Einleitung
Einleitung
Das Hepatitis-C-Virus (HCV), der wichtigste Erreger der Hepatitis
Non-A, Non-B, wurde 1989 durch molekularbiologische Methoden entdeckt
[1]. Kurze Zeit später wurden die ersten, auf
rekombinanten Proteinen basierenden Tests zum Nachweis HCV-spezifischer
Antikörper erhältlich [2]. Die
Enzymimmunoassays (EIA) der 1. Generation enthielten ein an eine
Superoxiddismutase gebundenes Antigen der Nichtstrukturregion (NS) 4, das als
c100 - 3 bezeichnet wurde. Diese Tests waren weder
ausreichend sensitiv noch spezifisch, und so wurden bei den EIAs und
Bestätigungstests (rekombinanter Immunoblotassay [RIBA]) der 2. Generation
weitere, synthetisch hergestellte Antigene eingeführt. Diese
zusätzlichen Antigene stammten aus dem NS3-Protein (c33c, c200) und aus
der strukturellen Core-Region (c22 - 3)
[3]. Mittlerweile sind Tests der 3. Generation
erhältlich, die ein weiteres nichtstrukturelles Protein (NS5) enthalten
[4].
In einer früheren Arbeit beschrieben wir bereits die hohe Rate
falsch positiver Reaktivitäten in einem kommerziell erhältlichen EIA
der 2. Generation, verglichen mit einem in unserem Institut entwickelten
Bestätigungstest (UKE SIA) [5]. Damals waren
13 % aller Seren, die im HCV-EIA reaktiv waren, im
Bestätigungstest negativ, und weitere 10 % waren fraglich
reaktiv. Seitdem wurde der EIA der 2. Generation durch einen anderen
kommerziell erhältlichen, voll automatisierten
Mikropartikel-Enzymimmunoassay (MEIA) der 3. Generation ersetzt. Zur
Beurteilung, ob der Einschluss des NS5-Proteins die Sensitivität und
Spezifität des EIA erhöht hat, verglichen wir in der vorliegenden
Studie die MEIA-Reaktivität mit unserem Bestätigungstest und der
Polymerase-Kettenreaktion (PCR).
Material und Methoden
Material und Methoden
Patienten. Eingeschlossen in die Studie
wurden Seren von 1000 Patienten mit Verdacht auf eine HCV-Infektion, die sowohl
im MEIA als auch im Bestätigungstest auf HCV-Antikörper untersucht
wurden, und bei denen eine Bestimmung der HCV-RNA mittels PCR erfolgte. Das
Alter der Patienten lag zwischen 3 und 89 Jahren (Median: 38 Jahre). Von 436
(43,6 %) Patienten waren Risikofaktoren für eine
HCV-Infektion bekannt; davon waren 281 (64,5 %) intravenös
drogenabhängig, 60 (13,8 %) hatten anamnestisch
Bluttransfusionen erhalten, 39 (8,9 %) waren im medizinischen
Bereich tätig, 27 (6,2 %) waren chronisch dialysepflichtig,
23 (5,3 %) waren Hämophiliepatienten, 4
(0,9 %) hatten familiäre Kontakte zu HCV-Infizierten und 2
(0,5 %) hatten Immunglobulinpräparationen erhalten. Von 802
Patienten waren weitere Serumproben vorhanden; bei diskrepanten Ergebnissen in
MEIA und Bestätigungstest und/oder PCR wurden die bei anderer Gelegenheit
ermittelten Testergebnisse herangezogen, um eine endgültige
Klassifizierung des Patienten in infiziert oder nicht infiziert zu
ermöglichen.
Antikörpersuchtest. Als Screeningtest
wurde der AxSYM® HCV Version 3.0 Microparticle Enzyme Immunoassay (Abbott
GmbH Diagnostika, Wiesbaden-Delkenheim) benutzt. Dieser Test enthält 4
rekombinante Proteine: HCr42, ein in Escherichia coli
(E. coli) exprimiertes Fusionsprotein, das Teile der
Core-Region und der NS3-Region enthält; c200, ein in Saccharomyces cerevisiae (S.
cerevisiae) exprimiertes und an eine Superoxiddismutase (SOD) gekoppeltes
Antigen aus Teilen der NS3- und NS4-Region; c100 - 3, das
eine kürzere Sequenz der NS3-Region und den gleichen Teil der NS4-Region
enthält und ebenfalls, an Teile der SOD gekoppelt, in S. cerevisiae exprimiert wird; und Teile des NS5-Proteins,
gebunden an die SOD und in S. cerevisiae exprimiert.
Dieser Test wurde gemäß den Anweisungen des Herstellers
ausgeführt. Seren wurden als reaktiv angesehen, wenn das entstandene
Fluoreszenzsignal gleich oder größer als der Grenzwert war (sample
to cutoff ratio (S/CO) ≥ 1,0). Lag der S/CO-Wert im Grauzonenbereich
zwischen 0,80 und 0,99, so wurde die Reaktivität als grenzwertig
eingestuft und der MEIA wurde wiederholt.
Bestätigungstest (UKE SIA). Als
Bestätigungstest haben wir in unserem Haus einen Immunoblot etabliert, der
4 rekombinante, in E. coli exprimierte Proteine aus
den Regionen NS5, NS4, NS3 und Core des Hepatitis-C-Virus enthält. Die
Größe dieser Proteine und deren Lage im HCV-Polyprotein differiert
von den Antigenen, die im Suchtest eingesetzt werden [6]. Dieser Blot wurde nach unserem Krankenhaus UKE SIA
(Universitäts-Klinikum Eppendorf strip immunoblot assay) genannt. In
früheren Studien konnten wir zeigen, dass der UKE SIA spezifischere und
seltener fragliche Ergebnisse zeigte als kommerziell vertriebene
Bestätigungstests [5]
[6].
Der Test wurde gemäß unserer früher veröffentlichten
Studie durchgeführt [5]
[6]. Zur Beurteilung der Reaktivität der einzelnen
Banden wurden diese mit der internen IgG-Kontrolle verglichen. Sie wurden als
stark positiv (++) bezeichnet, wenn ihre Intensität mindestens
so stark war wie die der hoch konzentrierten IgG-Kontrolle, sie waren
mittelhoch (+) bei einer Intensität , die der der niedrig
konzentrierten IgG-Kontrolle entsprach, und schwach reaktiv ((+)), wenn
sie schwächer waren als die der niedrig konzentrierten IgG-Kontrolle. Der
Immunoblot war positiv, wenn mindestens 2 Banden sichtbar waren, von denen
mindestens eine + oder ++ war. Fanden sich nur 2 schwach
positive Banden oder nur eine Bande, so wurde das Ergebnis als fraglich
bezeichnet.
Polymerase-Kettenreaktion (PCR). Die PCR
wurde wie früher veröffentlicht durchgeführt
[7]. Für die LightCycler®-PCR
(Roche-Boehringer Mannheim, Mannheim) wurden 2 µl der aus der RNA
hergestellten cDNA, jeweils 1 µl der Primer und 2 µl
Mastermix, bestehend aus Deoxynukleotid-Triphosphaten, LightCycler® DNA
sybr Green® und Taq-Enzym in einer Kapillare zusammen pipettiert. Mit 5
Standardkonzentrationen an HCV RNA (1 × 102,
1 × 103, 1 × 104,
1 × 105 und
1 × 106 Genomäquivalente/ml) sowie 2
Negativkontrollen wurde ebenso verfahren. Die Amplifikation erfolgt im
LightCycler. Sybr Green® bindet an doppelsträngige DNA und führt
zur Emission eines Fluoreszenzsignals, das proportional zur Menge der DNA ist.
Durch Vergleich des Fluoreszenzsignals der Serumprobe mit dem der Standards
erfolgt die Quantifizierung. Die Spezifität des Amplifikationsproduktes
wird durch Bestimmung der Schmelztemperatur der gebildeten DNA bestätigt.
Seren werden als positiv angesehen, wenn sie ein positives PCR-Signal in einem
Ansatz hatten, in dem die Negativkontrollen klar negativ und die
Positivkontrollen positiv waren.
Der Genotyp des HCV wurde serologisch oder durch
Nukleotidsequenzierung der NS5-Region bestimmt [8].
Ergebnisse
Ergebnisse
Von den 1000 getesteten Patienten waren 44 im MEIA negativ, 6 hatten
eine grenzwertige Reaktivität, und 950 waren reaktiv.
Patienten mit negativem MEIA-Ergebnis. 40 der
44 Patienten, die im MEIA nicht reaktiv waren, waren auch im Blot und in der
PCR negativ und wurden somit als nicht infiziert bestätigt. Bei 2 weiteren
Patienten war der Bestätigungstest ebenfalls negativ, aber die PCR war
klar positiv mit 1 × 106 Kopien/ml bzw.
2 × 107 Kopien/ml. In dem einen Fall handelte es
sich um eine 61 Jahre alte Patientin aus Russland, die an einem
myelodysplastischen Syndrom erkrankt war. Sie hatte in der letzten Zeit keine
Blutprodukte erhalten und es fanden sich auch keine anderen Risikofaktoren
für eine HCV-Infektion. Sie hatte jedoch eine bioptisch bestätigte
Leberzirrhose. Es fanden sich keine Marker einer Hepatitis-B-Virusinfektion
oder einer primär biliären Zirrhose. Die HCV-Infektion wurde in einer
2 Wochen später entnommenen Serumprobe bestätigt, in der erneut keine
HCV-Antikörper gefunden wurden, aber die PCR wiederum mit
5 × 105 Kopien/ml deutlich positiv war. Durch
Sequenzanalyse des PCR-Amplifikates wurde der Genotyp 1b nachgewiesen. Der
andere Patient war ein 25-jähriger Medizinstudent, der im September 1998
erstmals intravenös Drogen konsumiert hatte. Im Dezember 1998 waren beide
Antikörpertests negativ, aber die PCR zeigte mit
1 × 107 Kopien/ml eine hohe Virämie. In
einer 12 Tage später entnommenen Serumprobe fanden sich noch immer keine
HCV-Antikörper, aber die PCR war mit
2 × 107 Kopien/ml erneut hoch positiv. Vier
Wochen später war der UKE SIA noch negativ, aber der MEIA war mit einem
S/CO-Wert von 3,9 erstmals schwach positiv bei weiterhin positiver PCR
(1 × 106 Kopien/ml). Somit wurde eine frische
HCV-Infektion bestätigt. Durch Sequenzierung konnte der Genotyp 3a
nachgewiesen werden.
Zwei weitere Seren mit negativem MEIA-Ergebnis waren im
Bestätigungstest positiv, aber in der PCR konnte keine HCV-RNA
nachgewiesen werden. Da keine weiteren Serumproben zur Verfügung standen,
konnte die Spezifität der Reaktivität des UKE SIA nicht
bestätigt werden.
Patienten mit grenzwertiger
MEIA-Reaktivität. Keiner dieser 6 Patienten zeigte eine
Reaktivität im Bestätigungstest oder in der PCR, so dass kein Anhalt
bestand für eine HCV-Infektion.
Patienten mit positiver
MEIA-Reaktivität. Insgesamt hatten 950 Patienten einen S/CO-Wert von
≥ 1,0 im Suchtest. Tab. [1] zeigt, wie sich
die S/CO-Werte dieser Patienten verteilten. Das positive Ergebnis des Suchtests
wurde in 824 Fällen (86,7 %) bestätigt: in 12
Fällen durch die positive PCR, in 275 Fällen durch einen positiven
Bestätigungstest, und in 537 Fällen waren sowohl der Blot als auch
die PCR positiv. Von 695 dieser Patienten waren weitere Serumproben über
einen Zeitraum von einem Monat bis zu 16 Jahren vorhanden; die HCV-Infektion
konnte in allen Fällen bestätigt werden.
Bei 20 Patienten (2,1 %) war die PCR negativ und der
Blot mit einer Bande fraglich reaktiv, so dass eine endgültige Einstufung
in „infiziert” oder „nicht infiziert” basierend auf
der Untersuchung dieser Serumprobe nicht möglich war. Bei 2 Patienten
konnte die HCV-Infektion durch ein positives Ergebnis in der PCR bzw. im
Bestätigungstest in einer früher untersuchten Serumprobe
bestätigt werden; bei einem dieser Patienten war die PCR unter der
laufenden Therapie mit Interferon negativ geworden. Bei den anderen 18
Patienten war eine abschließende Beurteilung nicht möglich, da keine
weiteren Serumproben vorhanden waren.
Bei den verbleibenden 106 Patienten (11,2 %) konnte die
MEIA-Reaktivität weder im Blot noch in der PCR bestätigt werden. Zwei
davon hatten nur niedrige S/CO-Werte von unter 10; in Seren, die ein bzw. 3
Jahre vorher untersucht worden waren, war die damals hohe Reaktivität des
Suchtests sowohl im Bestätigungstest als auch durch die PCR bestätigt
worden. Der Rückgang der Antikörperreaktivität in beiden Tests
und die nachfolgend negative PCR lassen eine Ausheilung der HCV-Infektion
vermuten mit noch verbleibender Restreaktivität im MEIA. Bei einem
weiteren, ehemals drogenabhängigen Patienten mit einem S/CO-Wert von 12
waren PCR und Blot vor der 4 Jahre zuvor begonnenen Interferontherapie positiv
gewesen, so dass auch dieser Patient als spezifisch reaktiv im MEIA anzusehen
ist.
Somit fanden sich insgesamt 829 (87,3 %) der
MEIA-Reaktivitäten bei Patienten mit aktiver oder früherer
HCV-Infektion (Tab. [2]). Insgesamt 103
(10,8 %) der Patienten erwiesen sich als falsch reaktiv. Von 43
dieser Patienten waren weitere Serumproben über einen Zeitraum von einem
Monat bis zu 8 Jahren vorhanden; 3 davon waren nur vorübergehend im
Suchtest reaktiv, bei den anderen 40 blieb die in keinem Test zu
bestätigende Reaktivität des Suchtests erhalten. Eine endgültige
Klassifizierung war bei 18 Patienten (1,9 %) nicht möglich.
Die Häufigkeit, mit der falsch positive Reaktivitäten auftraten, hing
deutlich von der Höhe der S/CO-Werte ab: während 75,9 %
der Reaktivitäten im Bereich zwischen 1 und 10 sich als falsch erwiesen,
konnte nur noch eine der Reaktivitäten (0,1 %) mit einem
Wert von über 40 nicht bestätigt werden (Tab. [2]). Auch die Anzahl der fraglichen Ergebnisse variierte
mit dem S/CO-Wert: 9,8 % der Reaktivitäten unter 10 konnten
nicht endgültig beurteilt werden; bei den Werten über 10 waren es nur
noch 0,6 % (Tab. [2]).
Diskussion
Diskussion
Die Entwicklung der ersten Antikörpertests zur Detektion von
HCV-Antikörpern war ein wesentlicher Schritt in der Diagnostik der meisten
der früher im Formenkreis der Hepatitis Non-A, Non-B zusammengefassten
Hepatitiden; aber es zeigte sich auch, dass sowohl die Suchtests, die nur das
c100 - 3 der NS4-Region enthalten, als auch die
Bestätigungstests der 1. Generation eine niedrige Sensitivität und
eine hohe Rate an unspezifischen Reaktivitäten aufwiesen
[9]. Durch den Einschluss weiterer Antigene (c33c aus
der NS3-Region, c22 - 3 aus der Core-Region) in den Such-
und Bestätigungstests der 2. Generation besserten sich Sensitivität
und Spezifität [3]
[10].
Durch die Hinzunahme eines weiteren Antigens aus dem nicht-strukturellen
Bereich NS5 sollte die Sensitivität weiter gesteigert werden. Die in den
ersten Studien mit diesen Tests beschriebene höhere Sensitivität und
Spezifität war jedoch auf die Modifikation des c33-Proteins
zurückzuführen [11]
[12]. Unsere Studie belegt, dass die kommerziellen
Screening-Tests der 3. Generation alleine für eine verlässliche
Diagnose einer HCV-Infektion nicht geeignet sind. Die Sensitivität erwies
sich mit 2 von 50 falsch negativen Seren als zufriedenstellend, aber die
Spezifität ist mit 10,8 % falsch reaktiven Seren viel zu
niedrig. In einem Blutspenderkollektiv, in dem der positive Vorhersagewert
eines positiven HCV- Screening-Assays ohnehin niedrig ist [13], führt eine falsch positive Reaktivität zum
Ausschluss eines ansonsten gesunden Spenders und somit zu einer geringeren
Verfügbarkeit von Blutspenden. Aber auch bei Patienten mit klinischen
Zeichen einer Hepatitis kann eine schwache Antikörperreaktivität, die
in keinem Bestätigungstest auf die Spezifität hin untersucht wurde,
zu einer falschen Diagnose einer HCV-Infektion führen. Dadurch kann eine
nicht gerechtfertigte Kombinationstherapie mit Interferon und Ribavirin
erfolgen, die nicht nur sehr teuer ist, sondern auch zahlreiche Nebenwirkungen
hat. Außerdem kann die wahre Ursache der Hepatitis übersehen
werden.
Wir fanden eine deutliche Assoziation zwischen der Höhe der
Reaktivität und der Bestätigung im UKE SIA oder in der PCR.
Ergebnisse mit einem S/CO-Wert < 10 lassen sich nur selten
bestätigen, während solche > 40 sich fast immer als
spezifisch erweisen. Insgesamt war eine endgültige Diagnose bei 18
(1,9 %) der Patienten nicht möglich, da sie nur eine Bande
im Blot zeigten und die PCR negativ war. Für eine solche fragliche
Reaktivität im Such- oder Bestätigungstest gibt es verschiedene
Erklärungen. Werden rekombinante Testantigene benutzt, so können
Antikörper gegen den zur Klonierung und Expression benutzten
Mikroorganismus zu einer unspezifischen Reaktivität führen
[14]. So wurde bei Tests, die synthetische Peptide
verwenden, in früheren Studien eine höhere Spezifität
beschrieben, aber sie erwiesen sich leider auch als weniger sensitiv
[14]
[15]. Ein hoher
IgG-Spiegel im Serum kann zu einer unspezifischen Bindung der Fc-Fragmente an
die feste Phase und so zu einem falsch positiven Ergebnis im Screening-Test
führen. So wurden hohe Raten unspezifischer Reaktivitäten bei
Patienten mit rheumatischer Arthritis, Sjögren-Syndrom,
Autoimmunhepatitis, primär-biliärer Zirrhose oder
Kryoglobulinämie beschrieben [16]. Auch nach
Ausheilung einer HCV-Infektion kann als einziger Marker eine schwache
Reaktivität im Suchtest oder eine einzelne Bande im Bestätigungstest
verbleiben; wir vermuten, dass dies für 2 unserer Patienten zutrifft, bei
denen zu einem früheren Zeitpunkt ein positives Ergebnis in der PCR und im
Blot gefunden worden war und die nun nur noch schwach reaktiv im MEIA waren bei
negativen Befunden in Blot und PCR. Die spontane Ausheilung einer Hepatitis C
ist aber ein seltenes Ereignis [17] und kann somit
nicht die Mehrzahl der niedrigen Reaktivitäten erklären. Unter der
Therapie mit Interferon und Ribavirin kann ebenfalls die
Antikörperreaktivität absinken; dies war bei 2 weiteren Patienten der
Fall. Bei den meisten Patienten findet sich jedoch keine Erklärung
für die schwache Reaktivität in Such- oder Bestätigungstests;
unsere Studie zeigt, dass diese schwachen Ergebnisse meist über einen
langen Zeitraum von bis zu 8 Jahren persistieren.
Im Rahmen einer Immundefizienz, wie z. B. bei
niereninsuffizienten Patienten unter chronischer Hämodialyse, kann bei
einer bestehenden HCV-Infektion die Antikörperbildung schwach sein oder
fehlen [18]. In unserer Studie hatten 11 von 31
Patienten (35,5 %) mit nur einer Blotbande ein positives
PCR-Ergebnis. Wir haben keinen Hinweis darauf, dass eine zugrunde liegende
Immunsuppression die Ursache der schwachen Immunantwort bei den restlichen 20
Patienten mit negativem PCR-Ergebnis war. Seren von Patienten mit schwachen
oder fraglichen Antikörpertests sowie von immunsupprimierten Patienten
sollten in jedem Fall mit der PCR untersucht werden.
Tab. 1: Ergebnisse in PCR und UKE SIA
bei Seren, die im Suchtest (MEIA) reaktiv waren
(%).
MEIA | | PCR
positiv | PCR
negativ |
(S/CO) | n | Blot
positiv | Blot
fraglich | Blot
negativ | Blot
positiv | Blot
fraglich | Blot
negativ |
1-10 | 133 | 7 (
5,3) | | | 9 (
6,8) | 14 (10,5)[]
| 103
(77,4)[*]
|
11-20 | 42 | 7
(16,7) | 1 (2,4) | | 28
(66,7) | 4 ( 9,5)[]
| 2 ( 4,8)[]
|
21-30 | 41 | 17
(41,5) | 1 (2,4) | 1 (2,4) | 22 (53,7) | | |
31-40 | 50 | 29
(58,0) | 1 (2,0) | | 20
(40,0) | | |
41-50 | 61 | 34
(55,7) | 4 (6,6) | | 22
(36,1) | | 1 ( 1,6) |
51-60 | 71 | 47
(66,2) | 2 (2,8) | | 22
(31,0) | | |
61-70 | 106 | 68
(64,2) | 1 (0,9) | | 36
(34,0) | 1 ( 0,9) | |
71-80 | 112 | 82
(73,2) | | | 29
(25,9) | 1 ( 0,9) | |
81-90 | 123 | 85
(69,1) | | | 38
(30,9) | | |
91-100 | 110 | 85
(77,3) | 1 (0,9) | | 24
(21,8) | | |
>100 | 101 | 76
(75,2) | | | 25 (24,8) | | |
Summe
| 950 | 537
(56,5) | 11 (1,2) | 1 (0,1) | 275 (28,9) | 20 (
2,1) | 106
(11,2) |
1Ein Patient dieser Gruppe hatte vor Beginn
der Therapie mit Interferon ein positives Ergebnis in der PCR und gilt somit
als HCV-infiziert.
2 Bei zweien dieser Patienten wurde die
HCV-Infektion zu einem früheren Zeitpunkt durch ein positives PCR-Ergebnis
bestätigt; bei ihnen kam es vermutlich zu einer Ausheilung.
3 Bei einer Patientin dieser Gruppe wurde die
HCV-Infektion vorher durch ein positives Ergebnis (3 Banden) im Blot
bestätigt.
4 Ein Patient dieser Gruppe hatte vor Beginn
der Therapie mit Interferon ein positives Ergebnis in Blot und PCR und gilt
daher als HCV-infiziert.
|
Tab. 2: Klassifizierung der Seren mit
MEIA-Reaktivität unter Berücksichtigung aller Ergebnisse
(%).
MEIA (S/CO) | n | spezifischreaktiv | fraglich | HCV
negativ |
1-10 | 133 | 19 | (14,3) | 13 | (9,8) | 101 | (75,9) |
11-20 | 42 | 38 | (90,5) | 3 | (7,1) | 1 | (2,4) |
21-30 | 41 | 41 | (100,0) | | | | |
31-40 | 50 | 50 | (100,0) | | | | |
41-50 | 61 | 60 | (98,4) | | | 1 | (1,6) |
51-60 | 71 | 71 | (100,0) | | | | |
61-70 | 106 | 105 | (99,1) | 1 | (0,9) | | |
71-80 | 112 | 111 | (99,1) | 1 | (0,9) | | |
81-90 | 123 | 123 | (100,0) | | | | |
91-100 | 110 | 110 | (100,0) | | | | |
>100 | 101 | 101 | (100,0) | | | | |
Summe | 950 | 829 | (87,3) | 18 | (1,9) | 103 | (10,8) |
Wie kann die HCV-Diagnostik verbessert werden? Werden
Reaktivitäten des Suchtests mit kommerziellen Bestätigungstests
nachuntersucht, so detektieren letztere häufig den gleichen unspezifischen
Antikörper wie die Suchtests, da die Antigene beider Tests identisch sind.
Deshalb wäre es wünschenswert, dass die Bestätigungstests
immundominante Antigene enthalten, die sich klar von denen der Suchtests
unterscheiden [19]. Außerdem beschränken
sich die in den kommerziellen Tests verwendeten Antigene auf den in den USA
dominierenden Genotyp 1a; diese Antigene entsprechen aber nicht unbedingt den
Genotypen, die in anderen Teilen der Welt vorkommen (15, 16, 20). So erwies
sich in einer früher veröffentlichten Studie der in unserem Haus
entwickelte Blot mit Antigenen aus unseren lokalen Virusisolaten gegenüber
den kommerziellen Tests als überlegen [6]. Diese
repräsentativeren Antigene führten wahrscheinlich auch dazu, dass die
Anzahl der Patienten (1,9 %), bei denen eine abschließende
Beurteilung nicht möglich war, gering war. Zusammenfassend hat die
Einbeziehung des NS5-Antigens in die Antikörpertests der 3. Generation
nicht zu einer Verbesserung der Spezifität geführt. Jedes Labor, das
die Diagnostik von HCV-Infektionen anbietet, sollte seinen Screening-Assay
sorgfältig evaluieren und Breakpoints etablieren, bis zu denen
Reaktivitäten des Suchtests meist unspezifisch sind bzw. bei deren
Überschreiten eine Bestätigung in weiteren Tests zu erwarten ist. Im
Rahmen der HCV-Diagnostik dient die PCR nicht nur zur Bestimmung der Viruslast
und somit der Infektiosität, sondern hat mehr den Charakter eines
Bestätigungstests. Jedoch auch bei chronischer HCV-Infektion gibt es
Phasen der niedrigen Virämie, so dass ein negatives PCR-Ergebnis in einer
Serumprobe eine bestehende HCV-Infektion nicht ausschließt und auch nicht
die Ausheilung der Infektion belegt [17]. Die Diagnose
einer HCV-Infektion kann nicht allein auf der Basis eines positiven Suchtests
gestellt werden; vielmehr bedarf dies immer einer weiterführenden
Diagnostik mit einem Bestätigungstest, der seinen Namen eigentlich nur
verdient, wenn er Antigene enthält, die sich in Herstellung und Herkunft
von denen des Suchtests unterscheiden.