Dtsch Med Wochenschr 2002; 127(50): 2698
DOI: 10.1055/s-2002-36116
Leserbriefe
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Masern kehren zurück

Zum Beitrag aus DMW 30/2002, Seite 1567
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Publication Date:
29 April 2004 (online)

Hassler D et al. [1] schreiben u. a.: „Die Diagnose wird überwiegend klinisch gestellt. Zur Bestätigung werden heute vor allem serologische Testverfahren im Elisa-Format eingesetzt, die allgemein zur Verfügung stehen.“

Diese Aussage ist formal unpräzise, inhaltlich unverbindlich - und kontraproduktiv, bezogen auf das putative Anliegen ihrer Autoren in deren zweitem Artikel [2] desselben Hefts, nämlich Masernepidemien rasch einzudämmen.

Klinische Maserndiagnosen sind in über der Hälfte der Fälle falsch.

Ferson MJ et al. [3] berichten 1995 von falschen Maserndiagnosen in 51 % der Fälle (n = 49). Die CDC-Falldefinition führte in dieser Studie zu einer Sensitivität von 92 % und einer Spezifität von nur 24 %. DR Tait et al. (14) fanden 1996, dass Maserndiagnosen bei Säuglingen nur in 11 % der Fälle stimmen.

Zwingende Voraussetzung für das rasche Beenden von Masernepidemien ist die richtige und schnelle Maserndiagnose. Diese Prämisse verbietet es, die Maserndiagnostik allein auf die Klinik, anstatt auf die Kombination Klinik plus unmittelbar anschließende Serologie zu stützen - und zwar in jedem Einzelfall.

Knappe Ressourcen sind dagegen kein Argument, weder explizit noch implizit. Ressourcen sind nämlich per definitionem der Ökonomen knapp. Wer explizit oder implizit knappe Ressourcen als Argument gegen tadellose, ärztliche Berufsausübung ins Feld führt, vollzieht einen Zirkelschluss.

Literatur

  • 1 Hassler D, Braun R, Kimmig P. Masern kehren zurück.  Dtsch Med Wochenschr. 2002;  127 1567
  • 2 Hassler D, Braun R, Kimmig P. Masern.  Dtsch Med Wochenschr. 2002;  127 1568
  • 3 Ferson M J, Young L C, Robertson P W, Whybin L R. Difficulties in clinical diagnosis of measles: proposal for modified clinical case definition.  Med J Aust. 1995;  163 364-366
  • 4 Tait D R, Ward K N, Brown D WG, Miller E. Exanthema subitum (roseola infantum) misdiagnosed as measles or rubella.  BMJ. 1996;  312 101-102

Autor

Dr. med. Dipl. biochem. Rudolf H. Seuffer

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