Z Gastroenterol 2004; 42(10): 1256-1263
DOI: 10.1055/s-2004-813567
Mitteilungen der ÖGGH

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Infliximab in der Therapie des Morbus Crohn - ein praktischer Leitfaden

Infliximab und Morbus Crohn - Konsensuspapier der Arbeitsgruppe Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen der ÖGGHInfliximab in the Treatment of Crohn's Disease - a Practical Approach Consensus Statement of the Working Group on Chronic Inflammatory Crohn's Diseases of the ÖGGHH. Tilg1 , P. Knoflach2 , W. Petritsch3 , H. Vogelsang4 , W. Reinisch4
  • 1Krankenhaus Hall i.T., Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Innsbruck, Hall i.T., Österreich
  • 2AKH Wels, I. Interne Abteilung, Wels, Österreich
  • 3Medizinische Univ.-Klinik Graz, Klinische Abteilung f. Gastroenterologie und Hepatologie, Graz, Österreich
  • 4AKH Wien, Univ.-Klinik f. Innere Medizin IV, Wien, Österreich
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
27. Oktober 2004 (online)

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Zusammenfassung

Infliximab ist ein chimärer, monoklonaler Antikörper gegen Tumor Nekrose Faktor-alpha (TNF-α), der die Therapiestrategien chronisch entzündlicher Erkrankungen, wie Morbus Crohn (MC), rheumatoider Arthritis oder Morbus Bechterew, maßgeblich verändert hat. Bei luminalem Befall eines MC ist Infliximab sowohl in der Akuttherapie von Patienten, welche auf konventionelle Therapien inklusive Immunsuppressiva refraktär sind, als auch bei deren Erhaltungstherapie in ca. 50 % erfolgreich. Zudem konnte auch eine Wirkung bei perianalen Fisteln belegt werden, so dass Infliximab einen fixen Platz in den Therapiealgorithmen dieser Erkrankung erworben hat. Neben der therapeutischen Effizienz ist diese moderne Antikörpertherapie auch durch ein immer klarer werdendes Nebenwirkungsprofil charakterisiert. Akute Infusionsreaktionen treten während oder kurz nach einer intravenösen Applikation auf und sind charakterisiert durch Schüttelfrost, Fieber, Übelkeit, Dyspnoe und Kopfschmerz. Mit einer Verlangsamung der Infusionsgeschwindigkeit lässt sich dieser Umstand oft korrigieren. Verspätete Nebenwirkungen (NW) (3 - 12 Tage) präsentieren sich klinisch ähnlich wie eine Serumkrankheit als Myalgien, Arthralgien, Fieber, Urtikaria, Exanthem, Lid- und Lippenödem, und Dysphagie und sind rasch reversibel. Diese NW sind vermutlich immunologisch bedingt und verschiedene Maßnahmen können diese NW reduzieren: begleitende immunsuppressive Therapie, Steroidgabe und regelmäßige Intervalle der Administration von Infliximab (alle 8 bis 12 Wochen). Infliximab zeigt immunsuppressive NW wie viele andere antiinflammatorische bzw. immunmodulierende Substanzen, wobei besonders die seltene Neigung zu Tuberkulosereaktivierung neben anderen vor allem bakteriellen Infekten zu erwähnen ist und Einzelfälle von letal verlaufender Sepsis beschrieben wurden. Des Weiteren treten häufig Autoantikörper auf, deren Krankheitswert eher gering erscheint. Eine vermehrte Rate an Malignomen konnte unter dieser Therapie bisher nicht nachgewiesen werden. Zusammenfassend stellt Infliximab eine wirksame zusätzliche Therapieoption für den MC dar; der professionelle Umgang mit dieser potenten, innovativen Substanz erfordert allerdings das nötige Fachwissen, um das Nutzen-Risiko-Profil gut abschätzen zu können.

Literatur

Prim. Univ.-Prof. Dr. Herbert Tilg

Abteilung Innere Medizin, Krankenhaus Hall i. T., Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Innsbruck

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