Etwa 1 % der westlichen Bevölkerung leidet an einer chronischen Herzinsuffizienz,
die Tendenz ist steigend. Das Grundleiden besteht in bis zu 75 % der Fälle in einer
koronaren Herzerkrankung, bei 14-15 % der Patienten liegt eine dilatative Kardiomyopathie
vor. Nur in wenigen Fällen findet sich ein kausal therapierbares Grundleiden - etwa
ein Klappenvitium, das sich operativ korrigieren lässt. Bei den übrigen Patienten
stehen allgemeine supportive Maßnahmen, wie beispielsweise eine Gewichtsreduktion,
die Behandlung einer Hypertonie und eine salzarme Diät sowie die symptomatische medikamentöse
Langzeittherapie (Kombinationstherapie mit ACE-Hemmer, Beta-Blocker, Diuretika und
gegebenenfalls Digitalis und Aldosteron-Antagonist) im Mittelpunkt.
Das pathophysiologische Verständnis zur Therapie der chronischen, symptomatischen
Herzinsuffizienz hat sich in den letzten Jahren grundlegend gewandelt. War man initial
davon ausgegangen, dass die verminderte Kontraktilität eine Therapie mit positiv inotrop
wirksamen Substanzen fordert - zu dieser Zeit waren Beta-Rezeptorantagonisten sogar
kontraindiziert -, so brachte das Verständnis zur Modulation der Vor- und Nachlast,
aber ganz besonders das Verstehen der sympathoadrenergen und der Renin-Angiotensin-Aldosteron-Stimulation
bei diesen Patienten einen grundlegenden Wandel in der Therapie (neurohumorale Stimulation).
Waren in früheren Jahren günstige Einflussnahmen auf hämodynamische Parameter (meist
nur kurze Zeit wirksam) das Ziel des therapeutischen Bemühens, so zielt die Pharmakotherapie
nun auf die Beeinflussung lang andauernder, meist reparativ wirksamer Vorgänge. Nur
für die neurohumoral wirksamen ACE-Hemmer und Beta-Blocker ist in mehreren randomisierten
kontrollierten klinischen Studien eine Verbesserung der Symptomatik und eine Verlängerung
des Überlebens nachgewiesen - und dies nur bei Patienten, die zudem mit Diuretika
behandelt wurden!
Neben der Weiterentwicklung der konservativen Therapieoptionen, die auf die Beeinflussung
der neurohumoralen Aktivierung zielen, werden mechanische und elektrische Unterstützungssysteme
weiterentwickelt. Die biventrikuläre Schrittmacherstimulation beispielsweise zeigt
eindrucksvolle Verbesserungen der Symptomatik bei herzinsuffizienten Patienten und
möglicherweise auch einen prognostischen Benefit bei Patienten mit ausgeprägter QRS-Zeit-Verlängerung.
Allerdings müssen hier die laufenden Studien noch abgewartet werden. Neben gentherapeutischen
Ansätzen können in Zukunft möglicherweise Patienten nach Myokardinfarkt durch eine
Zellersatztherapie profitieren. Welcher Zelltyp unter welchen Bedingungen dazu am
besten geeignet ist, ist aber noch völlig ungeklärt. Die ersten klinischen Studien
zeigen wohl eher die Sicherheit des Verfahrens als die langfristige Wirksamkeit dieser
Technik.
Angesichts der immer noch sehr hohen Letalität der Erkrankung sind neue Optionen in
der Therapie dringend gefordert. Aber bereits heute sollten wir jedem Patienten die
Therapie mit ACE-Hemmer und Beta-Blocker angedeihen lassen, um so nicht nur seine
Lebensqualität zu verbessern, sondern auch sein Überleben zu verlängern!