Aktuelle Neurologie 2004; 31(3): 140-147
DOI: 10.1055/s-2003-814875
Qualitätsmanagement in der Neurologie
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Auswirkungen des DRG-Katalogs 2004 auf die Eingruppierung der Stroke-Unit- und Schlaganfallbehandlung

Effects of German DRG 2004 on Grouping of Stroke CareV.  Ziegler1 , U.  Kießecker2 , S.  Achner2 , S.  Drösler3 , B.  Griewing1
  • 1Neurologische Klinik
  • 2Pflegesatzreferat, Rhön-Klinikum, Bad Neustadt/Saale
  • 3Fachbereich Wirtschaftsingenieurwesen und Gesundheitswesen, Hochschule Niederrhein
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Publication Date:
06 April 2004 (online)

Zusammenfassung

Einleitung: Die Einführung des neuen Vergütungssystems auf der Basis von DRG ist vorangeschritten. Das Kalkulationsverfahren 2004 auf der Basis der Gesamtjahresdaten 2002 ist abgeschlossen. Umfangreiche Änderungen der ICD-10-GM 2004 und des OPS-301 2004 sowie der Definition der G-DRG wurden umgesetzt. Im Vergleich zum G-DRG-System Version 1.0 liefert das G-DRG-System 2004 deutlich andere Gruppierungsergebnisse deren Auswirkungen nicht exakt abschätzbar sind. Anhand einer Stichprobe sollen diese Auswirkungen überprüft werden. Methode: Zur Erfassung kamen 100 Patienten, die in unserer Klinik im Jahr 2003 über die Stroke Unit stationär aufgenommen und entlassen wurden. Die klinischen Daten wurden mit dem zertifizierten Grouper 2003, dem Übergangsgrouper 2003/2004, dem Grouper 2004 und in einem weiteren Schritt nach einer Nachkodierung der klinischen Patientendatensätze (Anpassung an die geänderten Patientenklassifikationssysteme ICD-10-GM 2004 und OPS-301 2004) auch mit dem zertifizierten Grouper 2004 gruppiert. Ergebnisse: Für die Basis-DRG B69 (TIA) zeigte die Stichprobe eine unveränderte Schweregradbewertung (PCCL). Innerhalb der Basis-DRG B70 (Schlaganfall) ergaben sich erhebliche Verschiebungen (Auf- und Abwertungen der Bewertungsrelationen). Die DRG B70A mit dem höchsten Ressourcenaufwand wurde weniger häufig gruppiert als die übrigen DRG dieser Basis-DRG mit niedrigerem Ressourcenaufwand. Dieser Effekt ist auf Änderungen im Definitionshandbuch zurückzuführen. Die Tabelle der Nebendiagnosen, die „komplexe Diagnosen” für die DRG B70A beschrieben, wurde im G-DRG-System 2004 gestrichen. Die PCCL-Zuordnung basiert nunmehr ausschließlich auf der Bewertung der CC-Werte der Symptomdiagnosen. Die zerebrale Ischämie ist nicht in der Tabelle der komplexen Diagnosen für die DRG B42A (Frührehabilitation bei Krankheiten und Störungen des Nervensystems mit äußerst schweren CC mit komplexer Diagnose) erfasst, so dass betreffende Patienten in die B42B oder B42C gruppiert werden. Der OPS-Kode Frührehabilitation für die Kurzzeitbehandlung (8 - 551.0) steuert die Basis-DRG B70 (Schlaganfall) und nicht die B42 (Frührehabilitation bei Krankheiten und Störungen des Nervensystems) an. Dies ist auch der einzige Unterschied des Übergangsgroupers 2003/2004 im Vergleich mit den nachkodierten Daten und des Groupers 2004. Schlussfolgerung: Auf Basis dieser Studie können Vorschläge zur Weiterentwicklung der Fallpauschalenvergütung erarbeitet werden. Eine Budgeteinschätzung für das Jahr 2004 mit den Grouperversionen 2004 auf Basis der klinischen Daten 2003 ist ohne Nachkodierung nicht zu empfehlen. Auch der Übergangsgrouper ergibt Abweichungen. Die vorliegende Arbeit zeigt erste Trends und Probleme für das Jahr 2004 auf, weitere Analysen sind dringend notwendig.

Abstract

Background: The introduction of the new funding-system based on DRG is in progress. The calculation of the cost weights for 2004 based on hospital data of the year 2002 is completed. Extensive changes of ICD-10-GM 2004 , OPS-301 2004 and definitions of G-DRG were made. Compared to the G-DRG-System Version 1.0 the grouping of the data with the new G-DRG-System 2004 shows different results. The effects of these results may not be estimated exactly. They will be inspected with this study. Method: The sample includes 100 inpatient cases, who were treated in the stroke unit (admission and discharge) in the year 2003. The clinical data was grouped with the certificated grouper version 2003, the interim-grouper 2003/2004, the certified grouper version 2004 and, after recoding in accordance to the new classification-systems ICD-10-GM 2004 and OPS-301 2004, the data were again grouped with the grouper version 2004. Results: For the adjacent DRG B69 (TIA) the sample showed the same PCCL. Within the adjacent DRG B70 (cerebral apoplexy) we had considerable movement (revaluation and devaluation in cost weights). The DRG B70A with the highest resource consumption was less frequently grouped than the other DRG of this adjacent DRG with lower resource consumption. This effect is due to changes in the definitions manual. The table for additional diagnoses, referring complicating diagnoses, is cancelled in the G-DRG-system 2004. The PCCL-assignment there is now based on CC-values of all additional diagnoses. For DRG B42A (rehabilitation for diseases and disorders of the nervous system with catastrophic CC and complex diagnosis) cerebral ischemia is not included in the table „complex diagnosis”. Patients with this diagnosis are grouped in the DRG B42B or B42C. The procedure-code for rehabilitation short-term treatment (8 - 551.0) does not trigger DRG B42 (rehabilitation for diseases and disorders of the nervous system). Conclusion: On the basis of this sample, suggestions on development of the G-DRG-System may be given. Estimation of the budget for the year 2004 with the grouper versions 2004 based on clinical data 2003 is not recommended without recoding of clinical data. Also the interim-grouper 2003/2004 brings different results. This study shows trends and problems with the G-DRG-System 2004. Further analyses is urgently recommended.

Literatur

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  • 5 German Diagnosis Related Groups .Version 2003/2004. Definitions-Handbuch, Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus gGmbH (InEK). Siegburg, Germany; InEK 2003
  • 6 krankenhaus umschau (Hrsg) .ku-Sonderheft KFPV 2004. Kulmbach; Baumann Fachverlag 2004
  • 7 Abschlussbericht zur Weiterentwicklung des G-DRG-Systems für das Jahr 2004 Band I und II. InEK gGmbH 2003

Dr. med. Volker Ziegler

Neurologische Klinik · Rhön-Klinikum AG

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