Einleitung
Einleitung
Das Ulcus cruris bei chronisch-venöser Insuffizienz gilt als hartnäckige und mit hoher
Rezidivrate behaftete Erkrankung [1 ]. Ursächlich liegen meist eine Stammvaricosis der V. saphena magna im Stadium IV
nach Hach und/oder parva im Stadium III nach Hach mit ausgeprägter Perforansveneninsuffizienz,
Seitenastvarikosis und zusätzlicher sekundärer Leitveneninsuffizienz zugrunde.
Die Folge lange bestehender Ulcera crurum ist eine durch multifaktorielle Einflüsse
der Mikrozirkulationsstörung bedingte Fibrosierung des epifaszialen und faszialen
Weichteilmantels im Sinne einer Dermatolipofasziosklerose - von Hach als „chronisches Faszienkompressionssyndrom” bezeichnet [2 ]. Greift der chronisch-entzündliche Prozess auf den Kapselapparat des Sprunggelenks
über, kann es zum arthrogenen Stauungssyndrom mit dadurch bedingtem Defizit des venösen
Rückstroms kommen [3 ]. Auch andere Konditionen wie ausgedehnte Verbrennungswunden führen zu Störungen
der Mikrozirkulation mit daraus resultierender Sklerosierung von Haut, Unterhautgewebe
und Faszie. Bei der chronisch-venösen Insuffizienz stellen die Krossektomie, die Stammexhairese
und die Ausschaltung der Perforansvenen das konsekutive Therapieoptimum dar. Bei Patienten
mit großflächigen Ulzera, langer Bestandsdauer und arthrogenem Stauungssyndrom bringen
konservative Therapieoptionen oft keinen dauerhaften Erfolg. Hingegen sind operative
Therapieverfahren häufig kausal wirksam. Diskutiert werden bei chronischen Ulzera
u. a. Shaving-Verfahren, Einsatz autologer Wachstumsfaktoren, Transfer von Keratinozyten
und Fibroblasten. Bei ausgeprägter Dermatolipofasziosklerose ist vor allem die Fasziektomie
in Kombination mit plastisch-chirurgischen Maßnahmen erfolgversprechend [4 ], wie auch die beiden folgenden Casus mit jeweils langer Ulkus-Anamnese belegen.
Kasuistik 1
Kasuistik 1
Patient: U. G., 76 Jahre
Anamnese
Im Jahre 1935 unterzog sich der jetzt 76-jährige Patient nach einem Trauma im rechten
oberen Sprunggelenk einer Muskeltransposition; später entwickelte sich in diesem Gelenk
eine Ankylose mit fixierter Spitzfußstellung. Aufgrund einer Tibiakopffraktur rechts
mit posttraumatischer Instabilität des Kniegelenks 1988 erfolgte eine osteosynthetische
Versorgung. Parallel entwickelte sich eine V. saphena magna Stammvaricosis rechts
im Stadium IV nach Hach mit ausgeprägter Perforansveneninsuffizienz des gleichen Beines.
Vor 4 Jahren trat erstmals ein Ulkus am rechten Innenknöchel - vom Malleolus medialis
bis zur distalen Grenze des Unterschenkeldrittels reichend - auf. Wenige Monate nach
Abheilung kam es zum Ulkusrezidiv. Dabei bestand eine ausgeprägte Schmerzsymptomatik.
Trotz intensiver konservativer und wiederholt auch operativer Therapiemaßnahmen (Stripping
der V. saphena magna, subkutane Fasziotomie der Tibialis-anterior-Loge, Ulkus-Shaving,
Mesh-graft-Transplantation, Reverdin-Transplantation) konnte eine dauerhafte Abheilung
der Ulzera nicht erreicht werden. Eine periphere arterielle Verschlusskrankheit wurde
angiographisch ausgeschlossen.
Dermatologischer Befund
Am rechten Unterschenkel medialseitig besteht ein ca. handtellergroßes, wenig belegtes,
mäßig granulierendes Ulkus mit entzündlichem Umgebungserythem (Abb. [1 ]).
Abb. 1 Klinischer Befund rechter Unterschenkel vor OP (Patient 1): wenig belegtes, mäßig
granulierendes Ulkus mit entzündlichem Umgebungserythem.
Histopathologischer Befund
Fasziektomie-Material: Faszie mit hyalinisiertem Kollagenumbau und/oder Kollagenanbau.
Diagnose: hyalinisierte Faszie.
Ergänzende Untersuchungen
Eine Röntgenaufnahme des rechten Unterschenkels zeigte eine ausgeprägte Mineralsalzminderung
bei Ankylose des oberen Sprunggelenkes und Talonaviculararthrose.
Kernspintomographisch konnte eine ausgeprägte Fasziensklerose mit mäßiger Muskelatrophie
(Abb. [2 ]) nachgewiesen werden.
Abb. 2 MRT-Befund rechter Unterschenkel vor OP (Patient 1): ausgeprägte Fasziensklerose mit
mäßiger Muskelatrophie.
Es wurde weiterhin eine Phlebographie des rechten Beines veranlasst. Hier ließ sich
eine Vena saphena magna Stamminsuffizienz Hach IV mit insuffizienten Perforansvenen
Cockett II und III sowie Shermanscher und Boydscher Perforansveneninsuffizienz erkennen.
Eine Becken-Bein-Angiographie ergab unauffällige arterielle Gefäßverhältnisse im Bereich
des rechten Beines, insbesondere ohne Nachweis einer Stenose. Nebenbefundlich: in
situ befindliche Winkelplatte nach Tibiakopffraktur.
Therapie und Verlauf
Therapie und Verlauf
Nach vorausgegangener Shaving-Operation und inkompletter Krossektomie am distalen
rechten Unterschenkel wurde die stark verdickte Fascia cruris im Ulkusbereich vollständig
reseziert. In gleicher Sitzung wurde der entstandene Gewebedefekt am Unterschenkel
mittels Mesh-graft-Transplantat gedeckt. Wir unterzogen den Patienten außerdem einer
Rekrossektomie und Ligatur der Boydschen Perforansvene wegen phlebographisch und duplexsonographisch
gesicherter inguinaler Restvarikose mit gleichzeitiger Beteiligung der Vena saphena
accessoria. Der postoperative Verlauf gestaltete sich komplikationslos. Das Transplantat
heilte gut ein, und innerhalb von 6 Wochen kam es zur Abheilung des Ulkus (Abb. [3 ]). Eine konsequente Physiotherapie, eine neue orthetische Versorgung am rechten Kniegelenk
und die adäquate Beschuhung schlossen das Behandlungskonzept erfolgreich ab.
Abb. 3 Klinischer Befund rechter Unterschenkel 6 Wochen nach OP (Patient 1): Ulkus vollständig
epithelisiert.
Kasuistik 2
Kasuistik 2
Patient: W. B., 65 Jahre
Anamnese
Im Jahre 1945 erlitt der jetzt 65-jährige Patient kriegsbedingt eine ausgedehnte Phosphorverbrennung
an beiden Beinen. Es entwickelten sich daraufhin großflächige Ulzerationen, welche
sich im Laufe der Jahre fast auf die gesamte Zirkumferenz beider Unterschenkel ausbreiteten.
Es wurden mehrfach Versuche unternommen, die chronischen Ulzera konservativ und operativ
zu schließen. Es kam initial jeweils nach kurzfristiger, nur wenige Wochen anhaltender
Abheilung zu wiederholten Rezidivulzerationen. Letztendlich bestanden bei dem Patienten
chronische Ulcera crurum kontinuierlich seit mehr als 50 Jahren.
Dermatologischer Befund
An beiden Unterschenkeln bestanden fast den gesamten distalen Unterschenkel einnehmende
zirkumferenzielle bakteriell superinfizierte Ulzerationen mit zum Teil ausgeprägten
fibrinösen Belägen.
Histopathologischer Befund
Fasziektomiematerial inklusive Haut: Narbenartige Proliferation mit reaktiver Epidermishyperplasie
und entzündlichen Infiltraten aus Lymphozyten und Plasmazellen. Hyalinisierende Fibrose
im mittleren und unteren Korium.
Ergänzende Untersuchungen
Kernspintomographisch zeigten sich an beiden Unterschenkeln deutlich sklerosierte
Bereiche mit teilweise fehlendem subkutanen Fettgewebe. Im Bereich der Kutis und der
Subkutis bds. jeweils medial und lateral konnte ein kontrastmittelaufnehmendes, flächiges
Hautareal nachgewiesen werden, das für einen chronischen Entzündungsprozess spricht.
Auffällig war des Weiteren ein Ödem im M. soleus und M. tibialis anterior rechts (Abb.
[4 ]).
Abb. 4 MRT-Befund rechter Unterschenkel vor OP (Patient 2): sklerosierte Areale mit teilweise
fehlendem subkutanen Fettgewebe, Ödem im M. soleus und M. tibialis anterior rechts.
Phlebographisch gelang der Nachweis eines postthrombotischen Syndroms III° beidseits
mit ausgeprägter Kollateralversorgung und funktionstragendem Vena saphena magna- et
parva-Stromgebiet. Die Beckenachsen waren frei.
Therapie und Verlauf
Therapie und Verlauf
Zunächst erfolgte am rechten Unterschenkel unter intraoperativer ultraschallkontrollierter
Schonung der Vena saphena magna die operative Abtragung der Fibrose unter Einbeziehung
der Faszie und in zweiter Sitzung Deckung des Gewebedefektes mittels Mesh-graft-Transplantation
(Abb. [5 ]).
Abb. 5 Klinischer Befund rechter Unterschenkel 1 Woche nach OP (Patient 2): Einwachsen des
Mesh-graft-Transplantates mit deutlichen Epithelinseln.
In einer dritten Sitzung - sechs Monate später - wurde unter gleicher Vorsichtsmaßnahme
die Abtragung der Faszioliposklerose am linken medialen Unterschenkel bis zum Erreichen
freiliegender Muskeln und Sehnen, bei denen das Peritendineum unversehrt blieb, durchgeführt.
Um einen Schub auf die M. tibialis-anterior-Loge mit der Gefahr einer Schädigung des
Nervus peronaeus zu verhindern, wurde im kranialen Drittel der M.-tibialis-anterior-Loge
die Dermatolipofasziosklerose ohne Nerven- und Weichteilverletzung reseziert und in
den distalen zwei Dritteln wurde die hier nicht wesentlich verdickte Faszie der M.-tibialis-anterior-Loge
subkutan gespalten.
Es schloss sich sofort die Deckung des entstandenen Gewebedefektes am Unterschenkel
mittels Mesh-graft-Transplantat an, um ein Austrocknen der freiliegenden Sehne zu
verhindern. Der postoperative Verlauf gestaltete sich überraschend komplikationslos.
Das Transplantat heilte gut ein, und innerhalb von 6 Wochen kam es zur Abheilung der
Ulzera (Abb. [6 ]).
Abb. 6 Klinischer Befund rechter Unterschenkel 6 Wochen nach OP (Patient 2): Ulkus vollständig
epithelisiert.
Diskussion
Diskussion
Chronische Unterschenkelgeschwüre sind häufig und von erheblicher sozialmedizinischer
und volkswirtschaftlicher Bedeutung [5 ]. Zumeist ist eine chronisch-venöse Insuffizienz die Ursache, seltener sind zusätzliche
multifaktorielle Komponenten eine Heilungsbremse. So bleibt bei ausgeprägter Dermatolipofasziosklerose
die ansonsten gut etablierte Basistherapie durch eine Kompression der Unterschenkel
[6 ] ineffektiv.
Besonders therapierefraktäre, hartnäckige Verläufe finden sich bei Patienten mit großflächigen
Ulzera, langer Bestandsdauer und arthrogenem Stauungssyndrom [7 ]. Die zwei dargestellten Patienten wiesen derartige chronische Ulzera auf, wobei
bei dem einen Patienten eine chronisch-venöse Insuffizienz mit arthrogenem Stauungssyndrom
und ein Trauma des rechten Kniegelenks zugrunde lagen, bei dem zweiten Patienten ein
Verbrennungstrauma in der Adoleszenz mit postthrombotischem Syndrom ursächlich war.
Hach et al. [2 ] sowie Pflug u. Mitarb. [8 ] wiesen darauf hin, dass die kruralen Faszien bei zugrunde liegender Veneninsuffizienz
hinsichtlich der Lokalisation, Entstehung, Progredienz und Therapieresistenz schlecht
heilender Ulzera entscheidend beteiligt sind. 1985 wurden erstmals kausale Zusammenhänge
zwischen ausgedehnten venösen Ulzerationen und Fibrosierung bzw. Dickenzunahme der
Fascia cruris belegt [9 ]. Dabei spielen Mikrozirkulationsstörungen eine entscheidende pathogenetische Rolle
[2 ]. Die genauen pathophysiologischen Vorgänge sind noch nicht restlos aufgeklärt [10 ]. Die Gewebesklerose wird durch das proteinreiche Stasis-Ödem induziert [11 ]. Angeschuldigt wird außerdem eine durch die Störung der Mikrozirkulation bedingte
funktionelle Schädigung der Fibroblasten mit Zunahme atypischer (= „dysplastischer”)
kollagener Fibrillen. Dabei schreitet der Prozess von der Dermis und Subkutis in Richtung
Faszie fort [11 ]. Es kommt zur „Faszieninsuffizienz” [4 ] und durch die Sklerose zu einer zusätzlichen Störung der Durchblutung. Aggravierend
wirken wiederholte Dehnungstraumata mit begleitenden Entzündungsreaktionen [11 ]. Letztendlich resultiert eine erhebliche Beeinträchtigung der Muskelpumpfunktion
mit antegrader Strömungsinsuffizienz, ggf. verstärkt durch ein arthrogenes Stauungssyndrom
[12 ]. Die Graduierung der chronisch-venösen Insuffizienz nach Hach von 1994 ergibt sich
aus dem Palpationsbefund der sklerotischen Areale und versucht der Ausdehnung der
Haut- und Gewebesklerose Rechnung zu tragen [13 ]. Diese kann durch die Magnetresonanztomographie eindeutig belegt werden. Histologisch
zeigt die Sklerose der Fascia cruris Ähnlichkeiten zu Narbengewebe, gelegentlich kommt
es auch zu Kalzifikationen und Ossifikationen [14 ]. Pflug prägte für diese spezifische Pathophysiologie den Begriff des „venösen supramalleolären Konstriktionssyndroms” [8 ]. Peschen et al. [15 ] sowie Hach und Hach-Wunderle [16 ] sprechen von „chronischem Faszienkompressionssyndrom” oder „chronischem venösen Kompartmentsyndrom” [11 ] als schwerste Form des chronisch-venösen Stauungssyndroms mit ausgeprägter zirkulärer
Dermatolipofasziosklerose. Staubesand et al. [17 ] bezeichnen diesen Vorgang als „Faszieninsuffizienz”, basierend auf dem elektronenmikroskopischen
Nachweis, dass bei der Fasziensklerose die normalerweise vorhandene Ordnung des Kollagens
innerhalb der Faszie nach dem „Scherengitterprinzip” vollständig aufgehoben ist mit
daraus resultierendem Verlust der Anpassungsfähigkeit des Fasziengewebes an die Druckveränderungen
der Muskulatur bei der Kontraktion. Dies betrifft vorwiegend das tiefe posteriore
Segment der Wadenmuskulatur. Die Tibialis-anterior-Loge hingegen (wie auch die Unterarmbeugeloge)
weist einen queren Faserverlauf auf, so dass hier schon physiologischerweise bei Zunahme
des Druckes im Kompartiment keine Dehnung möglich ist [2 ]. Später lassen sich sogar degenerative Veränderungen der Unterschenkelmuskulatur
und sklerotische Umbauvorgänge an Sehnen und Bändern im Sprunggelenkbereich nachweisen
[4 ]. Der therapeutische Erfolg der von Hach Anfang der 80er Jahre eingeführten paratibialen
Fasziotomie [3 ] ist durch diese Beobachtung zu erklären. Durch eine Spaltung der Fascia cruris an
der Tibiakante vom Tibiakopf bis zum Innenknöchel werden das tiefe und oberflächlich
dorso-mediale Unterschenkelkompartment aufgespalten (zur Anatomie s. Abb. [7 ]). Es kommt zu einer entscheidenden Druckentlastung am Unterschenkel. Durch die folglich
hergestellte Kommunikation des sub- mit dem epifaszialen Raum wird eine verbesserte
Vaskularisation und Sauerstoffversorgung erreicht [15 ]. Wechselberger et al. [18 ] favorisieren die Exzision des gesamten in die Tiefe reichenden indurierten und sklerotischen
Gewebes unter Mitnahme der sklerosierten Faszie (Fasziektomie). Operationen mit Eröffnung
bzw. Resektion von Anteilen der Unterschenkelfaszie wurden schon zu Beginn des letzten
Jahrhunderts durchgeführt [19 ]. Die Fasziektomie wurde von Hach Anfang der 90er Jahre wieder aufgegriffen, da er
erkannte, dass die sklerosierte Unterschenkelfaszie in der Genese des Ulkus und des
Ulkusrezidivs von Bedeutung ist und die Faszienresektion eine entscheidende Verbesserung
der Heilungstendenz zur Folge hat [2 ]
[3 ]. Gegebenenfalls muss die Exzision bis zum Knochen erfolgen, allerdings unter Schonung
des Periosts, um eine Anheilung der Hauttransplantate zu ermöglichen. Bei der kruralen
Fasziektomie wird in der Regel das gesamte Ulkus ausgeschnitten und die Unterschenkelfaszie
in toto entfernt. Der Wundgrund wird anschließend mit Mesh-graft-Transplantaten gedeckt
(Tab. [1 ]).
Abb. 7 Schematische Darstellung der Anatomie am Unterschenkelquerschnitt.
Das Ausmaß und die Lokalisation der morphologischen Veränderungen einer faszialen
und epifaszialen Fibrosierung lässt sich durch eine computer- oder kernspintomographische
Untersuchung objektivieren [15 ]
[20 ]. Bei den hier vorgestellten Patienten konnten wir somit eine die Fascia cruris miteinbeziehende
Sklerose der Subkutis feststellen. Wir erreichten bei 2 Patienten eine vollständige
Abheilung von langjährig bestehenden (4 bzw. mehr als 50 Jahre) Unterschenkelulzera
mit ausgeprägter Fasziensklerose durch eine Fasziektomie, nachdem konservative und
operative Therapiemaßnahmen bisher erfolglos geblieben waren.
Hach u. Mitarb. berichteten über eine Abheilung bei 17 von 18 Patienten mit bisher
inkurablem Gamaschenulkus innerhalb von 10-16 Wochen nach kruraler Fasziektomie [2 ].
Die von Schmeller und Gaber [7 ] beschriebene Shave-Therapie therapieresistenter venöser Ulzera scheint trotz Belassung
der indurierten Faszie ein gleich gutes Ergebnis bei geringerer Radikalität zu zeigen.
Ob jedoch nur die epifaszial gelegenen Veränderungen an Dermis und Subkutis und weniger
die Fasziosklerose maßgeblich für die Therapieresistenz der Ulzera sind, bleibt anhand
der Langzeitergebnisse abzuwarten. Die Stammexhairese als Therapieoptimum bei chronisch-venöser
Insuffizienz scheint nur dann langfristig erfolgversprechend zu sein, wenn keine Störung
der Mikrozirkulation durch eine begleitende Fasziensklerose vorliegt.
Die Ulkusexzision mitsamt der darunter liegenden sklerosierten Faszie (Krurale Fasziektome)
stellt heute eine überzeugende und effektive Behandlungsmaßnahme bei chronischen therapierefraktären
Ulcera crurum dar.
Tab. 1 Synopse Fasziektomie
paratibiale Fasziotomie (Hach)
krurale Fasziektomie
-seit 1981 praktiziert -OP: Spaltung der Fascia cruris unmittelbar neben der medialen Tibiakante vom Tibiakopf
bis zum Innenknöchel, dadurch Spaltung des tiefen und oberflächlichen Unterschenkelkompartments
→ Druckentlastung -Indikation: Ulcus cruris mit Dermato(lipofaszio)sklerose -Ziel: 1. Kommunikation der extra- und intrafaszialen Gewebsräume 2. Beseitigung von insuffizienten Vv. perforantes
-OP: Resektion der sklerosierten Faszie -Indikation: chronisches Faszienkompressionssyndrom -Ziel: Druckentlastung des Kompartments → Beseitigung der Auswirkungen der Mikrozirkulations-störungen
auf die Weichteile des Unterschenkels