Gesundheitsökonomie & Qualitätsmanagement 2002; 7(1): 49-52
DOI: 10.1055/s-2002-20579
Übersichtsarbeit
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Die Entwicklung des Projektes Visitation (Überprüfung der ärztlichen Ausbildung) in Österreich

Development of the Project „Audit” („Peer Review of Medical Education and Training”) in AustriaC.  Schuschnig1 , W.  Dorner1
  • 1Vorsitzender der Ausbildungskommission in der Wiener Ärztekammer, Facharzt für Anästhesie und Intensivmedizin, Ärztekammer für Wien, Weihburggasse 10-12, A-1010 Wien
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Publication Date:
11 March 2002 (online)

Einleitung

Trotz der raschen medizinischen Entwicklung und Spezialisierung besteht eine der größten Herausforderungen im Gesundheitswesen darin, für eine fundierte fachärztlichen Ausbildung zu sorgen. Diese bildet das Zentrum jeder weiteren Leistungsfähigkeit der Gesundheitsorganisationen und ist Grundstein für die Basisversorgung der Bevölkerung. Ausbildungsversäumnisse rächen sich daher nicht nur in einer unzulänglichen Behandlung, sondern sind auch auf Jahre hinaus kostenintensiv. Ausbildung ist ein elementarer Teil eines Prozesses, quasi die Voraussetzung dafür, ein Spital in seiner Struktur und Organisation zu erhalten. Sie dient als Basis, prozessorientierte Systeme hinsichtlich Qualität und Ökonomie zu integrieren.

Obwohl die Standesvertretungen seit Jahren eine kontroverse Diskussion führen, ob Ärzte zur Aufrechterhaltung ihrer Berufserlaubnis einen Nachweis über kontinuierliche Fortbildung erbringen müssen („continuing medical education”, CME), erschien die verpflichtende Facharztprüfung den nationalen Behörden als möglicher Weg, eine einheitliche fachärztliche Kompetenz zu erzielen. Diesen Weg einzuschlagen war offensichtlich einfacher, als die Einführung einer verpflichtenden kontinuierlichen Fortbildung zur Aufrechterhaltung der Berufserlaubnis. Die Organisation der Facharztprüfung in Österreich, die für alle Kollegen/innen in Ausbildung, die nach dem 1. 1. 1997 in die Ärzteliste eingetragen wurden, vorgeschrieben ist, wird derzeit von den Fachgesellschaften und von der Akademie der Ärzte vorbereitet.

Die Veränderung bestehender Strukturen ist ein steiniger Weg und soll anhand der Beschreibung zur Entstehung bzw. Einführung des Visitationskonzeptes dargestellt werden. Die Empfehlung der Europäischen Union (Beratender Ausschuss für die ärztliche Ausbildung von 1997) [1], die gesamte Weiterbildung durch eine nationale Behörde zu überwachen, wird durch die Aussage der UEMS (Europäische Vereinigung der Fachärzte) [2] massiv unterstützt. In der European Training Charter for medical Specialists von 1995 fordert die UEMS von den nationalen Behörden („by the national authority”) Visitationen von Ausbildungsstätten. Aus diesem Grund hat die Ausbildungskommission der Wiener Ärztekammer ein bundeseinheitliches Visitationskonzept mit den dazugehörigen Fragebogen erstellt. Im Gegensatz zum schwedischen Pilotprojekt (Quality Assurance in Specialist Training von 1989 bis 1996) [3] musste aber in Österreich vor der Durchführung eines Visitationsprojektes die gesetzliche Grundlage geschaffen werden.

Diese Entwicklung hat viele Fragen bezüglich der Methodik, die Bewertung und Definition der Qualität im Gesundheitswesen betreffend eröffnet. Rasch stößt man bei dieser Evaluierungsform an die Grenzen der Überprüfbarkeit der ärztlichen Ausbildung. Um diese zu überwinden, ist es notwendig, neue Konzepte zu erstellen, anhand derer die Ausbildung verglichen werden kann (Ausbildungskatalog, Benchmarking im Bereich der Ausbildung, Rotation in andere Krankenhäuser zur Komplementierung der Ausbildung bei Spezialisierung einer Ausbildungsstätte, Sinnhaftigkeit des Rasterzeugnisses, Notwendigkeit eines Tätigkeitsprofils für Ärzte in Ausbildung und vieles mehr).

Literatur

  • 1 European Training Charter for Medical Specialists UEMS 1997. 
  • 2 Vierter Bericht und Empfehlung zur fachärztlichen Weiterbildung vom 15. November 1996 der Europäischen Kommission, Generaldirektion XV, Binnenmarkt und Finanzdienstleistungen, Beratender Ausschuss für die ärztliche Ausbildung. 
  • 3 Schöldström U. Quality Assurance in Specialist Training; The Swedish Experience of Site Visits 1998 - 1996. Stockholm; Norstedts Tryckeri 1996
  • 4 Möller J. Methoden zur Bewertung der Qualität im Gesundheitswesen.  Gesundh ökon Qual manag. 2001;  6 26-33

1 Turnusärzte sind Ärzte in Ausbildung zum Sonderfach (Facharzt) und zum Arzt für Allgemeinmedizin

Dr. C. Schuschnig

Facharzt für Anästhesie und Intensivmedizin

Gersthoferstraße 138/6 · A-1180 Wien

Email: chris.schuschnig@magnet.at