Geburtshilfe Frauenheilkd 2003; 63(1): R2-R19
DOI: 10.1055/s-2004-817983
GebFra-Refresher

Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Therapie der drohenden Frühgeburt - Teil 1

L. Spätling1 , H. Schneider2
  • 1Fulda
  • 2Bern
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Publication Date:
06 February 2003 (online)

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Die kontinuierliche Abnahme der Neonatalsterblichkeit hat dazu geführt, dass die perinatale Mortalität in Deutschland so niedrig ist wie nie zuvor. In mehr als 70 % der Fälle ist die neonatale Mortalität

Die neonatale Mortalität ist zu über 70 % Folge der Frühgeburtlichkeit, deren Inzidenz unverändert bei 7 % liegt.

Folge von Frühgeburtlichkeit [[59]]. Die Inzidenz der Frühgeburten konnte trotz umfangreicher Bemühungen in den letzten Jahren in Deutschland nicht reduziert werden (Abb. [1] u. [2]). Wie auch in den meisten anderen Ländern wurde durch Optimierungen in den Bereichen Prävention, Diagnostik und Therapie nur ein geringer Erfolg erzielt. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass die Rate der ärztlich indizierten Frühgeburten aufgrund einer schlechten fetalen Versorgungssituation unabhängig vom Gestationsalter in den letzten 30 Jahren erheblich zugenommen hat und die Rate der Frühgeburten, die tatsächlich aufgrund vorzeitiger Wehen geboren werden, unter 35 % liegt [[63]].

Abb. 1 Entwicklung der Frühgeburten bezüglich der Tragzeit zwischen den Jahren 1990 und 2000 am Beispiel von Hessen.

Abb. 2 Entwicklung der Frühgeburten bezüglich des Geburtsgewichts zwischen den Jahren 1990 und 2000 am Beispiel von Hessen.

Vorzeitige Wehen sind als klinisches Symptom von zentraler Bedeutung für die Frühgeburtlichkeit

Ursachen von Frühgeburten: ⅓ vorzeitige Wehen ohne Begleitpathologie, ⅔ vorzeitiger Blasensprung oder mütterliche bzw. fetale Pathologie.

. Allerdings sind sie nur bei etwa einem Drittel aller Frühgeburten alleiniger Auslöser (ohne fetale oder mütterliche Begleitpathologie) der frühzeitigen Niederkunft [[29]]. 2 Drittel sind Folge eines vorzeitigen Blasensprungs oder aber einer indizierten frühzeitigen Schwangerschaftsbeendigung aus mütterlichen oder fetalen pathologischen Gründen [[63]].

Die Neonatalsterblichkeit konnte eindeutig durch die verbesserten Überlebenschancen reduziert werden, insbesondere in der Gruppe der sehr kleinen Frühgeborenen. Diese erfreuliche Entwicklung ist als Erfolg der modernen Perinatalmedizin

Die moderne Perinatalmedizin hat die Neonatalsterblichkeit wesentlich gesenkt.

mit Zentralisierung von Hochrisikogeburten in entsprechenden Zentren zu sehen. In gleichem Maße hat die Intensivierung der interdisziplinären Zusammenarbeit und insbesondere der Entwicklung der neonatalen Intensivmedizin zu dieser positiven Entwicklung beigetragen [[21], [33]].

Um ggf. die Tokolyse effektiv einsetzen zu können und die tokolytischen Therapiekonzepte weiterentwickeln zu können, ist das Verständnis der komplexen Vorgänge, die zu vorzeitigen Wehen führen, unabdingbar [[37], [64]]. Gleiches gilt für die Verbesserung der präventiven Maßnahmen.

Da am Übergang vom II. zum III. Trimenon jeder Tag einer Schwangerschaftsverlängerung eine Verbesserung der Überlebenschancen des Frühgeborenen bedeutet, ist eine präzise Bezeichnung des aktuellen Gestationsalters

Korrekte Bezeichnung des Gestationsalters: abgeschlossene Schwangerschaftswochen + Tage der angefangenen Woche.

unbedingt notwendig. Die Zeitangaben werden, den internationalen Gepflogenheiten entsprechend, in abgeschlossenen Schwangerschaftswochen und Tagen angegeben. Am zweiten Tag der 28. Schwangerschaftswoche beträgt das Schwangerschaftsalter also 27 Wochen und einen Tag (27 + 1).

Literatur