Aktuelle Neurologie 2001; 28(10): 480-486
DOI: 10.1055/s-2001-19164
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Stellenwert von intravenösem Valproat beim Status epilepticus

Place of Intravenous Valproate in Status EpilepticusB. Pohlmann-Eden, C. N. A. Peters
  • Neurologische Universitätsklinik Mannheim, Universität Heidelberg
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
19. Dezember 2001 (online)

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Zusammenfassung

Die Therapie des Status epilepticus (SE) ist nach wie vor empirisch begründet, es liegen kaum Studiendaten vor. Dabei ist der SE nach einer aktuellen prospektiven Studie mit einer Mortalität bis zu 25 % und bei einer Inzidenz von weltweit 50 Millionen pro Jahr ein aktuelles Therapieproblem. Deutliche Nebenwirkungen der aktuell verfügbaren Medikamente in der SE-Therapie limitieren ihren Einsatz. Im Folgenden soll der Stellenwert von intravenösem Valproat (VPA) für die Behandlung des SE dargestellt werden, das seit Herbst 1996 in Deutschland erhältlich ist. Dabei ist ein weites Wirkungsspektrum bei fokalen und generalisierten Anfällen aus der oralen Therapie bekannt. Sowohl tierexperimentell als auch klinisch zeigt sich eine exzellente Verträglichkeit der Substanz, schwer wiegende Nebenwirkungen wurden bislang nur kasuistisch beschrieben. Bezüglich der Wirksamkeit finden sich in der Literatur sowie in einer eigenen Analyse bei 102 Patienten durchweg Erfolgsraten von ungefähr 80 %, intravenöses VPA scheint eine vergleichbare Wirksamkeit mit Phenytoin zu haben. Die konkreten Empfehlungen zur Dosierung schwanken erheblich. Meist wird ein initialer Bolus zur Unterbrechung der Anfallsaktivität, gefolgt von einer Dauerinfusion zur Aufrechterhaltung der Anfallsfreiheit empfohlen. Die empfohlene Dosis des initialen Bolus liegt bei 900 - 2400 mg, die der anschließenden Infusion bei 2400 - 9600 mg. Die bisherigen Erfahrungen mit intravenösem VPA sind insgesamt sehr viel versprechend. Sie legen nahe, dass es eine interessante Alternative zu den bisherigen intravenösen Antiepileptika in der SE-Behandlung werden kann. Nachteile sind derzeit im Wesentlichen die noch nicht ausreichende Erfahrung und fehlende Therapiestudien. Vorteile sind demgegenüber intensive Erfahrungen mit der oraler Form, ein weites Indikationsspektrum, exzellente Verträglichkeit und eine einfache Umstellung auf eine orale Dauertherapie.

Place of Intravenous Valproate in Status Epilepticus

The therapy of status epilepticus (SE) is still empirically proven, there is only few evidence from controlled trials. Nevertheless, with a mortality of up to 25 % according to a recent prospective trial and an estimated incidence of 50 millions a year worldwide, SE represents a current therapeutic problem. Clearly perceptible side effects of the drugs that are actually available for the therapy of SE limit their use. In the following, the clinical experience with utilization of intravenous valproate (VPA), which is available in Germany since autumn of 1996, for the treatment of SE shall be shown. As known from oral therapy, valproate is effective against a broad spectrum of focal and generalized seizures. Experimental as well as clinical data show an excellent tolerability of the substance, serious side effects have been described only casuistically. With respect to efficacy, in literature and in an own analysis of 102 patients success rates of about 80 % are found. Intravenous VPA seems to have a comparable efficacy to phenytoin. There are varying recommendations concerning the dosage of VPA. In most cases, a initial bolus is recommended to interrupt seizure activity, followed by an infusion to maintain seizure freedom. The recommended dosage of the initial bolus is between 900 mg and 2400 mg, the dosage of the following infusion between 2400 mg and 9600 mg. The experiences that have been made so far with intravenous valproate are altogether very promising. They suggest that it could become an interesting alternative to classical antiepileptic drugs in the therapy of SE. Disadvantages are up to now mainly the lack of sufficient experience and missing controlled trials. Advantages are in contrast extensive experiences with oral application, an excellent tolerability and an easy switch to oral maintenance therapy.

Literatur

Prof. Dr. med. Bernd Pohlmann-Eden

Oberarzt der Neurologischen Universitätsklinik
Universitätsklinikum Mannheim

68135 Mannheim

eMail: PohlEden@neuro.ma.uni-heidelberg.de