Einleitung
Einleitung
Innerhalb der interstitiellen Lungenerkrankungen stellen die idiopathischen eosinophilen
Pneumonien Entitäten dar, deren diagnostisches Hauptmerkmal die Vermehrung eosinophiler
Granulozyten ist.
In einer Reihe entzündlicher, parasitärer und auch neoplastischer Prozesse wird jeweils
eine Vermehrung dieser Zellelemente beobachtet. Wie die eosinophilen Zellen in den
jeweils pathogenetischen Prozess einbezogen sind, ob fördernd oder bremsend, ist bislang
weitgehend unbekannt.
Auch der eosinophile Granulozyt (so genannt wegen seiner eosinophil anzufärbenden
Granula) ist von den Knochenmarkstammzellen abgeleitet. Er besitzt zwei Arten von
Granula. In den größeren Granula ist unter anderem das kationische Protein enthalten.
Die schmaleren Granula sind von amorpher Natur und enthalten Sulfatasen und Phosphatasen
[11]. Unter dem Einfluss von Interleukin-5 und Wachstumsfaktoren gelangt der Eosinophile
in die Blutbahn, um sie 24 Stunden später in Richtung Gewebe wieder zu verlassen.
Die eosinophilen Zellen prozessieren inflammatorische Mediatoren [46]
[60] und enzymatische Proteine und geben sie in das umgebende Gewebe ab [9]. Dabei kommt es unter Einfluss der T-Helferzellen zu Interaktionen mit Mastzellen,
Makrophagen, Thrombozyten, Fibroblasten und auch Endothelzellen (Abb. [1]).
Abb. 1 Elektronenmikroskopische Aufnahme eines eosinophilen Granulozyts von Prof. Dr. K.
F. Rabe, Leiden/NL freundlicherweise zur Verfügung gestellt.
Geschichte
Geschichte
In einer Publikation über Fälle von Lungeninfiltraten mit Eosinophilie berichteten
bereits 1952 Reeder u. Goodrich [66] über ätiologisch verschiedenartige Lungenerkrankungen mit dominanter Eosinophilie.
Zwei der berichteten acht Fälle sind im Nachhinein vereinbar mit einer chronischen
eosinophilen Pneumonie (zitiert nach [18]).
Crofton u. Mitarb. [20] berichteten im gleichen Jahr über 450 Fälle (!) von „pulmonaler Eosinophilie” und
steuerten 16 eigene Fälle hier hinzu. Sie klassifizierten ihre Beobachtungen in fünf
verschiedene Krankheitsgruppen (Tab. [1]).
Tab. 1 Einteilung „pulmonaler Eosinophilien” nach Crofton u. Mitarb. [20]
|
- simple transiente pulmonale Eosinophilie (Löfflers-Syndrom)
|
|
- prolongierte (über vier Wochen persistierende), pulmonale Infiltrate, Bluteosinophilie
(meist parasitäre Infektionen)
|
|
- tropische Eosinophilien
|
|
- pulmonale Eosinophilie mit Asthma
|
|
- Polyarteriitis nodosa
|
In einer Serie mit 27 Beobachtungen über „cryptogenic pulmonary eosinophilia” von
McCarthy u. Pepys vergleichen die Autoren die klinischen Bilder mit Fällen von allergischer
bronchopulmonaler Aspergillose (ABPA) [53]. 1969 publizierten Carrington u. Mitarb. die ersten Berichte über Fälle von chronischer
eosinophiler Pneumonie [15]. Über genetische Dispositionen gibt es wenige Berichte. Barnes u. Mitarb. berichteten
über CEP bei eineiigen Zwillingen [8]. Die erste Publikation über eine akute Verlaufsform dieser Erkrankung verdanken
wir Davis im Jahre 1986 [22]. In den letzten Jahren mehren sich auch in Europa die Beobachtungen derartiger meist
dramatisch verlaufender Krankheiten [2]
[6]
[17]
[27].
Bisher gibt es keine allgemein akzeptierte Klassifikation der eosinophilen Pneumonien.
Für klinisch praktische Belange eignet sich die von Cordier 1998 vorgeschlagene Einteilung
[18] (s. Tab. [2]). Es wird grundsätzlich zwischen eosinophilen Pneumonien unbekannter Ätiologie und
bekannter Ursache unterschieden. Als dritte Kategorie werden die häufigsten Syndrome
mit Eosinophilie benannt.
Tab. 2 Klassifikation eosinophiler Pneumonie nach Cordier [18]
|
eosinophile Pneumonie unbekannter Ursache
|
|
- solitäre idiopathische eosinophile Pneumonien
1
|
|
- chronische eosinophile Pneumonie
|
|
- akute eosinophile Pneumonie
|
|
eosinophile Pneumonie in systemischen Syndromen
|
|
- Churg-Strauss-Syndrom
|
|
- idiopathisches hypereosinophiles Syndrom
|
|
eosinophile Pneumonien bekannter Ursache
|
|
- eosinophile Pneumonien parasitärer Ursache
[51]
|
|
- eosinophile Pneumonien anderer infektiöser Ursache
[61]
|
|
- medikamenteninduzierte eosinophile Pneumonien
[10]
[30]
[31]
[59]
[72]
[74]
|
|
- allergische bronchopulmonale Aspergillose und verwandte Syndrome (inklusive broncho-zentrische
Granulomatose)
|
|
andere pulmonale Syndrome mit möglicher Eosinophilie
|
|
- Bronchiolitis obliterans mit organisierender Pneumonie
|
|
- Asthma bronchiale
|
|
- idiopathische pulmonale Fibrose
|
|
- Langerhans-Granulomatose
|
|
- maligne Erkrankungen etc.
|
|
1 Löffler's Syndrom kann auch idiopathisch sein |
Pathologische Anatomie
Pathologische Anatomie
Pathologisch anatomisch unterscheiden sich eosinophile Pneumonien bekannter und unbekannter
Ursache nicht. Entscheidend ist der Nachweis bzw. die Präsenz als kausal angesehener
Agentien in den Präparaten wie Parasiten oder Pilzhyphen. Bei medikamentöser eosinophiler
Pneumonie gibt die Anamnese erste Hinweise auf die Ätiologie. Das entscheidende Merkmal
ist die Ausfüllung der Alveolarräume durch eosinophile Zellen. Darüber hinaus sind
Makrophagen in den Präparaten ebenfalls vermehrt vorhanden. Einige Riesenzellen enthalten
Charcot-Leyden-Kristalle. Eosinophile Mikroabszesse können beobachtet werden.
Elektronenmikroskopische Untersuchungen zeigen, dass sich die eosinophilen Zellen
in einem unterschiedlichen Degranulationszustand befinden. Die Makrophagen enthalten
unterschiedliche Anteile eosinophiler Granula und Zellfragmente. Immunhistochemische
Untersuchungen führen den Nachweis von major basic protein (MBP) und eosinophilem
kationischen Protein (ECP) in den eosinophilen Zellen.
Die interstitielle Entzündung beruht also auf der Ansammlung von Eosinophilen, Lymphozyten,
Plasmazellen und Histiozyten. Der Fibrosierungsgrad der chronischen eosinophilen Pneumonien
ist abhängig von der Dauer der Entzündung und deshalb unterschiedlich ausgeprägt.
Die Alveolararchitektur ist in der Regel erhalten. Eine zusätzliche geringgradige
Vaskulitis wird gelegentlich beobachtet (Abb. [2]).
Abb. 2 Lungenbiopsie einer chronisch-eosinophilen Pneumonie; freundlicherweise von Prof.
M. Amthor/Rotenburg zur Verfügung gestellt.
Die erste Arbeit von Carrington u. Mitarb. weist bereits auf eine Besonderheit hin,
die immer wieder bei den Fällen von chronisch eosinophiler Pneumonie beobachtet werden
kann: zusätzlich vorhandene Bronchiolitis-obliterans-ähnliche Bilder im Sinne eines
BOOP-pattern. Die Verteilung der pneumonischen Infiltrate ist meist beidseitig und
diffus, in einigen Fällen jedoch auch einseitig und streng fokal. Hiläre Lymphknotenvergrößerungen
sind selten vorhanden.
Für detaillierte pathologisch-anatomische Beschreibungen der eosinophilen Pneumonien
wird auf die entsprechenden Textbücher verwiesen [21]
[28]
[41].
Chronische eosinophile Pneumonie
Chronische eosinophile Pneumonie
Epidemiologie
Die chronische idiopathische eosinophile Pneumonie (CEP) betrifft vorwiegend Frauen
(Geschlechtsverteilung ca. 2 : 1) [38]
[50]. Sie ist eine Erkrankung der Erwachsenen, das mittlere Alter beträgt nach der Literatur
45 Jahre [50].
In der Anamnese der Patienten mit CEP finden sich in nahezu der Hälfte der Patienten
Hinweise auf eine Atopie, ca. ein Drittel der Patienten leidet gleichzeitig an einem
Asthma bronchiale [38]
[50]. Die meisten der Patienten, über die bislang berichtet wurde, waren Nichtraucher.
Angesichts der Seltenheit der Diagnose überrascht die Verzögerung der endgültigen
Diagnose von in der Regel 7,7 Monaten [38] nicht.
Klinik
Eosinophile Pneumonien ohne erkennbare Ursache können entweder akut oder chronisch
auftreten. Darüber hinaus gibt es das gleichzeitige Auftreten von eosinophiler Pneumonie
und anderen Erkrankungen, wie z. B. das Churg-Strauss-Syndrom, das Hypereosinophile-Syndrom,
Sarkoidose oder Morbus Wegener.
Die chronisch eosinophile Pneumonie ist charakterisiert durch schleichenden Beginn
von allgemeinen Symptomen wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Atemnot, Gewichtsabnahme
und zunehmender respiratorischer Symptome, insbesondere aber Husten und Belastungsluftnot.
Diese Symptome nehmen innerhalb weniger Wochen einen progressiven Verlauf, wobei die
Schwere des Krankheitsbildes abhängig von der Ausprägung der radiologischen Veränderungen
ist.
Die Tab. [3] u. [4] zeigen die respiratorischen bzw. systemischen Symptome in ihrer Häufigkeit nach
der Literatur [15]
[25]
[35]
[38]
[50]
[62].
Tab. 3 Respiratorische Symptome bei chronisch-eosinophiler Pneumonie (nach Literaturangaben)
|
- Husten
|
90 % |
|
- Dyspnoe
|
57 bis 90 % |
|
- erhöhte Sputumproduktion
|
30 bis 40 % |
|
- Thoraxschmerzen
|
10 bis 16 % |
|
- Hämoptysen
|
< 10 % |
Tab. 4 Systemische Symptome bei chronisch-eosinophiler Pneumonie (nach Literaturangaben)
|
- Fieber
|
70 % |
|
- Gewichtsabnahme
|
50 bis 75 % |
|
- Malaise
|
50 % |
|
- Müdigkeit
|
50 % |
|
- Nachtschweiß
|
80 % |
Dabei ist die Angabe von Husten auch bei diesen Erkrankungen das Leitsymptom, verbunden
mit Fieber, Dyspnoe und einer drastischen Gewichtsabnahme. Letztere wird bei anderen
Pneumonien so ausgeprägt selten beobachtet. Die Angabe von Nachtschweiß lässt auch
in Anbetracht der beidseitigen oft ungewöhnlichen radiologischen Veränderungen an
eine Mykobakteriose denken. Die Sputumfarbe ist im Gegensatz zu bakteriellen Pneumonien
nicht rostbraun, sondern weißlich bis gelblich. Erst der Sputumausstrich zeigt die
massenhaft vorhandenen eosinophilen Zellen und gibt einen ersten Hinweis auf die Ätiologie
der vorliegenden Pneumonie.
Röntgendiagnostik
Auf der Thoraxübersichtsaufnahme erkennt man meist beidseitige Infiltrationen. Diese
Infiltrationen können sich in Form, Größe und Lage ändern (wandernde Infiltrate).
Sie sind meist lappenübergrenzend und oft peripher gelegen. In der Übersichtsaufnahme
ergibt sich nicht selten das klassische Bild der „photographic negative or reversal
of the shadows usually seen in pulmonary edema”. Es wird in ca. 20 % der Fälle gefunden
und bietet so erfahrenen Untersuchern in einem beachtenswerten Prozentsatz bereits
erste Hinweise auf die Natur der Erkrankung [5]
[42].
Das hochauflösende CT zeigt die Veränderungen genauer, auch vermeintlich auf eine
Seite beschränkte Veränderungen lassen sich dann doch als beidseitige Veränderungen
im HR-CT erkennen [57]. Neben dichten Infiltraten (Konsolidierungen) kommt es auch zu nur lose angeordneten
Dichteanhebungen (Milchglasmuster) vorwiegend in den oberen Lungenanteilen. Die Infiltrate
sind vorwiegend peripher angeordnet, teilweise zeigen sie auch Konsolidierungen auf
Segment- oder Lappenebene, gelegentlich führen sie zu Atelektasen [52]. Unter der Kortisontherapie kommt es relativ rasch zur Rückbildung zunächst der
Milchglasphänomene, später auch der Konsolidierungen. Die Tab. [5] zeigt aus einer amerikanisch-japanischen Gemeinschaftsarbeit den Grad der Übereinstimmung
zwischen zwei Untersuchern bei eosinophilen Lungenerkrankungen [39].
Tab. 5 Korrekte Erstdiagnose verschiedener eosinophiler Lungenerkrankungen; Übereinstimmung
zwischen Untersuchern (nach [39])
|
chronisch-eosinophile Pneumonie
|
78 % |
|
akute eosinophile Pneumonie
|
81 % |
|
Churg-Strauss-Syndrom
|
44 % |
|
allergische bronchopulmonale Aspergillose
|
84 % |
|
simple pulmonale Eosinophilie
|
17 % |
|
medikamenteninduzierte Eosinophilie
|
27 % |
In seltenen Fällen sind computertomographisch auch Hohlraumbildungen beschrieben worden.
In bis zu 10 % wird über schmale Ergussbildungen und mediastinale Lymphknotenvergrößerungen
berichtet [26]
[38]
[43]
[50].
Insgesamt ergibt sich bei pneumologisch erfahrenen Radiologen eine brauchbare Übereinstimmung.
Der Wert der CT-Untersuchung bei der Diagnostik ist unbestritten. Radiologisch hinweisend
sind progrediente dichte Infiltrate in der Lungenperipherie ohne Segment- und Lappenbegrenzung.
Bei Rezidiven treten die Infiltrate in gleicher eigenartiger peripherer Lokalisation
auf und beweisen beim Vergleich mit den alten Röntgenaufnahmen das Rezidiv. Die radiologische
Differenzialdiagnose umfasst naturgemäß andere bakterielle und auch atypische Pneumonien.
Das Nichtansprechen auf entsprechende antibiotische Therapien führt meist zur Durchführung
eines Thorax-CT. Dabei ergeben sich besondere Probleme der Abgrenzung zur BOOP. Das
Beachten der Begleitbefunde gestattet meist erst die korrekte Diagnose [3]. Flaue und wolkige Dichteanhebungen sprechen eher für eine CEP, während bei der
BOOP mehr pleuranahe dreieckige Fleck- und Streifenschatten beobachtet werden.
Laborwerte
Ein wichtiges erstes diagnostisches Kriterium ist die periphere Bluteosinophilie,
wenn sie wie in 80 % der Fälle mehr als 6 % beträgt. Der mittlere Prozentsatz der
Eosinophilen im Differenzialblutbild wird in einer größeren Untersuchung mit 26 %
angegeben [38]. Die Bluteosinophilie kann aber auch fehlen. In Fällen mit peripherer Eosinophilie
ist meistens die BAL-Eosinophilie deutlich höher als 30 % [50].
Eine Leukozytose wird in 63 % der berichteten Fälle beschrieben. Gelegentlich wurden
auch Thrombozytosen beobachtet [13]. Die Blutsenkungsreaktion ist in der Regel deutlich beschleunigt. Gleichsinnig ist
das C-reaktive Protein stark erhöht. In ca. 50 % ist auch der Gesamt-IgE-Spiegel erhöht,
selten auf Werte über 1000 U/l als differenzialdiagnostisches Kriterium gegenüber
der aktiven allergischen bronchopulmonalen Aspergillose [50], bei der die IgE-Spiegel in der Regel über 1000 U/l liegen. Die Bedeutung gelegentlich
nachgewiesener zirkulierender Immunkomplexe bei der CEP ist unbekannt und wird einem
Epiphänomen zugeschrieben [24], gleiches gilt für den Nachweis von antineutrophilen zytoplasmatischen Antikörpern
(pANCA). Eine Sputumeosinophilie wurde in 63 % der untersuchten Fälle in einer Serie
gefunden [35].
Bronchoskopie, bronchoalveoläre Lavage (BAL)
Der endoskopische Befund ist meist unauffällig. Deshalb ist die Gewinnung von Untersuchungsmaterial
aus der Lungenperipherie von entscheidender Bedeutung. Die bronchoalveoläre Lavage
wird zunehmend für die nicht-invasive Diagnose der eosinophilen Pneumonien genutzt
[63]. Im Normalfall werden in der BAL weniger als 1 % eosinophiler Zellen gefunden. Eine
leichte Erhöhung der eosinophilen Zellen in der BAL hat wenig diagnostischen Wert
und wird bei verschiedensten anderen Erkrankungen, z. B. auch der idiopathischen Lungenfibrose
und Kollagenose sowie bei Asthma bronchiale, gefunden. Eine Eosinophilie von mehr
als 20 - 30 % ist mit der Diagnose einer chronisch eosinophilen Pneumonie gut vereinbar
[1]
[34]
[37]
[55]
[68]. So wird derzeit die Untersuchung der BAL als entscheidende Methode zur Diagnose
einer eosinophilen Pneumonie anerkannt, wenn andere Erkrankungen, die ebenfalls mit
höheren Eosinophilenzahlen in der BAL einhergehen können, ausgeschlossen werden. Dabei
kann man neben der Vermehrung der eosinophilen Zellen gelegentlich auch Neutrophile,
Mastzellen und Lymphozyten beobachten [50]. Ein wichtiges charakteristisches Kriterium ist der rasche Abfall der Eosinophilenzahl
in der BAL unter Kortikosteroidbehandlung [19]
[23].
Entscheidend ist, dass die BAL in einem radiologisch erkennbar betroffenen Segment
durchgeführt wird. Das Thorax-CT sollte also vor der BAL-Untersuchung angefertigt
werden.
Histologie
Zur Diagnose einer eosinophilen Pneumonie gehört der Nachweis der Infiltration des
Lungenparenchyms mit eosinophilen Zellen. So ist nur der Nachweis eosinophiler Zellen
in großer Zahl aus radiologisch verdächtigen Kompartimenten mit der Diagnose eosinophile
Pneumonie vereinbar. Die früher meist geübte Lungenbiopsie ist lediglich vom pathologisch-anatomischen
Standpunkt aus weiterhin der Goldstandard für die Diagnose einer eosinophilen Pneumonie,
da die histologische Untersuchung neben dem Nachweis eosinophiler Zellen auch den
Nachweis von Vaskulitiden gestattet. Histologische Befunde werden naturgemäß den differenzialdiagnostischen
Problemen der verschiedenen eosinophilen Erkrankungen am besten gerecht.
Dabei ist heute die offene Lungenbiopsie durch die videoassistierte Thorakoskopie
mit Lungenbiopsie ersetzt. Die videoassistierte Biopsie ist sicherer und wenig aggressiv.
Die Nebenwirkungsrate ist extrem niedrig [15]
[40]
[54].
Transbronchiale Lungenbiopsien sind nur im positiven Falle diagnostisch verwendbar.
In den seltensten Fällen gestatten sie aufgrund des Fehlens von Gefäßen die Differenzialdiagnose
zu eosinophilen Vaskulitiden. Neben dem Churg-Strauss-Syndrom ist besonders der M.
Wegener differenzialdiagnostisch zu beachten [47]
[65]. Über das gleichzeitige Auftreten von CEP und nicht verkäsenden Epitheloidzellgranulomen
wurde berichtet [67].
Lungenfunktion bei CEP
Die Lungenfunktionsuntersuchungen bei Patienten mit CEP zeigen in der Regel restriktive
Störungen, gelegentlich sind auch zusätzliche obstruktive Ventilationsstörungen zu
finden, letztere vorwiegend bei Patienten mit gleichzeitig bestehendem Asthma bronchiale
[38]
[50]. Die meisten der Patienten sind hypoxämisch, stärkere Hypoxämien unter 75 mm Hg
sind in ca. 64 % der Patienten gefunden worden [50].
Extrapulmonale Symptome und Befunde
Extrapulmonale Manifestationen sind bei CEP ungewöhnlich und sollten zu einer Überprüfung
der Diagnose führen. In seltenen Fällen wurde über Arthralgien und EKG-Veränderungen
und Perikarditis berichtet. Auch sind gelegentlich die Leberenzyme erhöht [4]
[7]
[50].
Overlap-Syndrom bei CEP
In extrem seltenen Fällen wird über so genanntes Overlapping gesprochen, d. h., eine
chronisch eosinophile Pneumonie ist mit einer anderen Erkrankung vergesellschaftet,
wie z. B. Churg-Strauss [69], Sarkoidose [69]
[71], M.-avium-Infektion [70]. Möglicherweise ist in einigen Fällen auch eine chronisch eosinophile Pneumonie
als Vorläufer für ein Churg-Strauss-Syndrom anzunehmen. Durch die gleichartige Therapie
wird wahrscheinlich die Ausprägung des Churg-Strauss-Syndroms verhindert. Diskutabel
erscheint auch die Möglichkeit, dass primär ein mildes Churg-Strauss-Syndrom vorliegt,
was als chronisch eosinophile Pneumonie missinterpretiert wird [32].
Differenzialdiagnostisch sind neben den bakteriellen und viralen sowie Pilzpneumonien
die antibiotikaresistenten Infiltrate zu bedenken. Schwierigkeiten bereitet gelegentlich
die Differenzialdiagnose zur BOOP. Die Tab. [6] soll hierbei eine Hilfe geben, wobei immer alle verfügbaren Befunde beachtet werden
müssen. Dazu gehören auch Lymphome [12].
Tab. 6 Differenzialdiagnose zwischen CEP und BOOP (nach Literaturangaben)
|
CEP |
BOOP |
|
Röntgen
|
flaue Infiltrate, bevorzugt OMF, Luftbronchogramm selten |
dreieckförmiges dichtes Infiltrat in der Lungenperipherie (pleuranah!), bevorzugt
MUF, Luftbronchogramm häufig |
|
BAL
|
Eosinophilie > 20 % |
buntes Zellbild |
|
Histologie
|
keine Fibrose Schaumzellen selten BO selten |
fibroblastenreich Schaumzellen häufig BO häufig |
Verlauf und Therapie
Die chronisch eosinophile Pneumonie führt zu einem schweren Krankheitsbild. Bei fehlender
korrekter Diagnose sind vielfache antibiotische erfolglose Vorbehandlungen die Regel.
Mittel der Wahl bei der CEP sind Steroide. Spontanremissionen wurden jedoch ebenfalls
beobachtet [7]
[29]
[49]
[50]. Todesfälle werden in der Literatur selten berichtet. Ein Literaturreview [38] berichtet über nur sieben Todesfälle während der Verlaufsbeobachtung. Charakteristisch
für die CEP ist die rasche Besserung nach Steroiden. Die Symptome können innerhalb
weniger Tage und Wochen völlig verschwinden. Es gibt keine Therapieempfehlungen für
die CEP. Allgemein anerkannt sind initiale Tagesdosen zwischen 20 und 60 mg [56]. In der Regel wird man die Dosierung an die bei der Sarkoidose üblichen Dosierungen
von 0,5 bis 1 mg pro Kilogramm Körpergewicht anlehnen. Auch geringere Dosen wurden
in der Literatur als effektiv erachtet. Neben dem raschen Verschwinden der klinischen
Zeichen verbessern sich auch die radiologischen Veränderungen. In der am besten untersuchten
Serie von Marchand u. Mitarb. verschwanden die radiologischen Veränderungen innerhalb
einer Woche bei 69 % aller Fälle [50].
Die meisten Patienten müssen über viele Monate behandelt werden. Die Mindestdauer
der Therapie beträgt sechs Monate. Andernfalls kommt es zu hohen Relaps-Raten bis
zu 60 % [38]. Auch die Behandlung der Rückfälle geschieht erneut mit Kortikosteroiden und führt
in der Regel ebenso rasch zum Erfolg [7]
[50].
Der Langzeitverlauf wird häufig von Asthma bestimmt. Asthma trat bei 54 % der Patienten
auf und war oft schwergradig und kortikoidpflichtig [50].
Neben systemischen Steroiden war in Einzelfällen auch die Behandlung mit inhalativen
Kortikosteroiden mit Dosen um 1500 µg/die effektiv. Gelegentlich wurde die Kombination
zwischen niedrig dosierter oraler Steroidtherapie und Hochdosis-Inhalationstherapie
mit Kortikosteroiden beschrieben [48]
[56]. Nur in einem Fall ist bislang die Entwicklung einer Lungenfibrose berichtet worden
[75].
Eigene Erfahrungen bei chronisch-eosinophiler Pneumonie (CEP)
Eigene Erfahrungen bei chronisch-eosinophiler Pneumonie (CEP)
Klinische Daten
Wir überblicken derzeit den Krankheitsverlauf von 21 Patienten mit CEP und einem Patienten
mit AEP [45]. Bei der Einweisung in unsere Klinik war eine derartige Diagnose in keinem Fall
in Erwägung gezogen worden. Die Verdachtsdiagnosen differierten von Tuberkulose über
atypische Pneumonie bis zu BOOP oder waren nur Beschreibungen der radiologischen Veränderungen,
z. B. beidseitig Infiltrate. Die diagnostische Verzögerung betrug im Mittel 5,6 Monate!
Bei allen Patienten wurde die Diagnose einer CEP bzw. AEP aus der Synopsis von klinischem
Bild einer Pneumonie, charakteristischen Lungeninfiltraten und dem Ergebnis der BAL
(ausgenommen 2 Patienten mit charakteristischer transbronchialer Biopsie und ein Patient
mit offener Lungenbiopsie ohne vorherige BAL) gestellt.
Es handelte sich um 19 Frauen und 2 Männer. 17 Patienten waren Nie-Raucher, 2 Patienten
Raucher und 2 Ex-Raucher. Husten und Fieber (n = 2) waren die führenden Symptome.
Die Temperaturerhöhungen betrugen zwischen 37,5 - 38,5 °C. Septisches Fieber wurde
nur bei dem Patienten mit AEP gemessen. 18 Patienten gaben Atembeschwerden, 10 davon
sogar Ruhedyspnoe an. 15 Patienten berichteten über allgemein ausgeprägtes Krankheitsgefühl
(Malaise), ebenso viele über Gewichtsabnahme von mehr als 2 Kilogramm in den letzten
4 Wochen. Nur 5 Patienten klagten über Nachtschweiß. Die Charakteristika der 21 Patienten
sind in Tab. [7] dargestellt.
Tab. 7 21 Patienten mit CEP
| Nr. des Pat. |
Alter |
Geschlecht |
Symptome |
Symptomdauer (Wochen) |
|
1
|
30 |
w |
H, F, G, M, D |
6 |
|
2
|
63 |
w |
F, G, M |
20 |
|
3
|
50 |
w |
H, F, G, M, D |
16 |
|
4
|
50 |
w |
H, F, M, D |
20 |
|
5
|
75 |
m |
H, F, G, M, D |
82 |
|
6
|
64 |
w |
H, F, M, D |
6 |
|
7
|
37 |
w |
H, F, M, D |
8 |
|
8
|
67 |
w |
H, F, G, M, D |
120 |
|
9
|
25 |
w |
H, F, D |
28 |
|
10
|
20 |
w |
H, F, G, D |
4 |
|
11
|
66 |
w |
H, F, G, M, D |
16 |
|
12
|
77 |
w |
H, F, G, D |
72 |
|
13
|
66 |
w |
H, F, G, D |
13 |
|
14
|
67 |
w |
H, F, G |
10 |
|
15
|
50 |
w |
H, F, G, M, D |
9 |
|
16
|
62 |
w |
H, F, G, M, D |
7 |
|
17
|
73 |
w |
H, F, G |
6 |
|
18
|
47 |
m |
H, M, D |
24 |
|
19
|
59 |
w |
H, F, M, D |
12 |
|
20
|
48 |
w |
H, F, G, M, D |
16 |
|
21
|
59 |
w |
H, F, G, M, D |
4 |
| H=Husten, F=Fieber, G=Gewichtsabnahme, M=Malaise, D=Dyspnoe |
Labordaten
In aller Regel war die Blutsenkungsgeschwindigkeit in einer Stunde deutlich erhöht,
nur bei einem Patienten wurde sie mit 8 mm/1. Std. bestimmt.
Eine Eosinophilie im peripheren Blut über 3 rel.% diagnostizierten wir in 15 (!) Fällen,
über 20 rel.% allerdings nur bei 3 Patienten. Die Tab. [8] gibt einen Überblick über die Labordaten einschließlich der Funktionsdaten unserer
Patienten.
Tab. 8 Labor- und Funktionswerte
| Nr. des Pat. |
BSG (mm) |
Eos i. Blut (%) |
Eos i. BAL (%) |
VC % pred |
PaO2 (mm Hg) |
|
1
|
79 |
6 |
55 |
43 |
63 |
|
2
|
67 |
3 |
24 |
72 |
73 |
|
3
|
95 |
2 |
18 |
92 |
72 |
|
4
|
36 |
4 |
20 |
113 |
92 |
|
5
|
51 |
3 |
18 |
107 |
60 |
|
6
|
100 |
43 |
90 |
79 |
64 |
|
7
|
42 |
31 |
68 |
94 |
83 |
|
8
|
54 |
6 |
28 |
62 |
43 |
|
9
|
28 |
5 |
17 |
42 |
75 |
|
10
|
90 |
11 |
27 |
59 |
47 |
|
11
|
60 |
32 |
46 |
97 |
94 |
|
12
|
31 |
11 |
49 |
78 |
66 |
|
13
|
51 |
6 |
29 |
122 |
68 |
|
14
|
43 |
12 |
69 |
116 |
73 |
|
15
|
109 |
9 |
37 |
49 |
65 |
|
16
|
113 |
16 |
88 |
69 |
64 |
|
17
|
61 |
15 |
23 |
68 |
78 |
|
18
|
8 |
3 |
31 |
57 |
82 |
|
19
|
93 |
2 |
29 |
92 |
69 |
|
20
|
18 |
14 |
42 |
80 |
73 |
|
21
|
46 |
7 |
39 |
52 |
60 |
Radiologische Befunde
Die radiologischen Bilder zeigten meist beidseitige (die Beidseitigkeit war oft nur
im CT erkennbar), teils im Verlauf wechselnde Infiltrationen, die auf die unverzüglich
eingeleitete Kortikosteroid-Therapie rasch verschwanden. Die Abb. [3]
[4]
[5]
[6] zeigen die radiologischen Veränderungen vor und nach der Therapie bei 4 Patienten.
Abb. 3 - 6 Röntgenbilder des Thorax bei 4 Patienten mit CEP a vor und b nach Therapie.
Abb. 4
Abb. 5
Abb. 6
Lungenfunktion
Die Lungenfunktion war bei 10 Patienten im Sinne einer restriktiven Störung verändert,
bei den anderen normal. Eine respiratorische Partialinsuffizienz bestand bei 13 Patienten
(Tab. [8]).
Endoskopische Befunde
Die Bronchoskopie erbrachte ein leicht entzündliches Aussehen der Bronchialschleimhaut
und wenig Sekretion. Mikrobiologische Untersuchungen blieben steril.
In der BAL, meist aus einem befallenen Segment oder dem Mittellappen, zeigte sich
die Kompartimentierung der eosinophilen Entzündung in der Lunge (Tab. [8]).
Therapie
Die Behandlung wurde immer mit 0,3 - 0,5 mg Prednison/kg KG täglich begonnen. Die
Dosis wurde nach klinischer und radiologischer Besserung, frühestens aber nach 4 Wochen
auf die Hälfte reduziert und in einer Dosis von 5 - 15 mg/d je nach klinischem und
radiologischem Bild für weitere 6 - 9 Monate gegeben. Rezidive wurden bei unserem
Klientel 4-mal bei zu früher Dosisreduktion beobachtet. Die erneute Therapie erfolgte
nach den gleichen Gesichtspunkten.
Zusammenfassung zur CEP
Zusammenfassung zur CEP
Die Diagnose einer CEP wird aufgrund klinischer, radiologischer und gegenwärtig meistens
der BAL-Befunde erhoben. In differenzialdiagnostisch schwierigen Fällen wird auch
heute eine Lungenbiopsie nicht zu vermeiden sein. Ein wichtiger auch differenzialdiagnostischer
Punkt ist das rasche Ansprechen auf Kortikosteroide. Meistens gelingt es innerhalb
von wenigen Tagen, das klinische Bild entscheidend zu bessern. Rezidive sind häufig,
wenn die Mindesttherapiedauer von 6 Monaten nicht eingehalten wird, oder bei zu früher
Dosisreduktion.
Akute eosinophile Pneumonie
Akute eosinophile Pneumonie
Geschichte
Im Jahre 1986 berichteten Davis u. Mitarb. über die ersten beiden Beobachtungen einer
akuten eosinophilen Pneumonie. Die Krankheitsbilder waren derart ausgeprägt, dass
eine Beatmungstherapie notwendig wurde. Erstaunlicherweise erholten sich die Patienten
nach einer Kortikosteroidtherapie rasch und andauernd. In der Folge sind zunächst
nur in Amerika [2] und später auch in anderen Ländern derartige Krankheiten diagnostiziert und als
Fallberichte publiziert worden [2]
[6]
[14]
[16]
[17]
[27]
[33]
[36]
[44]
[58]
[64].
Epidemiologie
Aus der Literatur ist bekannt, dass es sich bei den Patienten vorwiegend um jüngere
Patienten (im Mittel 30 Jahre alt) handelt [6]
[17]
[29], einige Patienten haben eine Atopie-Anamnese. Die vorwiegende Erkrankungszeit im
Frühling und Sommer lässt Spekulationen zu Umweltallergenen zu. Diese wurden jedoch
bisher nicht eindeutig identifiziert.
Diagnostik
Klinisch berichten die Patienten über Husten, Dyspnoe, teilweise hohes Fieber und
Thoraxschmerzen, der akuten Erkrankung zwei bis drei Tage vorausgehend. Gelegentlich
kommen Gelenkbeschwerden und Muskelschmerzen vor [64]. Die radiologischen Bilder zeigen bilaterale Infiltrate, alveoläre oder interstitielle
Dichteanhebungen bzw. auch beides [6]
[16]
[17]
[27]
[34]
[44]
[58]
[64]. Selten werden auch einseitige bzw. beidseitige schmale Pleuraergüsse diagnostiziert
[64]. Im Thorax-CT dominieren Ground-glass-Phänomene und parenchymale Läsionen, teilweise
mit Konsolidierung und kleinen Knötchen. Bei einigen Patienten kommt es zur Verdickung
der Interlobulärsepten.
Die Laborwerte zeigen in der Regel eine ausgeprägte neutrophile Leukozytose. Der Gesamt-IgE-Spiegel
ist bei einigen Patienten erhöht [58]. Auch das Pleuraexsudat zeigt einen hohen Eosinophilenanteil. Die Bluteosinophilie
fehlt anfangs meist, später können höhere Werte im Verlauf dokumentiert werden. Die
Blutgasanalyse zeigt dem schweren klinischen Krankheitsbild entsprechend eine schwere
Hypoxämie, die in aller Regel eine Sauerstofftherapie, meistens auch eine Beatmungstherapie,
notwendig macht. Die Lungenfunktion, wenn sie gemessen werden kann, zeigt eine restriktive
Störung, die Diffusionskapazität ist deutlich erniedrigt.
Die diagnostische Methode der Wahl ist die bronchoalveoläre Lavage. Sie zeigt eine
hohe Eosinophilie im Mittel von 40 % [17]
[64]. Gelegentlich finden sich zusätzlich leichte Erhöhungen der Neutrophilen und auch
der Lymphozyten. Falls durchgeführt, kann die transbronchiale Biopsie die Infiltration
von Eosinophilen im Interstitium und in der Bronchialwandung aufdecken [73].
Verlauf und Therapie
Trotz des schweren Krankheitsbildes kommt es unter einer Behandlung mit 1 mg Kortison
pro Kilogramm Körpergewicht zunächst alle sechs, später alle zwölf Stunden zu einer
raschen initialen Besserung. Die Therapie wird dann mit deutlich niedrigeren Steroiddosen
über die weiteren zwei bis vier Wochen fortgeführt. Bei dieser seltenen Erkrankung
wird man keine grundsätzlichen Therapieempfehlungen aussprechen können. Die Dosis
und Dauer der Steroidtherapie muss von dem aktuellen Krankheitsbild abhängig gemacht
werden.
Die klinischen Unterschiede zur chronischen eosinophilen Pneumonie zeigt die Tab.
[9].
Tab. 9 Unterschiede zwischen akuter und chronischer eosinophiler Pneumonie
|
AEP |
CEP |
|
Geschlecht
|
Männer |
Frauen |
|
Beginn
|
akut (4 - 7 d) |
schleichend |
|
Bluteosinophilie
|
fehlt meist |
in ∼ 70 % vorhanden |
|
schwere Hypoxämie
|
immer |
selten |
|
Rezidive
|
keine |
häufig |
Dabei sind besonders die fehlende Bluteosinophilie und das schwere Krankheitsbild
gegenüber der chronischen eosinophilen Pneumonie zu beachten.
Im Gegensatz zur chronisch eosinophilen Pneumonie sind bisher keine Rezidive bekannt
geworden.
Zusammengefasst kann man folgende diagnostische Kriterien zur Diagnose der akuten
eosinophilen Pneumonie aufstellen (Tab. [10]).
Tab. 10 Diagnostische Kriterien einer AEP (nach [2]
[6]
[14])
- akuter Beginn ohne wesentliche Vorboten mit Husten, ausgeprägter Dyspnoe
|
|
- Fieber bis 40 °C
|
|
- bilaterale Infiltrate
|
|
- schwere Hypoxämie
|
|
- Eosinophilie in der BAL über 25 % bzw. Prädominanz der Eosinophilen im Gewebe bei
offener Lungenbiopsie
|
|
- kein Hinweis auf eine Hypersensitivitäts-Reaktion
|
Eigene Erfahrungen bei akuter eosinophiler Pneumonie (AEP)
Eigene Erfahrungen bei akuter eosinophiler Pneumonie (AEP)
Im Frühjahr 1998 wurde uns aus einem auswärtigen Krankenhaus ein nahezu moribunder
30-jähriger Mann verlegt. Die Symptomatik war ganz akut 4 Tage vor der Klinikaufnahme
aufgetreten. Eine Atopie mit allergischer Rhinopathie war vorbekannt. Mehrfache kombinierte
antibiotische Behandlungen hatten weder das klinische Bild mit hohen, teils septischen
Temperaturen beeinflussen noch die beidseitigen Infiltrationen der Lunge verändern
können (s. Abb. [7]). Im Gegenteil, ein Computertomogramm der Thoraxorgane zeigte ausgeprägte beidseitige
Veränderungen (Abb. [8]).
Abb. 7 Röntgen-Thoraxbild bei akuter eosinophiler Pneumonie.
Abb. 8 CT-Thorax bei akuter eosinophiler Pneumonie.
Die Verlegung erfolgte zur offenen Lungenbiopsie, die dem Patienten kaum zugemutet
werden konnte und auch nicht durchgeführt wurde. Die Funktionsdaten und die Ergebnisse
der sofort durchgeführten BAL zeigt die Tab. [11].
Tab. 11 Aufnahme- und Entlassungsdaten des Patienten mit akuter eosinophiler Pneumonie
| Patient N. T., 34 Jahre, bekanntes Asthma |
|
Aufnahme |
Entlassung (nach 10 Tagen) |
|
Temperatur
|
38,5 °C |
36,4 °C |
|
BSG (mm)
|
33 |
22 |
|
Leukozyten
|
17,9 |
8,4 |
|
Eosinophilie i. S.
|
34 % |
35 % |
|
Röntgen-Thorax
|
beidseits Infiltrate |
Rückbildung |
|
VC % pred.
|
67,8 |
95,5 |
|
FEV1 % pred.
|
64,4 |
102,0 |
|
PaO2 (mm Hg)
|
52,1 |
88,4 |
|
PaCO2 (mm Hg)
|
35,2 |
36,8 |
|
BAL-Zytologie
|
93 % Eos |
- |
Diese Ergebnisse ließen keinen Zweifel an der Diagnose einer AEP, die bis dato in
Mitteleuropa nicht diagnostiziert worden war.
Die am Aufnahmetag nach dem Ergebnis der BAL begonnene Steroidtherapie mit 100 mg
Kortison zeigte bereits nach 48 Stunden parallel mit der klinischen Besserung eine
signifikante Anhebung des anfangs stark erniedrigten PO2. Innerhalb von einer Woche normalisierten sich alle Funktionswerte und auch das Röntgenbild
fast völlig.
Ein Churg-Strauss-Syndrom schied durch den dramatischen Verlauf und das Fehlen einer
systemischen Vaskulitis aus. Im Nachhinein blieben auch die Serumwerte der ANCA-Untersuchungen
negativ.