Geburtshilfe Frauenheilkd 2003; 63(6): 538-545
DOI: 10.1055/s-2003-40474
Originalarbeit

Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Inanspruchnahme der Schwangerenvorsorge - ein Spiegel gesellschaftlicher Entwicklungen und Aspekte der Effizienz

Untersuchung auf der Basis der Perinatalerhebung Baden-Württemberg 1998 - 2001Utilization and Effectiveness of Prenatal Care - A Mirror of Social DevelopmentStudy Based on Perinatal Survey Data in Baden-WürttembergE. Simoes 1 , S. Kunz 2 , M. Bosing-Schwenkglenks 3 , P. Schwoerer 4 , F. W. Schmahl 5
  • 1Kompetenzcentrum Qualitätssicherung/Qualitätsmanagement (extern) der MDK-Gemeinschaft (KCQ) beim Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) Baden-Württemberg, Lahr
  • 2Kreiskrankenhaus Reutlingen, Reutlingen
  • 3Geschäftsstelle Qualitätssicherung bei der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft (GeQiK), Stuttgart
  • 4MDK Baden-Württemberg
  • 5Institut für Arbeits- und Sozialmedizin der Universität Tübingen, Tübingen
Further Information

Publication History

Eingang Manuskript: 21. Februar 2003 Eingang revidiertes Manuskript: 28. April 2003

Akzeptiert: 30. April 2003

Publication Date:
07 July 2003 (online)

Zoom Image

Zusammenfassung

Fragestellung

Wie häufig eine schwangere Frau die Vorsorge in Anspruch nimmt, hängt von vielen Faktoren ab und hat Einfluss auf die Morbidität von Mutter und Kind. Die Schwangerschaftsüberwachung ist darauf ausgerichtet, frühzeitig eine Risikoschwangerschaft zu erkennen oder auszuschließen. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund knapper Ressourcen für das Gesundheitswesen weltweit wird derzeit eine Diskussion um Bedeutung, Inhalt und Umfang standardisierter Vorsorgeprogramme geführt. Zur Inanspruchnahme und Effektivität der Vorsorge für das Bundesland Baden-Württemberg wurde daher Datenmaterial aus der landesweiten Perinatalerhebung untersucht.

Material und Methodik

Jede Schwangerschaft und Geburt, die in einer Klinik durchgeführt wird, findet Abbildung in der Perinatalerhebung. Daraus stellten die Arbeitsgruppe Perinatologie und die GeQiK fragestellungsbezogen Auszüge aus den Jahren 1998 - 2001 zur Verfügung.

Ergebnisse

Defizite bei der Inanspruchnahme der Schwangerenvorsorge treten vor allem bei Schwangerschaften mit sozialer Belastung auf, völlig unzureichende Inanspruchnahme ist in dieser Gruppe 12fach häufiger als im Gesamtkollektiv. Bei Unverheirateten und Schwangeren nicht deutscher Nationalität besteht eine rückläufige Tendenz mangelnder Inanspruchnahme. Es zeigen sich Vorteile für das mütterliche und kindliche Outcome bei einer Frequenz von über fünf Vorsorgeuntersuchungen in einer Schwangerschaft (Frühgeburtlichkeit, Verlegungsrate in die Kinderklinik, mütterliche Anämiehäufigkeit signifikant geringer).

Schlussfolgerungen

Schwangerschaften mit besonderer sozialer Belastung bedürfen spezieller Konzepte zur Erfassung dieser werdenden Mütter. Die nachweisbaren Vorteile sprechen weiterhin für eine standardisierte Vorsorge in angemessener Frequenz.

Abstract

Purpose

How frequently a pregnant women avails of prenatal care is associated with maternal and perinatal morbidity. With the background of limited health care resources worldwide, the content and structure of standardized prenatal care programs is an issue. Using a large perinatal database, utilization and results of prenatal care were studied.

Methods

We analyzed data from hospital deliveries 1998 - 2001, collected in the perinatal survey database of the German state of Baden-Württemberg.

Results

In 2001 deficient utilization of antenatal care was associated with social risk factors. Highly insufficient attendance was 12fold higher in women with social handicaps. Low utilization of antenatal care by unmarried mothers and foreigners declined between 1998 and 2001. There was evidence for better maternal and neonatal outcome with more than five prenatal examinations during the pregnancy (significant for preterm delivery, hospital admission of the newborn, and maternal anemia).

Conclusion

There is a need for programs to address especially groups with social handicaps to avail of antenatal care. The results favor continuation of standardized prenatal care programs.