Gesundheitswesen 2003; 65(4): 270-274
DOI: 10.1055/s-2003-39025
Aktuelles Forum
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Nosokomiale Übertragung von HBV und HCV durch im Gesundheitsdienst Tätige

Nosocomial Transfer of HBV and HCV by Public Health WorkersF. Fischer1 , T. Nauert2, 1
  • 1Abteilung Gesundheitsschutz der Volkswagen AG, Wolfsburg
  • 2Landesamt für Gesundheit und Arbeitssicherheit des Landes Schleswig-Holstein, Kiel
Further Information

Publication History

Publication Date:
16 May 2003 (online)

Zusammenfassung

Die nosokomiale Übertragung viraler Hepatitiden ist ein schwieriges und aktuelles Problem. Einzelfälle nosokomialer Infektionen führen immer wieder zu starkem öffentlichem Interesse. Im Infektionsschutzgesetz bestehen diesbezüglich Regelungslücken.

Arbeitsmedizinische Untersuchungen dienen dem Schutz der Beschäftigten. Der Schutzzweck der arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen ist in den einschlägigen Gesetzen und Verordnungen einschließlich der Arbeitsschutznormen der EU geregelt. Diese Untersuchungen der Beschäftigten im Gesundheitswesen zielen nicht darauf ab, den Drittschutz der Bevölkerung (z. B. der Patienten) sicherzustellen.

Der Infektionsschutz der Bevölkerung ist im Infektionsschutzgesetz geregelt. Die in diesem Gesetz formulierten Normierungen hinterlassen Regelungslücken, die geschlossen werden sollten.

Im Ergebnis besteht in Deutschland lediglich eine Meldepflicht für akute virale Leberentzündungen. Chronische virale Hepatitiden unterliegen keiner ausdrücklichen Meldepflicht. Daher ist es möglich, das potenziell infektiöse Beschäftigte im Gesundheitswesen mit einer chronischen Hepatitis nicht bekannt sind und/oder möglicherweise ihren eigenen Immunstatus nicht kennen.

Da arbeitsmedizinische Untersuchungen keine Pflichtuntersuchungen sind, können sie diese Regelungslücke nicht schließen.

Ein wirkungsvoller und umfassender Patientenschutz erfordert eine klare rechtliche Grundlage. Daher sollte angestrebt werden, die Meldepflicht im Infektionsschutzgesetz entsprechend zu erweitern.

Abstract

Transmission of HBV and HCV from people who work in medical professions to their patients is still an unsolved hygienic and legal problem.

In Germany, cases of nosocomial hepatitis virus infection in health care units have received great public interest.

Medical examinations of the employees according to occupational safety regulations aim at the employees only. Legal regulations including regulations of the European Union limit the purpose of these examinations on safety and health of the employees. These examinations do not serve the safety of patients.

Protection against infections is regulated by the relevant German public health law, however regulations - especially those that concern the protection of the public - are incomplete.

In Germany it is mandatory to inform the public health departments only in cases of acute hepatitis. Doctors do not need to give information about chronic liver infections. This may lead to the situation that a health care worker is unaware of a chronic, potentially infectious condition and his immunological status may remain unknown for a long period.

Examinations in occupational medicine cannot solve this problem. In order to improve the protection of the public, there is a need to extend the regulations concerning the notification of chronic hepatitis and to implement solutions for this difficult and sensible problem in Germany.

Literatur

  • 1 Schreier E, Hohne M. Hepatitis C - Epidemiologie und Prävention.  Bundesgesundheitsblatt. 2001;  44 554-561
  • 2 Hofmann F, Kralig N. Kanülenstichverletzungen im Gesundheitsdienst - Häufigkeit, Ursachen und Präventionsstrategien.  Gesundheitswesen. 2002;  64 259-266
  • 3 Berufskrankheitenverordnung (BKV) vom 31.10.1997. Bundesgesetzblatt I.  1997;  2023
  • 4 Gesetz zur Einordnung des Rechtes der gesetzlichen Unfallversicherung in das Sozialgesetzbuch (Unfallversicherungseinordnungsgesetz - UVEG) vom 7.8. 1996.  Bundesgesetzblatt I. 1996;  1254
  • 5 Verordnung zur Umsetzung von EG-Richtlinien über den Schutz der Beschäftigten gegen Gefährdungen durch biologische Arbeitsstoffe bei der Arbeit (Biostoffverordnung - BiostoffV) vom 27.1.1999.  Bundesgesetzblatt I. 1999;  50
  • 6 Gesetz zur Umsetzung der EG-Rahmenrichtlinie Arbeitsschutz und weiterer Arbeitsschutzrichtlinien (Arbeitsschutzgesetz, ArbschG) vom 7.8.1996.  Bundesgesetzblatt I. 1996;  1246
  • 7 Richtlinien des Rates der Europäischen Gemeinschaften zum Schutz der Arbeitnehmer vor der Gefährdung durch chemische, physikalische und biologische Arbeitsstoffe bei der Arbeit (80/1107/EWG) vom 27.11.1980. 
  • 8 Hauptverband der Berufsgenossenschaften .Berufsgenossenschaftliche Vorschrift für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit: Arbeitsmedizinische Vorsorge: BGV A 4 vom 1.1.1997. Köln; Carl Heymanns Verlag
  • 9 Gesetz zur Neuordnung seuchenrechtlicher Vorschriften (Seuchenrechtsneuordnungsgesetz - SeuchRNeuG) vom 20.7.2000.  Bundesgesetzblatt I. 2000;  1045
  • 10 Gesetz- und Verordnungsblatt des Landes Sachsen-Anhalt.  1997;  20 5508
  • 11 Gemeinsame Hinweise und Empfehlungen des Bundesministeriums für Gesundheit zur Prävention der nosokomialen Übertragung von Hepatitis-B-Virus und Hepatitis-C-Virus durch im Gesundheitsdienst Tätige, Entwurfsfassung. 
  • 12 Ministerium für Frauen, Jugend, Familie und Gesundheit des Landes Nordrhein-Westfalen, Erlass vom 30.7.2001, Vermeidung von HBV-, HCV- und HIV-Infektionen in Krankenhäusern. 
  • 13 Hasselhorn H M, Hofmann F. Nosokomiale Hepatitis-B-Virus-, Hepatitis-C-Virus- und HIV-Infektionen durch infektiöses medizinisches Personal.  Gesundheitswesen. 1998;  60 545-551

Dr. med. Thomas Nauert

Landesamt für Gesundheit und Arbeitssicherheit des Landes Schleswig-Holstein

Adolf-Westphal-Straße 4-6

24143 Kiel

Email: Dr.Thomas.Nauert@lgash-ki.landsh.de