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DOI: 10.1055/s-2002-25098
Krankheitsverlauf und Probleme schizophren erkrankter Frauen und Männer aus der Sicht der Angehörigen
The Course of Illness and Problems of Schizophrenic Women and Men from the Relatives' PerspectivePublikationsverlauf
Publikationsdatum:
15. April 2002 (online)


Zusammenfassung
Anliegen: Mitglieder der Angehörigenorganisation „HPE-Österreich” - einer Selbsthilfevereinigung, die Hilfe für Angehörige Psychisch Erkrankter bietet - wurden um ihre Meinung zur Lage der Familien mit einem psychisch kranken Mitglied gebeten. Methode: Ein umfangreicher Fragebogen wurde den Mitgliedern der HPE per Post zugeschickt. 182 Angehörige gaben an, sich um Personen (132 Männer, 50 Frauen) mit der Diagnose „Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis” zu kümmern. Ergebnisse: Angehörige, die sich um männliche Betroffene kümmern, sind stärker belastet als dies bei Angehörigen der Fall ist, die Frauen betreuen. Signifikant häufiger geben Personen, die sich um männliche Betroffene kümmern, an, dass sie unter Erschöpfung und Depression leiden. Weitere Belastungen, wie Urlaubsverzicht, Mitbetreuung des Haushalts, finanzielle Belastung und Vernachlässigung der Hygiene, kommen bei Angehörigen von kranken Männern tendenziell häufiger vor. Diese Geschlechtsunterschiede können nicht durch einen besseren Krankheitsverlauf bei Frauen erklärt werden, da dies für unsere Stichprobe nicht zutrifft. Ganz im Gegenteil geben Angehörige von betroffenen Frauen sogar häufiger an, dass diese die ärztliche Verordnung nicht befolgen, sich nicht in regelmäßiger ärztlicher Behandlung befinden und auch die nichtmedikamentösen Therapien nicht nutzen. Schlussfolgerungen: Trotz einer besseren Behandlungscompliance unter Männern, sind Angehörige von Männern stärker belastet. Unsere Ergebnisse weisen auf einen größeren Bedarf der Förderung der Selbständigkeit betroffener Männer hin und stellen eine Herausforderung für uns Professionelle dar, Betroffene und Angehörige diesbezüglich zu unterstützen.
Abstract
Objectives: Members of HPE, an Austrian self-help organization for the relatives of mentally ill people, were questioned about their opinion with regard to the situation of families with a mentally ill member. Methods: A questionnaire was sent to the addresses of members of this self-help organisation. 182 respondents reported to care for 132 male and 50 female sufferers diagnosed as having a psychosis from the schizophrenic spectrum replied. Results: Relatives, who care for male sufferers reported greater distress than those caring for females. Depression and exhaustion are reported significantly more frequently in caregivers of males. Other burdens, for example financial burdens, to assist the sufferer in the household, renunciation of holidays, and the problem of neglect also have a tendency to be more common among those caring for men. These gender differences cannot be accounted for by differences in the course of illness. Our study showed no evidence of gender differences in this regard. Contrary to our expectations women in our study are less compliant with medication and psychosocial treatment. Conclusions: Despite a better compliance with treatment strategies among men, relatives of males generally experience a greater burden. Our results indicate a greater need for the development of independence strategies for male sufferers and a requirement that professionals support sufferers and carers in this direction.