Geburtshilfe Frauenheilkd 2002; 62(8): 750-757
DOI: 10.1055/s-2002-33715
Originalarbeit

Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

The Risk of Breast Tumours and Lifetime History of Oral Contraceptive Use

Das Risiko von Mammatumoren und die Lebensgeschichte der Nutzung oraler KontrazeptivaL. A. J. Heinemann1 , M. A. Lewis2,3 , D. Kühl-Habich2 , W. Braendle4 , S. Moehner1 ,  (on behalf of the German Cohort Study on Women's Health, Research Group)
  • 1 ZEG - Centre for Epidemiology & Health Research Berlin, Berlin
  • 2 EPES Epidemiology, Pharmacoepidemiology and Systems Research GmbH, Berlin
  • 3 Department of Preventive Medicine, University of Kansas Medical Center, Kansas City, USA, and European Institute for Health & Medical Science, University of Surrrey, Guildford, Surrey, UK
  • 4 University Hamburg, Teaching Hospital for Gynaecology & Obstetrics, Department for Endocrinology in Medicine, Hamburg
Further Information

Publication History

Eingang Manuskript: 22 May 2002 Eingang revidiertes Manuskript: 17 June 2002

Akzeptiert: 17 June 2002

Publication Date:
29 August 2002 (online)

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Zusammenfassung

Hintergrund

Bisherige epidemiologische Studien haben in inkonsistenter Weise leicht erhöhte oder erniedrigte Brustkrebsrisiken bei Nutzern - von meist hochdosierten - oralen Kontrazeptiva (OC) gezeigt. Für benigne Mammatumoren zeigten die meisten früheren Studien erniedrigte Risiken. Wenig ist bekannt über den Effekt einer ausschließlichen Nutzung von niedrigdosierten OCs.

Methodik

Die Deutsche Kohortenstudie zur Frauengesundheit ist eine laufende Studie einer Freiwilligenkohorte, die, die zurückliegende Zeit betrachtend, das lebenslange Tumorrisiko analysiert. Es wurden selbstberichtete Informationen von Frauen erfasst, die sich auf Teilnahmeaufrufe in den deutschen Bundesländern gemeldet haben. Die erfassten Daten umfassen Informationen zu Exposition und Zeitangaben, zur Art und Dosis der Exposition als zum Zeitpunkt des Auftretens von Ereignissen. Die ersten Kohortendaten bis 2000 wurden mittels logistischer Regression analysiert, um den Zusammenhang zwischen der lebenslangen OC-Nutzung und dem Auftreten von Mammatumoren zu untersuchen.

Ergebnisse

Die Kohortenstudie umfasst zum Zeitpunkt der Analyse 610 328 Frauen-Beobachtungsjahre (seit Geburt) bei 15 374 Teilnehmerinnen. 308 Fälle von Brustkrebs und 1309 Fälle benigner Mammatumoren wurden beobachtet. Das adjustierte relative Risiko [RR] des Auftretens von Brustkrebs beim Vergleich von Nutzerinnen mit Niemalsnutzerinnen von OCs war 0,6 (95 %-Konfidenzintervall [95 %-CI]: 0,5 zu 0,8). Der Vergleich von ausschließlicher Nutzung niedrigdosierter OCs mit Niemalsnutzung erbrachte ein adjustiertes RR von 0,8 [95 %-CI 0,5 zu 1,2]), das für Frauen < 50 Jahren noch niedriger lag (RR 0,2 [95 %-CI 0,1 - 0,4]). Ähnliche Risikoreduktion wurde bei benignen Brusttumoren und OC-Nutzung gefunden, besonders ausgeprägt bei jüngeren Frauen. Die Dauer der OC-Nutzung scheint bei benignen Mammatumoren eine Rolle zu spielen, nicht jedoch bei Brustkrebs. Die Dauer seit letzter OC-Nutzung ist offenbar kein bedeutsamer Einflussfaktor bei Brustkrebs, spielt jedoch eine Rolle bei benignen Mammatumoren von Frauen über 50.

Schlussfolgerungen

Jemalsnutzung von OCs ist mit einer deutlichen Reduktion des Risikos der Entwicklung von Brustkrebs oder benignen Mammatumoren verbunden. Bei jungen Frauen scheint die Risikoreduktion bei lebenslang ausschließlicher Nutzung von niedrigdosierten OCs sogar noch ausgeprägter zu sein.

Fazit für die Praxis

Die Akten über einen Zusammenhang von OC-Nutzung und Brustkrebsrisiko sind noch nicht geschlossen. Die Analyse der Daten der Deutschen Kohortenstudie zur Frauengesundheit zeigt ein reduziertes Brustkrebsrisiko bei OC-Nutzung und dies auch bei so genannten niedrigdosierten Pillen.

Abstract

Background

Previous epidemiological studies have inconsistently shown an increased or decreased risk of breast cancer in users of - mainly high estrogen dose - oral contraceptives (OCs). A reduced risk of benign breast tumours was associated to OC use in most of earlier studies. Little is know about the effects of exclusive use of low estrogen dose OCs.

Methods

The German Cohort Study on Women's Health is an ongoing study analysing the lifetime risk of tumours going back in time in a cohort of volunteers. Self-reported data were collected from women who responded to a call for participation circulated in all German states. The data include information on exposure and time, type and dose of exposure as well as time of occurrence of any outcome. Initial cohort data until 2000 were analysed using logistic regression to determine the association between lifetime OC use and the occurrence of tumours of the breast.

Results

The cohort currently covers 610 328 women years of observation since birth on 15 374 participants. 308 cases of breast cancer and 1309 cases of benign breast tumours were observed. The adjusted relative risk [RR] for the occurrence of breast cancer comparing users and never-users of OCs was 0.6 (95 % confidence interval [95 % CI]: 0.5 to 0.8). The comparison only of ever-users of low estrogen OCs versus never-users shows an adjusted RR of 0.8 [95 % CI 0.5 to 1.2]. This was lower in women < 50 years of age (RR 0.2 [95 % CI 0.1 - 0.4]). Similar risk reductions were found for benign breast tumours in OC users, especially pronounced in younger women. Duration of OC use seems to play a role in benign breast tumours but not for breast cancer. Time since last OC use was not an effect modifier in breast cancer, but plays a role for benign tumours in women over 50.

Conclusion

Ever-use of OCs is associated with a markedly decreased risk of developing malignant or benign breast tumours particular in women under 50. In these younger women, the reduced risk associated with lifelong exclusive use of low estrogen OCs may be more pronounced.

References

Prof. Dr. med. Lothar A. J. Heinemann

ZEG-Centre for Epidemiology & Health Research Berlin

Invalidenstraße 115

10115 Berlin

Email: heinemann@zeg-berlin.de