Zusammenfassung
Hintergrund: Bisherige Studien weisen auf
ein „Nord-Süd-Gefälle” in der Prävalenz riskanten
Alkoholkonsums in Deutschland hin. Allerdings sind diese Ergebnisse teilweise
mit methodischen Einschränkungen behaftet. Die aktuelle Studie erlaubt
eine zuverlässigere Schätzung riskanten Alkoholkonsums. Zudem werden
regional unterschiedliche Trinkstile ermittelt und ihr Zusammenhang mit
unterschiedlichen Indikatoren problematischen Alkoholkonsums untersucht.
Methodik: Verwendet wurden
repräsentative Daten für die 18- bis 59-jährige
Allgemeinbevölkerung in Deutschland aus den Jahren 1995 und 1997.
Basierend auf 15 017 vollständigen Datensätzen wurden
Prävalenzraten für Abstinenz, für riskanten Konsum
(>30 g Reinalkohol pro Tag bei Männern und >20 g bei
Frauen), für die CAGE-Symptome missbräuchlichen Konsums und für
exzessiven Konsum (Häufigkeit von mehr als fünf alkoholischen
Getränken pro Gelegenheit) sowie Durchschnittswerte berechnet und eine
Clusteranalyse über Bundesländer durchgeführt.
Ergebnisse: Es zeigten sich regionale
Unterschiede in der Verbreitung des riskanten Alkoholkonsums sowie der
Abstinenz, ohne dass ein klares „Nord-Süd-Gefälle”
festgestellt werden konnte. Die Clusteranalyse weist jedoch auf einen
Nord-Süd-Unterschied im Trinkstil hinsichtlich Häufigkeit und Menge
des Konsums von Bier, Wein und Spirituosen hin. Im Süden zeigte sich im
Vergleich zum Norden ein Trinkmuster von mehr Bier-, weniger Wein- und weniger
Spirituosenkonsum pro Trinktag bei seltenerem Konsum von Bier und Spirituosen.
Während sich keine Unterschiede zwischen den Clustern hinsichtlich der
Anteile riskanten Alkoholkonsums, der CAGE-Symptome sowie dem Anteil exzessiven
Alkoholkonsums ergaben, unterschieden sie sich bezüglich der
durchschnittlich konsumierten Menge Reinalkohols. Die Menge der täglichen
Alkoholaufnahme war in den nördlichen Ländern höher.
Schlussfolgerung: Im Gegensatz zu anderen
deutschen Studien konnten in der vorliegenden Untersuchung bei beobachtbaren
regionalen Unterschieden keine Hinweise auf ein Nord-Süd- Gefälle in
der Prävalenz unterschiedlicher Indikatoren problematischen Konsums
festgestellt werden. Die unterschiedlichen Trinkstile beider Cluster
(nördliche vs. südliche Bundesländer) scheinen weder
Unterschiede in der Häufigkeit exzessiver Trinkanlässe noch der
Häufigkeit von Missbrauch und Abhängigkeit zur Folge zu haben. Der
nördliche Stil führt lediglich zu einem erhöhten
durchschnittlichen Konsum an Reinalkohol. Methodische Unterschiede der Studien
werden diskutiert.
Abstract
Introduction: Previous research in Germany
identified a „north-south” gradient in the hazardous use of
alcoholic drinks, but this had methodological limitations. The present study
estimates the hazardous use of alcohol more reliably. In addition, regional
differences in drinking style and their relation to indicators of problematic
alcohol use are examined.
Methods: Data are from 1995 and 1997
representative samples of the non-institutionalised German general population
aged 18 to 59 years. Based on 15,017 complete observations prevalence rates for
abstinence, hazardous consumption (>30 g ethanol per day for men; >20 g
ethanol per day for women), two or more CAGE-symptoms, and heavy episodic
drinking (5+ drinks consumed in a day) were calculated and a cluster
analysis was performed with regard to the 16 German federal states.
Results: Regional differences exist in the
prevalence of abstinence and hazardous drinking, but a
”north-south” gradient was not evident. However, cluster analysis
results suggest a ”north-south” difference in drinking style, i.e.
the quantity-frequency pattern of beer, wine, and spirits consumption. Compared
with the northern German federal states, those in the south experienced more
beer and less wine and spirits consumption in combination with a lower
frequency of drinking beer and spirits. No cluster difference was found for
hazardous drinking, lifetime prevalence of 2+ CAGE items or consumption of
5+ drinks in a day. Yet, mean consumption of ethanol was significantly
higher in the north.
Conclusions: Research suggesting more
hazardous consumption in southern Germany must be tempered by these findings
that found no ’north-south’ gradient in several different
indicators of problematic alcohol use. Different drinking styles in northern
and southern states do not result in differences concerning prevalence of binge
drinking nor alcohol-related problems. Drinking style only made a difference in
the mean consumption of ethanol. Methodological differences between the
reported studies are discussed.
Schlüsselwörter
Trinkstil - riskanter
Alkoholkonsum - regionale Unterschiede
Key words
Drinking Style - Hazardous Alcohol
Use - Regional Variations - Germany