Zusammenfassung
Hintergrund und Ziel der Studie : Seit den
90er-Jahren ist die Anzahl der behandelten Opioidabhängigen in der Schweiz
stark angestiegen. Diese Studie untersucht, wie sich die Inanspruchnahme der
heroingestützten Behandlung seit ihrer Einführung im Jahr 1994
entwickelt hat, wie lange Patienten im Schnitt in dieser Behandlungsform
verbleiben und wie sich die Charakteristik der Ein- und Austretenden über
die Zeit gestaltete.
Methodik : Aus allen Ein- und Austrittsdaten
vom 1. Januar 1994 bis zum 31. Dezember 2001 wurden die Patientenbestände
in der heroingestützten Behandlung jeweils per Ende des Jahres und die
Aufenthaltsdauer berechnet. Weiterhin wurde eine Überlebensanalyse nach
Kaplan-Meier zum Verbleib in der heroingestützten Behandlung berechnet.
Schließlich wurde die Charakteristik der zwischen 1994 bis 1998
Austretenden mit derjenigen der Austritte von 1999 bis 2001 verglichen.
Ergebnisse : Die Zahl der Patienten in der
heroingestützten Behandlung hat seit 1994 deutlich zugenommen.
Gleichzeitig stieg das Alter der Patienten bei Eintritt, während der
Anteil der Frauen von 1994 bis 2000 kontinuierlich zurückging. Verglichen
mit 1994 bis 1998 haben von 1999 bis 2001 frühe Behandlungsbeendigungen
(in den ersten 4 Monaten) abgenommen.
Schlussfolgerungen : Analog zur
heroingestützten Behandlung wurde in den letzten Jahren auch in
methadongestützten und abstinenzorientierten stationären Therapien
eine Zunahme des Eintrittsalters beobachtet. Dieser Anstieg bedeutet im
günstigsten Fall, dass es weniger junge Drogensüchtige gibt als zu
Beginn der 90er-Jahre. Der Rückgang des Frauenanteils in der
heroingestützten Behandlung lässt sich damit erklären, dass
Frauen in dieser Behandlungsform zu Beginn wahrscheinlich übervertreten
waren, und sich die Quote nun dem Anteil der opioidabhängigen Frauen in
der Bevölkerung anpasste. Die Abnahme der vorzeitigen
Behandlungsbeendigung kann als Erfolg bewertet werden, weil die
Wahrscheinlichkeit des Übertritts in eine abstinenzorientierte Therapie
mit zunehmender Behandlungsdauer wächst.
Abstract
Background objectives : Since the beginning
of the 1990 s the number of treated opioid addicts has markedly
increased in Switzerland. This study examines the cause of health service
utilisation of one specific type of treatment - heroin-assisted
maintenance - the length of stay in this kind of treatment, and
characteristics of admissions and discharges.
Methods and sample : Data on all admissions
into and discharges from heroin-assisted treatment were collected from the
start of this treatment modality on January 1, 1994 to December 31, 2001. These
data were used to calculate length of stay, and number of patients at the end
of each calendar year. Data were analysed according to sex and age and the
Kaplan-Meier survival statistics were calculated. Finally, the discharges from
1994 to 1998 were compared to the discharges of 1999 up to December 2001.
Results : Since the introduction of
heroin-assisted treatment, the number of patients in this form of treatment has
markedly increased. Simultaneously, the average age of the patients entering
treatment increased, whereas the proportion of women decreased continually.
Compared to the earlier phase (1994-1998), in the last three years fewer
patients terminated treatment at an early stage (within the first 4
months).
Conclusions : Substitution programmes are
the most common form of treatment for opioid dependence in Switzerland. The
increase in the average age of patients in this treatment modality as well as
in the abstinence-oriented treatment at admission may be interpreted favourably
as an indicator that fewer less young people are opioid dependent than at the
beginning of the 1990 s. The decrease in the proportion of females may
be an indicator that females were overrepresented in heroin-assisted treatment
at the beginning of this treatment modality and that the proportion gradually
became more similar to the proportion in the opioid-dependent population as a
whole. The decrease of early treatment terminations can be seen as positive,
since with longer length of stay the probability of changing into
abstinence-oriented treatment is becoming more probable.
Schlüsselwörter
Opioidabhängigkeit - Drogenpolitik - Behandlung - Heroinverschreibung - Schweiz
Key words
Opioid dependence - drug policy - treatment - heroin prescription - Switzerland