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DOI: 10.1055/s-2001-17080
J.A.Barth Verlag in Medizinverlage Heidelberg GmbH & Co.KG
Die Stabilisierung offener und geschlossener Tibiafrakturen mit unaufgebohrten Kraftträgern
Publication History
Publication Date:
12 September 2001 (online)

Innerhalb der letzten Jahre hat sich bei offenen und geschlossenen Unterschenkelfrakturen mit ausgeprägten Weichteil- und Knochendefekten die minimal-invasive Stabilisierung mit schmalkalibrigen Tibianägeln in unaufgebohrter Technik durchgesetzt.
Eine Multicenter Studie, durchgeführt an vier Zentren in Österreich und Deutschland, hatte das Ziel, die Komplikationen nach unaufgebohrte Tibianagelung anhand von 467 komplex offenen und geschlossenen Tibiafrakturen zu untersuchen. Es handelte sich um 52 proximale Frakturen (11,1 %), 219 Frakturen im mittleren Schaftdrittel (46,9 %), und 196 distale Frakturen (42 %). Die Einteilung hinsichtlich AO-Klassifikation zeigte 135 Typ A Frakturen (28,9 %), 216 Typ B Frakturen (46,3 %), und 116 Typ C Frakturen (24,8 %). Dabei handelte es sich um 265 geschlossenen Frakturen (56,7 %) und 202 offene Frakturen (48 Gustilo Grad I (10,3 %), 80 Grad II (17,1 %), und 74 Grad III (15,9 %) Frakturen.
Die Analyse dieses umfassenden Patientengutes zeigte eine 1%ige Rate (n = 5) tiefer Wundinfektionen (5,4 % in Gustilo Grad III offenen Frakturen), 43 verzögerte Knochenbruchheilungen (9,2 %), und 12 (2,6 %) Pseudarthrosen. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, daß eine Frakturdiastase von mehr als drei Millimetern die Wahrscheinlichkeit der verzögerten Knochenbruchheilung um das Zwölffache (p < 0,001) und die Wahrscheinlichkeit der Entstehung einer Pseudarthrose um das Vierfache erhöht (p = 0,057). Compartment Syndrome traten in 62 Fällen auf (13,3 %), Ermüdungsbruch von Verriegelungsschrauben in 47 Fällen (10 %), und Ermüdungsbrüche der Tibianägel in drei Fällen (0,6 %).
Statistisch gesehen fand sich eine signifikante Zunahme an Komplikationen in der Gruppe der drittgradig offenen Frakturen (p < 0,001), der AO Typ C Frakturen (p = 0,002), und in geringerem Ausmaß auch der distalen Frakturen. Die Rate an Komplikationen nach unaufgebohrter Tibianagelung offener Frakturen war allerdings deutlich geringer verglichen mit anderen Stabilisierungsmethoden.
Dr. Ch. Gäbler
Universitätsklinik für Unfallchirurgie
Währinger Gürtel 18-20
A-1090 Wien