Zusammenfassung
Hintergrund: In einer früheren Studie wurde bei Patienten mit einer arteriellen Hypertonie unterschiedlichen Schweregrades eine deutliche Farbsinnstörung, jedoch ohne eine spezielle Farbachsenlage, nachgewiesen [10 ]. Dies führte zu der Annahme, dass die Farbsinnprüfung als funktioneller Frühhinweis auf eine Retinopathia hypertensiva im Sinne eines Endorganschadens verstanden werden kann. Ziel dieser Folgestudie war es zu überprüfen, ob sich diese Annahme auf die Weiß-Weiß-Perimetrie übertragen lässt. Zusätzlich sollte überprüft werden, ob das Ausmaß einer Gesichtsfeldstörung durch eine unterschiedlich gute therapeutische Einstellung der Blutdruckwerte beeinflusst wird. Material und Methoden: Es wurden 62 Patienten (w : m = 33 : 29) mit einer arteriellen Hypertonie ohne Endorganschäden in die Studie eingeschlossen und nach ihrem therapeutisch erreichten Blutdruck in der Langzeitmessung in drei Gruppen unterteilt: Gruppe 1: systolischer/diastolischer Blutdruck: 120 - 139/80 - 89 mm Hg (n = 18, w : m = 14 : 4, Durchschnittsalter 55 ± 12,5 Jahre), Gruppe 2: systolischer/diastolischer Blutdruck: 140 - 159/90 - 99 mm Hg (n = 24, w : m = 9 : 15, Durchschnittsalter 55 ± 12 Jahre), Gruppe 3: systolischer/diastolischer Blutdruck: 160 - 179/100 - 109 mm Hg (n = 20, w : m = 10 : 10, Durchschnittsalter 55 ± 12 Jahre). Sie wurden verglichen mit altersgematchten systemisch und ophthalmologisch gesunden Kontrollen: systolischer/diastolischer Blutdruck < 120/80 mm Hg (n = 20; w : m = 12 : 8). Als Ausschlusskriterien galten Augen- und Allgemeinerkrankungen. Neben dem ophthalmologischen Status (Sehschärfe, Refraktion, Augeninnendruck, Cup-/Disk-Ratio, Fundus) wurde eine Gesichtsfeldprüfung mittels Weiß-Weiß-Perimetrie mit dem Octopus 1-2-3, Firma Interzeag, Programm G1, durchgeführt. Folgende Indizes wurden statistisch ausgewertet: der mittlere Defekt (MD), die mittlere Empfindlichkeit (MS), die Verlustvarianz (LV), die Standardabweichung zum mittleren Defekt (PSD) und die Testdauer. Die statistische Auswertung erfolgte mit SPSS 11.0 mit dem Mann-Whitney-U- und dem Wilcoxon-Test als nichtparametrische Tests. Ergebnisse: Die ophthalmologischen Untersuchungen zeigten bei 10 Hypertoniepatienten einen Fundus hypertonicus Grad I - II. Es fanden sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den Indizes der Hypertoniegruppen und den Kontrollen (Mann-Whitney-U-Test, p > 0,05). Auch untereinander ergaben sich bei den drei Hypertoniegruppen keine signifikanten Unterschiede (Mann-Whitney-U-Test, p > 0,05). Schlussfolgerungen: Die Gesichtsfelduntersuchung mit dem Octopus 1-2-3 erfolgt auf der Basis der Prüfung des parvozellulären Ganglienzellsystems. Eine arterielle Hypertonie scheint dieses entweder nicht selektiv oder nicht ausreichend zu schädigen, um eine Störung mit der Weiß-Weiß-Perimetrie erfassen zu können. In einer folgenden Studie wird bereits überprüft, ob die Frequenzverdopplungsperimetrie, welche das magnozelluläre Ganglienzellsystem prüft, sensitiver für den Nachweis eines frühfunktionalen Hypertonieschadens am Auge ist.
Abstract
Background: The aim of this study was to investigate the quantitative changes of visual field in patients with arterial hypertension using standard white-on-white perimetry. Materials and methods: Sixty-two patients (f : m = 33 : 29) with arterial hypertension without damage in end-organs were included and devided into three groups: Group 1: systolic/diastolic blood pressure: 120 - 139/80 - 89 mm Hg (n = 18, f : m = 14 : 4, mean age 55 ± 13 years), group 2: systolic/diastolic blood pressure: 140 - 159/90 - 99 mm Hg (n = 24; f : m = 9 : 15, mean age 55 ± 12 years), group 3: systolic/diastolic blood pressure: 160 - 179/100 - 109 mm Hg (n = 20; f : m = 10 : 10, mean age 55 ± 12 years). We compared these patients with an ophthalmological and healthy control group (systolic/diastolic blood pressure < 120/80 mm Hg, n = 20, f:m = 12 : 8, mean age 55 ± 9 years). Beside the ophthalmological examinations (visual acuity, refraction, intraocular pressure, slit lamp and fundus examination) quantitative analysis of visual field by Octopus 1-2-3 perimeter was performed. Different parameters (mean deviation (MD), mean sensitivity (MS), loss variance (LV), pattern standard deviation (PSD) and the test-duration) were statistically compared using the Mann-Whitney-U test and the Wilcoxon test. Results: Hypertensive retinopathy grade I - II was found in 10 patients with arterial hypertension. Statistic analysis showed no significant difference of MD, MS, LV, PSD and test duration between the patients with arterial hypertension and the control group (Mann-Whitney-U test: p > 0.05). There was also no significant difference between the three hypertonic groups (Mann-Whitney-U test: p > 0.05). Conclusions: The examination of visual field using standard achromatic automated perimetry based on investigation of the parvocellular system. Arterial hypertension, however, does not damage this parvocellular system enough to assess disturbances in the white-on-white perimetry. Further studies are necessary to clarify the value of Frequency Doubling Perimetry, which is based on the detection of early damage of the magnocellular system.
Schlüsselwörter
Gesichtsfeld - arterielle Hypertonie
Key words
Visual field - arterial hypertension