Zusammenfassung
Obwohl sich die kulturelle Vielfalt größerer Städte in der Bundesrepublik Deutschland
auch in der Gesundheitsversorgung widerspiegelt, sind Migrantinnen und Migranten in
Patientenbefragungen selten repräsentiert. Spezifische Versorgungsbedürfnisse von
Zuwanderern sind kaum bekannt. In einer vergleichenden Studie zur Analyse der stationären
Versorgungssituation gynäkologisch erkrankter Frauen wurden 320 deutsche und 262 türkischsprachige
Frauen anhand bilingualer Fragebogen u. a. zu ihren Erwartungen und ihrer Zufriedenheit
als Patientinnen einer Frauenklinik befragt. Während sich bei den wichtigsten Erwartungen
an die stationäre Versorgung kaum Unterschiede zwischen türkischstämmigen und deutschen
Patientinnen zeigten, waren die Patientinnen türkischer Herkunft mit fast allen erfragten
Versorgungsaspekten insgesamt deutlich unzufriedener als die einheimische Vergleichsgruppe.
Hohe Patientinnenerwartungen an Aspekte der Information, Kommunikation und der psychosozialen
Betreuung werden im Stationsalltag für Immigrantinnen offenbar nur unzureichend erfüllt.
Da das Krankenhaus auf die Versorgung von Patientinnen unterschiedlicher soziokultureller
Herkunft nur wenig eingestellt ist, können vorhandene Unterschiede bezüglich des Bildungsgrades,
der deutschen Sprachkenntnisse und des Gesundheitswissens in der stationären Versorgung
derzeit nicht ausgeglichen werden.
Abstract
Although cultural diversity in German metropolises is rapidly increasing, immigrant
patients are rarely included in clinical studies. Specific needs of these patients
are hardly known. In a comparative study, 320 German and 262 Turkish immigrant women,
respectively, were interviewed via bilingual questionnaires to assess their expectations
from and their satisfaction with provided health care services. While no significant
differences could be found between basic expectations concerning anticipated health
care standards between the two study groups, women of Turkish origin were markedly
less satisfied with provided health care services. High expectations of immigrant
patients towards information during their stay, communication with doctors and nurses
and psychosocial services were only insufficiently met. The results indicate that
specific health-relevant factors, such as social and educational status, knowledge
of German language and health knowledge together with structural deficiencies of a
health care service that is not prepared to correspond properly to patients of different
social and cultural backgrounds, have a negative impact on patient satisfaction for
migrant women.
Schlüsselwörter
Migration - Frauenklinik - Patientenzufriedenheit - Versorgungsqualität - Immigrantinnen
türkischer Herkunft
Key words
Migration - Gynaecological Ward - Patient Satisfaction - Quality of Care - Immigrants
of Turkish Origin
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Augustenburger Platz 1
13353 Berlin
Email: theda.borde@charite.de