Fortschr Neurol Psychiatr 2001; 69(12): 581-591
DOI: 10.1055/s-2001-19183
Originalarbeit
Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Diagnostik und Therapie der Depression nach Schlaganfall

Post-Stroke Depression: Diagnosis and TherapyW.  Huff1 , S.  Ruhrmann1 , M.  Sitzer2
  • 1Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, (Direktor: Univ.-Prof. Dr. med. J. Klosterkötter), Klinikum der Universität zu Köln
  • 2Zentrum für Neurologie und Neurochirurgie, Klinik für Neurologie (Direktor: Univ.-Prof. Dr. med. H. Steinmetz), Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
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Publication Date:
19 December 2001 (online)

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Zusammenfassung

Eine Depression tritt nach Schlaganfall häufig, bei 30 - 40 % der Patienten zumindest vorübergehend auf. In der Literatur hat sich bereits der Begriff einer „Poststroke Depression” (PSD) etabliert. Zur Diagnosestellung bestehen keine einheitliche Kriterien, zumeist erfolgt eine Anlehnung an die Klassifikationsschlüssel des DSM beziehungsweise der ICD. In anderen Fällen wird die Diagnose nur anhand von Depressionsskalen gestellt. Obwohl bekanntermaßen hohe Prävalenzraten bestehen, wird die Depression in der Schlaganfallbehandlung in den meisten Fällen nicht diagnostiziert und verbleibt auch nach Feststellung zumeist unbehandelt. Dabei kann es nach den bisherigen Untersuchungen als gesichert gelten, dass Schlaganfallpatienten, die depressive Symptome entwickeln, einen schlechteren Verlauf, besonders ein schlechteres funktionelles Behandlungsergebnis (motorische Fähigkeiten, selbständige Teilnahmen an den Aktivitäten des täglichen Lebens) zeigen. Dieser Unterschied in der Beeinträchtigung zu einem vergleichbaren nicht-depressiven Schlaganfallpatienten lässt sich auch nach mehreren Jahren noch nachweisen. Für eine sich daraus ergebende Behandlungsnotwendigkeit ist nach dem aktuellen Stand der Literatur sowohl der günstigste Zeitpunkt einer therapeutischen Intervention sowie deren Art und Umfang jedoch noch unklar. Einzelnen Untersuchungen zufolge, die selten unter den Bedingungen einer randomisierten kontrollierten Studie erfolgten, zeigen sich positive Effekte einer frühzeitigen medikamentösen Behandlung. Hier können neben den Psychostimulanzien, die vorwiegend im US-amerikanischen Raum eingesetzt werden, und den konventionellen trizyklischen Antidepressiva besonders die Gruppe der „ Selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer” (Selective Serotonin Reuptake Inhibitor, SSRI) mit einem breiten Einsatzspektrum bei älteren Patienten gute klinische Erfolge vorweisen.

Abstract

Depression occurs at least temporarily in up to 30 - 40 % of all patients that have experienced a stroke. In the literature the term of a “Poststroke Depression” (PSD) has already been established. However standardised criteria for this diagnoses do not exist to this day. In most cases the DSM or ICD classification system is applied. Other investigators used various psychiatric rating scales. Even though it is generally acknowledged that there is a high prevalence, the occurrence of depression in combination with a stroke fails in most cases to be diagnosed or is left untreated. The need for treatment is even more pronounced by studies showing that a combination of stroke and depression will result in a less favourable outcome, particularly pertaining to that of functional treatment (motor skills, independent participation in activities of daily life). This difference in impairment between a depressed stroke patient and a not depressed stroke patient could be proven in studies that have been conducted over years. Despite the necessity of treatment that can be concluded from such a finding, the recent literature does not offer consistent information as to the ideal point of time for intervention nor the kind and intensity necessitated. According to singular studies, that have rarely been conducted under controlled conditions, there have been positive outcomes after early treatment. Along with psychostimulants that were most predominantly applied in the USA, as well as conventional tricyclic antidepressants, the group of the “Selective Serotonin Reuptake Inhibitors, SSRIs” have resulted in particularly favourable clinical outcomes.

Literatur

Dr. med. W. Huff,MPH 

Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Klinikum der Universität zu Köln

Joseph-Stelzmann-Str. 9

50924 Köln

Email: Wolfgang.Huff@t-online.de