Geburtshilfe Frauenheilkd 2003; 63(7): 640-647
DOI: 10.1055/s-2003-41256
Originalarbeit

Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

TVT - Sonographische Beobachtungen im Hinblick auf korrekte Lage und Funktion des TVT-Bandes unter Berücksichtigung der individuellen Urethralänge

Sonography With Regard to Urethral Length Before and After Placement of a Tension-free Vaginal TapeJ. Kociszewski 1 , S. Bagci 2
  • 1Evangelisches Krankenhaus Hagen-Haspe (Chefarzt: J. Kociszewski)
  • 2en-süd Klinikum Schwelm (Chefarzt: Dr. med. K.-H. Stellbrink)
Further Information

Publication History

Eingang Manuskript: 18. Februar 2003 Eingang revidiertes Manuskript: 23. Mai 2003

Akzeptiert: 31. Mai 2003

Publication Date:
11 August 2003 (online)

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Zusammenfassung

Fragestellung

Im Rahmen einer retrospektiven Studie untersuchten wir an 64 Patientinnen mittels Introitussonographie die Lage und Beweglichkeit des TVT-Bandes bei geheilten, gebesserten und bei als Therapieversager eingestuften Patientinnen.

Material und Methodik

Präoperativ wurden bei allen Patientinnen zur Erfassung der Inkontinenzsymptomatik eine Anamnese, eine urodynamische Untersuchung, ein 1-Stunden-Pad-Test, ein Lebensqualitätsscore, eine gynäkologische Untersuchung mit Funktionstests und eine Introitussonographie in halbsitzender Position mit voller Blase durchgeführt. Dasselbe Untersuchungsprotokoll wurde auch postoperativ bis auf die Urodynamik eingehalten. Die TVT-Implantation wurde in der Standardtechnik in Lokalanästhesie mit Analgosedierung durchgeführt. Die Nachbeobachtungszeit betrug im Schnitt 16 Monate. Die meisten Patientinnen hatten die TVT-Implantation als alleinigen Eingriff. Lediglich 8 Patientinnen erhielten einen Kombinationseingriff.

Ergebnisse

55 (85,9 %) Patientinnen waren geheilt, 6 (9,4 %) Patientinnen gebessert und 3 (4,7 %) Patientinnen wurden als Therapieversager eingestuft. Bei den geheilten und teilweise auch gebesserten Patientinnen befand sich sonographisch im Mediansagittalschnitt das TVT-Band in Ruhe an der Grenze zwischen dem äußeren zum mittleren Urethradrittel und verlief längs, d. h. parallel zur Urethra. Beim Valsalva-Manöver kam es durch die Senkung und Neigung der Harnröhre nach kaudal-dorsal zu einer „relativen Verschiebung“ des TVT-Bandes im Bezug auf die Urethra, was zur dynamischen Stabilisierung des mittleren Urethradrittels führte. Gleichzeitig beobachtete man die hufeisenförmige Formveränderung des Bandes. Bei den als Therapieversagern eingestuften Patientinnen konnte man diese Beobachtung nicht machen.

Schlussfolgerung

Aus den Ergebnissen dieser postoperativen dynamischen Untersuchungsmethode kann resultiert werden, dass die optimale Lage des TVT-Bandes in Ruhe am Übergang zwischen dem äußeren zum mittleren Drittel der Harnröhre sein muss und dass die notwendige hufeisenförmige Veränderung des Bandes unter Belastung ein Beweis für seine korrekte Anspannung ist. Ferner galt es zu zeigen, dass eine sorgfältige präoperative sonographische Diagnostik des unteren Harntraktes, unter anderem mit Messung der individuellen Harnröhrenlänge, für die Optimierung der TVT-Implantationstechnik notwendig ist.

Abstract

Purpose

We performed introital sonography on 64 patients before and after a Tension-free Vaginal Tape (TVT) operation and compared the position and mobility of the tape in cured, improved and failed patients.

Methods

Before surgery all patients underwent urodynamic testing, a 1-hour pad test, quality-of-life assessment, gynecologic examination, and introital sonography in a semisitting position with a full bladder at rest and during Valsalva. The evaluation (without urodynamics) was repeated postoperatively. The TVT operation was performed with the standard technique using local anesthesia and intravenous sedation. Eight patients had concomitant procedures and 56 underwent TVT only.

Results

After a mean follow-up of 16 months, 55 (86 %) patients were cured, 6 (9.4 %) improved, and 3 (5 %) unchanged (failed). In the cured and most of the improved patients sonography showed the tape between the outer and the middle thirds of the urethra in a longitudinal position, i.e., parallel to the urethra. During Valsalva, with descent and tilting of the urethra the tape shifted so as to support the middle third of the urethra. Simultaneously the tape assumed a more pronounced U-shape. These features were not seen in women after failed surgery.

Conclusion

These results indicate that the optimal position of a TVT at rest is between the distal and middle third of the urethra and that a correctly placed tape assumes a U shape during Valsalva. The results also suggest that careful preoperative sonography, including measurement of urethral length, helps plan surgery.