Aktuelle Neurologie 2003; 30(9): 469
DOI: 10.1055/s-2003-43430
Nachruf
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Nachruf auf Prof. Dr. med. Georg Becker, 1961 - 2003

Georg Becker, M. D., 1961 - 2003H.  Reichmann
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Publication Date:
06 November 2003 (online)

Prof. Dr. med. Georg Becker

Am 5. August 2003 verstarb im Rahmen eines tragischen Sportunfalles Herr Prof. Dr. med. Georg Becker, Direktor der Neurologischen Klinik und Poliklinik der Universität des Saarlandes in Homburg. Wir verlieren mit Georg Becker einen guten Freund und wichtiges Mitglied in der Deutschen Parkinson-Gesellschaft und dem Kompetenz-Netzwerk Parkinson. Sein Tod trifft insbesondere seine aufstrebende Klinik in Homburg, die er mit großem persönlichen Einsatz, visionären Gedanken, persönlicher Integrität und größtem Enthusiasmus auf Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft vorbereiten wollte. Es ist ihm in der nur kurz verbliebenen Zeit gelungen, Schwerpunkte wie die extrapyramidal-motorischen Erkrankungen, zerebrovaskulären Erkrankungen und immunologisch bedingten Erkrankungen personell und strukturell zu untersetzen. Dieses kostbare Gut muss jetzt tragischerweise in andere verantwortungsvolle Hände gelegt werden.

Georg Becker wurde am 12. Mai 1961 in Bad Homburg als drittes von neun Kindern geboren und wusste schon sehr früh, dass er Arzt werden will. Er studierte Humanmedizin an den Universitäten Kiel und Würzburg und kam dann 1988 an die Neurologische Universitätsklinik nach Würzburg. 1995 habilitierte er sich zu seinem Spezialthema der transkraniellen Sonographie und wurde zu einem Pionier im Feld der sonographischen Parenchymdarstellung. Bereits mit 39 Jahren bekam er den Ruf nach Homburg Saar, wo er seine Arbeit im April 2001 aufnahm.

Wie oben schon erwähnt gelang es Georg Becker, nach vielen initialen Widerständen der wissenschaftlichen Gemeinde, für seine Vision der sonographischen Parenchymdarstellung des Gehirnes bei Erkrankungen wie Morbus Parkinson, Depression, Hirntumoren und vieles mehr Akzeptanz und Begeisterung zu wecken. Wer mit ihm arbeitete realisierte rasch, dass er es mit einem äußerst gewissenhaften, phantasiebegabten, bescheidenen, aber in der Sache doch bestimmten Kollegen zu tun hatte. Georg Becker verstand es, andere mit seiner Begeisterung für Neurologie und Sonographie anzustecken, was nicht nur für die Mitarbeiter, sondern auch für Doktoranden und Studenten im weitesten Sinne galt. Wir Parkinson-Spezialisten haben in ihm den Kollegen verloren, der uns überzeugend darlegte, dass die sonographische Untersuchung der Substantia nigra ein wertvolles diagnostisches Kriterium bei der Abklärung und Diagnosefindung bei Patienten mit Parkinson-Syndromen darstellt. Georg Becker hat über 80 wissenschaftliche Publikationen, viele Buchartikel und viele Reviewartikel verfasst. Er war Mitglied in nationalen und internationalen wissenschaftlichen Gesellschaften wie z. B. der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, der Deutschen Parkinson-Gesellschaft, der Gesellschaft für Sonographie, der Gesellschaft für Neurophysiologie und der American Academy of Neurology.

Georg Becker war für viele von uns ein treuer Freund, der zu allem eine ehrliche und offene Meinung äußerte, gut gemeinte und kluge Ratschläge und Anleitungen gab und stets für neue interessante wissenschaftliche Projekte zu begeistern war. So sinnlos die Frage ist, warum wir einen unserer besten und feinsten Kollegen verloren haben, so muss es doch erlaubt sein darauf hinzuweisen, dass Prof. Becker ein über jeden Zweifel erhabener Mensch und Freund für viele von uns war. Unsere Sympathie und Mitgefühl gelten vor allem seiner Frau und seinen zwei Söhnen, von denen die, die ihm näher standen wissen, dass sie an erster Stelle in seinem Leben und seinen Überlegungen standen. Es wird unsere Pflicht und ehrenvolle Aufgabe sein, die von Prof. Becker angestoßenen wissenschaftlichen Überlegungen zur Parenchymsonographie konsequent und mit großem Ernst und Engagement weiterzutreiben.

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