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DOI: 10.1055/s-2002-25126
Leserbrief zum Beitrag von K. P. Schmitt et al.
(Fortschr Röntgenstr 2001; 173: 898 - 901)
Kosten-Wirksamkeits-Analyse der präoperativen
MR-Mammographie bei suspekten Mammaläsionen
Publication History
Publication Date:
29 April 2004 (online)
Die Daten der vorliegenden Studie rekrutieren sich zu 95 % aus einem Patientinnenpool, über den in zwei Publikationen von Wurdinger [1] und Malur [2] bereits berichtet wurde. Schmitt et al. berichten, dass bei 483 Patientinnen unklare Mammasonographie- und/oder Mammographie-Befunde vorlagen und die MR-Mammographie (MRM) deshalb zusätzlich erfolgte. Es wird auf 40 Patientinnen mit unauffälligem MRM-Befund verwiesen. Bei allen diesen Patientinnen wurde durch Operation kein Karzinom histologisch diagnostiziert.
Malur et al. [2] zeigten für invasive Mammakarzinome eine falsch-negative Rate von MRM-Routinebefunden von 5,4 % (10/185). Bei Wurdinger et al. [1] wurde durch postoperative Re-Evaluierung die Falsch-negativ-Rate des MRM auf 2,6 % (51/193) reduziert. Für die Erkennung eines DCIS lag in dieser Studie die Falsch-negativ-Rate bei 12,2 % (5/41) [1].
Da die Falsch-negativ-Rate für das invasive Mammakarzinom in Studien von Malur et al. und Wurdinger et al. (5,4 % und 2,6 %) sich deutlich von der Falsch-negative-Rate in der Studie von Schmitt et al. (0 %) unterscheidet, muss angenommen werden, dass eine Selektion von Patientinnen erfolgte. Die Kriterien für diese Selektion sollten genannt und die diskrepanten Ergebnisse damit erklärt werden.
Es ist falsch, bei der vorliegenden Studie von Schmitt et al., von einer Kosten-Wirksamkeits-Analyse zu sprechen. Dieses Begriffspaar ist in der Gesundheitsökonomie eindeutig definiert [3]. Bei der Kosten-Wirksamkeits-Analyse handelt es ich um eine ökonomische Untersuchung, in welcher die Kosten in monitären Einheiten und die Ergebnisse in nicht-monitären Einheiten ausgedrückt werden.
Problematisch erscheint auch die Gleichsetzung von Preisen mit Kosten. Unter Kosten ist der Werteverzehr zu verstehen, der bei der Erstellung einer Leistung anfällt, und dieser muss nicht identisch sein mit dem Preis, der für eine Leistung erzielt wird. Ohne diese Einschränkung zu diskutieren, sollte nicht gefolgert werden, dass durch die MR-Mammographie Einsparmöglichkeiten (entspricht weniger Werteverzehr) bei der Diagnose und Behandlung suspekter Mammaläsionen erzielt werden.
Weiterhin fehlt die explizite Darstellung der Studienperspektive und eine Sensitivitätsanalyse der ökonomischen Daten. Hält eine Variation der unsicheren Variablen der Schlussfolgerung stand?
Aufgrund der genannten methodischen und analytischen Probleme halten wir die Aussage von Schmitt et al., dass die präoperative MR-Mammographie zu einer Kostenreduzierung durch Verminderung der Anzahl operativer diagnostischer Eingriffe führen kann, für nicht gerechtfertigt.
Literatur
- 1 Wurdinger S, Kamprath S, Eschrich D, Kaiser W A. False-negative findings of malignant breast lesions on preoperative magnetic resonance mammography. Breast. 2001; 10 131-139
- 2 Malur S, Wurdinger S, Moritz A, Michels W, Schneider A. Comparison of written reports of mammography, sonography, and MR-mammography for preoperative evaluation of brest lesions with special emphasis to MR-mammography. Breast Cancer Research. 2001; 3 55-60
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3 Szucs T D.
Grundlagen der Medizinischen Ökonomie. In: Hartmann M, Kath R, Szucs TD (eds.). Gesundheitsökonomie in der Hämatologie und Onkologie. München: ; Urban und Vogel 2001: 17-42
Korrespondenzadresse
Prof. Dr. A. L. Schneider, M.P.H.
Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
07740 Jena