Z Geburtshilfe Neonatol 2002; 206(5): 193-198
DOI: 10.1055/s-2002-34961
Kasuistik
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Q-Fieber in der Schwangerschaft: Therapie und Handling des Krankheitsbildes anhand eines Fallberichtes

Q Fever in Pregnancy: A Case Report and Review of the LiteratureL. Hellmeyer1 , G. Schmitz-Ziegler1 , W. Slenczka2 , S. Schmidt1
  • 1Klinik für Geburtshilfe und Perinatalmedizin
  • 2Institut für Virologie
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Publication History

Eingang: 4.3.2002

Angenommen nach Revision: 2.5.2002

Publication Date:
23 October 2002 (online)

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Zusammenfassung

In Deutschland ist wiederholt über kleinere Epidemien von Q-Fieber, ausgelöst durch Coxiella burnetii, in vorwiegend ländlichen Regionen berichtet worden. In der Literatur wird die Seroprävalenz in der Schwangerschaft regional unterschiedlich zwischen 0,2 bis 0,3 %, maximal mit 4,7 % angegeben. Damit ist mit einem Q-Fieber etwa gleich häufig zu rechnen wie beispielsweise mit einer Toxoplasmose (Erstinfektion in der Schwangerschaft in Deutschland ca. 0,3 %) oder einer Lues (Prävalenz unter Schwangeren in Deutschland ca. 0,4 %). Die Folgen für den Schwangerschaftsausgang sind möglicherweise erheblich: Neben einer 30 %igen Frühgeburtlichkeit und einer sich in 46 % der Fälle entwickelnden intrauterinen Wachstumsretardierung (Small for Gestational Age), wohl bedingt durch die Coxiellenplazentitis, ist auch häufig mit einer direkten Fruchtschädigung in Form von 22 % Aborten und etwa 7 % intrauterinen Fruchttoden zu rechnen. Es wird in 70 % von einer Beeinträchtigung der Schwangerschaft ausgegangen. Bei einer atypischen Pneumonie oder Fieber unklarer Ursache in der Schwangerschaft sollte deshalb auch dieses Krankheitsbild serologisch abgeklärt werden.

Für das geburtsleitende Team besteht aufgrund der häufig bestehenden Plazentitis ein hohes Infektionsrisiko. Der Fall eines infizierten Geburtshelfers ist in der Literatur beschrieben. Von daher erfordert die Geburtsleitung einer an Q-Fieber erkrankten Patientin eingehende Hygiene sichernde Maßnahmen zum Schutz des Personals.

Anhand eines Fallberichtes wird die Effektivität einer Rifampicin- und Clarithromycin-Therapie demonstriert, die bei nachgewiesenem akutem und später chronischem Q-Fieber zur Geburt eines gesunden, aber frühgeborenen Knaben führte.

Die in der Literatur beschriebenen Fälle von Q-Fieber in der Schwangerschaft werden diskutiert.

Schlussfolgerung: In bestimmten ländlichen Regionen sollte eine Coxiellen-Immundiagnostik in das so genannte TORCH-Screening im mütterlichen Serum aufgenommen werden.

Abstract

Endemic occurrence of Q fever among persons in close contact with domestic animals is well known in some rural regions of Germany. The prevalence of antibodies indicating acute Q fever in pregnancy reported in the literature varies between 0.2 % and 4.7 % of the screened population. Q fever in pregnancy initially manifests as placentitis and often leads to premature birth (30 %), growth restriction (46 %), spontaneous abortion (22 %) or fetal death in utero (7 %). Some impairment of pregnancy is observed in over 70 % of cases with seroconversion during pregnancy. Thus Q fever serology should be tested in all pregnant women presenting with atypical pneumonia and/or prolonged fever of unknown etiology. It is of interest that medical staff members in contact with Cociella burnetii infected pregnant women are also at risk of acquiring an acute Q fever infection.

We report about a patient presenting with confirmed acute and later chronic Q fever during pregnancy in whom antibiotic treatment with rifampicin and clarithromycin proved to be effective and led to the vaginal delivery of a premature but healthy infant.

We believe that maternal serum screening for transmissible infections should also include Q fever serology in certain rural regions.

Literatur

OA Dr. med. Lars Hellmeyer

Klinik für Geburtshilfe und Perinatalmedizin

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