚Entwicklung der
Lebenssituation‘ heraus, um dann vor diesem Hintergrund auf das
Arbeitsamt zu focussieren und den Umgang mit diesem als eine problematische
‚Gestalt mit Vermittlungsproblemen‘ herauszuheben.
In der vereinheitlichenden Beschreibung werden die Hauptthemen im
Erleben der Entwicklung der Lebenssituation und im Umgang mit dem Arbeitsamt
herausgehoben und auf Spannungen und Polaritäten hin zentriert. Dabei
versteht sie sich als eine spiralförmige Suchbewegung hin auf ein
Grundproblem, das in verschiedenen Wendungen und Konkretisierungen in Betracht
genommen wird.
Nachdem aus den 15 Interview-Transskripten 15 Einzelbeschreibungen
entwickelt wurden, wurden diese auf die Länge von etwa
1 - 2 Einzelbeschreibungen (entspricht 14 Seiten)
vereinheitlicht. Diese Vereinheitlichung wurde für den vorliegenden
Bericht dann noch einmal auf ein Drittel verdichtet. Interview-Nummern werden
angegeben, um Querverbindungen und Einzellogiken nachvollziehbar zu machen.
Interviewverfassung, Interviewdynamik und
Übertragungsphänomene
Die Interviews finden zunächst in der Wohnung des
Verfassers statt. Nachdem das als ein Gegenübertragungszug der
Distanzierung vom Gegenstand (Gegenstandsscheu als erste Markierung) verstanden
wird, werden die restlichen Interviews nach Möglichkeit zuhause bei den
Gesprächspartnern geführt, um eine größere Nähe zu
den Phänomenen zu erreichen.
Drückendes / zementiertes Unbehagen als (un-)wirksamer
Verwandlungsdruck
In den Interviews begegnen dem Autor sehr
unterschiedliche Lebens- und Alltagswelten. Gemeinsam scheint diesen zu
sein, dass sie sich in einem gleichsam latenten Stadium befinden, in dem die
aktuelle Lebenssituation nicht als eine eigentliche, dauerhafte anerkannt
werden kann. Sie wird vielmehr entweder als Übergang gelebt oder ist vom
Bemühen beziehungsweise zumindest der Sehnsucht nach einem deutlichen
Übergang zu etwas Anderem gekennzeichnet. Die eigentliche relative Statik
der Lebenssituation, die zumeist gleichzeitig festzustellen ist, steht dazu in
einem Spannungsverhältnis und lässt diesen Aspekt als eine Art
Übergang in der Klemme erscheinen. Der Status
der Arbeitslosigkeit schwebt mit ständigem Aufforderungscharakter
über den Gesprächen. Es wird eine gewisse oft richtungslose
Grund-Angestrengtheit spürbar allein aus dem Ringen mit dem aktuellen
Un-Status heraus. Die aktuelle Unbehandelbarkeit der Situation drückt sich
in der Interviewdynamik auch darin aus, dass eine Tendenz besteht, wortreich
und detailliert von früheren Arbeitserfahrungen zu erzählen, in
diesen Erinnerungen einigen Halt zu finden; das Gespräch muss immer wieder
auf die jetzige Situation hingelenkt werden. Die dabei spürbaren
emotionalen Grundqualitäten bewegen sich von mehr oder weniger starker
Bedrückung oder Not, über eine entschiedene Gefasstheit bis hin zu
gespanntem Erwarten des Ergreifens teilweise bereits bestehender, teils konkret
erhoffter oder auch nur vermeintlicher neuer Verwandlungs- und
Umsatzchancen.
Verbünden im Beleuchten der Situation und
’Veräußern’ unliebsamer Bedingungen
und
negativer Erfahrungen
In fast allen Gesprächen entsteht der Eindruck, dass gerne
die Gelegenheit genutzt wird, etwas über die Unbill, denen man als
Arbeitsloser ausgesetzt ist, zu erzählen. Da kommt das Klagen phasenweise
richtig in Schwung, und es wird genossen, dass da jemand in akzeptierender
Grundhaltung zuhört. Man tritt dem Autor freundlich entgegen, sein
Anliegen, sich dieses Themas in einer Studie anzunehmen, weißt ihn als
unterstützende, wohlwollende Mischung aus Verbündetem und
Quasi-Autorität aus. Der Autor kommt in ein Gefühl des
Generösen, fühlt sich zum Teil wie ein großzügiger
Zuteiler von eingehender Aufmerksamkeit.
Themenbereich 1: Entwicklung der Lebenssituation,
arbeitsloser Alltag
A priori-Kündigung: gar nicht erst hineinkommen in die
Arbeitswirklichkeit
In 2 Fällen (Int. 1, 15) stand weniger der Verlust einer
Stelle im Vordergrund, als die Unmöglichkeit, nach dem Abschluss einer
Ausbildung eine Stelle zu finden, überhaupt auf die angestrebte Weise ins
Arbeitsleben hinein zu finden. Diese Situation ist für die Betroffenen
besonders belastend, da eine als tragfähig erlebte Eingebundenheit in die
Arbeitswelt nicht nur in der Gegenwart, sondern auch in der Erinnerung
fehlt.
Kündigungs-Dramaturgien
Die meisten Probanden erzählen, wie mehr oder weniger
dramatisch der Verlust der eigenen Arbeitsstelle war. In einigen Fällen
werden zumeist nur kurzzeitige Anstellungen gefunden, so dass die
Kündigung zu einem häufigeren Erlebnis wird (Int. 4, 5,11,12,13).
Zuweilen hängt der Verlust der Arbeitsstelle auch mit dem Konkurs des
arbeitgebenden Betriebes zusammen (Int. 8, 11) oder mit einem erheblichen
Stellenabbau aufgrund schlechter wirtschaftlicher Situation des Betriebes (Int.
3). Dann folgt das Erleben des Verlustes der Anstellung einem durchgliederten
Muster: von ersten subtilen Anzeichen, die immer massiver werden, zunächst
dennoch ein Aufrechterhalten der Zuversicht und Ungläubigkeit erlauben,
später jedoch in ein grausam-unspektakuläres Real-Werden der
Kündigung kippen und Gefühle von im Stich gelassen beziehungsweise
verraten worden zu sein aufkommen lassen (Int. 3, (5), 8,13,14). In anderen
Fällen wurde nach längeren Kämpfen aus eigenem Entschluss das
Arbeitsverhältnis beendet, worauf dann auch betont Wert gelegt wird (Int
2, 5, 9,14). Dieser Mut zum eigeninitiativen Absprung wird auf der einen Seite
zu einem wichtigen Teil des neuen Selbstverständnisses. Man muss sich aber
auch oft eingestehen, dass die sich daraus entwickelnde Situation als sehr viel
einfacher eingeschätzt wurde, als sie sich nun herausstellt (Int 2, 5,
14). So wendet sich die Erlebensperspektive später dann doch in Richtung
eines Erleidens.
Auch passiv erlittenes Ausscheiden geht zuweilen zunächst
mit der Erwartung einher, man würde sofort oder zumindest schnell wieder
neue Arbeit finden können (Int. 8, 13, 14). Das wird dann häufig mit
einer sich erwartungswidrig als ganz anders erweisenden Wirklichkeit
konfrontiert.
Große Regulationsnot: arbeitsloser Alltag
Arbeitslosigkeit wird im Alltag wirksam als ein nachhaltiges
und vielschichtiges Herausgefallen-Sein aus einer
Welt funktionierender Regulierungen: aus einem erheblichen Teil des
alltäglichen seelischen Umsatzes aus Einsatz und Ertrag auf allen Ebenen,
von dem man sich ‚normalerweise‘ getragen fühlen kann. Dabei
kann sich die von den Probanden veranschlagte ‚Normalität‘
sowohl auf die eigene Vergangenheit als auch, bei Fehlen von umfangreicheren
Arbeitserfahrungen, auf die gesellschaftlich als normal eingeschätzte
Eingebundenheit in die Wirklichkeit beziehen. Das Herausgefallen-Sein zeigt
sich zum einen von einer massiven Verlustseite: man beklagt einen inhaltsarmen
und/oder deprimierenden Alltag (Int. 1, 2, 3, 5, 6, 8, 10, 11, 12, 14, 15), dem
es an Markierungen fehlt. „Nicht wissen, was man tun soll” und
„sich irgendwann selbst nicht mehr leiden können” (Int. 10)
prägt den Alltag, so dass man abends seinem Partner bedrückenderweise
nichts zu erzählen habe (Int. 2, 8, 10) außer im besten Falle
schlechtgelaunten Misserfolgsmeldungen wie „ist ja alles Scheiße,
und hab’ mich schon wieder 10-mal vorgestellt, und wieder haste’s
nicht gekriegt, und ja” (Int. 10). Es fehle im Tagesverlauf eine Quelle
von „Feedback” (Int. 4). Es fehlt überhaupt an
Einwirkungsmöglichkeiten, und man befürchtet,
dem Lauf der Dinge immer hilfloser ausgesetzt zu sein (Int. 1, 2, 3, 6, 8, 10,
14) und am Endpunkt der absehbaren Entwicklung nur noch ein unglücklicher
Sozialfall zu sein. Indem man keine Ansatzpunkte zur aktiven
Entwicklungs-Gestaltung sieht, entstehen mehr und mehr Ängste vor einer
düsteren Zukunft (Int. 1, 3, 6,10). Mit immer weniger Möglichkeiten
entsteht zugleich doch immer mehr das Gefühl, etwas tun zu müssen.
Dies ist bereits ein entscheidender Aspekt der Tiefenstruktur des Gegenstandes:
Der fehlende regelmäßige Umsatz im Seelenbetrieb
spaltet diesen auf in zähflüssig-stagnierende und hohldrehend-unstete
Seiten und wird erlebt als ein Mangel an stabiler Bewegung und Halt. Dies
fehlt dann auch in anderen Lebensbereichen: Es wird zum Beispiel im
Zusammenhang mit einer Unfähigkeit erlebt, bei der Partnersuche
erfolgreich zu sein: „die Frauen, dass das vielleicht auch irgendwo
durchkommt, nee, ich erzähle dann nichts von meiner Arbeit, nee,
während die von sich erzählen, und dass das vielleicht einen
negativen Eindruck macht, nee” (Int. 13).
Eine andere Seite des Aspektes des Herausgefallenseins ist
jedoch eine Gewinnseite, die sogar zuweilen näher
an der Oberfläche liegt und entsprechend zuerst beschrieben wird (Int. 2,
6, 7, 12, 14). Diese Gewinnseite hat zu tun mit einer Befreiung von Beschwernissen, unter denen zuvor mehr
oder weniger extrem gelitten worden war (Int. 5, 9, 12). Hier wird deutlich,
dass auch die Einbindung in die Arbeitskultur ihre Schattenseiten hat(te), die
nicht ohne Unbehagen zu meistern sind. Befreiung bedeutet, dass man nun
ausschlafen könne (Int. 9, 14), dass man sich seinen Tag in besonderem
Maße selbst und frei einteilen könne (Int. 14), dass man seine
Freundin besuchen könne (Int. 6), oder dass man nun bessere Chancen habe,
die Abendschule erfolgreich zu absolvieren (Int. 13).
Das Erleben der Befreiung von Beschwernissen
ist jedoch so brisant, dass der Umgang mit ihr zu einer extrem ambivalenten
Angelegenheit wird, und letztlich kann sie sich im Erleben nicht halten,
kann nicht als ‚eigentlich‘ erlebt werden. So kippt jeder
angeführte Vorteil sofort wieder in einen Nachteil: man könne die
viele Zeit verrückterweise nicht nutzen, sondern sie laufe einem weg (Int.
12); man verliert seine Tagesstruktur und schläft zu lange (Int. 12, 15),
merkt, dass man zu sehr auf Leistung getrimmt sei, als dass man die viele Zeit
genießen könnte (Int. 9). Oder die genossene Freiheit führt zu
Gewissenskonflikten, die es unmöglich machen, sich auf der Genussseite
wirksam einzurichten. Stattdessen werden erhebliche
Rechtfertigungsbemühungen im Sinne von ‚ich will ja arbeiten‘
belebt (Int. 1, 2, 3, 4, 6, 8, 9, 14) oder gar gelebte
Beweisführungen über die Ungenießbarkeit der Situation
produziert, was durch einen Haushaltsunfall, durch Liebeskummer oder durch
andere objektivierbare Leidenswege bewerkstelligt wird. Hier zeigt sich eine
über allem stehende Sorge, von sich oder anderen bei
Arbeitsunwilligkeit ertappt zu werden. Es wird immer nur mal kurz und
zauderhaft versucht, sich Vorteile klar oder vor zu machen, ohne diese jedoch
einmal wirklich ausgestalten und ausloten zu können (interessante
Ausnahme: siehe Einzelfallanalyse Int.13).
Eine Ausgestaltung und Auslotung der neuen Freiheiten wird
auch dadurch massiv erschwert, dass sie mit der ständigen Bereitschaftshaltung zusammenpassen muss, die
von außen verlangt wird (s. u.) und die man häufig auch von
sich selbst verlangt, auch wenn man selbst sich gar nicht mehr vorstellen kann,
dass es noch zu einer Vermittlung in Arbeit kommt. Das kann so weit
führen, dass man erst nach fünf Jahren erfährt, dass einem
Arbeitslosen auch Urlaub zustehe, den man dann nutzt, um den Kontakt zur
Familie der französischen Ehefrau wiederzubeleben (Int. 8). Eine
erfreulichere Auslegung des arbeitslosen Alltages wird herbeigesehnt, kann aber
nicht näher rücken, da man fürchtet, in die Nähe von
unterstellter und/oder erlebter Arbeitsunwilligkeit zu geraten.
Arbeitsunwilligkeit ist mit einer Ausnahme (Int. 13) eine gefürchtete und
im Erleben häufig auftauchende Unterstellung, die mit großer Wut und
Verletzung zurückgewiesen wird. Als ebenso kränkend werden
Pseudo-Solidarisierungen erlebt, wenn frühere Kollegen einen dafür zu
beneiden vorgeben, dass man nicht mehr arbeiten müsse und nun so viel Zeit
habe (Int. 2). Regulationsnot zeigt sich somit nicht nur bezüglich der
zeitlichen und kräftemäßigen Strukturverluste, sondern auch in
Hinblick auf Selbstverständnisfragen und Selbstwertlabilitäten.
Nachhaltigkeit des Herausgefallen-Seins: Alter als
(be-)klemmendes Problem
Die Mehrheit der Probanden beziehen in ihre Überlegungen
über ihre zukünftigen Chancen mehr oder weniger explizit ihr Alter
mit ein und empfinden dieses dabei unabhängig vom tatsächlichen Alter
zumeist als bedrückend fortgeschritten (10 von 15 Interviews). Hierbei
wird zudem eine eigendynamische Zuspitzung erkennbar, die darauf
hinausläuft, dass man sich eine Deadline setzt, hinter der man aufgeben zu
können/müssen glaubt. Diese kann jedoch entweder bei einem Alter von
40 Jahren oder auch erst bei 50 oder 60 gesehen werden, was auf den Charakter
einer psychologischen, nicht einer ausschließlich realen Angst
hindeutet.
Unbehagen im Herausgefallen-Sein: quälende Begegnungen
mit Arbeitgebern
Die meisten der Probanden haben mit Arbeitgebern im
Zusammenhang von Bewerbungen Erfahrungen gemacht, die sie als sehr negativ
schildern. Zumeist handelt es sich dabei um den Verdacht oder das Erleben von
Ausbeutungsverhältnissen. Häufig wird auch das ungnädige und
ausgrenzende Setzen von Altersgrenzen beklagt. Arbeitgeber werden als
rücksichtslos, gefühllos und verletzend beschrieben. In anderen
Fällen ist das Verhältnis zu Arbeitgebern, bei denen man zum Teil
lange Jahre gearbeitet hat und die einen dann trotzdem vor die Tür gesetzt
haben, ausgesprochen ambivalent: einerseits ist über die Jahre ein
Achtungsverhältnis gewachsen, andererseits ist man sehr verbittert
über seine Entbehrlichkeit (bes. Int. 3).
Unbehagen im Herausgefallen-Sein: Mangel-Situationen
Ein Großteil der Probanden berichtet von finanziell sehr
bedrängten Umständen in der Arbeitslosigkeit. Hierbei herrscht
häufig eine große Hemmschwelle, das Sozialamt oder auch nur das
Arbeitsamt aufzusuchen und sich auf diesem Wege finanziell helfen zu lassen.
Zumindest bezüglich des Arbeitsamtes werden diese Hemmungen jedoch
angesichts der Macht des Faktischen bald überwunden: die
Erlebensperspektive kippt um und in den Vordergrund tritt, dass die erhaltenen
Mittel als sehr niedrig erlebt werden.
Übergang in der Klemme: verkehrte Steigerungen und
palliative Hoffnungen
Bei einigen Probanden ist in der Gegenübertragung
spürbar, dass die letzten Hoffnungen nur noch mit Mühe
aufrechterhalten werden können und im Schwinden begriffen sind (Int. 1, 3,
5, 6, 8, 10, 13, (14)). Die Gewohnheit, in Lebensentwürfen eine
obligatorische Steigerung (von Lebensradien und Einwirkungsmöglichkeiten)
mitzurechnen wird gegen den Strich gebürstet: man sieht sich
plötzlich in einer Erwartung ständiger weiterer Schrumpfung der
eigenen Lebensradien. Diese Perspektive ist sehr schwer erträglich:
entweder sie führt zu einer mehr oder weniger gefassten Bitterkeit (Int 1,
3, 10), oder sie wird mit allen Mitteln zu überwinden gesucht. Diese
Überwindungsversuche haben zum Teil ausschließlich den Stellenwert
heilsamer oder schmerzlindernder Phantasien und können bis ins groteske
unrealistisch erscheinen, wie wenn zum Beispiel eine Probandin völlig
unvermittelt in die berufliche Selbständigkeit ausweichen will, ohne die
geringste Vorstellung über Konkretisierungen dieser Idee zu haben oder auf
Nachfrage produzieren zu können.
Verkehrte Steigerungen zeigen sich auch in einem ‚verkehrten‘ Ergänzungsverhältnis von
Bemühungen und Resultat. In unterschiedlichem Ausmaß hatte man
sich im Laufe des Aufwachsens darauf zu verlassen gelernt, dass gesteigerte
Bemühungen zu positiven Resultaten führen: es wird entsprechend
durchgängig eine positive Grundeinstellung zur Arbeit geschildert. In der
Arbeitslosigkeit macht man hingegen die Erfahrung, dass man um so mehr Absagen
im Briefkasten hat, je mehr man sich bewirbt, dass also verstärkte
Bemühungen mit verstärkt frustrierend-kränkendem Ergebnis
verbunden sind (Int 1, 5, 11). Diese entsprechend dem verinnerlichten Muster
als Erfolg erleben zu wollen, führt in Absurditäten der Art, dass der
Erfolg (aufrechterhaltener Bemühungen) und Misserfolg (dieser
Bemühungen) in eine Konsequenzlosigkeit zusammenfallen und somit
ununterscheidbar werden. Um aus diesem Dilemma herauszukommen, werden Ideen
geboren wie der Wunsch nach finanzieller Honorierung auch von
Bewerbungs-Absagen, womit das Dilemma jedoch nur um eine Wendung weitergedreht
und nicht aufgelöst wird.
Übergang in der Klemme: Krisengang, Abgrenzung von
Verkehrungslogik
durch Aufbruch und neue Erfindung des
‚Eigenen‘
Bei anhaltender Arbeitslosigkeit kann unter günstigen
Umständen eine andere Sorte von Überwindungsversuchen der Perspektive
zunehmender Einengung der Lebensradien entstehen: der Betroffene gräbt
gewissenhaft und aufwendig im eigenen bisherigen Lebens-Werk und den eigenen
Talenten nach Kultivierungsformen, an die sich im Sinne einer Arbeit
anknüpfen ließe. Auf diese Weise kommen langfristig angelegte neue
Entwürfe zustande, die für die Person eine erhebliche Verwandlung
bedeuten, die mit Elan angegangen werden und sogar dann einen Alltag tragen
können, wenn sie nicht oder noch nicht als Erwerbsarbeit, sondern eher als
persönlich erfüllende Sinn-Arbeit fungieren (Int. 2, 14, 15). Die
Situation der Arbeitslosigkeit wird von diesen Probanden nach anfänglicher
Hilflosigkeit und Krise dazu genutzt, die eigene Person und ihren Wert für
die Gesellschaft durch bewusste und kämpferische Abgrenzung von
oberflächlichen Werte-Kategorien völlig neu zu definieren und sich
auf diesem Wege selbst gleichsam neu zu erfinden. Man entdeckt sich neu als
journalistischer Sozialarbeiter, als Musikerin, Reisebeauftragte oder
Medienmensch. Es werden neue Lebensinhalte gefunden, was neue Energien
freisetzt, die einen großen Optimismus mit sich bringen, dass dieser
Entwurf zu etwas führen wird.
Übergang in der Klemme: Schutz gegen Verkehrungslogik
durch Installation von partiellen Stützungswelten
In einer abgeschwächten Form dieser Sinn-Erneuerungen mit
einer deutlicheren Sichtbarkeit des Ersatzcharakters ist bei einer Anzahl von
Probanden zu beobachten, dass private Stützungswelten gesucht und gefunden
werden. Diese können zwar nicht die umfassende Einbindung in die
Wirklichkeit ersetzen, die eine Erwerbsarbeit bietet, können aber sehr
wohl die Haltlosigkeit und Leere mildern und das ständige Unbehagen
deutlich reduzieren. So findet man in einem Fußball-Fanclub Anbindung an
ein Ritual projektiv-delegierter Selbststärkung und Leistungserbringung,
in dem außerdem das Vorhandensein vieler anderer Arbeitsloser ein
Dazugehörigkeits-Erleben vereinfacht (Int. 1). Oder man hat über
seine kleine Tochter und den Bekanntenkreis eine Schar von Kindern und Alten um
sich, für die man häufig den betreuenden und unterstützenden
guten Engel spielt (Int. 10). Auch das Besuchen der Abendschule mit dem
Nachholen des Abiturs kann unter anderem in diesem Zusammenhang gesehen werden
(Int. 13). Oder man erlebt in einer Arbeitslosen-Initiative eine Bezeugung der
eigenen Situation sowie eine gemeinsame Kultivierung der verbliebenen
Einwirkungsmöglichkeiten (Int. 3). Im Kraftstudio hält man sich
permanent und exzessiv fit, um den erhofften, möglicherweise irgendwann
plötzlich wieder auftauchenden Herausforderungen dann auch sofort
gewachsen zu sein (Int. 8).
Themenbereich 2: Arbeitsamt
Vorerwartungen, mitgebrachte Haltungen und
Widerstände
Aus der Art und Weise, wie der erste Besuch beim Arbeitsamt
geschildert wird, werden vielfältige im vorhinein bestehende ambivalente
Erwartungen, Haltungen, Wünsche, Ängste und Aufladungen deutlich. So
wird festgestellt, dass man es früher für unbotmäßig
hielt, vom Staat Geld zu bekommen: eine Herabwertung, bei der man jetzt
drastisch merkt, dass man sie nicht aufrechterhalten kann, weil sie nun die
eigene Person existentiell beträfe. So wird sie entweder scheinbar ohne
viel Aufhebens aufgegeben (Int. 8, 13), oder mit größeren Konflikten
mühsam überwunden (Int. 2, 15). Wenn die verurteilende Haltung
gegenüber dem Annehmen von Hilfe erst mühsam überwunden werden
muss und dieser seelische Aufwand auch noch Zeit kostet, beginnt das
Verhältnis zum Arbeitsamt damit, dass man sich den Vorwurf anhören
muss, versäumt zu haben, sich sofort zu melden (Int 1(indirekt), 15).
Massiv Widerständiges gegen eine ambitionierte Nutzung
der Angebote des Arbeitsamtes kann auch festgemacht werden an der bereits im
Vorfeld erlebten lähmenden Atmosphäre im Arbeitsamt, die anderen
Besucher dort und deren hoffnungslose Ausstrahlung (Int. 1, 6, 7, 8, 15). Von
Bekannten wird man darauf vorbereitet, dass man dort „wie der letzte
Dreck behandelt” (Int. 9) wird, wogegen man sich bestmöglich zu
wappnen sucht.
Initiation in neue Ordnungen: schmerzhafte Befreiung von
Anfangsnaivität und überhöhter Beziehungserwartung
Vor dem Hintergrund ihrer Lebenssituation sind die Probanden
zum Zeitpunkt ihres ersten Besuches im Arbeitsamt in einer verunsicherten
Verfassung. Sie sind aus der ‚Obhut‘ ihres
bisherigen Arbeitgebers herausgefallen und erwarten jetzt im Arbeitsamt mehr
oder weniger bewusst und explizit Ersatz für diese Sicherheit und
Rollenzuweisung und Beziehung. Zudem trägt man seine ganze Biografie
und ihre aktuelle Infragestellung seelisch mit sich, muss sie mit ungewissem
Ausgang in die Waagschale werfen und für sie geradestehen und ist
entsprechend gespannt und verletzlich.
Der erste Besuch im Arbeitsamt bedeutet häufig, sich auf
völlig neues Terrain zu begeben. Das Aufsuchen dieser Einrichtung ist
etwas sehr Symbolträchtiges und steht dabei auch für ein neues
Terrain in Bezug auf die Lebensumstände. Man ist zugleich
buchstäblich an diesem Ort auf neuem Terrain, auf dem man sich
zunächst nicht zurechtfindet. Die notwendigen Informationen, um sich
zurechtzufinden, werden als schwer zugänglich, lieblos, und häufig
fehlerhaft erlebt, so dass man sich auf eine Odyssee begibt, bevor man an der
richtigen Stelle angelangt ist. So macht man die Erfahrung, dass der Mann in
der Informationskabine neben dem Eingang einem rundheraus sagt, dass er nicht
wisse, wo man hin muss, und es auch nicht herausfinden könne (Int. 14).
Es entsteht eine erste Verunsicherung der vertrauensvollen
Erwartung eines neuen Beschützers.
Auch wenn man schließlich an der richtigen Stelle
angelangt ist, ist die erste Begegnung mit dem zuständigen Mitarbeiter
häufig wie eine extrem ‚kalte Dusche‘. Nachdem man oft
unsanft aus einer so bedeutsamen Einbindung wie der Arbeitsstelle
herausgefallen ist (s. o.), ist das Erleben, dass sich jetzt im
Arbeitsamt einstellt, offensichtlich davon geprägt, dass man gespannt ist, was die erschreckende Lücke ausfüllen
wird. Mehr oder weniger bewusst erwartet man einen Ersatz für den
vorher durch den Arbeitsplatz gewährleisteten Halt, indem z. B.
Proband 8 „gedacht hatte, wie ich das erste mal da war, ich geb’
da meine Papiere ab, die speichern das irgendwie, und ich kriege dann innerhalb
von ein paar Tagen einen Anruf oder schriftlich, gehen sie bitte da hin, da ist
wieder Arbeit für sie. So hatte ich gedacht. [...] Ich dachte
die sind jetzt für mich da, weil ich will ja arbeiten” (Int. 2).
Diese Versorgungserwartung wird in der ersten Begegnung
mit einem Mitarbeiter regelmäßig grob und heftig
enttäuscht (Int. 8, 9, 10, 15). Auch sehr
punktuelle Erfahrungen wie ein kurzer Wortwechsel können in dieser
Verfassung besonders bedrohlich werden und einem jahrelang nachgehen, weil sie
repräsentativ für alles weitere zu Erwartende zu stehen
scheinen. Es muss nämlich erfahren werden, dass als
selbstverständlich angenommene Formen des Zwischenmenschlichen hier nicht
selbstverständlich sind. Die Begrüßung fällt einfach aus,
beim Betreten des Büros fühlt man sich ignoriert oder übersehen
(Int. 7, 8, 9, 15).
Die ausgesprochen hohe Motivation, von vorneherein in einem
hohen Alltags-Tonus zu bleiben und sich Regelmäßigkeiten zu bewahren
sowie den eigenen Zustand der Arbeitslosigkeit zu beenden, wird in der naiven
Anfangsphase umgesetzt in ein häufiges, mindestens wöchentliches
Erscheinen beim Arbeitsberater. Für diese Demonstration einer
hochmotivierten Haltung erwartet man eigentlich ein positives Feedback, das
Gegenteil ist jedoch der Fall, man läuft mit seinem Engagement völlig
ins Leere, die alten Strategien greifen nicht (Int. 2, 4, 5, 8, 11). Der
zuständige Mitarbeiter fragt irgendwann entgeistert, was man denn
ständig da wolle (Int. 8, 11), und irgendwann wird einem unter
vorgehaltener Hand eröffnet, dass man nicht auf die Vermittlung durch das
Arbeitsamt hoffen solle, dass dieses nur eine reine Verwaltung leiste (Int. 2,
8). Vielmehr wird der Wunsch, im Arbeitsamt einen neuen stabilen und
stützenden Bezugspunkt zu finden, von diesem abgewehrt, indem man auf die
Möglichkeit verwiesen wird, sich telefonisch zu melden anstatt
persönlich vorstellig zu werden, wodurch man sich zusätzlich
unerwünscht fühlt (Int. 2, 4).
Dieser Zug neuer, anderer Ordnungen, die zwar kränken,
aber als das neue Orientierungssystem auch eine wichtige Funktion haben, ist
besonders augenscheinlich zu Beginn der Arbeitslosigkeit und des
Verhältnisses zum Arbeitsamt. Er ist jedoch auch danach durchgängig
mit wirksam: auch wenn die ursprünglichen Erwartungen
enttäuscht werden, werden die neu gelernten Ordnungen und Regulationen des
Arbeitsamtes zu einer neuen Quelle von Halt und Kontinuität, wenn
auch nicht immer von Selbstwirksamkeit. Negative Darstellungen von Arbeitslosen
in den Medien werden zu einer Einordnung, an der man sich mit Empörung
reiben kann (Int. 3, 14), was sich im Arbeitsamt fortsetzt. In den Begegnungen
mit den Mitarbeitern werden häufig herabwertende Aspekte erlebt. Diese
ergänzen sich einerseits unheilvoll mit den eigenen, mitgebrachten
latenten Selbstabwertungen, geben jedoch auch eine Gelegenheit, diese zu
externalisieren und sich dann, zumindest im Stillen für sich, dagegen zu
wehren, indem sie im Außen überhaupt erst einmal greifbar werden.
Außerdem kann man versuchen, die eigene Weste sauber zu halten, indem man
sich abgrenzt von den vielen „wirklich faulen” Arbeitslosen (Int.
1, 4, 5, 6, 8, 11, 15). Es werden teilweise ganze Typologien
entworfen, mit denen man die neue soziale Umwelt einteilt und handhabbar macht,
um sich in ihr günstig einordnen zu können. Arbeitslose, wie man
ihnen im Arbeitsamt begegnet, werden darin in mehrere Kategorien eingeteilt
nach Böswilligkeitsanteil (Int. 11) oder nach Verfallsstadium (Int. 8)
oder Verrottungsgrad (Int.6). Solche abgrenzenden Einteilungen sollen diesen
schmerzhaften Ort auch auf Distanz halten; unter den Arbeitslosen kommt es im
Arbeitsamt entsprechend kaum zu einem Austausch und entsprechend nicht zu einer
Solidarität (Int. 1, 2, 3, 5, 6, 8, 9, 10, 13), was beklagt wird zum
Beispiel in der Gegenüberstellung mit den als aktiver und engagierter
eingeschätzten französischen Arbeitslosen (Int. 2). Kommt es doch zu
einem Austausch auf den Wartefluren, so kann auch dieser der eigenen
Positionierung dienen, man stellt fest, dass andere Schicksale noch schlimmer
sind und kann sich daran wahlweise hoch- oder herunterziehen (Int. 4, 6, 11,
14).
Demütigende Einordnungen: Kämpfe mit und gegen
Entwertungen
Das Arbeitsamt wird aufgesucht in einer Verfassung, in der ein
großes Vakuum besteht im Seelenhaushalt der Betroffenen. Daraus erwachsen
häufige Tendenzen, ihm Rollen zu übertragen, die vorher durch den
seelischen Umsatz in der Arbeitswelt gewährleistet waren, wenn auch dort
auf einer entwickelteren Ebene. Hier werden an das
Arbeitsamt bzw. einzelne Mitarbeiter Gefühle herangetragen, die diesen
fast eine elterliche Rolle zukommen lassen. „So, und für die
Zeit meines Arbeitslosengeldbezuges sind sie für mich
zuständig?” (Int. 4) (vgl. bes. Int. 1, 4, 5, 15).
Diese häufige hohe emotionale Besetzung der Welt des
Arbeitsamtes macht jedoch auch besonders verletzlich. Passend zu den
ambivalenten und verunsicherten Vorerwartungen, mit denen man in das Arbeitsamt
aufgebrochen ist, können dort tatsächlich sehr beschämende,
kränkende und verunsichernde Erfahrungen gemacht werden. So könne es
in einem Bewerbungstraining passieren, dass sich alle gegen die eigene Person
stellen, einem eine verwerfliche Haltung attestieren, so dass man gar nichts
mehr sagen kann und die Situation fluchtartig verlässt (Int. 13). Oder man
erlebt, willkürlich und ohne ersichtlichen Grund warten gelassen zu werden
(Int. 4, 7, 8, 9, 10, 14). Auch kommt es vor, dass man sich als Ausländer
benachteiligt behandelt fühlt (Int. 12 (indirekt), 11, 15) oder als Vater
und Älterer nicht angemessen bevorzugt behandelt fühlt. In anderen
Situationen wird man wegen seines Äußeren oder eines angeheirateten
Namens für einen Ausländer gehalten, worauf man erst einmal unwirsch
und duzend gefragt wird, ob man denn überhaupt schon deutsch könne
(Int. 10, 15) und sich dumm und unwissend vorkommt, bis man sich mühsam
daran erinnern muss, dass man klug ist und Abitur hat (Int. 15). „Man
kam sich vor wie ein zweitklassiger Mensch, wenn man da abgetakelt
wurde” (Int. 15). Herablassende Bemerkungen und Umgangsformen anderen
gegenüber schlagen den Probanden bei den meisten Besuchen entgegen.
Häufig wird man, wenn man unnötig erscheinende Wartezeiten anspricht,
darauf hingewiesen, dass man „doch Zeit habe” (Int. 4, 7, 8, 9,
10, 14), was die eigene Zeit abwertet. Sehr schmerzhaft und zermürbend
kann es auch sein, wenn man nicht selbst angegangen wird, sondern miterleben
muss, wie andere Besucher auf dem Flur „zur Sau gemacht” werden
(Int. 9) oder die schalldurchlässigen Türen jedes Wort der mit
Geschrei vorgebrachten Standpauke mithören lassen (Int. 1).
Gegen solcherlei sucht man sich zu schützen, indem man
sich in ein allgemeines Überlegensheitsgefühl zurückzieht (Int.
7) oder das Geschehen auf dem Arbeitsamt allgemein erst einmal umfassend
banalisiert und für unwesentlich zu erklären sucht (Int. 10,
13).
Erhalten und Verkehren von Kontingenzen: Misserfolge als
Markierungen
Dieser kränkenden Welt versucht man etwas
entgegenzusetzen, indem man sie möglichst weitgehend selber gestaltet
(Int. 2, 4, 8, 9, 12, 15). Man versucht die notwendigen Schritte selber zu
initiieren, um nicht auf unangenehmere Weise initiiert zu werden.
Hierbei wird versucht, die alte Gewohnheit von Aktivität
und Offensivität in den Modus der neuen Situation zu überführen,
was allerdings oft zu ’komischen’ Formen führt und nicht
unmittelbar funktioniert. Eine Form dieses Mechanismus ist die Verkehrung, dass
Belege für erfolglose Bewerbungen, also Absagen, zu einer neuen Art der
Trophäe werden, die zum Teil bloße Vorbedingung für
Wohlbehandlung durch das Arbeitsamt ist, zum Teil jedoch auch eine Eigendynamik
entwickelt, in der man auf möglichst große Stapel von Absagen einen
fatalistischen Stolz entwickelt und sich wünschen würde, dass sie
auch durch eine Erhöhung der Bezüge ‚honoriert‘
würden (s. o.). Auch diese Doppelwertigkeit wird zu einer Falle:
Die ständigen Bewerbungen und ähnlichen
Bemühungen im Zusammenhang mit dem Arbeitsamt gewinnen Symbolwert für
die Endlichkeit und Behandelbarkeit des Zustandes der Arbeitslosigkeit, stellen
jedoch zugleich eine der ständigen Frustrationsquellen dar, die den
eigenen Halt immer mehr unterminieren.
Eine andere Möglichkeit, das eigene Einwirken zu
spüren, ist die Nutzung des Stelleninformationssystems
SIS, in dem man sich sehr aktiv und damit unabhängig fühlen kann
und welches in diesem Aspekt durchgängig positiv bewertet wird. Ausnahme
ist die Überforderung bei grundsätzlichen Schwierigkeiten mit dem
Computer, dann wird sich mehr Unterstützung bei der Arbeit mit dem
Gerät gewünscht. Auch wenn man dies selber bewältigen kann wird
jedoch beklagt, dass dieser eigentliche Lichtblick im
Arbeitsamt dadurch getrübt wird, dass die Angebote, die man dort findet,
sich meist als stark veraltet herausstellen, was mit oft sehr unwirschen
Reaktionen der betreffenden Arbeitgeber am Telefon verbunden ist, so dass die
Probanden sich fragen, warum hier nicht sorgfältiger der Datenbestand
gepflegt wird.
Abhängigkeit vs. Autonomie als Entstehen eines
ungleichen Gegeneinanders
Die Abhängigkeit, die auf einer konkret
finanziell-existentiellen Ebene besteht und sich in einem Gefühl
großer Hilflosigkeit wie eines auf die Schlachtung wartenden Lammes
ausdrückt (Int. 4), bildet den Hintergrund für den Umgang mit allen
Unzufriedenheiten und aller Wut, die sich im Umgang mit dem Arbeitsamt
einstellen. Zu einem großen und beherrschenden Thema im
Umgang mit dem Arbeitsamt wird es, sich biographisch längst
überwunden geglaubten Formen des Konfliktes zwischen Eigenständigkeit
und Angewiesen-sein noch einmal stellen zu müssen.
Wenn man durch unbefriedigende Erfahrungen genügend in
Wallung gebracht worden ist, kommt es vor, dass man die Vorsicht relativiert
und mit einzelnen Mitarbeitern auf Konfrontationskurs geht. Dieser muss zumeist
subtile Formen finden, der frontale Zusammenstoß kann wegen faktischer
Unterlegenheit nicht riskiert werden.
Man kommt mit den Mitarbeitern in Reibungen, die einen
zutiefst aufwühlen und in denen man seine Wut ständig bremst, da man
weiß, dass das Gegenüber am längeren Hebel sitzt, so dass man
sich wie in einem Kampf von David gegen Goliath fühlt. (Int. 4:
„‘Sie wissen ja, wenn sie jetzt frech werden, drücke ich auf
den Knopf, und es ist erst mal 3 Monate Ruhe‘”. Int. 1:
„Man beschwert sich besser nicht, weil dann kann es sein, dass sie einem
alles streichen, so etwas ist auch schon vorgekommen”. Int. 13:
„so: ‚roahh‘, nee, ich bin hier die
Macht‘”).
Teilweise Überwindungen der Opferposition
Es müssen Formen gefunden werden, sich zu wehren bzw. zu
behaupten, ohne die Übermacht des Arbeitsamtes auf den Plan zu rufen und
wirksam werden zu lassen. Dies kann darin bestehen, dass man es trotz der
Steine, die den Probanden ihrem Erleben nach in den Weg gelegt werden, schafft,
alle gestellten Bedingungen zu erfüllen, womit man den Mitarbeiter
überraschen und in Zugzwang bringen kann (Int. 4). Eine weitere,
häufig entwickelte Strategie ist, sich an einen anderen, als freundlicher
bekannten oder oft höherstehenden Mitarbeiter zu wenden (Int. 1, 2, 4, 7,
8, 10). Die konsequente Extremisierungsform davon besteht z. B. darin,
durch die Kantine hindurch in die sonst unzugängliche siebte Etage
vorzudringen und dort den Direktor des Arbeitsamtes zu einem Gespräch zu
stellen und eventuell sogar zu drohen, sich bei Verweigerung eines
Gespräches nur von der Polizei wieder aus dem Haus entfernen zu lassen, es
also ohne Rücksicht auf mögliche Verluste auf einen eskalierten
Konflikt ankommen zu lassen (Int. 8).
Wenn auf die eine oder andere Weise tatsächlich einmal
eine Meinungsverschiedenheit zu den eigenen Gunsten entschieden werden kann, so
kommt es zu Geschichten von überraschenden positiven Wendungen, es wird
ein kleiner Triumph eingefahren und man merkt sich die angewendete Strategie
für den nächsten Konfliktfall, so dass man bei offensivem, mutigem
Auftreten mit der Zeit das Gefühl des völligen Ausgeliefertseins
reduzieren kann. So kann man durch Aufrüsten und im siegreichen Kampf
einen Teil seiner Einwirkungsmöglichkeiten wiederfinden und sich in diesen
erfolgreichen Konflikt-Dramaturgien weiterentwickeln, wenn auch zum Teil in
selbstblockierende Muster hinein.
Autonomie vs. Abhängigkeit als ’Vergeblichkeiten
aufgeben’ vs. ’dagegen Anrennen’
Mehr und mehr lebt man dennoch in einer Welt von
Vergeblichkeiten. Versuche, sich dagegen zu wehren, lernt man entsprechend
zunehmend zu unterlassen. Man findet heraus, dass man in Ruhe gelassen wird,
wenn man die (Mitarbeiter) in Ruhe lasse (Int. 6), bzw. beschließt, dass
man sich nur verdächtig mache, wenn man nach Arbeit frage, was man deshalb
besser von Anfang an nicht gemacht hätte (Int. 8). Der unvermittelte
Wunsch, einfach Arbeit zu finden und nichts mehr mit dem Arbeitsamt zu tun zu
haben, drückt Erstickungsängste aus, die in diesem verstrickten
Verhältnis auftauchen (Int. 2, 4, 8, 12). Das Finden von
Arbeit wird zum unerreichbaren Bild vom gelungenen Ausbruch aus einer
quälenden Verstrickung.
Abhängigkeit vs. Autonomie als verkehrte
in-Schutz-nehmen-Geschichten
Trotz der vielfältigen Unzufriedenheiten und
Verärgerungen im Zusammenhang mit dem Arbeitsamt gibt es kaum eine
Beschwerde, die nicht von in Schutz nehmenden
Ausführungen gefolgt und abgeschwächt wird. Die Mitarbeiter
haben demnach selber keine Möglichkeiten, wirksam zu handeln (Int. 14),
sie sind überarbeitet und von den Massen der Arbeitslosen überfordert
(Int. 6), selbst hilflos und teilweise verzweifelt (Int. 1). Sie werden
verglichen mit ebenfalls manchmal unfreundlich werdenden Mitarbeitern im
Einzelhandel (Int. 10), die nur deshalb mit dem elften Kunden unfreundlich
sind, weil sie dabei den „Frust ablassen”, den die 10 vorherigen
Kunden/Arbeitslosen, sie durch ihre Unfreundlichkeit zermürbend,
hervorgerufen haben. Hierin drückt sich aus, dass eine
wichtige Form der Verarbeitung der Unterlegenheit und Abhängigkeit die
Identifizierung mit der übermächtigen Seite ist. Indem man den
eigenen Zorn auf das Arbeitsamt in Verständnis und Einfühlung
umwandelt, kann man ein Gefühl der Stärkung erleben
und außerdem damit rechnen, nicht aus dem Versorgungssystem
herauszufallen.
Diese Identifizierung, die vor allem ein Aufweichen der
Fronten darstellt, wirkt sich auch aus auf die Verteilung der erlebten
Abhängigkeit in Richtung von symmetrischer Gegenseitigkeit. Der bei
Beschwerden über zu langes Warten häufig gehörte Satz, dass man
als Arbeitsloser doch Zeit habe, wird empfunden als kränkende Abwertung
der eigenen Zeit (s. o.). In der Aussage verdichtet sich für die
Befragten die Haltung der Mitarbeiter, dass man als Arbeitsloser bedingungslos
abhängig sei von ihnen. Das wird zwar gar nicht bestritten, es wird jedoch
eine Angleichung hergestellt, indem man darauf verfällt, dass der
Mitarbeiter des Arbeitsamtes genauso abhängig ist vom Arbeitslosen wie
umgekehrt, weil er ja ohne ihn selbst arbeitslos wäre (Int. 2, 4, 7,
14).
Entlastung in positiven Begegnungen
Neben den vielen unbefriedigenden, aufwühlenden und
schockierenden Erfahrungen werden auch angenehme, positive Erfahrungen gemacht,
die sich dann stark vor dem Hintergrund des Negativen abheben. Die Art dieser
positiven Erfahrungen bestätigt, dass hier tiefgreifende Rollenzuweisungen
am Werk sind, denn als ganz besonders positiv wird es erlebt und geschildert,
wenn diese Rollenverteilung von der Gegenseite angenommen wird. So findet man
einen Mitarbeiter im Alter des eigenen Vaters, der einem bald das Du anbietet,
sich über seine Pflichten hinaus um die an ihn herangetragenen Nöte
kümmert und regelmäßig bei der Ratsuchenden zuhause anruft, um
den Stand der Bemühungen durchzufunken und die Bande der väterlichen
Betreuung zu intensivieren (Int. 15). Hier wird zugleich das Herstellen von
besonderer und eigentlich unprofessioneller Nähe eine Methode zur
Herstellung von Schutz und Halt. Wie ein Kind fühlt man sich geliebt und
sicher, wenn sich einmal fürsorglich von einer bereits vertrauten Person
„Zeit genommen” wird.
Andere aufschlussreiche positive Momente sind, wenn
Mitarbeiter einmal kurz und vorsichtig ihre Solidarität mit der
Institution, die sie vertreten, aufgeben, und so kurz als ‚echt‘
und loyal erlebt werden können. Sie ersparen einem so unnötige
Mühen, indem sie unter vorgehaltener Hand ungeschriebene Gesetze der
Funktion des Arbeitsamtes ausplaudern, oder sie weichen die Fronten auf, wenn
sie bei einer Beschwerde über die Meldepflicht beipflichten, dass sie die
selbst auch ablehnen würden (Int. 14).
Abhängigkeit vs. Autonomie als Bremsung und
Blockierung vs. Ermöglichung
Das Arbeitsamt könne einem, so wird es erlebt, wenn es
denn wolle, den Einstieg in verschiedene neue Ausrichtungen,
Anknüpfungspunkte oder Zwischenlösungen ermöglichen (Int.
1, 2, 3, 4, 5, 7, 10, 13, 14, 15). Nachhaltige Lösungen oder die
Vermittlungen von langfristigen Stellen werden allerdings nicht berichtet, was
für die Probanden eine grundlegende überraschende Erkenntnis in der
Anfangsphase ist. Man stellt verblüfft fest, dass man jahrelang kein
Stellenangebot zugesandt oder mitgeteilt bekommt, was eine große
Enttäuschung bzgl. der erwarteten elterlichen Omnipotenz der
vermeintlichen Vermittler darstellt. Das kann in die triumphierend-bittere
Erkenntnis kippen, dass verloren und verlassen ist, wer sich auf das Arbeitsamt
verlässt (Int. 1, 4, 5, 6).
Die andere Gegenseite des Zuges
‚Ermöglichung‘ des Arbeitsamtes ist, dass die entsprechenden
Entscheidungen kaum je vorhersehbar oder nachvollziehbar sind. Vielmehr wird es
als recht willkürlich erlebt, ob man eine bestimmte Umschulung oder
Weiterbildung finanziert bekommt oder nicht. Häufig werden Angebote wie
Computer zum Verfassen von Bewerbungen oder Fahrtkostenerstattungen für
die regelmäßige Fahrt zum Arbeitsamt geprüft oder angestrebt
und für unzugänglich befunden (Int. 11, 12). Damit
setzt sich im Erleben bereits der Gegenzug der Ermöglichung durch, die
Bremsung und Blockierung.
Es findet nämlich durch die Begleitung durch das
Arbeitsamt nicht nur Ermöglichung und Erleichterung
oder deren Fehlen statt, sondern dieser Zug steht auch in einem ständigen
Spannungsverhältnis mit dem im Erleben sogar zumeist überwiegenden
Gegenzug, der Vereitelung und Erschwerung. So bekommt
man die Fortbildungen, von denen man sich noch am ehesten eine Verbesserung der
eigenen Chancen verspricht, meistens gerade nicht bezahlt (Int. 4, 7, 8, 14),
weil man nicht vorweisen kann, damit einen Job sicher zu haben.
Als weitere Steigerung dieser Logik wird die einengende Kontrollfunktion des Arbeitsamtes erlebt. Bei
geringfügigen Nebenjobs sind die regelmäßigen Nachweispflichten
so umfangreich, dass die Arbeitgeber einen Steuerberater einstellen
müssten, wozu sie nicht bereit sind, weshalb sie Leute, die Geld vom
Arbeitsamt beziehen, nicht berücksichtigen (Int. 10).
Abhängigkeit vs. Autonomie als Verkehrung von Arbeit
zum Rückschritts- und Abstiegsrisiko
Subtilere Vereitelung findet statt,
indem die finanziellen Bezüge in der Arbeitslosigkeit zwar als niedrig
empfunden werden, aber dennoch so hoch sind, dass die angebotenen,
verfügbaren Arbeitsstellen mit einem geringeren oder kaum höheren
Einkommen einhergingen (Int. 3, 8). Wie bei Nebenjobs, die voll angerechnet
würden, hat man dabei das Gefühl, dass man „nur für den
Staat arbeiten würde” (Int. 8), was man als sinnwidrig und absurd
erlebt, „ich bin ja der Dumme dann” (Int. 8). Dazu kommt ganz
zentral die Angst, einen finanziell bescheideneren Job auch wieder zu
verlieren, was zu einer neuen Berechnung des Arbeitslosengeldes führen
würde, das dann wesentlich geringer ausfallen würde (Int. 3, 8, 9,
12). Ebenso meint man sich hüten zu müssen, in einem ungeliebten
Bereich, in dem man nicht mehr langfristig arbeiten möchte, kurzfristig zu
arbeiten, da man danach wieder für den betreffenden Bereich vermittelbar
wäre (2 Interviews).
Einmünden in richtungsloses Stillhalten oder
Aufbrechen in umwälzenden Neubeginn
Insgesamt erscheint so die gesamte Institution Arbeitsamt
bildhaft wie ein Prozess, der noch nach seinem Weg sucht, aber im
Unbewältigbaren stecken bleibt, „sich nicht irgendwohin entwickelt,
weil die Aufgabenstellung zu komplex ist” (Int. 7).
Die verschiedenen Arten, auf die Arbeit und
Bemühen im Arbeitsamt zur Falle werden kann, führen oft entweder
zu einem resignierten Ausweichen in die Schwarzarbeit (4 Probanden) oder zu
einem gänzlichen, resignierten Vermeiden von bezahlter Tätigkeit (2
Interviews). Man kommt darauf, dass es am sichersten ist, sich gegenseitig in
Ruhe zu lassen (Int. x), seine Daten nicht allen potentiellen Arbeitgebern
zugänglich machen zu lassen (Int. y). Man lernt, entgegen seiner
eigentlichen Ambitionen bei so erlebten ’Zwangsbewerbungen’
Arbeitsunwilligkeit vorzutäuschen (Int. x).
Dabei gerät man allerdings in einen Zustand, in dem weder
das „Abkassieren” von Leistungen des Staates noch das
eigenständige Verdienen seines Unterhaltes zu einer als funktionierend
erlebten Existenzgrundlage werden kann. Statt dessen entsteht ein dauerhaftes
von Schuldgefühlen bedrängtes blockiertes Lavieren, von dem
einerseits das diffuse, unbehagliche Gefühl besteht, dass es nicht mehr
lange gut gehen könne auf diese Weise, aus dem andererseits kein Ausweg in
Sicht ist. Die Schuldgefühle werden dann zum größten Gegner
bzw. rufen wiederum weitere ‚Meta-Schuldgefühle‘ auf den
Plan, in denen man sich dafür anklagt, nicht einmal den
wert-umgestülpten Regeln des hemmungslosen Abkassierens als letzter
verfügbarer Überlebensstrategie folgen zu können (Int. x,y),
weil man eben nicht wirklich bereit ist, seine Werte von „ehrlicher
Arbeit” umzustülpen. Stattdessen können bodenkontaktlose
Träume von unrealistischen Zielen und Wünschen zur
Überlebensstrategie werden (Int. y). Man fühlt sich nun insgesamt und
umfassend „verarscht” (Int. x, sinngemäß auch
andere).
Im Umgang mit dem Arbeitsamt werden allerdings auch die
Möglichkeiten mitbewegt, ob und wie man noch einmal ganz anders leben
könnte. Hier gibt einem das Arbeitsamt unter Umständen den
nötigen Rückhalt, um einen neuen Entwurf heranwachsen lassen zu
können zu etwas, was trägt (Int. 2, 5, 14, 15).
Rekonstruktion des Wirkungsraumes
Die vereinheitlichende Beschreibung der Phänomene aus den
Interviews stellt ein erstes zentrales Ergebnis der vorliegenden Arbeit dar.
Abbildung 1 zeigt in Anlehnung an das Konzept der Wirkungseinheiten
[1] ein aus dieser Vereinheitlichung entwickeltes
heuristisches Modell der Grundstruktur des psychologischen
Zusammenhanges, der vor dem Hintergrund der Situation der Arbeitslosigkeit beim
Umgang mit dem Arbeitsamt wirksam ist. In dem Modell stehen sich
allgemeine Wirkungszüge in gegenstandsspezifischer Ausprägung
spannungsvoll als Vermittlungsnotwendigeiten gegenüber (Aneignung vs.
Umbildung, Ausrüstung vs. Ausbreitung, Anordnung vs. Einwirkung). Dabei
umgreift in der für diesen Gegenstand herausgearbeiteten Konstruktion die
vertikal dargestellte Polarität die beiden anderen.
Abbildung 1: Wirkungszüge und
ihre Beziehungen untereinander im Umgang mit dem Arbeitsamt
Auf der linken und rechten Seite der Abbildung sowie oben und
unten stehen sich die durchgängigen Züge gegenüber, die im Sinne
spannungsvoller und in sich problematischer Gegensatz- aber auch
Ergänzungsverhältnisse aufeinander bezogen sind und der dialektischen
Vermittlung bedürfen. Die Pfeile werden vom oberen Teil der Abbildung nach
unten hin immer durchbrochener, womit veranschaulicht werden soll, dass die
integrativen Vermittlungsprozesse zwischen den unterschiedlichen, angedeuteten
Notwendigkeiten dort schlechter gelingen. Die durchgängigen Pfeile, die
von einer Ebene auf die Nächste verweisen, stehen für die
Übergänge zwischen den einzelnen Spannungsverhältnissen. Dies
ist jedoch nur eine Auswahl der tatsächlich wirksamen Übergänge,
da die zugrundeliegende Problematik in diesem Modell nicht in einem
zeitlich-linearen oder gar kausal-linearen Ablauf zu denken ist, sondern als
ein Gefüge der Grundbedingungen eines in sich zusammenhängenden
problematischen Gesamtprozesses. Dieser Aspekt soll dargestellt werden durch
das alle Binnengliederungen umfassende abgerundete Rechteck. In diesem sind die
verschiedenen Züge und Übergänge ständig gemeinsam,
ineinander und rückbezüglich wirksam, was hier vereinfachend und
exemplarisch in Form eines Ablaufes wie folgt ausformuliert werden
könnte:
Durch den Verlust ihrer Möglichkeiten, sich durch Arbeit
in der Gesellschaft zu positionieren (Ausrüstung), verlieren Betroffene
und ihr Alltag den Kontakt zu bisherigen Lebensausrichtungen und Entwürfen
(Ausbreitung). In dieser Grundspaltung, die durch die Situation der
Arbeitslosigkeit selbst bereits bedingt ist, im Arbeitsamt jedoch
zusätzlich eine Re-Inszenierung erfährt, gestaltet sich das Erleben
des Arbeitsamtes weiter aus. In der Bemühung, diesen verlorenen Kontakt
zwischen Lebenstechniken und Selbstentwurf wieder herzustellen (gestrichelter
Pfeil nach senkrecht unten), gerät man zunächst in eine Wirklichkeit
mit ganz neuen Ordnungen, was sich an den konkreten Abläufen zeigt, aber
auch an diffusen Gefühlen, herabgewertet zu werden und sich selbst
herabzuwerten (Anordnung). Diesen unangenehmen Erlebnissen versucht man eigene
Bemühungen entgegenzusetzen, indem man gestaltende und einwirkende
Möglichkeiten ausschöpft: es wird jeweils versucht, mit den in
früheren Lebensabschnitten bewährten Strategien eine Verbesserung
herzustellen (Einwirkung). Dies gelingt kaum, da die neue Wirklichkeit von
anderen Regulationen beherrscht wird, die noch nicht gut bekannt sind und die
auch nicht die Erfüllung zur Regel haben, sondern eher die Entbehrung und
Verfehlung des Angestrebten. So kommt es zur nächsten Teilproblematik
zwischen einerseits Versuchen, etwas in die Wege zu leiten, auszubrechen aus
der Stagnation, Frustration in entschiedene Schritte zu transformieren
(Umbildung) und auf der anderen Seite übermächtige
Abhängigkeiten mit eigenen, in sich widersprüchlichen
Notwendigkeiten, die einen meist zuverlässig an Veränderungsschritten
hindern (Aneignung). Im Ergebnis steht eine Verabsolutierung
der ‚Aufgabe‘ im doppelten Sinne (Ausbreitung): meist als
resignierte Wartehaltung, in der kein Raum mehr ist für positive
Zukunftsentwürfe und motiviertes Verwandeln der Wirklichkeit und sich das
Ganze in einen umfassenden Zustand der gegenseitigen Blockade hinein entfaltet
und in einem ’tragischen Triumph‘ seine paradoxe,
selbstzerstörerische Erfüllung findet: hier steht
‚Aufgabe‘ im Sinne von Kapitulation.
In einer anderen, selteneren Ausprägung (ebenfalls unten
Mitte: es handelt sich um die 2 Seiten eines Wirkungszuges) ist mehr die
Triumphseite als das Tragische betont, ‚Aufgabe‘ steht im Sinne
von Herausforderung: man findet über die Zeit beim Arbeitsamt einen
komplett neuen Entwurf, dem mit Begeisterung gefolgt wird, indem man die
Blockade der bisherigen Bemühungen akzeptiert und sich „mit Haut
und Haaren” der Logik eines Neubeginns verschreibt.
Die Frage nach dem bewegenden Zusammenhang des
Geschehens
An dieser Stelle lässt sich eine vorsichtige Antwort
versuchen auf eine psychologisierende Fragestellung der vorliegenden Arbeit.
Diese fragt danach, wie es dem Seelischen möglich ist, sich
Unvermittelbarkeiten und Unvermitteltes in eine Vermittelbarkeit zu bringen.
Zunächst hilft diese Version der Fragestellung dabei, zu verstehen, was
das oben ausgeführte Wirkungsgefüge im Ganzen zusammenhält: die
Sehnsucht nach Vermittlung. Hierbei ist Vermittlung nicht eingeengt zu
verstehen als Vermittlung in Arbeit, sondern grundlegend psychologisch als
dialektische Vermittlung vital bedeutsamer Spannungsverhältnisse und
Widersprüchlichkeiten. Die Sehnsucht nach solchen Vermittlungen reibt sich
an den Widrigkeiten der Situationsdynamik, die ihr um so mehr entgegenwirken,
je stärker ihr gefolgt wird. Das spezifische Dilemma liegt somit darin,
dass man sich einlassen und engagieren muss, um mit der Arbeitsverwaltung zu
etwas kommen zu können, dass man aber, je mehr man sich einlässt,
desto mehr in eine lähmend-blockierende Beziehungslogik gerät.
Hinter den Formulierungen an den 6 Polen stehen
Notwendigkeiten, die sich aus eigenen, fremden und situativ bedingten
Ansprüchen ergeben und hier zuallermeist in unvereinbaren bzw. nicht
vermittelbaren Ausprägungen auftreten, weshalb sie im Sinne der
Eingangshypothese als komplexer, überdeterminierter Double-Bind auszulegen
sind. Zudem sind die einzelnen Wirkungszüge ‚in sich‘
problematisch, was dialektische Vermittlungen zusätzlich erschwert. Als
paradoxes Grundproblem dieser Konstruktion wurde der Verlust der Vermittlung
zwischen Einsatz und Ergebnis herausgehoben, die wiederhergestellt werden muss,
aber eben nicht kann, weil sie genau dazu vorhanden sein müsste. Auf den
Beziehungsaspekt übersetzt liegt das Grundproblem darin, sich einlassen zu
müssen, um überhaupt substanzielle Probleme behandeln zu können,
aber gerade durch diese Einlassung in lähmende Widersprüchlichkeiten
zu geraten, womit aktive Problembehandlung wieder unmöglich wird.
Es bietet sich eine Beantwortung dieser Problemausrichtung
dahingehend an, dass ein Zustand der Unvermittelbarkeit in Vermittlungen kommt,
indem die Entfaltung der Verwandlungsansprüche gerade im Blockierten und
aus dem Blockierten heraus gefunden und kultiviert wird, was umso konstruktiver
funktioniert, desto klarer die spezifische Form der Blockierung ins Auge
gefasst und auf einer kognitiven und kommunikativen Meta-Ebene thematisiert
wird.
Das Grundproblem als psycho-analoges Bild gefasst
Um dies illustrierend auf ein psycho-analoges Bild zu bringen
könnte man an ein Automobil denken, das auf sandigem Untergrund mit einem
Rad hohl dreht, während alle anderen Räder sowie der gesamte Wagen
still stehen, wobei Gasgeben das Gefährt kein Stück voranbringt, es
sich vielmehr immer tiefer eingräbt und das ganze ‚immer
schräger‘ hängt, der Motor ( = das
eigentlich zu vermittelnde, paradox gewordene Verhältnis von
’Krafteinsatz‘ und ’Vorankommen‘) sich von einem
Vortriebsmittel in ein Mittel des Versinkens verwandelt. Weder dauerhaftes
Abstellen des Motors noch dauerhaftes Gas Geben können die Situation
ändern. Es muss fester Boden erreicht werden, was über die
eingeübte Lebenstechnik ‚Hinfahren‘ jedoch nicht möglich
ist, da gerade sie vereitelt ist. Ein Weiterkommen ist nur zu erreichen durch
‚Aussteigen‘ aus dem unvermittelten Krafteinsatz, explizites
Thematisieren des Problems und Herstellen eines festen Grundes gegen die
hohldrehenden, verkehrten Verhältnisse.
Cross-case-Analyse auf der Basis der Interviews und
Fragebögen
Ein Blick zurück zu den Einzelfällen machte sehr
unterschiedliche Formen des Umgangs mit dieser paradoxen Situation sichtbar mit
unterschiedlich günstigen Ergebnissen einmal auf der Ebene der psychischen
Integrität, zum anderen auf der Ebene des Erfolgs im Sinne von
Wiedereinstieg in das Arbeitsleben. In den meisten Fällen konnten
Zusammenhänge zwischen der entwickelten Bewältigungsmethode und der
individuellen Trauma-Geschichte aufgezeigt werden. Nach einer Analyse der
gelebten Methoden und ihrer Gewinne und Verluste wird in einer
variablenorientierten cross-case-Analyse ein Modell herausgearbeitet, das die
einzelnen Bedingungen günstigerer und ungünstigerer Verläufe
sichtbar zu machen versucht. Als weichenstellende Meta-Variable stellte sich
heraus, ob grundsätzlich Techniken der Abgrenzung, der Differenzierung und
der Etablierung eigener Maßstäbe überwiegen oder ob im
Gegensatz dazu Muster der Erfahrungen mit der Arbeitsverwaltung introjiziert,
also unverarbeitet verinnerlicht werden. Im ersteren Falle können auf der
Grundlage von (moderater) Abgrenzung Erfahrungen kreativ verarbeitet und in
Schritte umgesetzt werden, die durch ‚Selbst- und Weltbesinnung‘
die Ebene des unmittelbaren Problems überwinden und der individuellen
Entwicklungsgestalt so einen neuen Freiraum eröffnen, eine neue Wendung
geben können. Der entgegengesetzte Fall tritt ein, wenn die
widersprüchlich-lähmende Logik der im Arbeitsamt gemachten
Erfahrungen die eigene Wahrnehmung der Wirklichkeit überflutet und
durchtränkt und sich darüber Orientierungsverlust und Sinn- und
Wertekonfusion einstellen. Zwischen diesen 2 beschriebenen Polen gibt es
Abstufungen, Verläufe, die mit einer relativen Verbesserung der Situation
einhergehen bei guter oder nicht so guter Zuträglichkeit für das
Wohlbefinden sowie Verläufe, bei der ein relativ passives Hoffen und
Bangen resultiert, ohne jedoch zu völligem Verzweifeln an sich selbst und
der Gesellschaft zu führen. Es ist jedoch davon auszugehen, dass ein
längeres Anhalten der Arbeitslosigkeit das Auftreten von Extremformen
begünstigt bzw. schließlich erzwingt. Das Spektrum der
Verlaufsformen soll in Abbildung 2 verdeutlicht werden.
Die Ergebnisse wurden auf die Konzepte der Psychotraumatologie
hin übersetzt. Die herausgehobene Wirkungseinheit erweist sich dabei als
Modellierung, die sowohl Aspekte der traumatischen
Situation, der traumatischen Reaktion und des
traumatischen Prozesses umfasst und damit der
Konzeptualisierung dieser Begriffe als gegenseitig durchdringend gerecht wird.
Sie erleichtert das psychotraumatologische Verständnis einzelner konkreter
Aspekte dieser Situationskonstellation, zum Beispiel die Unterbrechung von
Intrusions- und Verleugnungsphasen durch
verwaltungstechnische Notwendigkeiten. Die Arbeitsverwaltung wird sichtbar als
ein Teil der Lebenswelt, in dem es zur Ausbildung von psychotraumatologisch
relevanten Bewältigungsmechanismen kommt. Unterschiedlich günstige
Verarbeitungsverläufe differenzieren sich maßgeblich entlang der
Dimension Einlassung vs. Abgrenzung.
Eine große Rolle spielen unterschiedlich weit
generalisierte Desillusionierungsschemata, also jene
traumadynamisch wirksamen psychischen Strukturen, welche den
übermäßigen Verlust von gesunden Sicherheits- und
Gerechtigkeitsillusionen in der Charakterstruktur verankern. In Extremformen
kommt es, in der interviewten Stichprobe bei 2 Probanden, bis zur Ausbildung
von sogenannten bizarren Schemata, die eine
Verschlossenheit und Blindheit gegen positive, unterstützende
Einflüsse und Schutzlosigkeit und Übersensibilität
gegenüber unterminierenden, schädlichen Einflüssen mit sich
bringen und den subjektiven wie objektiven Sackgassencharakter der Situation
massiv verstärken.
Abbildung 2: Modell differentieller
Verläufe der Traumabewältigung im Zusammenspiel mit der
Arbeitsverwaltung