Dtsch Med Wochenschr 2002; 127(30): 1591-1594
DOI: 10.1055/s-2002-32936
Aktuelle Diagnostik & Therapie
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Anämien bei Eisenmangel und Störungen im Eisenstoffwechsel

Anemia in iron deficiency and disorders of iron metabolismL. Thomas, C. Thomas
  • 1Laboratoriumsmedizin (Direktor: Prof. Dr. L. Thomas), Krankenhaus Nordwest, Frankfurt/Main
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Publikationsverlauf

eingereicht: 23.1.2002

akzeptiert: 6.6.2002

Publikationsdatum:
25. Juli 2002 (online)

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Die Anämie ist das häufigste Symptom bei Eisenmangel und Eisenstoffwechselstörungen und die Bestimmung des Blutbildes die primäre Untersuchung zur Abklärung. Eisenstoffwechselstörung und Anämie können bei der Verminderung des Gesamtkörpereisens (Eisenmangel), einer Eisenverteilungsstörung und selten auch bei Eisenüberladung auftreten [2] [30] .

Die Eisenmangelanämie beruht vorwiegend auf chronischen Blutverlusten, z. B. Jugendliche im Wachstum, Dauerblutspender, menstruierende Frauen, gastrointestinale Blutungen bei Männern unter 50 Jahren und blutende Tumoren bei beiden Geschlechtern jenseits des 50. Lebensjahres [17] [25]. Der nutritive Eisenmangel tritt in den Industrienationen hauptsächlich bei Kindern, Schwangeren und alten Menschen auf [24].

Die Eisenverteilungsstörung ist einer der Pathomechanismen der Anämie chronischer Erkrankungen (Infekt-, Tumor- und Entzündungsanämie = Anemia of Chronic Disorders = ACD). Charakteristisch für die ACD ist die Hemmung der Erythropoese, eine zur Hämoglobinerniedrigung inadäquat verminderte Erythropoietinbildung, und bei Tumorpatienten die Verminderung der Erythrozytenlebenszeit [13] [20] [21] [32]. Bei einer nicht abklingenden Entzündung wird die Anämie gewöhnlich 2 - 3 Monate nach Beginn der Akute-Phase-Reaktion klinisch evident und wird meistens von einer Erhöhung des C-reaktiven Proteins (CRP) und des Ferritins im Serum begleitet.

Die Eisenüberladung ist häufig bei der ACD und tritt gemeinsam mit einer Eisenverteilungsstörung auf. Die erworbene Eisenüberladung bei Thalassaemia major, der sideroblastischen Anämie und den chronischen hämolytischen Anämien geht nicht mit einer Eisenverteilungsstörung einher. Bei massiver Eisen-überladung kann es zur toxischen Suppression der Erythropoese mit Ausbildung einer normozytären normochromen Anämie kommen [31]. Auch 20 - 30 % der chronischen Alkoholiker haben eine Eisenüberladung, die aus einer verstärkten Eisenabsorption aus der Nahrung resultiert [10] .

kurzgefasst: Die Kombination von Anämie und Eisenstoffwechselstörung ist häufig. Bei der Abklärung einer Anämie sollte immer festgestellt werden, ob diese in Kombination mit einem Eisenmangel, einer Eisenverteilungsstörung oder Eisenüberladung auftritt.