Zusammenfassung
Studienziele: Definition unterschiedlicher Fehlertypen, die von Allgemeinmedizinern erkannt werden,
Entwicklung einer international einheitlichen Fehlertaxonomie, Erprobung einer elektronischen
Methode zur Fehlererfassung in der Allgemeinpraxis.
Methode: Explorative Studie mit Allgemeinärzten in Australien, Deutschland, Großbritannien,
Kanada, Neuseeland, den Niederlanden und den USA. Softwaregestützte Erstellung anonymer
Fehlerberichte, die auf elektronischem Wege an eine zentrale Datenbank übertragen
wurden. Datenanalyse durch deutsche und internationale Untersucher.
Teilnehmer: 100 nicht-randomisiert ausgewählte Hausarztpraxen, davon 20 in Deutschland.
Ergebnisse: Insgesamt 100 Allgemeinärzte lieferten 605 Fehlerberichte. In Deutschland übermittelten
20 (von 24) Praxen 168 auswertbare Fehlerberichte. Die auf der Basis der berichteten
Fehler entwickelte Taxonomie ist fünfstellig und umfasst 172 verschiedene Fehlertypen.
Darüber hinaus konnten 137 fehlerbegünstigende Faktoren identifiziert werden. Eine
erste Auswertung der Fehlerberichte aus Deutschland ergab, dass in 80,9 % aller Fälle
Prozessfehler vorlagen und nur 19,0 % als Kenntnis- bzw. Fertigkeitsfehler einzustufen
sind. Neben Fehlern ohne direkte Schädigungswirkung wurden Fehler nahezu aller Schädigungsstufen
berichtet.
Schlussfolgerungen: Allgemeinärztinnen und Allgemeinärzte sind bereit, über eigene Fehler zu berichten.
Die elektronische Methode zur Fehlerdokumentation und -übermittlung wird akzeptiert
und ist praktikabel. Erstmals steht (vor allem für internationale Vergleiche und weitere
Studien) eine einheitliche Fehlertaxonomie für die Allgemeinmedizin zur Verfügung.
Summary
Objectives: Definition of different types of errors recognized by GPs, development of an international
error taxonomy, feasibility test of an electronic method of error collection in general
practice.
Method: Explorative study with GPs in Australia, Canada, Germany, the Netherlands, New Zealand,
the United Kingdom, and the United States. Anonymous reports were electronically transferred
to a central database. Data was analysed by German and international investigators.
Participants: 100 non-randomly selected GPs: 20 from Germany.
Results: 100 GPs reported 605 errors. In Germany, 20 (out of 24) practices transmitted 168
error reports. The taxonomy based on transmitted reports is a five-level system encompassing
172 different error types. Additionally 137 error contributing factors were identified.
The first analysis of error reports from Germany showed 80.9 % process errors and
only 19.0 % reports classified as knowledge and skills errors. Besides errors without
any harm, patient harm of nearly all kinds of severity was reported.
Conclusions: GPs are prepared to report about errors of their own. The electronic method of error
documentation and transmission was accepted and feasible. For the first time a common
error taxonomy for general practice is ready for use (especially for international
comparisons and further studies).
Schlüsselwörter
Medizinische Fehler - Patientensicherheit - Allgemeinmedizin - internationale Forschung
Key words
Medical errors - patient safety - general practice - international research