Einleitung
Einleitung
Die Rosazea ist eine chronische entzündliche Hauterkrankung des Gesichtes, gekennzeichnet
durch Flush, persistierende Erytheme, Teleangiektasien, Papeln und Pusteln sowie Talgdrüsen-
und Bindegewebshyperplasie (Phymbildung). Das Stadium 2 der Erkrankung ist gekennzeichnet
durch persistierende Erytheme, Teleangiektasien sowie Papeln und Pusteln [8]. Die Ätiologie der Erkrankung ist unklar, vermutlich spielt eine Regulationsstörung
der Blutgefäße des Gesichtes eine wesentliche Rolle [4]. Topische und systemische Antibiotika wie Metronidazol und Minocyclin sind in der
Behandlung der Rosacea papulopustulosa erfolgreich [9]. Beim Wirkmechanismus sind wahrscheinlich weniger die antimikrobiellen Effekte der
Antibiotika als ihre antiinflammatorischen auf neutrophile Granulozyten von Bedeutung
[2]. Azelainsäure hat neben einer antimikrobiellen Wirkung eine antientzündliche durch
Hemmung der Generation von reaktiven Sauerstoffspezies durch neutrophile Granulozyten
[1] und immunmodulierende Effekte auf T-Lymphozyten. Die Substanz wirkt daneben auch
antikomedogen. In einer 20 %igen Creme (Skinoren® Creme) ist die Substanz seit über
10 Jahren zur Behandlung der Acne vulgaris zugelassen. Der positive Effekt dieser
Spezialität auch auf die papulopustulöse Rosazea konnte in einer Doppelblindstudie
[3] nachgewiesen werden. In der Folge wurde ein lipidarmes (< 3 %) Hydrogel mit 15 %
Azelainsäure (Skinoren® 15 % Gel) entwickelt, das auch zur Therapie der Acne papulopustulosa
des Gesichts zugelassen ist. Trotz niedrigerer Konzentration erreicht das Hydrogel
verglichen mit der Creme eine deutlich höhere Konzentration des Wirkstoffes in der
Haut [5]. Kürzlich wurden zwei Studien publiziert, die die gute Wirksamkeit von Azelainsäure
in 15 %igem Hydrogel bei der papulopustulösen Rosazea zeigte [10]. Wir berichten über unsere Erfahrungen mit Skinoren® 15 % Gel bei 4 Patienten mit
papulopustulöser Rosazea.
Patienten und Methoden
Patienten und Methoden
Patienten und Therapie
Behandelt wurden je 2 weibliche und männliche Patienten (Altersdurchschnitt: 59 Jahre)
mit langjährig bestehender, zuletzt untherapierter papulopustulöser Rosazea (Stadium
2 der Rosazea). Ein Patient hatte zusätzlich ein Rhinophym (Stadium 3 der Rosazea).
Bei diesem Patienten wurde vor Beginn der Lokaltherapie eine OP des Rhinophyms mittels
hochtouriger Schleifung durchgeführt. Alle Patienten wurden angewiesen, 2-mal täglich
Skinoren® 15 % Gel (Schering Deutschland GmbH, Berlin) auf ihre Gesichtshaut dünn
aufzutragen. Die Behandlungsdauer war bis zu 12 Wochen vorgesehen.
Evaluation des Behandlungserfolges
Zur Bewertung der Erkrankungsaktivität der Rosacea papulopustulosa verwendeten wir
den klinischen IGA (Investor's Global Assessment)-Score (Tab. [1]) zur Bewertung von entzündlichen Läsionen, Erythem und Teleangiektasien [10]. Der IGA-Score wurde vor Therapiebeginn und dann alle 4 Wochen bis zu Ende der Beobachtungszeit
ermittelt. Darüber hinaus wurden Fotografien vor Therapiebeginn und am Ende der Beobachtungszeit
angefertigt.
Tab. 1 Klinischer IGA (Investigator's Global Assessment)-Score zur Bewertung des Schweregrades
bei papulopustulöser Rosazea (Rosazea Stadium 2) nach [10].
Grad |
0 |
1 |
2 |
3 |
4 |
5 |
6 |
|
frei |
minimal |
mild |
mild bis moderat |
moderat |
moderat bis schwer |
schwer |
Papeln und Pusteln |
keine |
kaum |
wenige |
deutlich |
betont |
viele (groß) |
sehr viele (konfl.) |
Erythem |
kein bis Rest |
Rest bis mild |
mild |
mild bis moderat |
moderat |
moderat bis schwer |
moderat bis schwer |
Teleangiektasien |
keine bis mild |
mild bis moderat |
mild bis moderat |
mild bis moderat |
mild bis moderat |
moderat |
moderat bis schwer |
Ergebnisse
Ergebnisse
Bei allen 4 behandelten Patienten kam es binnen 4 Wochen zu einer Besserung des Befundes.
Am Ende der Behandlung war der klinische IGA-Score durchschnittlich auf 61 % des Ausgangswertes
gesunken (Abb. [1]). Besonders gut sprachen die entzündlichen Hautveränderungen (Papeln und Pusteln)
auf die Therapie an (Besserung des Scores auf 44 %) (Abb. [2]), gefolgt von der Besserung des Erythems (63 %) (Abb. [2] u. [3]). Die Wirkung auf die Teleangiektasien war nur gering (74 %) (Abb. [3]). Alle Patienten tolerierten die Behandlung gut, lokale Nebenwirkungen, insbesondere
Hauttrockenheit und -irritation, wurden nicht beobachtet.
Abb. 1 Durchschnittlicher klinischer IGA-Score, und Teilscores für Papeln und Pusteln, Erythem
sowie Teleangiektasien bei vier Patienten mit papulopustulöser Rosazea vor und nach
Lokaltherapie mit Azelainsäure 15 % Hydrogel (Skinoren® 15 % Gel).
Abb. 2 46-jähriger Patient mit Rosazea und Rhinophym (Stadium 3) vor (a) und nach (b) 8-wöchiger Lokaltherapie mit Azelainsäure 15 % Hydrogel (Skinoren® 15 % Gel). Deutlicher
Rückgang von Papeln und Pusteln und Erythem (entsprechend Rückgang des IGA-Scores
von 5 auf 3). Außerdem wurde vor Therapiebeginn eine operative hochtourige Schleifung
des Rhinophyms durchgeführt.
Abb. 3 58-jährige Patientin mit papulopustulöser Rosazea (Stadium 2) vor (a) und nach (b) 12-wöchiger Lokaltherapie mit Azelainsäure 15 % Hydrogel (Skinoren® 15 % Gel). Deutlicher
Rückgang von Papeln und Pusteln und teilweiser Rückgang des Erythems. Allenfalls geringer
Effekt auf Teleangiektasien. Rückgang des IGA-Scores von 5 auf 3.
Diskussion
Diskussion
Eine 20 %ige Azelainsäure-Creme zeigte in einer vehikelkontrollierten randomisierten
Doppelblindstudie einen signifikanten Effekt auf entzündliche Läsionen (Reduktion
auf 27 % des Ausgangswertes) und auf das Erythem (52 %) bei Rosazea papulopustulosa.
Keinerlei Effekt wurde auf die Teleangiektasien beobachtet. Allerdings traten bei
49 % der Patienten lokale Nebenwirkungen auf, speziell brennende Missempfindungen
[3]. Gegenüber einer 0,75 %igen Metronidazol-Creme zeigte sich die 20 %ige Azelainsäure-Creme
in einer doppelblinden Halbseitenstudie als vergleichbar wirksam bezogen auf Papeln,
Pusteln und Erythem [7].
In zwei kürzlich erschienenen Publikationen wird über zwei vehikelkontrollierte randomisierte
Doppelblindstudien und eine randomisierte, doppelblinde Vergleichsstudie gegenüber
0,75 %igem Metronidazol-Gel berichtet. 15 %iges Azelainsäure-Hydrogel zeigte eine
signifikante Reduktion von Papeln und Pusteln auf 42 % bzw. 49 % und des Erythems
auf 56 % bzw. 54 % des Ausgangsbefundes der Rosacea papulopustulosa. Brennende Missempfindungen
traten bei etwa einem Drittel der behandelten Patienten auf, waren aber meist nur
leicht und vorübergehend [10]. Gegenüber dem 0,75 %igen Metronidazol-Gel zeigte sich das 15 %ige Azelainsäure-Gel
in den ersten 8 Therapiewochen als gleichwertig, nach 12 und 15 Wochen als signifikant
überlegen (der Behandlungseffekt stagnierte unter Metronidazol-Gel). Die Zahl der
Papeln und Pusteln nahm auf 28 % ab, das Erythem ging auf 41 % des Ausgangswertes
zurück. Ein therapeutischer Effekt auf die Teleangiektasien wurde in beiden Behandlungsarmen
nicht beobachtet [6].
Trotz der kleinen Fallzahl spiegeln auch unsere Resultate mit Skinoren® 15 % Gel diese
an größeren Patientengruppen mit topischer Azelainsäure bei papulopustulöser Rosazea
gemachten Erfahrungen gut wider: Am besten sprechen die entzündlichen Läsionen der
Papeln und Pusteln an. Der therapeutische Effekt auf das Erythem ist ebenfalls deutlich
vorhanden, jedoch weniger stark ausgeprägt. Auch bei unseren Patienten fand sich eine
Besserung dieser beiden Parameter bereits nach 4 Wochen Therapiedauer. Ein eindeutiger
Behandlungseffekt auf die Teleangiektasien der Rosazea ist durch diese Lokaltherapie
dagegen nicht zu erwarten. Die Verträglichkeit von Azelainsäure 15 %ig in Hydrogel
war bei unseren Patienten durchweg gut. Die topische Anwendung von Skinoren® 15 %
Gel stellt eine rasch wirksame Behandlungsform der papulopustulösen Rosazea dar.