Einleitung
Einleitung
Kontaktallergien gegen Textilfarben sind im Vergleich zu ihrer weiten Verbreitung
eher selten. Hatch und Maibach fassten Prävalenzstudien bei Epikutantestpatienten
zusammen, wobei in Abhängigkeit vom Patientengut die Sensibilisierungsquoten gegen
Textilfarben zwischen 0 und 5,8 % der konsekutiv Getesteten lagen [1]. Am häufigsten werden Typ-IV-Sensibilisierungen gegen Dispersionsfarbstoffe beschrieben,
die für die Färbung von synthetischen und gemischten Fasern verwendet werden [1]
[2]
[3]
[4]. Weitaus seltener sind Sensibilisierungen gegen Nicht-Dispersionsfarbstoffe [5]
[6].
Durch Textilfarbenallergien ausgelöste Kontaktekzeme manifestieren sich meist in den
großen Beugen, im Nacken und an den Oberschenkeln, also an den Körperstellen, die
in besonders intensiven Kontakt mit der Bekleidung kommen [3]
[7]
[8]
[9]
[10]
[11].
Ziel der vorliegenden Studie war es, das Allergenspektrum und insbesondere die Häufigkeit
von Kontaktallergien gegen Textilfarben bei Patienten, die unter dem Verdacht auf
eine Textilallergie epikutan getestet wurden, zu identifizieren. Darüber hinaus wurde
die Tauglichkeit von p-Phenylendiamin und p-Aminoazobenzol als Indikatorallergene
bei Textilfarbenallergie überprüft.
Material und Methoden
Material und Methoden
Für die vorliegende Arbeit wurden die Daten von 46 250 Patienten ausgewertet, die
in 37 dem IVDK [12, www.ivdk.org] angeschlossenen dermatologischen Abteilungen in
den Jahren 1998 bis 2002 getestet wurden. Bei 1137 dieser Patienten (2,5 %) wurde
die Epikutantestung unter dem Verdacht auf eine Kontaktallergie gegen Textilien vorgenommen.
Die Daten dieser Patienten wurden im Vergleich zu denen der übrigen 45 113 Patienten
(Kontrollgruppe) analysiert.
Die Durchführung der Epikutantestungen und die Dokumentation der Testreaktionen erfolgten
gemäß den Leitlinien der Deutschen Kontaktallergie-Gruppe (DKG) [13]. Die Expositionsdauer des Epikutantests betrug 48 Stunden bei 30 648 Patienten (66,3
% der Getesteten) und 24 Stunden bei 15 602 Patienten (33,7 %). Die Testsubstanzen
wurden im Allgemeinen von der Firma Hermal, Reinbek, beschafft. Lediglich in einer
Klinik (276 Patienten) wurde für die Standardreihe der TRUE-Test®, Pharmacia & Upjohn,
Hilleröd, Dänemark, eingesetzt. Die Testsubstanzen „Dispers Blau 106” und „Dispers
Blau 124” stammten von Chemotechnique, Malmö, Schweden.
Die statistische Auswertung erfolgte in der Zentrale des IVDK an der Universität Göttingen
unter Verwendung des Programmpaketes SAS, Version 8.02 (SAS Institute, Cary, NC, USA).
Alle Auswertungen basieren auf den Testreaktionen an Tag 3. Die Berechnung alters-
und geschlechtsstandardisierter Reaktionsquoten erfolgte nach den Kriterien von PAFS
[14]. Häufigkeitsunterschiede bestimmter Merkmale in den disjunkten Subgruppen wurden
mit dem exakten Test von Fisher auf statistische Signifikanz geprüft, wobei ein p-Wert
von < 0,05 als Signifikanzgrenze angenommen wurde. Die Quantifizierung der Assoziation
bestimmter Merkmale erfolgte durch die Berechnung von Cohen’s kappa.
Ergebnisse
Ergebnisse
Im Laufe der Jahre 1998 bis 2002 variierte der Anteil von Patienten, die wegen des
Verdachtes auf eine Textilallergie getestet wurden, zwischen 2,2 und 2,7 %, ohne dass
dabei eine Tendenz zur Zu- oder Abnahme erkennbar war.
Eine Beschreibung der Testpopulation und der Kontrollgruppe mithilfe des MOAHLFA-Indexes
[14] ist in Tab. [1] wiedergegeben. Außerdem ist dort angegeben, wie viele Patienten in beiden Gruppen
an Ulcus cruris bzw. Stauungsdermatitis bei chronisch-venöser Insuffizienz (CVI) und
wie viele an Fußekzem litten. Aufgrund des großen Umfanges der Stichproben unterscheiden
sich die Häufigkeiten sämtlicher hier aufgeführter Merkmale signifikant. Am auffälligsten
ist der Unterschied in der Altersstruktur; der Anteil von Patienten im Alter von 40
Jahren und mehr ist in der Gruppe mit Verdacht auf Textilallergie deutlich geringer
(56,3 vs. 63,7 %). Dass die Anteile von Patienten mit Berufsdermatosen, Handekzem
oder Gesichtsekzem ebenfalls reduziert sind, ist auf die spezielle Testindikation
„V. a. Textilallergie” in dieser Gruppe zurückzuführen. Die differenzierte Betrachtung
der Tabelle zeigt, dass die erhöhte Quote an Beinekzemen bei den Patienten mit Textildermatitis
wie eingangs erwähnt auf den intensiven Hautkontakt mit den Textilien im Bereich der
Oberschenkel zurückzuführen ist, und nicht etwa auf einen höheren Anteil von Patienten
mit CVI.
Tab. 1 MOAHLFA-Index sowie Häufigkeit von Ulcus cruris bzw. Stauungsdermatitis bei chronisch-venöser
Insuffizienz (CVI) und Häufigkeit von Fußekzemen bei Pat. mit bzw. ohne V.a. Textilallergie
|
|
V.a. Textilallergie (n = 1137) |
|
andere (n = 45 113) |
|
|
|
Anzahl |
Prozent |
Anzahl |
Prozent |
| männlich |
M |
471 |
41,4 |
16 993 |
37,7 |
| Berufsdermatose |
O |
110 |
9,7 |
6241 |
13,8 |
| atopische Dermatitis |
A |
213 |
18,7 |
7340 |
16,3 |
| Hand-Dermatitis |
H |
220 |
19,3 |
11 842 |
26,2 |
| Bein-Dermatitis |
L |
136 |
12,0 |
4573 |
10,1 |
| Gesichts-Dermatitis |
F |
85 |
7,5 |
6329 |
14,0 |
| Alter mind. 40 Jahre |
A |
640 |
56,3 |
28 727 |
63,7 |
| Ulcus cruris / CVI |
|
28 |
2,5 |
3205 |
7,1 |
| Fußekzem |
|
77 |
6,8 |
1116 |
2,5 |
Beim Vergleich der so genannten „Allergen-Hitlisten”, also der Reaktionsquoten auf
die häufigsten Allergene, ergeben sich bei den Patienten mit Verdacht auf Textilallergie
erhöhte Reaktionsquoten auf zwei Allergene, nämlich Kaliumdichromat (unadjustiert
6,6 vs. 4,4 % positive Reaktionen; alters- und geschlechtsstandardisiert 6,5 vs. 4,2
%) und p-Phenylendiamin (unadjustiert 4,8 vs. 4,2 %; alters- und geschlechtsstandardisiert
4,7 vs. 4,1 %). Es ist jedoch nur der Unterschied bei Kaliumdichromat statistisch
signifikant (p < 0,0001). Auf drei Allergene ergaben sich bei den Patienten mit Verdacht
auf Textilallergie erniedrigte Reaktionsquoten (sowohl unadjustiert als auch alters-
und geschlechtsstandardisiert). Dies waren: Perubalsam (standardisiert 7,8 vs. 9,3
%), Wollwachsalkohole (standardisiert 2,6 vs. 4,4 %) und Amerchol L 101 (standardisiert
3,0 vs. 5,4 %). Bei allen übrigen Allergenen der Standardreihe differierten sowohl
die unadjustierten als auch die alters- und geschlechtsstandardisierten Reaktionsquoten
lediglich im Bereich von unter einem Prozent (Daten nicht im Detail gezeigt).
Die DKG-Testreihe „Textilfarbstoffe” wurde im Untersuchungszeitraum dreimal in ihrer
Zusammensetzung geändert. Im Juni 1999 wurden die einzelnen Testsubstanzen Dispers
Blau 106 und Dispers Blau 124 aus der Testreihe entfernt; die Testungen mit dem Mix
aus beiden Farbstoffen („Dispersionsblau-Mix 124/106” von Hermal, hier bezeichnet
als „Dispers Blau 106/124”) wurden fortgeführt. Im Dezember 2001 wurde die Reihe um
einige Farbstoffe erweitert, so dass ein größeres Spektrum von Textil- und Lederfarbstoffen
abgedeckt wurde. Diesem Umstand wurde auch durch eine Namensänderung Rechnung getragen.
Insgesamt wurde die Testreihe bei 696 der 1137 Patienten mit Verdacht auf Textilallergie
überprüft. Die Testergebnisse sind in Tab. [2] zusammengestellt. In dieser Tabelle sind außerdem die Testreaktionen auf p-Phenylendiamin
aufgeführt, die bei den mit dieser DKG-Testreihe getesteten Patienten beobachtet wurden.
Am häufigsten ergaben sich Reaktionen auf p-Aminoazobenzol (9,1 %), gefolgt von Dispers
Blau 106/124 (7,7 %). Die beiden einzelnen Bestandteile dieses Mixes führten mit ähnlicher
Häufigkeit zu positiven Reaktionen (7,2 bzw. 6,5 %). Dispers Orange 3, das während
des gesamten Untersuchungszeitraumes in der Testreihe enthalten war, löste bei 3,4
% der Getesteten allergische Reaktionen aus. Alle anderen Farbstoffe führten bei weniger
als 2 % der Patienten zu positiven Reaktionen.
Tab. 2 696 Pat. mit V. a. Textilallergie, Reaktionen auf die DKG-Testreihe „Textilfarben”
(Nr. 24) und p-Phenylendiamin
| Substanz |
Azo-Farbstoff? |
Testkonzentration (in Vaseline) |
Anzahl Getestete |
Reaktionen an Tag 3 |
% positive Reaktionen |
|
|
|
|
neg |
? |
f |
+ |
++ |
+++ |
ir |
|
| p-Aminoazobenzol (CI 11 000) |
|
1,00 % |
243 |
216 |
4 |
0 |
11 |
10 |
1 |
1 |
9,1 |
| Dispers Blau 106/124 |
ja |
1,00 % |
659 |
594 |
13 |
0 |
21 |
20 |
10 |
1 |
7,7 |
| Dispers Blau 106 |
ja |
1,00 % |
263 |
238 |
4 |
1 |
11 |
5 |
3 |
1 |
7,2 |
| Dispers Blau 124 |
ja |
1,00 % |
263 |
242 |
3 |
0 |
9 |
5 |
3 |
1 |
6,5 |
| Dispers Orange 3 (CI 11 005) |
ja |
1,00 % |
680 |
652 |
5 |
0 |
12 |
8 |
3 |
0 |
3,4 |
| Dispers Rot 17 (CI 11 210) |
ja |
1,00 % |
680 |
654 |
11 |
1 |
9 |
3 |
1 |
1 |
1,9 |
| Dispers Blau 1 |
|
1,00 % |
530 |
518 |
2 |
0 |
6 |
2 |
1 |
1 |
1,7 |
| Dispers Gelb 3 (CI 11 855) |
ja |
1,00 % |
679 |
665 |
4 |
1 |
8 |
1 |
0 |
0 |
1,3 |
| Dispers Rot 1 (CI 11 110) |
ja |
1,00 % |
680 |
660 |
9 |
1 |
5 |
4 |
0 |
1 |
1,3 |
| Acid Yellow 36 (CI 13 065) |
ja |
1,00 % |
186 |
183 |
1 |
0 |
2 |
0 |
0 |
0 |
1,1 |
| Bismark Brown R |
ja |
0,50 % |
186 |
183 |
0 |
0 |
1 |
0 |
1 |
1 |
1,1 |
| Dispers Rot 11 (CI 62 015) |
|
1,00 % |
121 |
120 |
0 |
0 |
0 |
0 |
1 |
0 |
0,8 |
| Dispers Gelb 9 (CI 10 375) |
|
1,00 % |
195 |
193 |
1 |
0 |
0 |
0 |
1 |
0 |
0,5 |
| Dispers Blau 3 (CI 61 505) |
|
1,00 % |
680 |
676 |
1 |
0 |
3 |
0 |
0 |
0 |
0,4 |
| Naphthol AS (CI 37 505) |
|
1,00 % |
681 |
676 |
2 |
0 |
2 |
1 |
0 |
0 |
0,4 |
| p-Phenylendiamin (CI 76 060) |
|
1,00 % |
644 |
605 |
10 |
0 |
17 |
7 |
4 |
1 |
4,3 |
Bei etlichen der in dieser DKG-Testreihe enthaltenen Substanzen handelt es sich um
Azofarbstoffe, also um so genannte „Para-Stoffe” im weitesten Sinne. Die Substanz
p-Aminoazobenzol, die selbst nicht als Farbstoff eingesetzt wird, wird bei der Epikutantestung
als Marker für eine Sensibilisierung gegen Azofarbstoffe angesehen. Anhand der vorliegenden
Daten wurde überprüft, wie häufig positive Reaktionen auf die in der Testreihe enthaltenen
Azofarbstoffe mit positiven Reaktionen auf p-Aminoazobenzol korrelieren. Außerdem
wurde untersucht, wie häufig Konkordanzen zwischen positiven Reaktionen auf das in
der Standardreihe enthaltene p-Phenylendiamin und die in der Textilfarbenreihe enthaltenen
Azofarbstoffe auftreten. Das Ergebnis dieser Analyse ist in Tab. [3] dargestellt. Lediglich zwischen p-Aminoazobenzol und Dispers Orange 3 ergibt sich
eine substanzielle Übereinstimmung (kappa = 0,69). Zwischen p-Phenylendiamin und Dispers
Orange 3 besteht eine mäßige Konkordanz (kappa = 0,40). Für zwei weitere Paarungen
konnten geringe Konkordanzen festgestellt werden, nämlich: p-Aminoazobenzol/Dispers
Rot 17 (kappa = 0,19), p-Phenylendiamin/Acid Yellow 36 (kappa = 0,15). In allen übrigen
Fällen war praktisch keine Übereinstimmung vorhanden. Dagegen war die Konkordanz positiver
Reaktionen auf p-Phenylendiamin und p-Aminoazobenzol sehr deutlich (Cohen’s kappa
0,67; 95 % Konfidenzintervall 0,47 - 0,87).
Tab. 3 Konkordanz zwischen positiven Reaktionen auf Azofarbstoffe einerseits und p-Phenylendiamin
bzw. p-Aminoazobenzol andererseits bei 696 Pat. mit V. a. Textil-Allergie, bei denen
die DKG-Testreihe „Textilfarben” (Nr. 24) überprüft wurde, quantifiziert mit Cohen’s
kappa, jeweils mit 95 %-Konfidenzintervall
| Azofarbstoff |
p-Phenylendiamin |
p-Aminoazobenzol |
| Dispers Blau 106/124 |
0,00 [- 0,08 - 0,07] |
0,00 [- 0,12 - 0,12] |
| Dispers Blau 106 |
- 0,05 [- 0,08-0,03] |
- 0,10 [- 0,16-0,03] |
| Dispers Blau 124 |
- 0,05 [- 0,07-0,03] |
- 0,10 [- 0,16-0,03] |
| Dispers Orange 3 (CI 11 005) |
0,40 [0,21 - 0,59] |
0,69 [0,50 - 0,87] |
| Dispers Rot 17 (CI 11 210) |
0,03 [- 0,07 - 0,13] |
0,19 [- 0,02 - 0,34] |
| Dispers Gelb 3 (CI 11 855) |
- 0,02 [- 0,03-0,01] |
0,06 [- 0,08 - 0,21] |
| Dispers Rot 1 (CI 11 110) |
0,10 [- 0,05 - 0,24] |
0,06 [- 0,08 - 0,21] |
| Acid Yellow 36 (CI 13 065) |
0,15 [- 0,13 - 0,43] |
0,10 [- 0,10 - 0,30] |
| Bismark Brown R |
- 0,02 [- 0,04 - 0,00] |
0,10 [- 0,10 - 0,30] |
Diskussion
Diskussion
In den Jahren 1998 bis 2002 betrug der Anteil von Patienten mit Verdacht auf Textilallergie
unter den insgesamt im IVDK erfassten Patienten mit gewissen Schwankungen konstant
2,5 %. Eine Tendenz zur Zunahme ist in dem hier untersuchten Datenmaterial nicht zu
erkennen. Die Häufigkeit dieser Testindikation liegt damit - soweit aufgrund unterschiedlicher
methodischer Ansätze ein Vergleich möglich ist - im Bereich dessen, was aus anderen
europäischen Ländern berichtet wird [1].
In Übereinstimmung mit anderen Untersuchungen [11] führten Dispers Blau 106 und Dispers Blau 124 unter den getesteten Textilfarbstoffen
am häufigsten zu allergischen Reaktionen. Die Substanzen haben ein hohes Sensibilisierungspotenzial,
weisen große chemische Ähnlichkeit auf [8]
[15]
[16], und sind schwer voneinander zu trennen. Dispers Blau 124 ist wahrscheinlich stets
mit Dispers Blau 106 verunreinigt; Zweifel an der Reinheit der einzelnen Testsubstanzen sind daher berechtigt. Aus diesem Grund entschloss sich die DKG 1999,
auf die Testung der beiden einzelnen Farbstoffe zu verzichten. Wie eine frühere Datenanalyse
des IVDK ergab, besteht eine hohe Konkordanz positiver Reaktionen auf beide Farbstoffe
untereinander und mit dem Mix „Dispers Blau 106/124” [8]. Die Testung des Mixes führte auch in dieser Untersuchung mit ähnlicher Häufigkeit
zu allergischen Reaktionen wie die Testung der beiden einzelnen Farbstoffe. Sensibilisierungen
gegen diese Textilfarbstoffe sind so häufig, dass die DKG Dispers Blau 106/124 im
November 2001 in die Standardreihe übernommen hat. Nach aktuellen Auswertungen von
IVDK-Daten ergibt sich dabei eine Quote von 1,3 % positiven Reaktionen [17].
Auch auf die meisten der übrigen in der entsprechenden DKG-Testreihe enthaltenen Farbstoffe
waren bei mehr als 1 % der Getesteten allergische Reaktionen festzustellen. Lediglich
für Dispers Rot 11, Dispers Gelb 9, Dispers Blau 3 und Naphthol AS lagen die Reaktionsquoten
niedriger. Sofern sich dies auf längere Sicht bestätigt, wäre zu überlegen, ob der
Verbleib dieser Substanzen in einer Textilfarbstoffreihe sinnvoll ist.
Die Auswertung der Konkordanz zwischen allergischen Reaktionen auf Azofarbstoffe und
p-Aminoazobenzol zeigt, dass bis auf eine Ausnahme die Testung von p-Aminoazobenzol
als Marker für eine Sensibilisierung gegen die in dieser Testreihe enthaltenen Azofarbstoffe
nicht geeignet ist. Die höhere Konkordanz positiver Reaktionen zwischen p-Aminoazobenzol
und Dispers Orange 3 ist darauf zurückzuführen, dass hier eine sehr enge chemisch-strukturelle
Verwandtschaft vorliegt [18]
[19]. In allen übrigen Fällen kann die Epikutantestung der einzelnen Farbstoffe nicht
durch eine Überprüfung von p-Aminoazobenzol ersetzt werden. Aus früheren Analysen
von IVDK-Daten ist eine hohe Konkordanz positiver Reaktionen auf p-Phenylendiamin
und p-Aminoazobenzol bekannt [18]
[19]. Da zudem aktive Sensibilisierungen durch den Epikutantest mit p-Aminoazobenzol
beschrieben worden sind [20], stellt sich die Frage, ob diese Substanz angesichts der geringen diagnostischen
Aussage nicht aus dieser Testreihe entfernt werden sollte.
Die erhöhte Sensibilisierungsquote gegenüber Dichromat in der Gruppe der Patienten
mit Verdacht auf Textildermatitis ist nicht ohne Weiteres zu erklären. Chromathaltige
Farben werden sicher nicht in Textilien eingesetzt. Aus einer früheren IVDK-Datenanalyse
ist aber bekannt, dass bei Frauen mit Dichromatallergie gehäuft Fußekzeme zu finden
sind, und bei diesen wiederum häufig positive Reaktionen auf Dispersionsfarbstoffe
beobachtet wurden [21]. Da auch in der hier untersuchten Gruppe von Patienten mit Verdacht auf Textilallergie
eine ähnliche Konstellation vorliegt, könnte eine Erklärung für die Häufung von Dichromatsensibilisierungen
sein, dass bei einem Teil dieser Patienten primär Schuhekzeme vorlagen, ausgelöst
durch Dichromat und Farbstoffe im Leder, und sekundär eine Textilunverträglichkeit
bei bestehender Farbstoffallergie hinzukam. Eine alternative Erklärungsmöglichkeit
wäre, dass diese Gruppe von Patienten ganz allgemein leichter allergisch gegen Substanzen
reagiert, mit denen die Haut ständig in Berührung ist, also gegen Kleidung und Schuhe.
Bei Perubalsam, Wollwachsalkoholen und Amerchol L 101 handelt es sich um typische
Allergene von Patienten mit Stauungsekzem oder Ulcus cruris bei CVI [22]
[23]. Da solche Patienten unter denjenigen, die wegen des Verdachts auf eine Textilallergie
getestet wurden, deutlich seltener vertreten sind, ist die Reaktionsquote auf diese
drei Stoffe ebenfalls vermindert. Die Unterschiede in der Reaktionshäufigkeit stehen
also nicht direkt mit der Frage der Textilallergie in Zusammenhang.
Schlussfolgerungen
Schlussfolgerungen
Die Textilfarben Dispers Blau 106/124 und Dispers Orange 3 führten bei den hier untersuchten
Patienten mit Verdacht auf Textilallergie am häufigsten zu allergischen Reaktionen.
Die alleinige Testung von p-Phenylendiamin oder p-Aminoazobenzol als Indikator für
eine Sensibilisierung gegen die verschiedenen in Textilien verwendeten Azofarbstoffe
ist nicht ausreichend. Bei entsprechendem Verdacht müssen die einzelnen Farbstoffe
getestet werden.