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DOI: 10.1055/s-2003-42265
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York
Reformen im Gesundheitswesen - gestern und heute
Publication History
Publication Date:
19 September 2003 (online)
Die Autoren dieses Heftes aktualisieren unser Wissen über gastrointestinale Infektionen, die zu den häufigsten Erkrankungen des Menschen gehören. Bereits die genaue Anamneseerhebung vermag die Ursache - bakteriell, viral oder parasitär bedingt - zumindest verdachtsweise zu klären.
Der großen Zahl der eher chronisch verlaufenden Infektionen des oberen Gastrointestinaltraktes mit Helicobacter pylori soll in einem späteren Heft Raum gewidmet werden. Wie bei allen akuten gastrointestinalen Infektionen spielen auch bei den mit Helicobacter pylori Infizierten hygienische Bedingungen eine entscheidende Rolle.
Max von Pettenkofer, Louis Pasteur und Robert Koch gelangen im 19. Jahrhundert grundlegende Erkenntnisse zu Ursachen, Behandlung und Vorbeugung von Infektionserkrankungen. Der erste Lehrstuhl für Hygiene wurde 1865 in München errichtet und mit Pettenkofer besetzt. Gründungsdirektor sowohl für das 1885 neu geschaffene Hygiene-Institut in Berlin als auch für das 1891 ebenfalls in Berlin eröffnete Institut für Infektionskrankheiten war Robert Koch.
1874 war das Reichsimpfgesetz in Kraft getreten, in dem die Pockenschutzimpfung mit Kälberlymphe geregelt wurde. Bereits im Dezember 1802 war in Berlin das erste staatliche Impfinstitut gegründet worden, dessen Nachfolger das heutige Institut für Tropenmedizin ist - dem die Autoren T. Jelinek, M. Günther, O. Wichmann angehören. In der Festschrift zum 200-jährigen Bestehen dieses Instituts wird erwähnt: »König Friedrich Wilhelm III. und seine Frau Luise ließen die jüngeren ihrer zehn Kinder mit Kuhpockenlymphe impfen. Zu den ersten vakzinierten Berlinern gehörten somit der spätere König Friedrich Wilhelm IV. und der spätere Kaiser Wilhelm I.«.
Wie im 19. Jahrhundert sind Reformen im Gesundheitswesen auch heutzutage dringend notwendig. Ob allerdings die Entscheidung von Rostock und Köln, den umfassend ausgebildeten »Internisten« zu Grabe zu tragen sinnvoll ist, wird die Zukunft zeigen. Damit werden wir Ärzte für Innere und Allgemeinmedizin mit kürzeren Ausbildungszeiten in Praxen und Kliniken senden - gleiches gilt für Spezialisten.
Das große, nicht spezialisierte Fach »Innere Medizin» wird verloren gehen. Der Begriff »ärztliche Kunst«, das Integral aus Wissen, Erfahrung und Beobachtung ist im Sozialgesetzbuch durch »medizinische Wissenschaft« ersetzt worden. Gleichgültig, wie er sich nennt, ob Allgemeinmediziner oder hausärztlich tätiger Internist, er sollte die »ärztliche Kunst« beherrschen. Für den Patienten sollte er der Hausarzt seiner Wahl und seines Vertrauens, und nicht nur seiner Wohngegend sein.
Priv.-Doz. Dr. med. Ursula Marsch-Ziegler
St.-Gertrauden-Krankenhaus Innere Abteilung Schwerpunkt Gastroenterologie
Paretzer Straße 11
10713 Berlin